Artikel Kopfzeile:
Bildschirmzeit
Kinder und Medien: Wann ist es zu viel?
Die Zeit vor Bildschirmen wird häufig verteufelt, Eltern sind unsicher, was sie ihren Kindern erlauben dürfen und was nicht. Doch wann ist es wirklich zu viel?
Sprungmarken des Artikels:
Inhalt
- Wie lange dürfen Kinder vor einem Bildschirm sitzen?
- Wie lange nutzen Kinder Medien tatsächlich?
- Kann zu viel Zeit vor dem Bildschirm krank machen?
- Welche positiven Einflüsse haben Fernsehen, Handy und Co.?
- Warum widersprechen sich manche Studien scheinbar?
- Macht es einen Unterschied, welche Medien Kinder nutzen?
- Worauf können Eltern achten?
- Wie lange dürfen Kinder vor einem Bildschirm sitzen?
- Wie lange nutzen Kinder Medien tatsächlich?
- Kann zu viel Zeit vor dem Bildschirm krank machen?
- Welche positiven Einflüsse haben Fernsehen, Handy und Co.?
- Warum widersprechen sich manche Studien scheinbar?
- Macht es einen Unterschied, welche Medien Kinder nutzen?
- Worauf können Eltern achten?
Artikel Abschnitt: Wie lange dürfen Kinder vor einem Bildschirm sitzen?
Wie lange dürfen Kinder vor einem Bildschirm sitzen?
Dennoch gibt es allgemeine Empfehlungen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Darin werden folgende Richtwerte für die tägliche Mediennutzung genannt:
Alter (in Jahren) | Empfehlung |
---|---|
0 - 3 | am besten keine Bildschirmmedien, höchstens 30 Minuten Hörmedien, regelmäßiges Anschauen und Vorlesen von Büchern; |
3 - 6 | höchstens 30 Minuten vor dem Bildschirm, höchstens 45 Minuten Hörmedien, regelmäßiges Anschauen und Vorlesen von Büchern; |
6 - 9 | höchstens 45-60 Minuten Bildschirmmedien, höchstens 60 Minuten Hörmedien, regelmäßiges Vorlesen oder Lesen; |
9 - 12 | höchstens 45 bis 60 Minuten pro Tag; |
12 - 16 | höchstens 1-2 Stunden pro Tag; |
16 - 18 | Gemeinsame Regeln zur Nutzung von Bildschirmmedien aufstellen, als Richtwert können 2 Stunden täglich gelten; |
Die BZgA betont, dass ihre Empfehlungen nur zur Orientierung dienen sollen. Ausnahmen seien erlaubt und Familien sollten am besten Regeln festlegen, nach denen sich alle im Normalfall richten.
Genaue Dauer nicht unbedingt ausschlaggebend
Sowieso sollten wir nicht zu viel Wert auf die Minutenzahlen legen, sagt die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Ariadne Sartorius. "Die Frage ist doch: Was macht das Kind anstatt der Bildschirmnutzung?" Es helfe nichts, einem Grundschulkind das Fernsehen zu verbieten und gleichzeitig zu verlangen, dass es ohne weitere Beschäftigung leise dasitzt, während die Eltern im Homeoffice arbeiten.
"Wir müssen also immer sehen, was für die ganze Familie realistisch ist." Dass darunter die Familienzeit, die Freundschaften und Hobbys nicht leiden dürfen, ist für Ariadne Sartorius einer der wichtigsten Aspekte. Solange das gut funktioniert, seien ein paar Minuten mehr oder weniger vor dem Fernseher oder Computer nicht so schlimm.
Artikel Abschnitt: Wie lange nutzen Kinder Medien tatsächlich?
Wie lange nutzen Kinder Medien tatsächlich?
6- bis 7-Jährige schauen zu lange auf einen Bildschirm
Auch die sogenannte KIM-Studie (Kinder, Internet, Medien) untersucht regelmäßig das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen. Hier zeigte sich in der aktuellen Version aus 2020: Kinder im Alter von sechs bis sieben Jahren schauen im Durchschnitt täglich 133 Minuten auf einen Bildschirm (einbezogen sind hier das Fernsehen, Internet, diverse Bildschirm-Spiele, Streamingangebote, Youtube-Kanäle und Mediatheken).
Das überschreitet deutlich die Empfehlung von maximal 60 Minuten der BZgA. Mit steigendem Alter nimmt vor allem die Internetnutzung stark zu, andere Medien wie Streaming und Mediatheken verändern sich weniger.
Insgesamt kommen 12 -bis 13-Jährige auf eine Bildschirm-Zeit von etwa 313 Minuten pro Tag, also mehr als fünf Stunden. Das ist ziemlich lang, aber zumindest kann man argumentieren, dass die etwa 84 Minuten Internetzeit auch der Recherche für Hausaufgaben dienen können.
Dann stellt sich natürlich die Frage: Ist Zeit vor einem Bildschirm besser oder zumindest weniger schädlich, wenn sie lehrreich ist und der Schule dient? Das zu beantworten, ist ungemein schwierig und hängt von vielen Faktoren und Perspektiven ab. Mehr zu den Auswirkungen der Bildschirmzeit insgesamt besprechen wir an dieser Stelle.
Corona hat die Bildschirmzeit erhöht
Zusätzlich müssen wir bedenken, dass Schüler:innen während der Corona-Pandemie häufig durch Homeschooling und Wechselunterricht gar keine andere Wahl hatten, als lange Zeit vor Bildschirmen zu sitzen.
Die Befragungen für die KIM-Studie 2020 fanden im September und Oktober 2020 statt. Zu dieser Zeit waren die Corona-Beschränkungen zwar weniger strikt als in den vorherigen Monaten, in den Schulen war zum Teil Präsenzunterricht möglich. Trotzdem sind die Antworten natürlich von Corona beeinflusst und es zeigt sich, dass deutlich mehr Kinder Zugang zu Computern und Laptops haben oder die Geräte selbst besitzen, als noch in der KIM-Studie 2018.
Auch beim Zugang zu Streamingdiensten und Fernsehgeräten mit Internetzugang gab es im Vergleich zu 2018 einen klaren Anstieg. Das muss nicht ausschließlich an der Pandemie liegen: Gerade bei Streamingdiensten sind in kurzer Zeit deutlich größere und vielfältigere Angebote entstanden.
2023 wurde zudem die JIM-Studie veröffentlicht, die Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren untersucht. Hier gibt es unter anderem eine zeitliche Einordnung der Internetnutzung: 2019 – also vor der Pandemie – verbrachten die Jugendlichen laut eigener Einschätzung etwa 205 Minuten pro Tag online. 2020, mitten in der Pandemie, kamen sie auf den höchsten Wert: 258 Minuten. 2021 ging es leicht zurück auf 241 und 2022 waren sie mit 204 Minuten auf dem Vor-Corona-Niveau. Offenbar nahmen dann andere Aktivitäten wieder mehr Zeit ein. Allerdings: Das Jahr 2023 verzeichnete schon wieder einen Anstieg auf 224 Minuten, der sich natürlich nicht mit Corona erklären lässt. Abgesehen davon mag die Selbsteinschätzung der online-Zeit von Jugendlichen möglicherweise ungenau sein.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Konkurrenz mit anderen Aktivitäten?
Wie Ariadne Sartorius erklärt, kommt es bei der Beurteilung der Bildschirm-Zeit vor allem darauf an, wie Kinder und Jugendliche ihre gesamte Zeit einteilen und welchen anderen Aktivitäten sie nachgehen. Denn ein Aspekt wird in den Empfehlungen zur Bildschirm-Zeit häufig erwähnt: Kinder und Jugendliche könnten durch die Mediennutzung andere Dinge vernachlässigen, etwa sich zu bewegen oder Zeit mit anderen Kindern zu verbringen.
In der KIM-Studie 2020 zeigte sich, dass fast alle Kinder zwischen sechs und 13 Jahren mehrmals in der Woche fernsehen. Etwa 70 Prozent geben sogar an, täglich oder fast jeden Tag Zeit vor dem Fernseher zu verbringen.
Liebste Freizeitaktivität: „Draußen spielen“
Die gute Nachricht: befreundete Menschen treffen, Hausaufgaben erledigen oder lernen, malen oder basteln und sowohl drinnen als auch draußen spielen sind ebenfalls für fast alle Kinder wichtig. Und bei der Frage, welches ihre liebsten Freizeitaktivitäten sind, nannten über die Hälfte der Mädchen und Jungen zwischen sechs und 13 Jahren "Freunde treffen", gefolgt von "draußen spielen". Erst dann kamen digitale Medien zum Zug.
Neben diesen ermutigenden Ergebnissen zeigte auch eine Untersuchung von Kindern im Alter von neun bis elf Jahren, dass die Bildschirm-Zeit andere Aktivitäten nicht unbedingt verdrängt. Vielmehr kommt es auf sozioökonomische Faktoren an, ob sich die Kinder mit Gleichaltrigen treffen oder (sportlichen) Freizeitaktivitäten nachgehen.
Dabei geht es etwa darum, ob die Eltern die Mitgliedschaft in Vereinen überhaupt bezahlen können. Oder ob sie viel und zu ungünstigen Zeiten arbeiten und die Kinder solange irgendwie beschäftigen müssen — und sich der Fernseher als einfachste Möglichkeit anbietet.
Artikel Abschnitt: Kann zu viel Zeit vor dem Bildschirm krank machen?
Kann zu viel Zeit vor dem Bildschirm krank machen?
Keine Kontrolle mehr über Spielverhalten
Als Computerspiel-süchtig gilt, wer sein Spielverhalten nicht mehr kontrollieren kann, es zunehmend anderen Aktivitäten vorzieht und immer weitermacht, obwohl er oder sie dadurch negative Konsequenzen hat. Dazu zählen gesundheitliche Aspekte wie ungesunde oder mangelnde Ernährung und Schlafmangel ebenso wie schlechte Leistungen in der Schule und ein sozialer Rückzug. Und auch, wenn es noch nicht offiziell festgeschrieben ist: Auch andere Medientätigkeiten können solche Effekte haben.
Aber das sind natürlich extreme Fälle. „Zu viel“ von irgendetwas ist immer schädlich. Komplizierter ist es, zu beurteilen, ob die durchschnittliche Bildschirm-Zeit von Kindern und Jugendlichen auch ohne Suchtaspekt die Gesundheit gefährdet. Wie wirkt es sich auf sie aus, wenn sie statt einer Stunde täglich eher zwei bis drei Stunden mit digitalen (Bildschirm-)Medien verbringen? Wo endet die vertretbare Zeit und wird zum „zu viel“?
Antworten darauf zu bekommen, ist nicht einfach – warum, besprechen wir hier. Schauen wir uns trotzdem anhand von ein paar Beispielen an, wo die Bildschirmzeit mögliche negative Konsequenzen haben kann.
Die Augen
Viel auf Bildschirme oder das Smartphone zu starren, kann den Augen schaden. Besonders bei jungen Menschen können wir beobachten: Die Kurzsichtigkeit nimmt deutlich zu. Einen Zusammenhang zwischen der Kurzsichtigkeit und der Zeit vor dem Bildschirm fand 2024 auch eine Meta-Analyse, die 19 Studien von moderater (5) bis hoher Qualität (14) untersuchte. Offenbar förderten vor allem Computer-Bildschirme die Verschlechterung der Augen.
Allerdings sind nicht nur die digitalen Medien Risikofaktoren, auch das Lesen in Büchern oder Zeitungen kann Kurzsichtigkeit begünstigen. Umgekehrt hilft es, wenn wir uns regelmäßig bei Tageslicht im Freien aufhalten und häufiger in die Ferne schauen. Das gilt für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Mehr Informationen dazu gibt es hier.
Das Herz
Verschiedene Studien bringen eine erhöhte Bildschirmzeit bei Jugendlichen mit Herzerkrankungen in Verbindung. Häufig wird das damit erklärt, dass die Jugendlichen ihr Essverhalten schlechter kontrollieren können – etwa, weil sie das Signal "Ich bin satt" nicht mehr so gut wahrnehmen können, wenn sie die Nahrung – oft auch ungesunde Snacks – gedankenlos beim Medienkonsum zu sich nehmen.
Allerdings haben auch diese Studien einige Einschränkungen. So werden Smartphones und Tablets oft nicht in die gemessene Bildschirmzeit eingerechnet oder nur an den Wochentagen gemessen. Das kann natürlich das Gesamtbild verfälschen.
Eine andere langfristige Studie fand zudem keinen Zusammenhang zwischen der Bildschirmzeit und dem Blutdruck oder dem BMI (Body-Mass-Index oder Körpermasseindex).
Bei kleineren Kindern gibt es noch weniger Informationen. Eine kanadische Gruppe untersuchte Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Dieser Studie zufolge ist die Bildschirmzeit kein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Sie fanden zwar eine leichte Erhöhung von "schlechtem" Cholesterol (ein Teil des Cholesterols im Körper besteht aus Lipoproteinen mit hoher Dichte – HDL, high-density lipoprotein – und wird auch als "gutes" Cholesterol bezeichnet, im Gegensatz zu dem non-HDL Cholesterol, um das es hier geht). Die Verbindung mit der Bildschirmzeit war allerdings sehr gering. Die Autorinnen und Autoren schließen daraus, dass es zwar gute Gründe gibt, die Bildschirmzeit zu begrenzen, dass die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber vermutlich nicht zu den stärksten Argumenten gehört.
Das Gehirn
Zwei Studien einer amerikanischen Forschungsgruppe deuten darauf hin, dass sich das Gehirn durch bildschirmbasierte Medien verändert, etwa in den Bereichen, die für Sprache und Lese- sowie Schreibfähigkeiten zuständig sind. Auch funktionelle Verbindungen werden unterschiedlich aktiv, wenn Kinder eine animierte Story auf einem Bildschirm ansehen, ein Buch dazu anschauen oder es nur vorgelesen bekommen.
Allerdings wurden in den Studien jeweils nur sehr wenige Kinder untersucht (47 in einer Studie und gerade einmal 27 in der anderen). Dazu kommt, dass die zweite Studie nur Momentaufnahmen während der Tätigkeit zeigt — ob das langfristig etwas mit dem Gehirn macht, lässt sich daraus nicht schließen.
Eine 2024 veröffentlichte Untersuchung, an der auch die Universität Duisburg beteiligt war, beobachtete die Gehirnentwicklung von Kindern, die zu Beginn der Studie zwischen neun und zehn Jahren alt waren. Vier Jahre lang befragten sie die Kinder jährlich zu ihrer Nutzung von digitalen Medien und machten zudem alle zwei Jahre Bilder von ihrem Gehirn. Interessanterweise fanden sie keinen Einfluss der Medien auf das Großhirn. In gewisser Weise schien die Entwicklung des Kleinhirns (Cerebellum) verändert, das beispielsweise zur Koordination von Bewegungen benötigt wird. Allerdings waren auch dort die Effekte klein.
Insgesamt ist unklar, wie sich die möglichen Veränderungen im Gehirn auf die Gesundheit und die normale Entwicklung auswirken. Selbst, wenn sich unterschiedliche Verknüpfungen bilden, muss das nicht zwingend schlecht sein.
Die Psyche
Hier gibt es sehr unterschiedliche Meinungen, auch unter Forschenden. Die amerikanische Psychologin Dr. Jean M. Twenge fand in ihren Untersuchungen heraus, dass Zeit in der digitalen Welt mit Depressionen im Jugendalter in Verbindung steht.
Gemeinsam mit einem Kollegen errechnete sie außerdem, dass eine Bildschirm-Zeit von vier Stunden pro Tag – eine Dauer, die sie in der Studie als moderat einstuft – für ein allgemein schlechteres psychologisches Befinden sorgt, verglichen mit einer Stunde pro Tag.
Amy Orben und Andrew K. Przybylski, beide aus der experimentellen Psychologie an der University of Oxford (UK), kommen hingegen zu dem Schluss, dass sich die Nutzung digitaler Medien kaum auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen auswirkt. Warum sich diese Einschätzungen so unterscheiden, besprechen wir ausführlicher hier.
Orben und Przybylski argumentieren jedenfalls, dass die Bildschirmzeit eine sehr geringe Rolle spielt, wenn wir andere Faktoren auch betrachten: Das soziale Umfeld, die finanziellen Möglichkeiten und die Genetik haben auf das psychische Wohlbefinden einen weit größeren Einfluss.
Dazu kommt, dass sich diese Faktoren gegenseitig bedingen. Denn Kinder in ärmeren Verhältnissen verbringen häufiger und mehr Zeit vor dem Bildschirm. Das mag etwa daran liegen, dass die Eltern mehrere Jobs haben und sich daher weniger um die Kinder kümmern können.
Leben Kinder überdies in einem eher lieblosen oder gar gewalttätigen Umfeld, prägt sie das einerseits mehr als jede Bildschirmzeit, andererseits bieten digitale Medien womöglich Zuflucht vor dem Alltag. Solche Faktoren lassen sich schwer in Studien einbeziehen und können gleichzeitig das Bild stark verzerren.
Möglicherweise tragen die Sozialen Medien allerdings zu einem höheren Risiko von Selbstverletzung oder gar Suizidgedanken bei. Vor allem dann, wenn junge Menschen im Netz gemobbt werden. Zu dem Schluss kam 2024 eine Zusammenfassung früherer Studien, die sich mit den langfristigen Folgen von Medienkonsum beschäftigten. Die Forschenden schließen daraus: Für diese Gefahr sollten Familien sensibilisiert werden, damit Betroffene rechtzeitig die nötige Unterstützung bekommen.
Die Kognition und das Lernen
Sich Dinge merken, mathematische Aufgaben lösen, Schlussfolgerungen ziehen – im Alltag benötigen wir solche Fähigkeiten ständig. Der Grundstein dafür wird schon im Kindergarten- und Grundschulalter gelegt. Ob, und wenn ja wie, sich Bildschirmzeit auf das Erlernen kognitiver Fähigkeiten auswirkt, ist wissenschaftlich umstritten. So zeigen manche Untersuchungen, dass Kinder schlechter lernen und vor allem ihre Emotionen weniger kontrollieren können, wenn sie viel Zeit vor dem Fernseher oder vor Tablets verbringen.
Möglicherweise werden die digitalen Medien in solchen Fällen dazu genutzt, sie zu beruhigen, unter dem Motto: "Oh, du bist gerade traurig/schlecht gelaunt/sauer – ruh dich kurz vor dem Fernseher aus, dann geht es dir bestimmt besser." Dass es den Kindern und Jugendlichen dann schwerfällt, ihre Emotionen ohne Bildschirm zu kontrollieren, liegt auf der Hand – schließlich lernen sie auf diese Weise gar keine anderen Strategien. Ein anderes Argument ist, dass die Eltern weniger mit den Kindern sprechen, wenn sie länger Serien schauen oder Spiele auf dem Tablet spielen.
Dadurch könnten ihre Sprach- und Lesefähigkeiten verkümmern oder gar nicht erst gut entwickelt werden. Es gibt Hinweise darauf, dass diese negative Wirkung ausbleibt, wenn die Eltern die Bildschirmzeit gemeinsam mit ihren Kindern verbringen und währenddessen mit ihnen über das Gesehene reden. Außerdem gibt es möglicherweise auch positive Auswirkungen auf das Lernen und allgemein kognitive Fähigkeiten, etwa durch gut gemachte Lern-Apps oder digitales Arbeiten in der Schule.
Problematisch ist, wenn der Alltag leidet
Ariadne Sartorius geht als Psychotherapeutin die Frage nach der Schädlichkeit praktisch an. "Es gibt unabhängig von der Zeit, welche die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, einige Zeichen, dass es zu viel wird: Wenn der Alltag leidet, wenn Absprachen nicht eingehalten werden und es häufig durch die Mediennutzung zu Konflikten in der Familie kommt oder wenn das Kind andere Dinge vernachlässigt."
Treten solche Anzeichen auf, kann es für die Gesundheit der Kinder gefährlich werden. Studien zeigen, dass ein gutes Familienklima vielen negativen Auswirkungen vorbeugt: Sprechen die Eltern offen mit ihren Kindern – nicht nur über die Mediennutzung – fördert das die Emotionskontrolle und das Vertrauen untereinander.
Artikel Abschnitt: Welche positiven Einflüsse haben Fernsehen, Handy und Co.?
Welche positiven Einflüsse haben Fernsehen, Handy und Co.?
In seinem Text geht er darauf ein, warum die digitale Welt so anziehend wirkt – etwa die Suche nach menschlicher Verbundenheit, der Hunger nach Abenteuern und das Streben nach Wissen. Er plädiert dafür, weniger zu verteufeln. Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, die positiven Aspekte zu fördern und die negativen möglichst kleinzuhalten. Denn: Ja, es gibt positive Aspekte, und nein, wir werden die Digitalisierung nicht aufhalten – und sollten es auch gar nicht.
Auch gedankenlos Fernsehen kann sinnvoll sein
Wie schon in erwähnt: Alles ist schädlich, wenn wir es übertreiben. Aber nutzen wir die Medien sinnvoll, können sie uns durchaus viel Mehrwert bringen. Dabei soll angemerkt sein, dass „sinnvoll“ nicht unbedingt heißt, am Computer für die Hausaufgaben zu recherchieren oder Gehirntraining zu absolvieren. Auch das gedankenlose Fernsehen kann sinnvoll sein, wenn es uns in dem entsprechenden Moment guttut und entspannt.
Das Gehirn trainieren und Menschen virtuell treffen
Außerdem hat sich in Studien gezeigt, dass Action-Videospiele die neuropsychologische Leistung verbessern können. Dabei kommt es laut den Forschenden wahrscheinlich auch darauf an, welche Spiele gespielt werden. Ob etwa gewalttätige Spiele die Aggression verstärken, wird noch debattiert. Aber es gibt kooperative Spiele mit mehreren Spielenden, die gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten. Das kann die sozialen Fähigkeiten stärken und strategisches Denken anregen.
Beim Lernen kann die Bildschirmtechnologie helfen, weil die Kinder schneller an mehr Informationen kommen. Zudem ermöglicht es ihnen, Kontakt mit weiter entfernten Familienmitgliedern oder befreundeten Kindern zu halten, der sonst vielleicht abreißen oder zumindest sehr eingeschränkt wäre. Und: Wenn Gruppen die Zeit vor dem Fernseher oder mit Videospielen als gemeinsame Freizeitaktivität nutzen, kann es sogar das Gemeinschaftsgefühl stärken.
Fit für das Alter
Andere positive Effekte zeigen Studien vor allem bei älteren Menschen. So werden die kognitiven Fähigkeiten wie das Gedächtnis und das räumliche Vorstellungsvermögen trainiert, ebenso wie das generelle Problemlösen, visuelle Aufmerksamkeit und die Reaktionszeit.
Solche Erkenntnisse gibt es größtenteils in Untersuchungen, in denen die Teilnehmenden etwa Computerspiele als Intervention spielen sollten, oder die Nutzung von Suchmaschinen im Internet lernten. Bei Kindern wäre es wohl schwierig, derartige Studien durchzuführen – die meisten sind bereits gut vertraut mit dem Internet und sollen ja eher weniger als mehr Zeit vor den Bildschirmen verbringen.
Auch gibt es die entsprechenden digitalen Medien noch gar nicht lange genug, zumindest in diesem Umfang, um langfristige Auswirkungen der Bildschirmzeit im Kindesalter auf die kognitiven Fähigkeiten im Erwachsenenalter sinnvoll zu untersuchen.
Wir können aber sicher davon ausgehen, dass Kinder, die mit digitalen Medien groß werden, andere Fähigkeiten ausbauen, als solche, die ihre Kindheit größtenteils draußen verbracht haben. Ob das nun gut oder schlecht ist – mit dieser Frage sollten wir uns, wie es Jay N. Giedd vorschlägt, vielleicht gar nicht zu lange aufhalten, denn es ist einfach die Realität, in der wir leben.
Artikel Abschnitt: Warum widersprechen sich manche Studien scheinbar?
Warum widersprechen sich manche Studien scheinbar?
Die Gruppengröße
Untersuchungen, bei denen Kinder ärztlich untersucht oder ihre Gehirnaktivitäten gemessen werden, sind aufwendig. Deshalb müssen Forschende in solchen Fällen oft mit relativ wenigen Testpersonen auskommen. Aber 20 oder selbst 100 Kinder können nicht den Querschnitt einer ganzen Bevölkerung mit ihren Variationen darstellen.
Andere Studien schauen auf Datensätze von mehreren Tausend Kindern – dann gibt es aber wiederum keine eigentlichen Untersuchungen und kontrollierten Versuche. Die Informationen kommen stattdessen aus Befragungen der Kinder selbst oder ihrer Betreuungspersonen. Was uns zum nächsten Punkt bringt.
Befragungen als Schwachpunkt
Wer gefragt wird, kann falsche Angaben machen oder sich einfach falsch erinnern. Es ist gar nicht so leicht, gut zu schätzen, wie viel Zeit wir oder unsere Kinder mit einer Tätigkeit verbringen. Gerade Mediennutzung passiert gerne unbewusst – wir werfen eben schnell mal einen Blick auf das Handy, müssen kurz eine Nachricht schreiben, noch mal ein Bild anklicken, dauert ja nicht lange.
Eltern möchten unter Umständen auch nicht zugeben, dass sie die Kinder doch gerne mal "vor dem Fernseher parken". Selbst anonyme Befragungen sind keine sonderlich verlässliche Methode, oft aber die einzige Möglichkeit.
Die Gruppeneinteilungen
Wollen wir uns etwa anschauen, welche Auswirkungen eine mittlere oder hohe Bildschirmzeit im Vergleich zu einer geringen oder gar keiner hat? Dann stehen wir vor dem Problem zu entscheiden, welche Zeit wir welcher Kategorie zuordnen.
Gering wäre vermutlich, dass wir uns an die Empfehlungen halten – die der Weltgesundheitsorganisation, die der national zuständigen Behörde oder die der Kinderärztinnen und -ärzte im jeweiligen Land? Was als "mittel" oder "hoch" gilt, ist in den Studien ebenfalls unterschiedlich.
Und wie hoch ist die Aussagekraft, wenn eine Studie Kinder ohne Bildschirmzeit mit solchen vergleicht, die täglich mindestens vier Stunden vor digitalen Medien sitzen? Immerhin gibt es in der Realität kaum noch Kinder, die keine Medien nutzen.
Auch eine und drei Stunden zu vergleichen, kann schwierig sein – zumal die Einschätzung der Bildschirmzeit in der Regel wieder auf Befragungen zurückgeht.
Statistik ist nicht schwarz/weiß
In einem Meinungsartikel aus 2020 befasst sich die amerikanische Psychologin Dr. Jean M. Twenge damit, weshalb sie mit ihrem Team zu anderen Schlüssen kommt als eine Kollegin aus Großbritannien, die mit den gleichen Datensätzen arbeiteten.
Sie kommt zu dem Schluss, dass ihre eigene Auswertung besser ist, aber darum geht es hier gar nicht. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Forschende unterschiedliche Methoden für gut befinden und andere anzweifeln können, ohne dass eine Partei offensichtlich im Recht sein muss.
Jean Twenge zeigt mit ihren wissenschaftlichen Methoden einleuchtend, warum die Zunahme von Depressionen bei Jugendlichen mit dem technischen Umfeld zusammenhängen könnte. Genauso nachvollziehbar und logisch erklärt Amy Orben von der University of Cambridge hingegen, dass die digitale Welt das psychische Wohlbefinden kaum beeinflusst und es andere, viel stärkere Faktoren wie die sozioökonomische Situation gibt.
Viele Unsicherheiten
Insgesamt kommt Amy Orben zu dem Schluss, dass viele Studien zu dem Thema keine gute Qualität aufweisen. Sie sieht etwa ein Problem darin, dass selten zwischen den verschiedenen Arten der digitalen Technologie unterschieden wird. Zudem werden ihrer Meinung nach sehr kleine Effekte als relevant gelesen. Und: Gerade in Untersuchungen, in denen es um psychologische Aspekte geht, lässt sich selten ein konkreter Zusammenhang nachweisen.
Außerdem ist die Richtung des Einflusses unklar: Sind Kinder oder Jugendliche etwa sozial isoliert, weil sie so viel Zeit im Internet verbringen, oder verbringen sie viel Zeit im Internet, weil sie sich in der realen Welt sozial isoliert fühlen und Probleme haben, Kontakte zu knüpfen?
Dazu kommt noch die Interaktion verschiedener Faktoren, die wir schon an dieser Stelle erwähnt haben. Etwa dass Kinder in ärmeren Verhältnissen im Durchschnitt mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen, das Einkommen der Eltern aber auch einen deutlichen Einfluss auf die psychische Gesundheit der gesamten Familie haben kann.
Artikel Abschnitt: Macht es einen Unterschied, welche Medien Kinder nutzen?
Macht es einen Unterschied, welche Medien Kinder nutzen?
Interessanterweise verbrachten die Kinder zwischen sechs und 13 Jahren im Jahr 2020 noch immer die meiste ihrer Bildschirmzeit mit dem „klassischen Fernsehprogramm“. Youtube, Netflix und Co. bekamen in dieser Altersspanne deutlich weniger Beachtung, obwohl Youtube bei den älteren Kindern klar zunahm.
Ganz so detailliert listet die miniKIM-Studie 2023 es nicht auf, allerdings scheint die Nutzung des linearen Fernsehens seit 2020 etwas gesunken zu sein und etwa ein Drittel der Kinder zwischen zwei und fünf Jahren sitzen nie vor einem traditionellen Fernsehprogramm. Stattdessen gewinnen Mediatheken, Streamingdienste, Websites und Apps schon für diese Altersgruppe an Bedeutung.
Bei den Jugendlichen in der JIM-Studie 2023 steht Youtube in der Nutzung ganz oben, gefolgt von kostenpflichtigen Streamingdiensten, erst danach kommt das Fernsehprogramm an die Reihe.
Im Internet stoßen Kinder leicht auf unpassende Inhalte
Je nach Medium und Art der Inhalte gibt es verschiedene Fallstricke. Während wir beim Fernsehen „nur“ darauf achten müssen, kindgerechte Programme zu finden, ist der Umgang mit Medieninhalten im Internet schon komplizierter. Die Kinder stoßen leichter auf unangemessene Inhalte, etwa erotische oder pornografische Darstellungen. Laut der KIM-Studie haben etwa sieben Prozent der Kinder, die sich im Internet bewegen, sogar schon Bekanntschaften mit Menschen gemacht, die unangenehm für sie waren.
Bei der Kommunikation über digitale Medien – Facebook und Instagram, oder auch direkter über WhatsApp, Signal und andere Nachrichten-Apps – besteht zudem die Gefahr des Mobbings, das anonym oder zumindest über eine gewisse Distanz durch die technischen Hilfsmittel schneller passiert als bei einer echten Begegnung. Zudem können sich Angriffe auf die eigene Person weiter und schneller verbreiten.
Unsicher ist, ob eine passive Nutzung wie Serien und Filme zu schauen sich anders auswirkt als eine aktive Nutzung, etwa beim Spielen auf dem Tablet oder mit einer Konsole. Es ist leicht vorstellbar, dass Kinder über Spiele eher kognitive und feinmotorische Fähigkeiten erlernen. Wirklich nachgewiesen ist das allerdings nicht.
Insgesamt kommt es also auf die richtige Nutzung an: Wie gut kennen sich die Kinder im Internet aus und können sich schützen? Legen sie das Handy weg, um reale Gespräche zu führen, oder lassen sie sich ständig von Nachrichten auf dem Smartphone ablenken? Wählen sie altersgerechte Fernsehprogramme aus? Das bringt uns zur nächsten Frage.
Artikel Abschnitt: Worauf können Eltern achten?
Worauf können Eltern achten?
Ein Fernsehnachmittag an Regentagen sei eine gute Gelegenheit für solche Ausnahmen, heißt es dort. Fachleute aus der Kinder- und Jugendmedizin weisen außerdem darauf hin, dass es auch das Gemeinschaftsgefühl der Familie stärken kann, wenn sie gemeinsam Filme ansieht oder Videospiele spielt.
Absprachen zur Mediennutzung sind wichtig
Welche Situationen sich für Ausnahmen anbieten und wann sich die Eltern lieber strikt auf die Regeln berufen sollten, ist in jeder Familie unterschiedlich. Aber tatsächlich gibt es in vielen Familien genaue Absprachen darüber, wie lange die Kinder welche Medien nutzen dürfen.
So gaben im Rahmen der KIM-Studie 2020 etwa drei Viertel der Eltern an, dass sie Absprachen darüber haben, wie lange die Kinder fernsehen dürfen. Für die Internetnutzung hingegen gibt es nur in etwa der Hälfte der befragten Familien feste Regeln.
Und was ist, wenn das Kind bereits viel zu lange vor Bildschirmen sitzt? Dann wird empfohlen, die Zeit wöchentlich um 30 Minuten pro Tag zu reduzieren, bis die Kinder die empfohlene Zeit nicht mehr überschreiten.
Darüber hinaus sollten Eltern darauf achten, dass Kinder mindestens eine Stunde vor dem Schlafen nicht mehr auf Bildschirme schauen – was wohl für viele Familien leichter gesagt als getan ist.
Offene Kommunikation
Kommunikation ist wichtig, erklärt Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin Dr. Wenzel Nürnberger auf der Website des Asklepios-Klinikums Uckermark: Wenn Eltern mit ihren Kindern offen (und altersgerecht) über die Vor- und Nachteile von digitalen Medien sprechen, können diese die Regeln besser nachvollziehen und finden möglicherweise selbst einen gesunden Umgang damit. Das bedeutet auch, die Wichtigkeit anderer Aktivitäten – vor allem an der frischen Luft – zu verdeutlichen und diese Freizeitbeschäftigungen zu fördern.
Am eigenen Verhalten arbeiten
Wenn wir Kindern beibringen möchten, verantwortungsbewusst mit Medien umzugehen, sollten wir auch auf unser eigenes Verhalten schauen. Studien legen nahe, dass die Bildschirmgewohnheiten der Eltern eng mit der Bildschirmzeit der Kinder zusammenhängen.
Das ist nachvollziehbar: Wie kann ein Kind verstehen, dass es das Smartphone möglichst selten zur Hand nehmen soll, wenn die Eltern kaum eine Sekunde ohne ihr eigenes Gerät verbringen? Was natürlich nicht bedeutet, dass Eltern im Beisein der Kinder auf digitale Medien verzichten sollten – auch hier geht es vielmehr um den verantwortungsvollen Umgang, den wir Kindern abverlangen.
Nicht als Druckmittel einsetzen
Das Fernsehen, das Tablet oder die Handy-Nutzung werden außerdem häufig als Belohnung oder Strafe eingesetzt. Es ist etwas, das viele Kinder gerne tun und womit sich Verhalten zumindest oberflächlich recht gut kontrollieren lässt. Wenn ihnen nach einer erledigten Aufgabe Bildschirmzeit versprochen wird oder sie umgekehrt „Fernsehverbot“ bekommen, kann sie das zunächst motivieren, sich an regeln zu halten.
So hilfreich es auch kurzfristig sein mag: Lieber sein lassen, zeigt eine kanadische Studie von 2018. Denn dadurch sitzen die Kinder tatsächlich länger vor Bildschirmen und es ist schwieriger, ein gesundes Verhältnis zu Medien aufzubauen.
Gemeinsam statt auf sich gestellt
Hilfreich ist es hingegen, wenn die Eltern die Geräte und Medien mit ihren Kindern gemeinsam nutzen, besonders bis etwa zum achten Lebensjahr – das empfiehlt die sogenannte Bitkom-Studie 2019 ("Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt"). So können sie sichergehen, dass die Kinder altersgerechte Inhalte verwenden, und sie beim Einstieg in die digitale Welt unterstützen.
Später geht es laut Bitkom-Studie dann zusätzlich darum, über mögliche Gefahren zu sprechen und geeignete Schutzmaßnahmen einzurichten. Etwa ab zwölf Jahren sollten Eltern ihre Kinder auch über Privatsphäre und Datenschutz aufklären, ihnen vermitteln, was legal und was verboten ist, und Dinge wie Gewalt, Pornografie und Mobbing im Internet besprechen.
Handy mit Vor- und Nachteilen
Eine weitere schwierige Frage, der Eltern irgendwann gegenüberstehen: Ab wann darf das Kind ein eigenes Handy haben? Ein Handy kann das Kind stets bei sich tragen. Ein Vorteil, wenn es auf dem Schulweg notfalls erreichbar ist oder selbst eine Möglichkeit hat, die Eltern zu erreichen. Aber auch ein Nachteil, weil das Handy einfach immer greifbar ist und die Kinder möglicherweise gar nicht merken, wie viel Zeit sie damit verbringen und welche Gefahren damit verbunden sind.
Aus Studien lässt sich keine eindeutige Antwort dazu ableiten. Die "#EchtJetzt"-Initiative gegen echte Unfälle im digitalen Leben macht beispielsweise darauf aufmerksam, wie gefährlich die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr oder selbst auf dem Spielplatz sein kann. Dabei geht es nicht nur um die Kinder. Auch wenn Betreuungspersonen durch ihr Smartphone abgelenkt sind, können schließlich brenzlige Situationen entstehen.
Smartphones erst ab zwölf Jahren
Trotz der möglichen Probleme besitzen mittlerweile etwa die Hälfte der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren ein Handy oder Smartphone. Die "!Schau Hin"-Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der ARD, des ZDF und der AOK empfiehlt das erste Handy ab etwa neun Jahren.
Davor könne man ein "Notfallhandy" für den Schulweg nutzen. Smartphones sollten Kinder hingegen erst ab etwa zwölf Jahren bekommen, wenn sie sich mit den Gefahren des Internets und dem allgemeinen Medienumgang ausreichend auskennen.
Wenn Kinder ein Smartphone bekommen, sollten Eltern auf kindgerechte Tarife achten und die Kosten mit ihrem Kind besprechen. Es sollte außerdem so eingestellt sein, dass die Kinder nur auf altersgerechte Inhalte zugreifen können und die persönlichen Daten geschützt sind. Und: Die Kinder sollten auch mit dem eigenen Smartphone die Bildschirmzeiten nicht überschreiten und sich an gewisse Benimmregeln halten, etwa das Ausschalten des Handys im Unterricht.
Sollten Eltern (zum Beispiel anhand der Fragen im blauen Kasten) merken, dass es tatsächlich ein Problem mit der Bildschirmnutzung ihrer Kinder gibt, können sie zunächst mit den Kindern sprechen, aber auch extern Hilfe suchen. Etwa bei der Erziehungsberatungsstelle oder in ihrer kinder- und jugendärztlichen Praxis.
Dort wird bei den Vorsorgeuntersuchungen ohnehin über die Bildschirmnutzung und Entwicklungsauffälligkeiten gesprochen. Sollte es notwendig sein, können sich Familien außerdem an Fachleute aus der Kinder- und Jugendpsychotherapie wenden.
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing: