Artikel Kopfzeile:
Gleichstellung
Gender-Data-Gap: So werden Frauen benachteiligt
Crashtest-Dummies und Medikamente: Vieles orientiert sich an Männern, Frauen bleiben in wissenschaftlichen Studien zu oft außen vor. Diese Lücke – die Gender-Data-Gap – hat weitreichende Folgen für die Gesundheit und Sicherheit von Frauen.
Sprungmarken des Artikels:
Artikel Abschnitt: Was ist die Gender-Data-Gap?
Was ist die Gender-Data-Gap?
Dafür gibt es einige Beispiele: In der Medizin sind lange Zeit Annahmen über den männlichen Körper auf den der Frau übertragen worden – ohne Überprüfung. In der Medikamentenforschung wurde lange nicht berücksichtigt, dass Frauen anders auf manche Wirkstoffe reagieren können und sie andere Dosierungen benötigen könnten als Männer – was nicht immer, aber immer mal wieder der Fall ist. Crashtest-Dummies aus der Verkehrssicherheitsforschung sind lange Zeit vor allem dem männlichen Körper nachempfunden.
Datenlücke Frau
In der Wissenschaft gibt es viele weitere Beispiele für diese Datenlücke. Sie sind gut dokumentiert. In vielen Befragungen und Studien standen oder stehen Männer im Zentrum. Frauen wurden erheblich seltener oder gar nicht untersucht und befragt.
Die Folge ist eine riesige Datenlücke: die Gender-Data-Gap. Sie führt zu einer strukturellen Benachteiligung von Frauen an vielen Stellen. Denn wenn vor allem Daten von Männern in die Ergebnisse einfließen, werden auch auf dieser Basis Schlussfolgerungen gezogen. Diese sollen dann auch für Frauen gelten, ohne dass entsprechende Daten über Frauen erhoben worden sind.
Artikel Abschnitt: Wie ist die Gender-Data-Gap entstanden?
Wie ist die Gender-Data-Gap entstanden?
Der griechische Gelehrte Galenos von Pergamon glaubte, dass Frauen im Prinzip die gleichen Geschlechtsorgane wie Männer hätten. Aufgrund eines Mangels an Hitze seien sie nur nicht in der Lage, diese außen zu tragen. Die Sichtweise, dass der Mann der "Goldstandard" und die Frau eine Abweichung davon sei, hat die medizinische Forschung über Jahrhunderte hinweg beeinflusst. Das erklären die Quarks-Science-Cops in ihrem Video zur Entstehung der Gender-Data-Gap:
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Heute gibt es diese Diagnose zum Glück nicht mehr. Trotzdem wird das Verhalten von Frauen bis heute in Konfliktsituationen teilweise als hysterisch beschrieben.
Artikel Abschnitt: Was ist die Gender-Health-Gap?
Was ist die Gender-Health-Gap?
Ein sehr bekanntes Beispiel für fehlende Daten von Frauen sind Herzinfarkte. Dieser plötzliche Verschluss einer Herzkranzarterie ist die häufigste Todesursache bei Männern und Frauen in Deutschland. Die Symptome, die dem Herzinfarkt klassisch zugeschrieben werden, treten aber vor allem bei Männern auf.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Herzinfarkte und Gender-Data-Gap
Ein stechender Brustschmerz, der in den linken Arm ausstrahlt, wird vor allem bei Männern mit Herzinfarkt beobachtet. Frauen zeigen oft andere Symptome wie Übelkeit und Atemlosigkeit. Bei der medizinischen Untersuchung wurde der lebensbedrohliche Zustand von Frauen mit Herzinfarkt oft zu spät erkannt. Ihre Symptome wurden nicht richtig verstanden. Während Männern oft schnell geholfen wurde, starben Frauen, weil die Herzinfarkte zu spät erkannt wurden.
Artikel Abschnitt:
"Frauenleiden" PMS
Besonders deutlich wird die Datenlücke bei Beschwerden, die nur Frauen betreffen und die bei Männern nicht auftreten. Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) ist so ein Fall. Die Symptome des PMS sind vielfältig: Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen und Unterleibsschmerzen, Wassereinlagerungen, Fressanfälle, unreine Haut und Übelkeit, innere Unruhe, Stress, Angst und grundlose Traurigkeit.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Obwohl es so viele Betroffene gibt, ist PMS lange unterschätzt worden. Dabei ist eine besondere Form sehr gefährlich. Bei der Prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) können die psychischen Beschwerden sogar zu Suizidgedanken führen.
Artikel Abschnitt:
Forschungslücke: der weibliche Orgasmus
Wie viel besser der männliche Körper und seine Prozesse untersucht sind, wird auch in der Sexualwissenschaft deutlich. So ist bei Frauen nicht final geklärt, warum sie einen Orgasmus haben. Klar ist nur, dass der Orgasmus bei Frauen nicht notwendig für die Fortpflanzung ist.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Artikel Abschnitt: Sind Frauen in der Medikamentenforschung benachteiligt?
Sind Frauen in der Medikamentenforschung benachteiligt?
Inzwischen gibt es gesetzliche Änderungen, die Frauen den Zugang zu klinischen Studien erleichtern sollen. Trotzdem sind viele Studien immer noch überwiegend auf Männer ausgerichtet.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Sogar für Männer zeigen sich Nachteile. Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Viren nur durch das weibliche Sexualhormon Östrogen abgewehrt werden. Eine Erkenntnis, die in der Medikamentenentwicklung sicherlich hilfreich sein könnte. Durch die Fokussierung auf den Mann wurde sie lange nicht beobachtet.
Über den/die AutorIn:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Leider bin ich zufällig auf dieses Artikel gestoßen. Dass es diesbezüglich ein Defizit an Daten gibt, ist unbestritten und kann sachlich diskutiert werden. Dass dieser Zustand aber als Beweis für ein „die Frauen abwertendes Weltbild“ herhalten muss und zur Unterstützung der Argumentation längst überholte Ansichten der Antike zitiert werden, halte… Weiterlesen »
Danke für die Bearbeitung dieses extrem wichtigen Themas! Großes Dunkelfeld ist auch immer noch die Menopause, bei der eigentlich nur die Behandlung mit Hormonen empfohlen wird, die ihrerseits Krebs verursachen kann. Alternative Behandlungen sind kaum untersucht und werden daher nicht empfohlen. Oder Myome, die erheblich Blutungen und Probleme verursachen, immer… Weiterlesen »
Ein Punkt;Verhütung;Mein jetziger Freund konnte sich in der Schweiz(ab 18 erlaubt) mit 21 vasektomieren lassen.Mir als erwachsene Frau mit damals 24 Jahren wurde die Tubensterilisation in Deutschland mit dummen Argumenten verweigert (von mindestens 10 Aerzten).Konnte mich in Venlo/NL mit damals 25 sterilisieren lassen.Mein Körper,meine Freiheit.Bin jetzt super Glücklich ohne Schwangerschaftsgefahr.
Wenn es um Gender-Gaps geht, warum dann nur die Gaps, bei denen die einen „strukturell diskriminiert“ werden? Als 1,63 großer Mann bin ich von den Crash-Test-Daten genauso beeinträchtigt, während die 1,80 große Frau wohl eher weniger beeinträchtigt ist. Und ich hab vermutlich trotzdem eine geringere Lebenserwartung. Depressionen gehen bei Männern… Weiterlesen »
Bei den Dummys ist genau genommen auch die große Frau nicht gleich gut vertreten, da sich Sklett und Körperbau auch unabhängig von der Körpergröße unterscheiden. Es gibt durchaus grundsätzlich geschlechtsspezifische Unterschiede. Nicht nur sitzt der Gurt anders durch die Brüste, auch Schultergelenke sitzen anders, Muskeln-Bindegewebe Verhältnis und Proportionen unterscheiden sich.… Weiterlesen »