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Umwelt
Wie gefährlich ist Mikroplastik?
Mikroplastik ist überall: in der Luft, im arktischen Eis und sogar im menschlichen Körper. Wie kommt es dahin? Wie schädlich ist es für uns?
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Artikel Abschnitt: Was ist Mikro- und Nanoplastik?
Was ist Mikro- und Nanoplastik?
Das Problem: Achtlos weggeworfene Tüten, Flaschen oder Verpackungen verrotten nicht. Durch Alterungs- und Zerfallsprozesse entsteht so das sogenannte sekundäre Mikro- und Nanoplastik. Manchmal werden Produkten auch winzige Plastikteilchen zugesetzt. So waren vor einigen Jahren noch Kunststoffpartikel in Cremes und Peelings enthalten. Diese nennt man primäres Mikro- und Nanoplastik.
Artikel Abschnitt: Woher kommt Mikro- und Nanoplastik?
Woher kommt Mikro- und Nanoplastik?
Bei jedem Waschgang verlieren die Kleidungsstücke bis zu 2000 winzige Kunststofffasern, die nicht von den Waschmaschinen aufgefangen werden können. 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer stammt vom Faserabrieb der Textilwäsche.
Das ergab eine Studie der International Union for Conservation of Nature. Textilfasern sind damit die Mikroplastikquelle Nummer Eins bei der Meeresverschmutzung.
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Von der Kläranlage auf die Felder
Mikro- und Nanoplastik befindet sich im auch im Klärschlamm – ganz einfach, weil die Kläranlagen ihren Job machen und mit speziellen Zyklonfiltern und Zentrifugalkraft 99 Prozent der kleinen Partikel aus unserem Trinkwasser lösen. Aus diesem Grund ist unser Trinkwasser von sehr hoher Qualität und weitestgehend frei von den kleinen Plastikpartikeln. Der Klärschlamm ist allerdings voll damit. Und so kann über diesen Klärschlamm Mikro- und Nanoplastikplastik im Dünger auch auf unsere Felder und auf diesem Weg in unsere Böden gelangen. Und von da aus wird es durch Hochwasser in unsere Meere und Flüsse geschwemmt.
Forschende aus Manchester haben etwa zehn Flüsse untersucht und in jedem davon Mikro- und Nanoplastik in Sediment- und Bodenproben gefunden. Mehr als eine halbe Million Plastikpartikel pro Quadratmeter Flussbett konnten sie nachweisen. In einer anderen Untersuchung haben Forschende festgestellt, dass in der Donau stellenweise mehr Plastikpartikel als Fischlarven treiben. Schätzungen zufolge befanden sich in dem Fluss durchschnittlich 317 Plastikpartikel und nur 275 Fischlarven in 1000 Kubikmetern Wasser.
Plastikmüll zerfällt zu Mikro- und Nanoplastik
An Land ist das Problem sogar noch gravierender: Je nach Umgebung gab es hier das 4- bis 23-Fache der Menge an winzigen Plastikpartikeln, die sich in Ozeanen finden lässt. Mikro- und Nanoplastik gelangt durch die industrielle Nutzung in die Umwelt, aber auch durch die Verbraucher.
Achtlos weggeworfene Verpackungen, Tüten oder Flaschen verrotten nicht. Durch Alterungs- und Zerfallsprozesse entsteht Mikro- und Nanoplastik.
Und auch über die Luft kann es sich dann verteilen. Forschende vermuten, dass Mikro- und Nanoplastik in der Atmosphäre schwebt und sich durch Regentropfen oder Schneeflocken auf dem Erdboden verteilen kann. Eine Studie liefert Beweise: Forschende des Alfred-Wegener-Instituts haben erstmals kleine Plastikteilchen in Schneeproben nachgewiesen. Die Studie bezieht sich auf die Arktis – ein Lebensraum, der vergleichsweise sehr dünn besiedelt ist, aber ähnliche Verschmutzungsgrade aufweist wie dicht besiedelte Regionen dieser Welt.
Ein Grund dafür sind die Flüsse: "Der Arktische Ozean macht zwar nur rund ein Prozent des Gesamtvolumens der Weltmeere aus, erhält aber mehr als zehn Prozent des globalen Wasserzustroms durch Flüsse, die unter anderem aus Sibirien Plastik ins Meer spülen", heißt es in einer Mitteilung des Instituts. Eine weitere Eintragsquelle ist die Fischerei. Besonders Netze und Seile, die von den Fischenden im Meer entsorgt werden, sind dabei ein sehr großes Problem.
Wind verteilt winzige Plastikpartikel über weite Strecken
Mikro- und Nanoplastik kann nicht nur übers Wasser verteilt werden, sondern auch über die Luft: Weil die Partikel so klein wie Staubkörnchen sind, können sie vom Wind hinweggetragen werden – besonders in Form von Fasern schweben sie gut.
In Spitzbergen sammelten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Proben des sogenannten Fall-Outs – also der Partikel, die sich aus der Luft niederschlagen. Auf einer Eisscholle fanden sie 14.400 Partikel pro Liter. Dieser besonders hohe Wert fand sich allerdings in nur einer einzigen Probe, die anderen lagen bei unter Tausend Partikeln pro Liter.
Wie viel Plastik durch die Luft übertragen werden kann, lässt sich nicht genau sagen. Es hängt stark von den Luftströmen ab, die beim Schneefall geherrscht haben: Ob sie sauber oder dreckig waren. Doch um genauere Aussagen treffen zu können, brauchen die Forschenden weitere Daten.
Artikel Abschnitt: Worin steckt Mikroplastik?
Worin steckt Mikroplastik?
Mikro- und Nanoplastik auch in Wasser aus der Flasche
Forschende der Universität Münster konnten in einer Studie ebenfalls nachweisen, dass in Wasser aus Plastikflaschen kleinste Plastikteilchen stecken. In allen 38 untersuchten Mineralwässern fanden die Forschenden Partikel aus Mikroplastik, die häufig kleiner waren als ein rotes Blutkörperchen.
In Mehrwegflaschen aus Plastik und Glas fanden die Forschenden allerdings die meisten Teilchen, und zwar bis zu 300 Partikel pro Liter. Die Rückstände in Einweg-PET-Flaschen waren deutlich geringer, sagt Forscherin Darena Schymanski. Die Vermutung: Mehrweg-Flaschen werden bis zu 50 mal wiederverwertet. Dabei können die Innenwände aufrauen, so dass kleine Widerhaken entstehen, die dann PET-Teilchen an das Wasser abgeben. Einweg-Flaschen hingegen bestünden aus frisch aufgespritztem Plastik und hätten somit eine besonders glatte, unbenutzte Innenoberfläche, so dass sich weniger Teilchen verhakten.
Dass auch in Glasflaschen Teilchen gefunden wurden, überraschte selbst die Forschenden. Hier geht man davon aus, dass kleinste Partikel durch den Reinigungsprozess ins Innere der Flasche gelangen konnten.
Plastik in Lebensmitteln
In einigen Fischarten konnten Mikropartikel nachgewiesen werden, wobei sich diese Befunde hauptsächlich auf Magen- und Darminhalte beschränken, die beim Verzehr der Fische meistens nicht mitgegessen werden, erklärt das Chemische Untersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe. Darüber hinaus konnte Mikroplastik auch in Salz und Muscheln und Bier nachgewiesen werden.
Artikel Abschnitt: Können wir Mikroplastik aufnehmen?
Können wir Mikroplastik aufnehmen?
Das Forschungsteam hat in 17 von 22 anonymen Blutspenden Mikroplastik gefunden. Die Hälfte der Proben enthielt den Kunststoff PET, das man von herkömmlichen Plastikflaschen kennt. Ein Drittel der Blutproben erhielt Polystyrol, das bis zum Jahr 2021 in Lebensmittelverpackungen aus Styropor vorkam. In einem Viertel fanden die niederländischen Forschenden Polyethylen; aus diesem Material bestehen etwa auch Plastik-Tragetaschen, die mittlerweile in der EU verboten sind.
Sachkundige des Umweltbundesamts befürchten zudem, dass sich kleinste Plastikpartikel, die wir mit dem Flaschenwasser (oder anderen Lebensmitteln) aufnehmen, in unserem Gewebe anreichern könnten.
Richtig ist aber auch: Wir haben natürliche Mechanismen, um solche Partikel abzuwehren: etwa Schleimhäute in Mund, Nase, Rachen und Darm. So schützen wir uns beispielsweise vor Sandkörnern, die wir versehentlich verschlucken.
Nichtsdestotrotz konnten Forschende winzige Plastikteilchen in der Leber, der Lunge und in der Plazenta von Menschen finden. Was und wieviel davon in unser Blut und in unsere Organe gelangt, ist jedoch von vielen Faktoren abhängig: Die Größe der Kunststoffteilchen spielt eine wichtige Rolle und auch die Art des Kunststoffs.
Artikel Abschnitt: Mikroplastik im Gehirn
Mikroplastik im Gehirn
Im Jahr 2023 konnten Forschende der Universität Wien zeigen, dass winzige Plastikteilchen die Blut-Hirn-Schranke bei Mäusen überwinden können. In einer weiteren Arbeit von 2025 zeigte eine chinesische Forschungsgruppe, dass sich hohe Konzentrationen von Kunststoffpartikeln negativ auf das Gehirn der Mäuse auswirkten.
Nur wenige Stunden nachdem den Tieren die Plastikteilchen gespritzt wurden, zeigten sie motorische Störungen und hatten Gedächtnisprobleme, die mehrere Tage anhielten. Experten und Expertinnen warnen jedoch davor, diese Ergebnisse direkt auf den Menschen zu übertragen.
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Wie gefährlich ist Mikro- und Nanoplastik für uns?
Verbraucher könnten relativ beruhigt sein. Die Aufnahme von Mikroplastik in den menschlichen Körper oberhalb einer Größe von 150 Mikrometern sei unwahrscheinlich, heißt es in dem Bericht der WHO. Zudem gebe es Mechanismen im Körper, die dafür sorgen, dass auch kleinere Partikel vom Körper wieder ausgeschieden werden.
"Gesunde Haut und Schleimhaut stellt tatsächlich eine recht effiziente Barriere gegenüber größeren Teilchen dar", sagt Hanns Moshammer, Fachgebietsleiter Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health von der Medizinischen Universität Wien: "Forschungsbedarf besteht noch zum Barriere- Verhalten von erkrankter Haut oder Schleimhaut – zum Beispiel nach Verletzungen und Entzündungen."
WHO: keine Gefahr durch Mikroplastik im Trinkwasser
Neben weiterer Forschung fordert die WHO präventiv eine zusätzliche Filterung des Abwassers. Dem Bericht zufolge könnten dadurch neunzig Prozent der kleinen Plastikpartikel aus dem Wasser entfernt werden. Auch Chemikalien oder mikrobielle Erreger ließen sich so entfernen.
"Auch in Deutschland kann durch zusätzliche Maßnahmen in der Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung der Anteil an Mikroplastik reduziert werden", sagt Professorin Rita Triebskorn, Leiterin der Arbeitsgruppe vom Institut für Evolution und Ökologie der Eberhard Karls Universität in Tübingen. "Wie groß dieser Anteil sein kann, hängt von der gewählten Technologie ab." Der Standard der Trinkwasseraufbereitung sei in Deutschland ohnehin bereits sehr hoch, sagt Triebskorn.
Naturschutzbund kritisiert WHO-Studie
Die Studie der Weltgesundheitsorganisation trifft nicht nur auf Zustimmung. "Die WHO-Studie gibt zu früh Entwarnung", sagt Nadja Ziebarth vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND).
Es sei beispielsweise nicht untersucht worden, ob es Risiken birgt, wenn ein Mensch Kunststoff einatmet. Auch das Trinkwasser müsse regelmäßig auf Mikroplastik untersucht werden, fordert Ziebarth.
Die Risikobewertung für Mikro- und Nanoplastik ist komplex
Für eine aussagekräftige Risikobewertung braucht man harte Fakten. Es muss genau geklärt sein, welcher Stoff in welcher Konzentration über welchen Zeitraum wie aufgenommen wurde und zu welchen Folgen das geführt hat. Solche Untersuchungen sind für Mikro- und Nanoplastik kaum durchzuführen.
Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Kunststoffen mit Tausenden von Zusatzstoffen, die eventuell auch gesundheitsschädlich sein könnten. Zudem kommt es stark auf die Größe der Plastikpartikel an, ob sie vom Körper aufgenommen werden oder nicht. Anders als bei Einzelstoffen haben wir es bei Mikro- und Nanoplastik mit einem Mix aus verschiedenen Stoffen zu tun.
Was können wir gegen Mikro- und Nanoplastik tun?
Plastik sollte stets im Abfall und nicht in der Umwelt entsorgt werden. Bei Plastik im Außenbereich, vor allem bei Abdeckfolien und Planen sollte man darauf achten, dass man sie austauscht, bevor sie brüchig werden und zu kleinen Teilen zerfallen. Generell kann man versuchen, wenn möglich auf Plastikverpackungen zu verzichten oder auch das Auto öfter mal stehen zu lassen, denn der Abrieb der Reifen produziert vor allem im Stadtverkehr viel Mikro- und Nanoplastik.
Zwar können Verbraucher und Verbraucherinnen das Problem alleine nicht lösen, aber zumindest einen Beitrag dafür leisten, dass weniger neues Mikro- und Nanoplastik entsteht.
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Fortnite CD ist auch in Plastik also ist es egal
Wichtig
Ich bin Genervt wenn man weiss was alles angerichtet wird mit diesem scheiss Plastik und trotzdem wird in masse Protuziert. Und vorallem beim Lebensmittel wo man nur den Kopfschütteln kann. Sorry wenn ich sehe das man 2 bis 3 Verpackungen macht ist so unlogisch. Plastik ist fast gar nicht abbaubar… Weiterlesen »
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