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FAQ
Der Wolf zurück in Deutschland
Der Wolf hat ein Imageproblem: Er macht Menschen Angst. Im Ökosystem spielen große Beutegreifer wie der Wolf aber eine wichtige Rolle. Wir haben Antworten auf die wichtigen Fragen.
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Artikel Abschnitt: Ist der Wolf überhaupt zu etwas nutze?
Ist der Wolf überhaupt zu etwas nutze?
Ja, denn große Beutegreifer sind wichtig für das ökologische Gleichgewicht
Wölfe töten und jagen vor allem alte, kranke und schwache Tiere, die leichte Beute sind. Oder Jungtiere. Wölfe jagen lieber Frischlinge, als sich mit wehrhaften Wildschweinen anzulegen, hat eine Nahrungsanalyse des Senckenberg-Instituts für Naturkunde Görlitz ergeben.
Auch wenn sie Rotwild jagen, schnappen sich die Wölfe eher junge und alte Tiere. Die Hauptproduktionsträger werden dagegen deutlich seltener gefressen. Die Wildpopulation bleibt somit im Gleichgewicht.
Der Einfluss des Wolfes auf den Wald geht aber noch weiter: Hat das Rudel ein Beutetier erlegt, fressen sich die Wölfe satt und lassen den Kadaver liegen. Nun rücken die Aasverwerter an.
Eine Fotofalle im Bayerischen Wald konnte belegen, dass sich neben Insekten wie dem Aaskäfer auch Seeadler und Habichte für den Wolfsriss interessieren. Einige Käfer arbeiten Reste vom toten Tier in den Boden ein, andere nehmen Aas auf und fliegen weiter. Was übrig bleibt, wird von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien zersetzt – das führt zu nährstoffreichem Boden.
Wie viel der Wolf aktuell zum ökologischen Gleichgewicht des Waldes beiträgt, ist nicht abschließend geklärt.
Wolf und Mensch – Feinde?
Die Wechselwirkungen zwischen Großraubtieren, großen Pflanzenfressern und dem Wald sind komplex und vielschichtig. Und der Impact des Menschen auf das ökologische Gleichgewicht ist durch Faktoren wie die Forstwirtschaft, Jagd und Zersiedelung groß.
"Wenn der Mensch nicht so einen großen Einfluss hätte, könnte der Wolf sehr ausgleichend auf das Ökosystem wirken", sagt der Freiburger Naturschutzbiologe Marco Heurich. "Doch die Jagdstrecken von Rehen und Rothirschen belegen aktuell: Die Zahlen sind durch Wölfe noch nicht zurückgegangen."
Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit den ökologischen Einflüssen von Wölfen beschäftigen, stammen aus naturnahen Ökosystemen und sind deshalb nicht ohne Weiteres auf Mitteleuropa zu übertragen.
Oft sind die untersuchten Gebiete große Schutzgebiete, wo der Einfluss durch den Menschen nur eine geringe Rolle spielt. Wie stark der Mensch die Wechselwirkung zwischen Fleischfressern, Pflanzenfressern und Ökosystem in Kulturlandschaften beeinflusst, muss daher noch weiter untersucht werden.
Wölfe stehen an der Spitze der Nahrungspyramide, sie haben keine natürlichen Fressfeinde. Solange sie genügend Beute aufstöbern und von Krankheiten verschont bleiben, könnten sie sich ungehindert ausbreiten.
Der Spezies würde das grundsätzlich guttun: Nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie wird der Erhaltungszustand von Wölfen noch als "ungünstig-schlecht" bewertet. Sprich: Es ist noch Platz für mehr Wölfe.
Artikel Abschnitt: Ist der Wolf für den Menschen gefährlich?
Ist der Wolf für den Menschen gefährlich?
Wer sich in der Nähe eines Wolfes unwohl fühlt, sollte sich langsam zurückziehen – nicht hektisch weglaufen. Oder das Tier mit Lärm vertreiben, also laut rufen und in die Hände klatschen. Der Wolf wird dann im Zweifelsfall sogar seine Beute oder die Welpen zurücklassen und flüchten. Wichtig: Dem Tier nicht folgen, es nicht erschrecken oder in die Enge treiben.
Bitte nicht füttern!
Wölfe gehen uns zwar normalerweise aus dem Weg – trotzdem kann es passieren, dass sie in der Dämmerung oder nachts durch Dörfer laufen. Denn wo wir sind, gibt es Futter, zum Beispiel auf illegalen Müllkippen.
Wenn Wölfe von Menschen gefüttert werden, absichtlich oder unabsichtlich, kann es gefährlich werden. Vor allem für den Wolf. Denn die Tiere verlieren ihre Scheu und werden damit unberechenbar. Für den Wolf mit dem klangvollen Namen MT6 endete dieses Verhalten tödlich. Er hatte sich immer wieder Menschen genähert, insbesondere Hundebesitzern bei der Gassirunde. Eine unkalkulierbare Gefahr: MT6 musste deshalb abgeschossen werden.
Welpen manchmal zu zutraulich
Vor allem Wölfe, die schon im Welpenalter von Menschen angefüttert werden, können gefährlich werden. “Wolfswelpen sind wie Kleinkinder. Sie sind neugierig und müssen die Gefahren im Leben erst kennenlernen. Das bedeutet mitunter, dass sie einem Menschen auch mal aus Neugier folgen können”, so die Pathologin Szentiks vom IZW. Das Problem dabei: Wolfswelpen und ausgewachsene Wölfe sind für Laien nicht einfach zu unterscheiden. Denn mit vier Monaten sind die Tiere schon recht groß, aber immer noch verspielt.
Insbesondere Hunde interessieren den Wolf: Entweder als Sozialpartner oder als Konkurrent. Beides könnte problematisch sein, deshalb sollten Hunde an der Leine gehalten werden und nur an ausgewiesenen Freilaufflächen frei rennen. Denn eine Begegnung von Hund und Wolf kann für beide Seite sehr unschön enden.
Angriffe auf Menschen gab es bislang noch nicht
Seit die Wölfe in Deutschland wieder heimisch geworden sind, hat es noch keinen bestätigten Angriff auf Menschen gegeben. Bei dem Vorfall in Niedersachsen gibt es bislang keine gesicherten Hinweise darauf, dass es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat. Klar ist aber: Wildschweine sind wohl die größere Gefahr: Durch Schwarzkittel-Attacken werden immer wieder Menschen verletzt oder getötet. Dennoch kam es auch in den letzten Jahre vereinzelt zu Wolfsangriffen, zum Beispiel in Amerika und Kanada. Auch in Europa hat der Wolf in der Vergangenheit Menschen attackiert: In den 1950er- und 1970er- Jahren kamen in Spanien vier Kinder bei Angriffen ums Leben, vier wurden verletzt.
Artikel Abschnitt: Ist der Mensch für den Wolf gefährlich?
Ist der Mensch für den Wolf gefährlich?
2018 wurden in Deutschland doppelt so viele Wölfe illegal erschossen als in den Jahren zuvor. Zum Vergleich: In natürlichen Systemen wie dem Yellowstone-Nationalpark sterben die meisten Wölfe durch Konflikte mit anderen Rudeln.
Der Wolf gehört in Deutschland zu den streng geschützten Tierarten. Wer vorsätzlich einen Wolf abschießt, begeht eine Straftat. Die Konsequenzen bewegen sich zwischen einer Geldstrafe und einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.
Auch wer versehentlich einen Wolf tötet, kann im Gefängnis landen. Das Gesetz sieht eine Haftstrafe von bis zu sechs Monaten vor. Doch die Abschreckung hält sich scheinbar in Grenzen – 2018 wurden insgesamt neun Wölfe illegal getötet.
Artikel Abschnitt: Welchen Schaden verursacht der Wolf an Nutztieren?
Welchen Schaden verursacht der Wolf an Nutztieren?
Für Landwirt:innen und Schäfer:nnen sind Wolfsübergriffe deshalb ein ernstes Problem, denn für sie bedeutet jedes tote oder verletzte Tier auch einen wirtschaftlichen Schaden. Wie hoch der ist, hängt unter anderem vom Schlacht- und Zuchtwert ab.
Die Zahl der getöteten Tiere steigt stark
Im Jahr 2016 hatten die Bundesländer noch 1079 Tiere gemeldet, die durch Wölfe getötet, verletzt wurden oder vermisst werden. 2017 waren es insgesamt 1667 Tiere, davon der Großteil Schafe (1366).
Rinder oder Pferde werden nur selten von Wölfen angegriffen – kein Wunder, sie sind ziemlich wehrhaft. Zwischen 2002 und 2016 wurden insgesamt 3455 Tiere von Wölfen angegriffen oder gerissen. Der Anteil der Schafe unter den tierischen Opfern: über 85 Prozent.
Ob es wirklich der Wolf war, ist oft nicht klar
Diese Zahlen beziehen sich auf die Meldungen der Bundesländer, die bei der “Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf” eingehen. Allerdings ist es je nach Bundesland unterschiedlich, wie sicher die Übergriffe tatsächlich Wölfen zugeordnet werden können. Es ist also nicht unbedingt gesagt, dass für alle getöteten, verletzten oder vermissten Schafe auch tatsächlich der Wolf verantwortlich ist. Todesursachen können zum Beispiel auch wildernde Hunde, Füchse oder Krankheiten sein.
Und: Die meisten gemeldeten Übergriffe konzentrieren sich auf Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel wurde 2017 lediglich ein Übergriff auf ein Schaf gemeldet. Klar, dort gibt es ja auch kaum Wölfe.
Erfreulicherweise beträgt der Anteil der Nutztiere auf dem Speiseplan des Wolfes weniger als ein Prozent. Wölfe fressen in erster Linie Rehe, Rotwild und Wildschweine, haben Wissenschaftler:innen der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung nachgewiesen. Sie haben die Fressgewohnheiten von Wölfen in den ersten acht Jahren nach ihrer Rückkehr nach Deutschland untersucht.
Artikel Abschnitt: Gibt es Mittel, diese Schäden zu verringern?
Gibt es Mittel, diese Schäden zu verringern?
Der Wolf ist klug – und springt auch mal drüber
Denn inzwischen sind einzelne Wölfe schon Experten im Überwinden von Schutzvorrichtungen. Sie bezwingen sogar Zäune, die als Mindestschutzstandards für Ausgleichszahlungen gelten:
Ein straff gespannter, mindestens 90 Zentimeter hoher Elektrozaun – unten bündig oder mit stromführender Litze. Nur wer diesen Schutz einhält, bekommt im Schadensfall Geld.
Und es gibt eine Deluxe-Lösung, die effektiver, aber eben auch teurer ist: 120 Zentimeter Elektrozaun mit mindestens fünf Stromdrähten. Diese Lösung empfehlen das Bundesamt für Naturschutz und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Noch sicherer sind Schafe und Ziegen nachts im Stall aufgehoben, insbesondere in Begleitung von Herdenschutzhunden. Generell ist der Herdenschutz Ländersache, in vielen Bundesländern werden Schutzmaßnahmen bereits gefördert.
Es gibt Geld für tote Tiere
Um die Ausgleichszahlungen für Wolfrisse kümmert sich in fast allen Bundesländern das Wolfsmanagement. Dazu müssen die geschädigten Besitzer:innen Rissgutachter:innen bestellen.
Für eine Ausgleichszahlung reicht es zum Teil schon, wenn Wölfe als Verursacher nicht ausgeschlossen werden können wie in Brandenburg. In Nordrhein-Westfalen und Hessen muss der Wolf eindeutig oder mit hoher Wahrscheinlichkeit der Verursacher sein.
Selbstjustiz allerdings ist keine Lösung. Wölfe stehen unter Schutz, sie dürfen nicht geschossen werden. Der Wolf ist in den Anhängen II und IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien gelistet. Soll heißen: Er steht unter einem besonderen Schutz. Wer auf ihn schießt, macht sich strafbar.
Landwirt:innen und Schäfer:innen sind jedoch nicht immer mit den Maßnahmen zufrieden. Die Ausgleichszahlungen zu bekommen sei nicht leicht und die Schutzmaßnahmen zu teuer und oft nicht effektiv.
Artikel Abschnitt: Warum hat der Mensch Angst vorm Wolf?
Warum hat der Mensch Angst vorm Wolf?
Vermutlich brachten ihn unsere Vorfahren deshalb im Laufe der Zeit in Sagen mit dem Teufel in Verbindung. Die Menschen schrieben ihm Eigenschaften wie Bösartigkeit oder Habgier zu. Schon Anfang des 9. Jahrhunderts organisierten sie die ersten Treibjagden auf Wölfe.
Um 1500 verbreitete sich zudem der Glaube an Werwölfe. Menschen am Rande der Gesellschaft wurden die schlechten Wolfseigenschaften zugeschrieben – um sie dann zum Tode zu verurteilen. In der Literatur verfestigte sich das schlechte Image des Wolfes über die Jahrhunderte.
Die Folge: Er wurde gejagt wie kein anderes Tier und bei uns vor etwa 150 Jahren ausgerottet. Vereinzelte Wölfe in freier Wildbahn waren danach vermutlich aus Wildparks, Zoos oder Zirkussen ausgebrochen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg verirrten sich ab und zu einige der Tiere nach Deutschland, allerdings wurden alle überfahren oder erschossen.
Wölfe sind nützig.
Vom Wolf gerissene Tiere bedeuten zumindest für halbwegs empathische Landwirte und Schäfer mehr als nur einen wirtschaftlichen Schaden! Schauen Sie doch einmal einem Lämmchen zu, das verzweifelt neben seiner tot gebissenen Mutter steht und versucht zu trinken (genau das hatte ein Schäfer beschrieben) oder erklären Sie einem Kind, daß sein… Weiterlesen »
Wenn ein Wolf ein Tier gerissen hat wird er es nicht auf einmal fressen.wird der Kadaver aber sofort entfernt als Beweißmittel für Zahlungen ist es natürlich das der Wolf sich neue Beute sucht .Man sollte den Kadaver mal liegen lassen und sehen was passiert.
Vieleicht sollte man sich diesen Film auch mal ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=J9Jas4vJIis&feature=youtu.be&fbclid=IwAR3o68KrRcaOoZAU-zbbbWSwP016cz9GAtqSlfQskeWXcGabtz2wlgw07hc
Man kann nicht einfach behaupten, dass wir keinen Platz für Wölfe haben. Wölfe passen sich der Umgebung an. Sie fressen daher auch nicht alles an Rotwildbeständen weg und ziehen dann weiter. Sie konzentrieren sich auf kranke und schwache Tiere. Es dezimiert sich also von selbst. Liebe Ulrike Thiel! Natürlich ist… Weiterlesen »
Was Sie beschreiben sind die Folgen der Sünden in den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts, wo die Forstwirtschaft den Bauern die Fichten als Brotbaum der Zukunft angepriesen hat. Viele sind dieser offiziellen Empfehlung damals gefolgt Es wurden Fichten an nicht geeigneten Standorten angpflanzt.und heute haben wir den Salat. Wenn Sie… Weiterlesen »
Der Wald ist kein Stadtpark und Hobbyjagd! gehört endgültig verboten! Wenn ihr Ballern wollt, geht zum Bund, lasst euch verpflichten.