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Quarks Storys Folge 13
Revolution Computermaus – So hat es Klick gemacht!
Rainer Mallebrein macht eine kleine Erfindung, die in jede Hand passt und unseren Umgang mit Maschinen revolutioniert. Aber er ist zu früh dran. Viel zu früh.
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Keiner schlägt die Maus
Ohne sie würden die meisten von uns am Computer ziemlich hilflos aussehen: die Maus. Sie gehört einfach zum Desktop-Rechner dazu. Seit ihren Anfängen in den 80er-Jahren haben sich die Personal Computer massiv verändert – die Maus ist ziemlich gleich geblieben. Dabei hätte sie auch völlig anders aussehen können. Die Ingenieur:innen haben damals verschiedene Konzepte getestet: zum Beispiel einen Ultraschallvorhang vor dem Bildschirm, auf den man mit den Fingern tippen statt klicken kann. Oder einen Joystick zum Navigieren. Sogar eine Steuerung mit dem Knie wurde gebaut.
Die Maus war der Spitzenreiter. Damit machten die Testpersonen die wenigsten Fehler, ihr Arm wurde nicht so schnell müde und sie konnten schnell zur Tastatur wechseln. Die Computermaus, so simpel sie auch ist, hat also ihre klaren Vorzüge. Und trotzdem war es ein langer Weg, bis sie unseren Umgang mit Maschinen revolutioniert hat.
Deutsche Ingenieur:innen sagen nicht "Maus"
Rainer Mallebrein ist in den 60er-Jahren Ingenieur bei Telefunken in Konstanz am Bodensee. Das Unternehmen ist damals eine internationale Größe in der Funk- und Nachrichtentechnik. Für die Bundesanstalt für Flugsicherung kommt ein Großauftrag: Es soll ein neuer, digitaler Arbeitsplatz für die Fluglots:innen her. Sie sollen auf einem digitalen Bildschirm Flüge markieren und benennen können. Klingt vielleicht simpel – aber Mallebreins Team muss dafür erst mal einen Bildschirm entwickeln. Die frühen Rechner in den 60er-Jahren füllen damals noch ganze Räume. Sie hatten keinen Bildschirm, sondern druckten ihre Ergebnisse auf Papier oder stanzten Löcher in Papierstreifen. Dass ein Laie einen solchen Computer bedient? Undenkbar.
Mallebrein und seine Kolleg:innen machen sich also an die Arbeit. Sie müssen erstmal einen Computerbildschirm entwickeln und natürlich ein Gerät, um darauf die Flugzeuge auszuwählen. Eine Maus vielleicht? Mallebrein und seine Kolleg:innen hätten ihre Erfindung aber niemals so genannt. Ein Gerät zur Steuerung, bei dem eine kleine Kugel über den Tisch rollt, muss folgerichtig Rollkugelsteuerung heißen. Doch die große Präsentation des neuen Arbeitsplatzes für die Lots:innen mit Rollkugelsteuerung läuft nicht so wie geplant.
Meanwhile in San Francisco …
Doug Engelbart ist in den 60er-Jahren Ingenieur und Wissenschaftler am Stanford Research Institute. Er hat große Pläne für den Computer: Eine Art Intelligenzverstärker soll er sein, eine Verlängerung des Gehirns. Für die Steuerung testet sein Team eine ganze Reihe von Geräten, darunter auch die Kniesteuerung. Im Labor haben er und seine Kolleg:innen alle Geräte am gemeinsamen Rechner hängen. Aber wenn es schnell gehen muss, benutzen alle am liebsten: einen kleinen Block aus Holz mit abgerundeten Ecken und drei Knöpfen oben drauf – die Maus.
Frühstart der Revolution
Beide Entwickler liefern sich einen Wettlauf - ohne voneinander zu wissen. Es geht um nicht weniger als den Umgang des Menschen mit Maschinen, darum, dass Computer für alle Menschen leicht bedienbar werden. Ihre Erfindungen waren wegweisend, aber zu früh. Jemand anderes machte die Maus zum "next big thing".
Die Macher:
Autorin: Sophie Stigler
Moderation: Sebastian Sonntag
Regie & Dramaturgie: Sven Preger
Technik: Timo Ackermann
Redaktion: Jan Friese
Dieser Beitrag war eine Freude zu lesen. Ihr Schreibstil ist ansprechend und Ihre Recherche gründlich.
Na toll, jetzt lasst ihr uns mit der Erfindung des Touchscreens hängen… Ich musste während dem Podcast dann doch sehr oft schmunzeln, während ich mit meiner Maus wild auf dem Monitor rumgeklickt habe 🙂