Artikel Kopfzeile:
Quarks Daily Spezial
Mikroplastik überall! Und jetzt? - Das Update
Mikroplastik ist überall: auf Bergspitzen, tief im Meer – und längst schon in unserem Blut. Wir sehen es nicht und doch könnte es ein Riesenproblem werden, für uns – und den Planeten.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Was ist eigentlich Mikroplastik?
Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel bezeichnet, die zwischen fünf Millimeter und 1000 Nanometer klein sind. Es stammt etwa von üblichen Plastikteilchen und wurde über die Jahre durch Wind und Witterung klein geschrubbt. Das Problem: achtlos weggeworfene Tüten, Flaschen oder Verpackungen verrotten nicht. Durch Alterungs- und Zerfallsprozesse entsteht Mikroplastik.
Noch kleiner als Mikroplastik ist Nanoplastik. Ein Nanopartikel verhält sich zur Größe eines Mikroplastikpartikels in etwa so wie ein Fußball zur Größe des gesamten Erdballs. Während man kleine Mikroplastikteilchen also mit dem Auge sehen kann, braucht es hochkomplexe Mikroskope, um Nanoteilchen aufzuspüren.
Weitere Angaben zum Artikel:
Du willst täglich mehr wissen?
Artikel Abschnitt:
Es ist im Feld und im Wasser
Mikroplastik gelangt unter anderem durch Textilien und Kosmetik ins Wasser, wo es dann rausgefiltert wird und im Klärschlamm landet. 99 Prozent der Partikel werden durch Zentrifugaltechnik aus unserem Trinkwasser gefiltert, das wir bedenkenlos trinken können. Über den Klärschlamm gelangt das Mikroplastik dann aber als Dünger auf die Felder und auf diesem Weg in unsere Böden. Und von da aus wird es etwa durch Hochwasser in Meere und Flüsse geschwemmt. Es verteilt sich auf diesem Wege überall.
Angereichert im Fluss-Sediment
Forschende aus Manchester haben etwa zehn Flüsse untersucht und in jedem davon Mikroplastik in Sediment- und Bodenproben gefunden. Mehr als eine halbe Million Plastikpartikel pro Quadratmeter Flussbett konnten sie nachweisen. Kein Wunder, dass es auch in Fischen und sogar in Fischlarven nachgewiesen werden konnte.
Studie: Mikroplastik zirkuliert auch in unserem Gefäßsystem
Im März 2022 haben Forschende der Uni Amsterdam eine Studie veröffentlicht, in der sie Mikroplastik erstmals in menschlichem Blut nachweisen konnten. Die Wissenschaftler:innen haben in 17 von 22 Blutspenden von anonymen Spender:innen Mikroplastik gefunden. Die Hälfte der Proben enthielt PET-Kunststoff, das man von herkömmlichen Plastikflaschen kennt. Ein Drittel der Blutproben erhielt Polystyrol, das in Lebensmittelverpackungen vorkommt.
Und in einem Viertel fanden die niederländischen Forscher:innen Polyethylen; aus diesem Material bestehen etwa auch die Plastiktragetaschen, die mittlerweile in der EU verboten sind. Das sind ganz klare Hinweise, dass wir Polymerpartikel in unserem Blut haben.
Artikel Abschnitt:
Studie: Wo Mikroplastik im Körper landet
Um Mikroplastik zu uns zu nehmen, müssen wir es noch nicht mal essen oder trinken. Es reicht, zu atmen. Die Partikel, die wir einatmen, lagern sich in der Lunge, in der Nasenhöhle und im Kehlkopf an. Wo es sich genau ablagert, hängt von der Frequent der Atmung und der Beschaffenheit der Moleküle ab. Kugelförmige Partikel bleiben häufig in den Atemwegen, während zylindrische oder pyramidenartige Partikel tiefer rein gehen. Das Modell von Forschenden der University of Technology Sydney aus dem Frühsommer 2024 hat allerdings seine Grenzen, weil es auf einem digitalen Modell unseres Atemtraktes basiert. Es vereinfacht die Vorgänge also, gibt uns aber ein grundlegendes Verständnis für das Thema.
Was richtet das Plastik im menschlichen Körper an?
Das weiß man noch nicht. Um diese Frage zu beantworten, fehlt es weiterhin an wissenschaftlicher Evidenz. Befürchtungen gehen davon aus, dass die Partikel durch den Körper wandern und sich in Organen festsetzen. Tierversuche deuten darauf hin, dass Kleinstpartikel sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Sie wurden in Gehirnen von Mäusen nachgewiesen. Dort können sie möglicherweise zu Entzündungen oder Schäden an den Zellmembranen führen. US-amerikanische Forscher:innen der University of Rhode Island gingen bei den Mäusen sogar von einem gestörten Verhalten aus. Ergebnisse aus Tierversuchen lassen sich nicht komplett auf Menschen übertragen. Hier ist weitere Forschung notwendig.
Mögliche Folgen von Mikroplastik im Körper: chronische Schäden oder sogar Krebs. Belege, dass das in unserem Körper passiert, fehlen allerdings bislang. Die Forschung hat daher Mikro- und Nanoplastik besonders im Fokus. Es muss weiter geforscht werden, was Mikroplastik – auch im Nanometer-Bereich – in uns anrichtet und welche gesundheitlichen Folgen dies haben könnte.
Was jede:r Einzelne unternehmen kann
Verbraucher:innen könnten dafür sorgen, möglichst wenig Plastik zu verwenden und so auch den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren. Mit unseren Einkäufen können wir die Industrie dazu bringen, umzudenken. Gemüse und Obst sollten wir in Papier packen, nicht in dünne Plastikbeutel.
Beim Wäsche waschen kann man darauf achten, Waschmittel ohne Mikroplastik einzusetzen. Und bei Klamotten gilt: 100% Baumwolle ist viel besser als Kleidung mit Jersey oder Elasthan. Das steckt häufig in Funktionskleidung. Je häufiger man die wäscht, desto mehr kleine Partikel landen in der Umwelt.
Außerdem ergibt es Sinn, dass wir als Gesellschaft weiter in Recycling investieren und Plastik aus dem Meer fischen, bevor es über Jahre zu Mikroplastik wird – und noch schwerer zu entfernen ist.
Über den/die AutorIn:
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Wenn Sie heute in ein Bekleidungsgeschäft gehen und mal die Etiketten von allen möglichen Kleidungsstücken lesen, lesen Sie durchweg 40 bis 100 Prozent Kunstfaser – in Pullis, Hosen, Tops, Jacken, Mänteln… Baumwolle und Wolle wird in den letzten Jahrzehnten immer mehr durch Synthetik ersetzt. Der Faserabrieb aus diesen Textilien gelangt… Weiterlesen »
Hoffe die Mikroplastik senkt die Samenmenge der Männer,Reduction der Fruchtbarkeit.Währe dringend notwendig bei 8 Millarden Welt Ueberbevölkerung.
Jersey ist elastisches Material, üblicherweise gestrickt, das aus Bauwolle oder anderen Stoffen sein kann. Es ist nicht notwendiger Weise aus Kunststoff.
Warum steht hier nur „Was jede:r Einzelne unternehmen kann“, nicht aber, was politisch unternommen werden könnte? Damit werden die eigentlichen Lösungen unterschlagen – die müssen nämlich politisch zustande kommen.
Recycling von Kunststoff – was gut klingt, entpuppt sich in der Praxis leider anders: Wer schon einmal in einer Recyclingfirma war, weiß, dass allein beim hierfür notwendigen Schreddern der Plastikverpackungen Unmengen an feinstem Plastikstaub entstehen. Wie jeder weiß, unterscheiden Rückgabeautomaten für Flaschenbehältern nicht zwischen solchen aus klarem, grünen oder blauen… Weiterlesen »