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Tschüss Gleichberechtigung – Wenn das erste Kind alles verändert
Wenn Paare Eltern werden, rutschen sie oft in traditionelle Rollen – auch, wenn sie sich das anders vorgestellt hatten. Warum passiert das und was können Eltern, Politik und Unternehmen für mehr Gleichberechtigung tun?
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Was es heißt, für ein Kind verantwortlich zu sein, lernt man am besten im Alltag. So zeigen Studien, dass Väter, die Elternzeit nehmen, auch langfristig mehr Care-Arbeit leisten. Außerdem wirkt es sich positiv auf die Berufswege ihrer Partnerinnen aus.
Elternzeit: Theorie und Praxis klaffen auseinander
Doch auch wenn immer mehr Väter Elternzeit beantragen, bleibt die Verteilung ungleich: Über 70 Prozent der Frauen nehmen Elternzeit, im Vergleich zu nur knapp 30 Prozent der Männer. Zudem sind Frauen durchschnittlich mehr als 14 Monate in Elternzeit, während Männer weniger als vier Monate zu Hause bleiben.
Oftmals geringere Rentenbezüge für Mütter
Mütter unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit nicht nur länger, sie arbeiten nach dem Wiedereinstieg oft auch nur in Teilzeit. Das schmälert langfristig ihre Karrierechancen und die Höhe ihrer Rentenbezüge. Bei Männern hat die Familiengründung dagegen kaum Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit. Über 90 Prozent arbeiten weiter in Vollzeit.
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Kinder verändern das Leben von Frauen stärker als das von Männern
Frauen leisten aber nicht weniger Arbeit, sie übernehmen einfach andere Aufgaben – etwa im Haushalt, bei der Kindererziehung oder bei der Pflege von Angehörigen. Der sogenannte Gender-Care-Gap erfasst die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der unbezahlten Sorgearbeit. In Deutschland beträgt er laut Statistischem Bundesamt aktuell fast 45 Prozent. Das bedeutet konkret, dass Frauen pro Tag fast 80 Minuten mehr Care-Arbeit leisten.
Sogar wenn beide Eltern zu gleichen Teilen erwerbstätig sind, liegt die Hauptlast der Sorgearbeit bei den Frauen. Außerdem sind sie oft diejenigen, die im Kopf haben, wenn noch ein Geschenk für den Kindergeburtstag besorgt oder ein Arzttermin vereinbart werden muss – sie leiden also stärker unter dem sogenannten Mental Load.
Ungleiche Arbeitsverteilung macht Paare unzufrieden
Studien zeigen, dass Familien mit gleichberechtigter Aufgabenverteilung zufriedener sind und dass sich eine Mehrheit der Paare genau das wünscht: mehr Gleichberechtigung. Während der Pandemie haben Väter festgestellt, dass es ihnen guttut, wenn sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Laut dem Väterreport der Bundesregierung von 2023 wünscht sich die Hälfte der befragten Väter, dass Paare die Kinderbetreuung idealerweise gleichmäßig aufteilen. In der Realität ist das aber nur bei 21 Prozent der Fall.
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Das Modell Fifty-Fifty wagen nur rund ein Fünftel der Paare
Leitbilder verändern sich langsam. Der Ausbau von Kitas hat dazu beigetragen, dass Erwerbstätigkeit von Müttern heute selbstverständlicher ist als früher. Doch um echte Gleichberechtigung zu erreichen, braucht es weitere Maßnahmen von Politik, Wirtschaft und auch von den Elternpaaren selbst.
Es braucht neue Vorbilder und mehr Kita-Plätze
Zum Beispiel könnten Unternehmen Väter aktiv ermutigen, Elternzeit zu nehmen. Die Politik müsste Doppelverdiener-Paare fördern, statt mit Ehegatten-Splitting und beitragsfreier Mitversicherung in der Familienversicherung eine traditionelle Aufgabenverteilung zu begünstigen. Einer der wichtigsten Bausteine für mehr Gleichberechtigung ist der weitere Ausbau von Betreuungsangeboten.
Auch Paare selbst können etwas tun und schon vor der Familiengründung klären, wie sie die zum Teil neuen Aufgaben fair aufteilen wollen. Denn während die Frage, wie die Elternzeit genommen werden soll, in die Planung einfließt, sprechen nur die wenigsten im Vorfeld darüber, wie sie zum Beispiel Aufgaben im Haushalt gerecht verteilen wollen, wie individuelle Freizeit gestaltet werden kann und vielleicht auch, wer nachts aufsteht, wenn das Baby weint. Reden hilft
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