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Straßenverkehr
So gut ergänzen Seilbahnen unser Verkehrssystem
Südamerika ist Vorreiter, wenn es um urbane Seilbahnen geht. Auch in Deutschland sollten wir verstärkt auf Gondeln setzen, weil sie mehr können, als nur spektakuläre Aussichten zu bieten.
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Urbane Seilbahnen sind weltweit auf dem Vormarsch
An den steilen Hängen der Großstadt, die sich auf einer Höhenlage von 3200 bis 4100 Meter befindet, lassen sich U-Bahnen oder Metros einfach nicht realisieren. Seilbahnen hingegen überwinden solche Höhenunterschiede problemlos und befördern bis zu 7.000 Passagier:innen pro Stunde.
Auch in Deutschland wird über Seilbahnkonzepte diskutiert. Konkrete Ideen gibt es bereits unter anderem in Bochum, Wuppertal, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und Berlin. Während hierzulande die Infrastruktur von Straße und Schiene an ihre Kapazitätsgrenze stößt, ergeben sich durch die Seilbahnen neue Möglichkeiten.
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Seilbahnen bieten viele Vorteile
Clever eingesetzt bietet die Seilbahn allerdings viele Vorteile gegenüber konventionellen Nahverkehrsmitteln. Urbane Seilbahnen zeichneten sich durch einen geringen Ressourcenbedarf aus, so Follmann.
Dabei konkurrieren sie nicht mit Straße und Schiene, könnten diese aber sinnvoll ergänzen. Sie können relativ einfach in das bereits vorhandene ÖPNV-System eingebunden werden – und dabei bestimmte Abschnitte übernehmen, auf denen räumliche Hindernisse überwunden werden müssen, zum Beispiel Flüsse oder Gebäude. Selbst Höhenunterschiede von Tausenden Metern stellen für die Seilbahnen kein Problem dar.
Keine Platzprobleme in der Luft
Unter Verkehrsforscher:innen gilt die Luft als ein gut verfügbarer Fahrweg: "Auf bestehenden Verkehrswegen ist die Unterbringung neuer Trassen für Busse und Bahnen schwer“, erläutert Heiner Monheim, Professor am Trierer Institut für Raumentwicklung. "Dafür müsste man den Autoverkehr massiv einschränken und verdrängen, um Platz für die neuen Verkehrsmittel zu machen.“ Politisch sei das ziemlich schwierig. "Die urbane Seilbahn hat keine Platzprobleme. Platz braucht sie nur punktuell für Masten und Stationen.“
Zudem seien Seilbahnen auch sehr leistungsfähig und nehmen – je nach Kabinengröße und Tempo – bis zu 7000 Passagiere je Stunde und Richtung mit. Weil die Seilbahn den direkten Weg über die Luftlinie nimmt, kommen die Menschen mit ihr schnell voran – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, erschienen im Fachblatt „Transport Policy“. In La Paz beträgt die Zeitersparnis durch die Seilbahn demnach gegenüber anderen Verkehrsmitteln im Durchschnitt bis 22 Prozent.
Ungewohnte Perspektiven für die Fahrgäste
Für die Mitfahrenden ergibt sich in den Bahnen ein Fahrerlebnis mit neuen, ungewohnten Perspektiven auf die Stadt und die Landschaft. "Es ist fast wie beim Fliegen“, so Monheim: "Moderne Kabinen bieten zudem einen hohen Fahrkomfort.“ Öffentlicher Nahverkehr kann so wieder Spaß machen. Denn umweltfreundlich sind Seilbahnen auch. Sie verkehren lärm- und emissionsarm und verbrauchen weniger Energie, weil sie wenig Reibung erzeugen. Weiterer Vorteil: Weil kein Personal in den Kabinen benötigt wird, sind die Betriebskosten relativ gering.
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Seilbahnen sind keine Alleskönner
Seilbahnen finden nicht überall Akzeptanz. Sie können die Privatsphäre beeinträchtigen, wenn sie – wie etwa in La Paz – über private Wohnhäuser fahren. "Die rechtliche Bewertung beim Überfahren privater Grundstücke ist noch unklar, daher sollten möglichst öffentliche Flächen und Straßen für die Seilbahntrasse verwendet werden.“ Auch die Schatten der Gondeln könnten zu Problemen führen, wenn sie etwa andere Verkehrsteilnehmer:innen irritieren.
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Und jetzt?
Seilbahnen in Verkehrsprojekten stärker berücksichtigen
Seilbahnen als Problemlöser
In Europa konnten sich die Planenden urbane Seilbahnen lange Zeit nicht vorstellen. Aufgrund der guten Erfahrung in anderen Weltregionen – Südamerika, Asien und Afrika – geht man bei diesem Thema nun offensiver ans Werk. "Wo sich dicht bebaute Siedlungsgebiete mit extrem engen Straßen und vielen Treppen die Berge hochziehen und wo konventionelle Busse und Bahnen wegen der engen Bebauung nicht verkehren können, sind Seilbahnen gefragte Problemlöser“, so Monheim.
Aktuell werden auch in deutschen Städten, allen voran in Wuppertal und Bochum, Masterpläne geschmiedet, die Seilbahnen in ein größeres Verkehrsnetz integrieren. Reine Zukunftsmusik sind Seilbahnen also nicht.
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