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Deutsche Bahn
So trickst die Bahn bei ihrer Verspätungs-Statistik
Die Deutsche Bahn war diesen Sommer so unpünktlich wie nie. Und das ist nur die offizielle Definition von Pünktlichkeit – nach der gilt man selbst mit 15 Minuten Verspätung noch als pünktlich.
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Wie spät ist denn die Deutsche Bahn im Schnitt?
Hier fängt das Getrickse eigentlich schon an: Die Verspätung wird nämlich gar nicht berechnet. Es gibt also keine Statistik darüber, wie viel zu spät ein Zug im Schnitt kommt. Was es aber gibt ist eine Statistik über die Pünktlichkeit aller Züge. Und die lag letztes Jahr bei 94,1 Prozent.
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94 Prozent pünktliche Züge klingt ja eigentlich ziemlich gut ...
Ja, aber auch nur, weil hier ein gewichteter Mittelwert gebildet wurde. Das positive Bild wandelt sich aber, wenn man die Werte einzeln betrachtet. Im Nahverkehr sind 94,4 Prozent aller Züge pünktlich. Also schon ziemlich viele. Die Quote von Fernzügen ist aber deutlich schlechter: 78,5 Prozent. Das heißt: Jeder fünfte ICE kommt nicht pünktlich am Ziel an.
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Ab wann spricht die Deutsche Bahn denn überhaupt von einer Verspätung?
Bei uns in Deutschland gelten Züge erst ab sechs Minuten als verspätet. Alle Züge, die mit weniger als sechs Minuten Verspätung ankommen, werden in der Statistik also noch als pünktlich gewertet. Aus statistischer Sicht ist das schon legitim, sich Toleranzwerte zu setzen. Die Definition von sechs Minuten Verspätung ist aber willkürlich.
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Wie kommen denn diese sechs Minuten als Verspätungsgrenze zustande?
Das hat historische Gründe: Die Bahnhofsuhren hatten damals keinen Sekundenzeiger. Die fünfte Minute endete "optisch" also erst mit dem Zeigersprung auf die sechste Minute. An dieser Regel hält die Deutsche Bahn bis heute fest.