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Altersforschung
Darum altern und sterben wir
Irgendwann sterben wir alle, klar. Aber warum ist das eigentlich so – warum können wir nicht ewig leben? Wissenschaftler suchen nach Antworten in unseren Zellen.
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Auch wenn wir gesund altern, können wir nicht ewig leben
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Genetik. Forscher vermuten ein Zusammenspiel aus mehreren Genen, die eine Gruppe von Menschen besonders lange leben lassen. Darunter befindet sich eine Variante des FOXO3-Gens, umgangssprachlich als Methusalem-Gen bezeichnet. Helmut Schmidt, der bis ins hohe Alter geraucht hat und trotzdem 96 Jahre alt geworden ist, der Filmproduzent Artur Brauner, der 2019 mit 100 Jahren verstorben ist, die Rekordhalterin Jeanne Calment, die 122 Geburtstage feiern konnte – Wissenschaftler wissen heute, dass Personen ein so hohes Alter nur erreichen können, wenn sie eine genetische Veranlagung dazu haben.
Doch auch wer gute Gene besitzt und sein Leben lang nicht raucht und trinkt, viel Sport treibt und sich gesund ernährt, muss irgendwann sterben. Wir können nicht ewig leben.
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Artikel Abschnitt: Darum sollten wir drüber sprechen:
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Forscher finden Zeitbomben in den Zellen
Wer Altern aus der Perspektive der Evolution sieht, argumentiert, dass wir unseren fitten Körper nur bis zur Fortpflanzung brauchen. "Sobald wir Kinder bekommen und unsere Gene weitergereicht haben, haben wir unser Ziel erreicht", erklärt Englert die These. Indem wir altern und sterben, schaffen wir Platz für die nächste Generation.
Bei den molekularen Theorien schauen Forscher hingegen in die Zellen. Dort haben sie eine Reihe von natürlichen Bremsen gefunden, die uns altern lassen:
1. Schrumpfende Chromosomen-Enden
Chromosomen sind X-förmige Gebilde im Zellkern, die unsere Erbinformationen speichern. Bei jeder Zellteilung verdoppeln sich die Chromosomen, sodass jede Tochterzelle eine Kopie des Erbguts erhält. Der Altersforscher Leonard Hayflick entdeckte jedoch einen minimalen Unterschied: Die Enden der Chromosomen, die sogenannten Telomere, verkürzen sich bei jeder Teilung.
Im Laufe der Zeit werden sie so kurz, dass sich die Zelle nicht weiter teilen kann. Hayflick konnte daraufhin die maximale Lebensspanne eines Menschen berechnen: 120 Jahre bezeichnen Wissenschaftler heute als "Hayflick-Grenze". Tatsächlich wurde dieses Alter bisher nur einmal überschritten – von der Rekordhalterin Jeanne Calment.
Die schrumpfenden Chromosomen haben jedoch auch einen positiven Effekt: "Sie sind gleichzeitig eine Lebensversicherung für den Körper", sagt Dr. Martin Denzel, Gerontologe am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns. Die Telomerverkürzung verhindere, dass sich die Zelle unkontrolliert teilt und etwa zu einer Tumorzelle entartet.
2. Begrenzter Stammzell-Pool
Stammzellen vermögen neue Körperzellen und Gewebe zu bilden. Sie produzieren etwa Leberzellen oder Herzmuskelzellen. Anders als gewöhnliche Körperzellen kennen Stammzellen einen Trick gegen die immer kürzer werdenden Chromosomen-Enden: die Telomerase. Das ist ein Enzym, das die Telomere immer wieder verlängert.
"Aber auch Stammzellen können altern", sagt Genetiker Englert. "Mit der Zeit geht der Vorrat an gesunden, leistungsfähigen Stammzellen zur Neige". Das Ergebnis: Sie können keine frischen Zellen mehr nachliefern. Ein kaputtes Herz- oder Lebergewebe kann sich nicht mehr regenerieren.
3. Schwache Reparaturwerkzeuge
Unterbrochene Chromosomenstränge, falsch gefaltete Proteine – Zellen sind fehleranfällig und erleiden rund 60.000 Schäden pro Tag. Normalerweise ist das für sie kein Problem, da eine Gruppe von Enzymen die Fehler und Ungenauigkeiten repariert.
"Das Problem ist: Im Alter funktionieren diese Reparaturmechanismen immer schlechter", sagt Gerontologe Denzel. Die Zelle kann Fehler nicht mehr ausbessern. Je mehr Schäden sich in der Zelle anhäufen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer.
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Selbst Zellbiologen können noch keine klare Antwort geben
"Abhängig von den aktuellen Studien verändern sich die Trends mit der Zeit", erklärt der Gerontologe Englert. Vor einigen Jahren sei die Theorie der Telomerverkürzung sehr beliebt gewesen – heute diskutieren Forscher zunehmend über den begrenzten Stammzell-Pool.
Anstatt eine Theorie als Schuldigen ausfindig zu machen, verfolgen Forscher nun einen neuen Ansatz: "Sicherlich tragen mehrere, verschiedene Mechanismen zum Altern bei", sagt Englert. "Wir wissen aber noch nicht, wie groß ihr Beitrag jeweils ist." Das könne individuell sehr verschieden sein. Bei einer Person sind etwa verkürzte Chromosomen-Enden verantwortlich, bei der nächsten Person eine Kombination aus fehlenden Stammzellen und DNA-Schäden.
Woran jeder Einzelne altert und am Ende stirbt, lässt sich daher in vielen Fällen nicht feststellen. Ärzte tragen aus diesem Grund häufig Altersschwäche auf dem Totenschein ein. Dieser Begriff sei weder falsch noch richtig: "Er ist undifferenziert", sagt Englert. Es steckt immer ein konkretes Krankheitsbild dahinter – etwa Krebs aufgrund von fehlenden Reparaturmechanismen oder Herzversagen wegen zu weniger funktionstüchtiger Zellen.
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Und jetzt?
Weiterforschen, weiterforschen, weiterforschen
Was Wissenschaftler aber bereits sagen können: Die beiden verschiedenen Theorien, die Evolutionstheorien auf der einen Seite und die molekularen Theorien auf der anderen Seite, lassen sich miteinander verknüpfen. DNA-Schäden reparieren, falsch gefaltete Proteine auseinanderzerren – all diese Funktionen sind für den Körper kräftezehrend. "In jungen Jahren sorgt der Selektionsdruck dafür, dass alles reibungsfrei funktioniert", erklärt Gerontologe Denzel. "Sobald wir unsere Gene weitergegeben haben, geht dieser verloren."
Diesen Zusammenhang konnten Forscher in einem Experiment mit Würmern belegen. Sobald diese Eier gelegt hatten, wurden ihre Zellen fehleranfälliger. Oder in Worten von Denzel: "Die Evolution erklärt, warum wir altern, und die Zellen erklären, wie wir altern."
Über den Autor:
Alles wird mal alt und schwach und muss demzufolge sterben, eine ziemlich normale Sache. Auch das Universum wird eines Tages sterben, auch wenn die Zeitspanne ziemlich lange ist. Diese Erkenntnis des gesunden Menschenverstand (in Österreich Hausverstand) wurde hier nicht erwähnt. Mein Auto kann zehn Jahre leben oder 40 Jahre, je… Weiterlesen »
Aber kann man dann wenn man sich nicht fortpflanzt länger leben, und was ist mit Menschen die zeugungsunfähig sind?
Es handelt sich dabei lediglich um Thesen und Forscher sind noch dabei, die einzelnen Thesen zu überprüfen. Die MPG kommt hingegen zu dem Schluß, dass Kinder einen „Lebensbonus“ verschaffen – siehe dazu: https://www.mpg.de/13968242/kinder-beeinflussen-lebenserwartung-von-eltern/
Ich muss sagen, eine sehr gute Recherche
Vielen Dank ?
Wer den Wahren Grund für das Altern findet, findet auch die Lösung wie man das umgehen kann ?
Selbst wenn man den Schlüssel zur Unsterblichkeit finden würde, dann hätte das zur Folge, dass nur die super reichen sich diese „Therapie“ leisten könnten. In so einer Welt würde ich nicht gerne leben wollen. Einmal Unsterblichkeit für 50 Millionen Euro….!!! Von der Krankenkasse gibt’s dann auch kein Zuschuss xD…
ok