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Covid-19
So sinnvoll sind Grenzschließungen zur Bekämpfung einer Pandemie
Grenzen dicht und fertig. So leicht funktioniert die Virusbekämpfung nicht. Viel wichtiger seien andere Maßnahmen, sagt die Wissenschaft.
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Wie es mit unseren Grenzen weitergeht
Aus Sicht der Wissenschaft wäre zum jetzigen Zeitpunkt der Corona-Pandemie eine Öffnung der Grenzen möglich. Allerdings nur, wenn strenge Auflagen eingehalten werden: etwa Untersuchungen auf Fieber und Lungenentzündung oder das Einholen von Daten der reisenden Personen. Auch die Einhaltung strenger Abstandsregeln während der Reise, in einer Urlaubsunterkunft oder am Pool zählt dazu.
Wie die politische Entscheidung zur Grenzöffnung auch ausfällt: Ein normaler Sommerurlaub kann also kaum möglich sein.
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Darum müssen wir drüber sprechen:
Es kommt auf den Zeitpunkt an, wann Länder ihre Grenzen schließen oder öffnen sollten
Gerade zu Beginn der Pandemie hatten wir die Abstandsregeln aber auch noch nicht verinnerlicht. Das ist jetzt anders. Wären diese Regeln schon vorher eingehalten worden, hätten sich wohl nicht so viele Winterurlauber in Ischgl in Österreich infiziert.
Zu Beginn einer Pandemie verschaffen Grenzschließungen Zeit
So könnten eingeschränkter Flugverkehr und geschlossene Grenzen die Verbreitung eines Virus um wenige Wochen verzögern. Das zeigen zumindest Studien, die vergangene Grippeausbrüche und Infektionswellen mit den Viren MERS und SARS untersucht haben. Speziell zur Corona-Pandemie liegen zum Effekt geschlossener Grenzen noch keine Studien vor, die aktuelle Situation sei aber übertragbar.
Ein weiterer Punkt: Schließt man die Grenzen am Anfang einer Pandemie, so haben die Länder Zeit, um wirksame Vorsorgemaßnahmen gegen ein Virus zu etablieren. Dieser Zeitvorteil halte aber nur einige Tage, meint die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Schließung von Grenzen müsse somit immer wieder überprüft werden.
Die Ausbreitung im eigenen Land stoppen
Hat sich ein Virus bereits länderübergreifend ausgebreitet, bringen Grenzschließungen aus wissenschaftlicher Sicht wenig, um eine Pandemie einzudämmen. Das sagt nicht nur die WHO, sondern auch Epidemiologen im "International Journal of Infectious Diseases” und im medizinischen Fachmagazin "The Lancet”. Demnach seien im fortgeschrittenen Verlauf einer Pandemie andere Maßnahmen viel effektiver: Dazu zählen etwa die physische Distanz zwischen Personen, Apps zur Nachverfolgung von Kontakten und weitreichende Tests, um Neuinfektionen zu entdecken und Kontaktpersonen unter Quarantäne zu stellen.
Es ist also zielführender, die Vermehrung im Land zu stoppen, statt sich auf das Eintreten von Infektionen aus dem Ausland zu konzentrieren.
Eingeschränkter Flugverkehr hat negative Konsequenzen für ärmere Länder
Geschlossene Grenzen bedeuten auch, dass der Flugverkehr stark eingeschränkt ist.
Das kann nach WHO-Angaben weitreichende Folgen haben: Viele wichtige medizinische Güter werden nämlich üblicherweise auf normalen Linienflügen zum Beispiel nach Afrika mittransportiert, etwa Impfstoffe, Untersuchungsmaterial, Schutzkleidung oder Diagnosetests. So berichtet das Kinderhilfswerk Unicef in diesem Zusammenhang etwa, dass seit der Corona-Pandemie die Anzahl von Schutzimpfungen für Kinder in manchen Ländern um bis zu 70 Prozent zurückgegangen sei.
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Abstandsregeln einhalten und Maßnahmen genau prüfen
Welche Maßnahme in der Covid-19-Pandemie genau welchen Effekt bei der Virusbekämpfung hatte, dazu fehlt es im Augenblick noch an konkreter Evidenz. Umso wichtiger sei es, dass eine so umfassende Maßnahme wie die Schließung einer Grenze regelmäßig wissenschaftlich geprüft wird.
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