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Drogen
Darum sind Drogengesetze wissenschaftlich nicht nachvollziehbar
In Kanada ist Cannabis seit 2018 legal, im Iran droht Alkoholtrinkern nach wiederholtem Konsum die Todesstrafe. Die Drogenpolitik könnte weltweit nicht unterschiedlicher sein. Doch was ist besser: Legalisieren oder verbieten?
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Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Unser Umgang mit Drogen richtet sich nicht nach ihrem Gefahrenpotential
Am Anfang steht der Rausch
Viele suchen den Rausch, weil er sie ablenkt, lachen und vergessen lässt, eine besonders gute Stimmung schenkt, inspiriert oder ihnen eine andere Seite ihres Ichs zeigt. Der Spaß hört aber auf, wenn jemand ohne Rausch und Droge nicht mehr leben kann. Dann hat ihn die Droge in der Hand, hat sich ihm ermächtigt. Kein Wunder, dass die Bundesregierung der Antidrogenkampagne in den 90er Jahren den Slogan „Keine Macht den Drogen“ gab.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir darüber sprechen:
Darum müssen wir darüber sprechen:
Die Debatte wird kaum mit medizinischen Fakten geführt
Warum wir die eine Droge mehr akzeptieren als die andere, das hat mit unserer Vergangenheit zu tun. In den USA war Alkohol zum Beispiel in 1920er Jahren verboten. Doch die Prohibition von Alkohol war kein Erfolg im Kampf gegen die Droge. Dann wurde Cannabis verboten. Aus einem persönlichen Grund: Harry Anslinger, der Leiter des Ministeriums für Prohibition, brauchte einen neuen „Feind“.
Der Umgang mit Drogen ist nicht sachlich
Dass nicht nur historische Entwicklungen die Einstellung zu einer Droge beeinflussen, sondern oft „einfach“ wirtschaftliche Interessen, zeigt vor allem der jahrzehntelange Kampf gegen das Rauchen und die Diskussion, wo, wer, wie, wann werben darf. Im Fernsehen und Radio ist Zigarettenwerbung seit 1975 verboten. Auf Plakatwänden ist Tabakwerbung bis heute erlaubt. Erst Ende 2018 gab es im Bundestag bei einer Expertenanhörung eine Mehrheit für ein umfassendes Tabakwerbeverbot. 40 Jahre später!
Solange es Vorurteile gibt, wenn es um Drogen und ihre Gefährlichkeit geht, solange haben die Drogen die Menschen in der Hand: Denn solange streiten wir – und diskutieren nicht sachlich. Diskutiert werden könnte zum Beispiel, ob Süchtigsein gleich Kranksein bedeutet. Denn wir gehen mit Süchtigen je nach Art der Abhängigkeit unterschiedlich um: Wir sehen und bewerten einen Alkoholabhängigen anders als einen Heroinabhängigen. Ist das logisch? Denn vielleicht gelingt es dem Heroinabhängigen anders als dem Alkoholabhängigen ein soziales Leben zu führen.
Außerdem leiden zum Beispiel viele Heroinabhängige auch unter anderen Krankheiten, weil sie ihre Droge spritzen müssen und Nadeln wie Suchtstoff häufig verunreinig sind.
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Beispiel Cannabis: Emotionale statt sachliche Diskussion
Bis dahin war es ein langer Weg. Experten aller Fachrichtungen haben regelmäßig ihre immer gleichen Argumente ausgetauscht. Denn auch wenn Cannabis – vor allem unter Kiffern – den Ruf hat, harmlos zu sein, kostet die Droge jährlich einigen hundert Jugendliche ihre psychische Gesundheit. Denn Kiffen kann das heranreifende Gehirn nachhaltig schädigen und anhaltende Psychosen auslösen.
Den Ruf als Einstiegsdroge wird Cannabis ebenfalls nicht los, obwohl das die meisten Experten heute anders beurteilen. Wenn überhaupt bedeutet Kiffen den Kontakt zu Dealern. Allerdings ist bis heute nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt, ob eine Entkriminalisierung wirklich dazu führt, dass weniger junge Menschen kiffen und ob das Geld, das man spart, wenn die Polizei sich weniger um Cannabis-User und Klein-Dealer kümmern muss, wirklich der Prävention oder Behandlung von Abhängigen zugutekommen kann.
Kritiker der Legalisierung warnen, dass das davon ausgehende Signal falsch sein könnte – gerade für Jugendliche: Legal = harmlos. Hier widersprechen sich übrigens sogar innerhalb der Polizei die Verbände: Die Polizeigewerkschaft warnt vor einer Legalisierung, der Bund Deutscher Kriminalbeamter spricht sich ausdrücklich dafür aus, hält das „falsche Signal“ für ein Scheinargument, denn selbst das sei nicht sicher.
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Ein großes Problem: Der Jugendschutz
Sicher ist: Es ist heute wissenschaftlich belegt, dass Cannabiskonsum einem Menschen, dessen Gehirn ausgereift ist – Forscher sagen etwa ab dem 21. oder 22. Lebensjahr – nicht mehr nachhaltig schaden kann. Damit wäre eine Vorgabe für den Umgang im Alltag gegeben: Bei konsequentem Jugendschutz, der nicht bei 18 endet sondern bis 22 reicht, wäre die Freigabe von Cannabis gesundheitlich unbedenklicher als die Freigabe von Alkohol.
Allerdings dürfte es wie beim Alkohol schwer sein, junge Menschen vorm Zugang zu Vorräten ihrer Eltern oder anderer Erwachsener zu schützen. Das heißt, man muss grundsätzlich schauen, wie Jugendschutz besser funktionieren kann – egal um welche Drogen es sich handelt.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Vieles verstehen wir heute besser als vor 50 Jahren.
Eine zufriedenstellende Lösung ist nicht in Sicht
Bis heute lässt sich leider nicht eindeutig beantworten, was besser wäre: Alle Drogen verbieten oder alle legalisieren? Denn es fehlt an unabhängigen Studien, in denen weder auf ein bestimmtes ideologisches Ergebnis hin geforscht wird, noch Äpfel mit Birnen – in diesem Fall illegale mit legalen – verglichen werden. Vielleicht müssen wir akzeptieren, dass es wie beim Cannabis sehr lange dauert, bis die vorliegenden Argumente ausdiskutiert sind.
Ein möglicher Konsens müsste tatsächlich breit aufgestellt sein. Er muss aushalten, dass es Menschen geben wird, die einen Angehörigen an eine Droge verlieren, weil oder obwohl die legal oder illegal sein wird. Denn Drogen werden weiter schaden und töten. Aber wir sollten wissen, warum und wie und ihre Macht dadurch beschränken.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Keine Macht den Drogen. Wissen an die Macht.
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Unsere Ideen:
• Wir sollten Respekt vor Drogen haben, aber keine Angst vor Drogenabhängigen.
• Keiner, der Hilfe braucht, weil er drogenkrank ist, sollte Angst haben müssen verachtet oder bestraft zu werden.
• Weniger Strafverfolgung, mehr Prävention und Therapie.
• Wenn wir mit den herkömmlichen Drogen erst einmal sachlicher umgehen, dann haben es auch neue Substanzen nicht mehr so leicht.
Artikel Abschnitt:
Also der Artikel ist sehr gut! Ich finde die Kommentare unter dem Artikel bestätigen leider die Argumentation. Emotionale und unsachliche Debatte. Ein Problem, dass ich hier sehe ist auch das Drogenerfahrungen sehr subjektiv sind und man eine Debatte meiner Meinung nach auch nur gut führen kann, wenn man nichr nur… Weiterlesen »
Das ist wiedermal ein Beispiel für die komplette Verblödung im Internet. Da fehlen mir die Worte. Generell heroin und Kokain unter Alkohol zu stellen ist lachhaft ( siehe Diagramm ). Einfach mal in der suchzeile von Google eingeben, dann sieht man *dezente* Unterschiede.
Können Sie uns sagen, warum Sie das für nicht richtig halten?
Kann er/sie nicht, da der kommentar wahrscheinlich wieder nur aus Emotion und nicht Sachlichkeit entstanden ist. Man merkt wie Gehirngewaschen die Leute Sind. Die meisten fallen aus allen Wolken wenn man ihnen sagt, dass abgesehen vom Suchtpotential (reines) Heroin weniger Schaden am Körper anrichtet als Alkohol. Ich kann die Dokus… Weiterlesen »
Zigaretten und Alkohol sind im Übermass auch nicht gut. Aber das Schlechte als Argument anführen, noch mehr Schlechtes in eine Gesellschaft zu implementieren zeugt von destruktiver Logik!
Lächerlich was sie hier behaupten, der Artikel Argumentiert ja für mehr Wissenschaftlichkeit in der Diskussion und nicht Wie Sie behaupten für die Freigabe da ja Alkohol und Tabak erlaubt sind. Aber ihren Kommentaren kann man ja leider entnehmen das ihnen Wissenschaftliche Fakten egal sind. Wenn man sich Länder in denen… Weiterlesen »
Und Kanada wird zum Drogendealer wegen Geldmangel. Außerdem altersmäßig und mengenmäßig beschränkt. Die Gemeinde der Konsumenten arbeitet bei uns auch an der Legalisierung. Wenn ehemals kiffende Menschen in Entscheidungskremien sitzen wundert mich nichts mehr, zumal diese einen Eid geleistet haben.
Droge als Heilmittel o.k. Aber legalisieren? Dann kann man auch verschreibungspflichtige Medikamente erlauben, die „heilen“ ja auch. Was beim Tablettenmißbrauch herauskommt kennt so ziemlich jeder. Mit Cannabis ist das nichts anders. Deswegen ist ein Gesetz notwendig das verbietet. Man schaffe mal das Gesetz der Steuerpflicht ab, was dann wohl passieren… Weiterlesen »
Der Vergleich Drogenkonsum mit Steuerhinterziehung hinkt. Mit der Steuerhinterziehung richte ich direkten Schaden an dritten (dem Staat) an. Bei Drogenkonsum schade ich in erster Linie nur mir selbst. Auch die behauptung dass man die Gesellschaft bei einem liberaleren Umgang mit Drogen zerstört ist absurd. Man muss nur nach Portugal schauen,… Weiterlesen »