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Drogen
Löst der Konsum von Cannabis eine Psychose aus?
Ob Kiffen eine Psychose verursachen kann oder dabei nur ein Faktor von vielen ist, beschäftigt die Forschung seit vielen Jahren. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, ein Risiko schon.
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Cannabiskonsum erhöht das Risiko für eine Psychose
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Die psychoaktive Substanz im Cannabis
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Die Studienlage zeigt: Cannabiskonsumierende erkranken im Vergleich zu abstinenten Personen:
- häufiger an einer Psychose.
- früher an einer Psychose (im Schnitt rund 2,7 Jahre).
Das gilt besonders, wenn:
- Cannabis über lange Zeiträume regelmäßig verwendet wird,
- Cannabis mit einem hohen THC-Gehalt (über zehn Prozent) konsumiert wird.
Je nach Studie kommen Forscher und Forscherinnen allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen: Bei intensivem Konsum sei das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, im Vergleich zu abstinenten Personen um das 2- bis 3,4-Fache erhöht.
Wer täglich kifft und hochpotentes Cannabis (THC-Gehalt über zehn Prozent) bevorzugt, soll sogar ein fast 5-fach höheres Risiko haben, wie eine Fallkontrollstudie zeigt. Für Gelegenheitskiffer sind die Ergebnisse hingegen nicht eindeutig: Einige Untersuchungen kommen auf ein 1,4- bis 2-fach erhöhtes Risiko, andere wiederum können keinen Einfluss finden.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Der THC-Gehalt in Cannabisprodukten steigt
Dagegen haben gezielte Züchtungen in einigen europäischen und amerikanischen Ländern zu einem enormen Anstieg der THC-Konzentration in Cannabispflanzen geführt: Von ehemals etwa drei Prozent bis heute auf 20-28 Prozent in Cannabisharz und 8-13 Prozent in Cannabiskraut, diese Zahlen gehen aus dem europäischen Drogenbericht 2021 hervor.
Konsumverhalten nicht angepasst
Diesen Trend bestätigt auch eine britische Studie, die den THC-Gehalt von polizeilich beschlagnahmtem Cannabis analysiert hat. Die Daten stammen aus 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie aus Norwegen und der Türkei. Demnach sei der THC-Gehalt bei Haschisch noch höher als bei Marihuana. Die Forscher warnen, dass Nutzerinnen und Nutzer ihr Konsumverhalten nicht an das potentere Cannabis angepasst hätten. Stattdessen kiffen sie ähnliche Mengen wie zuvor, obwohl der THC-Gehalt gestiegen ist – und damit auch die Risiken.
Eine Studie auf der Basis von Daten aus elf europäischen Ländern und Brasilien zeigt: In Regionen, in denen es verbreitet ist, täglich Cannabis mit einem THC-Gehalt über zehn Prozent zu konsumieren, erkranken mehr Menschen an Psychosen. Die Forschenden schätzen deshalb: Würde hochpotentes Cannabis vom Markt verschwinden, könnten 12 Prozent der Neuerkrankungen an Psychosen verhindert werden – in London sogar bis zu 30 Prozent und in Amsterdam 50 Prozent.
Quarks Science-Cops Folge 22: Akte Cannabis: Drogenexplosion durch Legalisierung?
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Eine Psychose nur auf Cannabis zurückzuführen, ist kaum möglich
Schließlich könnte es sein, dass die Psychose schon in einer Person geschlummert hat, bevor diese zum ersten Mal einen Joint geraucht hat. Eine weitere Möglichkeit: Personen mit einer Psychose fühlen sich zum Cannabis besonders hingezogen – etwa, um damit ein psychisches Trauma zu betäuben. Auch diesen Zusammenhang finden Forscher in ihren Untersuchungen.
Es gibt immer mehrere Risikofaktoren
In der Regel sind sowieso immer mehrere Risikofaktoren an der Entstehung einer psychischen Störung beteiligt. Der Konsum anderer Drogen und Alkohol, das sozioökonomische Umfeld, eine schwierige Kindheit oder aber eine genetische Vorbelastung können eine Rolle spielen. So konnten Fachleute etwa zeigen, dass Cannabiskonsumierende mehr psychotische Symptome entwickeln, wenn eine bestimmte Variante des Gens AKT1 bei ihnen vorliegt.
Eine Studie liefert außerdem Hinweise, dass das Immunsystem Einfluss nehmen kann, ob eine kiffende Person psychotisch wird: Genau genommen ging es um die Anwesenheit von Zytokinen, die als Bestandteil des Immunsystems auf eine erhöhte Entzündungsaktivität im Körper hinweisen. Laut der Studie hat täglicher Cannabiskonsum das Psychose-Risiko nur bei den Leuten erhöht, bei denen die Zytokin-Konzentration im Blut einen bestimmten Wert überschritten hat. Kiffende, die unter dieser Schwelle lagen, hatten dagegen kein erhöhtes Psychose-Risiko.
Zweifelsfreier Beweis schwierig
Tatsächlich bleibt vom direkten Zusammenhang zwischen Psychose und Cannabis nicht mehr viel übrig, wenn man all die anderen Risikofaktoren für die Erkrankung berücksichtigt. Zwar wird in vielen Studien versucht, diese Faktoren herauszurechnen. Vor allem den genetischen Einfluss zu bestimmen ist aber nicht ganz leicht. Ein zweifelsfreier Beweis ist bei diesem komplexen Thema also schwierig.
Und: Der gestiegene THC-Gehalt ist in vielen (älteren) Studien noch nicht berücksichtigt. Über die kurz- und langfristigen Folgen des Cannabis, das heute konsumiert wird, weiß man also viel zu wenig.
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Und jetzt?
Schon ein Joint kann eine Psychose auslösen, muss er aber nicht
Bei Menschen, die sowieso eine Psychoseanfälligkeit in sich tragen (z.B. durch eine genetische Disposition oder einen hohen Zytokinspiegel im Blut), kann Cannabiskonsum etwa das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen und die Krankheit zum Ausbrechen bringen.
Mehr Konsum = höheres Risiko
Auch mehren sich die Hinweise auf eine dosisabhängige Beziehung: Nimmt der Konsum zu, steigt das Risiko an einer Psychose zu erkranken. Das gilt vor allem für das Kiffen im Jugendalter, da sich das Gehirn hier noch in der Entwicklung befindet, die durch den Konsum von Cannabis gestört werden kann, worauf zwei MRT-Studien hindeuten.
Einen Einfluss auf die psychische Gesundheit scheint Kiffen auch bei Menschen zu haben, die bereits an einer Psychose erkrankt sind. Studien zeigen, dass die Krankheit einen viel besseren Verlauf nimmt, wenn die Betroffenen den Cannabiskonsum einstellen.
Was man bei all den Unsicherheiten aber festhalten kann: Die Risiken des Cannabiskonsums sind schwer vorherzusagen, daher ist weitere Forschung unbedingt notwendig.
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Also, ich hab mir schon sehr viele Studien zu dem Thema angeschaut und verfolge die Diskussion um die Legalisierung intensiv, da ich an einer PTBS leide, die ich gern mit Cannabis behandeln würde, aber nichts Illegales tun möchte und die aktuellen Regelungen bzgl. medizinischem Cannabis auch sehr unbefriedigend finde. Vor… Weiterlesen »
Ich selbst konsumiere schon lange und muss in meinem Fall sagen das es mir sehr hilft. Befasse mich nun seit 2 Jahren mit dem Thema und bin der Meinung das gerade auch in der Psychotherapie es sehr gut unterstützen kann wenn der Konsum richtig kontrolliert ist. Ich achte auf Menge… Weiterlesen »
Ja, das wollte ich mit meinem Kommentar auch sagen, wobei Cannabis natürlich wie jedes Medikament Risiken und Nebenwirkungen hat, die meisten davon derzeit aber nur wegen der Kriminalisierung, was selbst von der Mehrheit der Legalisierungsbefürworter unter den Experten noch unterschätzt wird, meiner Meinung nach. Ich finde es außerdem auch für… Weiterlesen »
Als langjähriger Konsument möchte ich ergänzen Cannabis verstärkt deinen Gemütszustand und kann tiefliegende Gefühle hervorbringen, schaffe dir beim und vor dem Konsum eine entspannte Situation. Für mich war schon immer reaktiv wenig Thc am entspannendsten kann man selber Züchten am besten regulieren. Stay save stay educated
Glaube mir um deine ptbs zu heilen brauchst du zauberpilze oder echtes lsd und dann in der natur chillen und im wald baden das wird dich therapieren der arzt ist die natur ihre medizin die verbundenheit voller emphatie die sie gibt mehr haben wir nie gebraucht aus dem wald da… Weiterlesen »
Hab ich vor vielen Jahren schon beides probiert (Pilze Hunderte, LSD 2-3x), war aber nicht meins. Cannabis passt schon und auch davon bräuchte ich nicht viel, nur ab und zu und lieber mit viel CBD und wenig THC.
Wäre es nicht plausibel das Risiko auf die kriminalisierung zurückzuführen? Der Konsum muss heimlich geschehen und es besteht das Risiko entdeckt zu werden und strafrechliche Konsequenzen müssen befürchtet werden. Der Konsum führt zu einer Sensibilität die ein Erstkonsument nicht gewöhnt ist. Der Umgang und die Wirkung müssen also kommuniziert und… Weiterlesen »
Gegen deine Vermutung sprechen Studienergebnisse. Wenn man zum Beispiel nach Holland schaut, wo Cannabis frei erhältlich ist, erkranken mehr Menschen an Psychosen. Personen, die täglich Cannabis konsumierten, sollen dabei dreifach häufiger an Psychosen erkrankt sein als Nicht-Konsumenten. Probanden, die Cannabis mit einem besonders hohen THC-Anteil konsumierten, waren sogar noch anfälliger.… Weiterlesen »
Als Psychiater mit viel Notdiensterfahrung kann ich sicher sagen, dass die meisten und vor allem auch die fiesen Psychosen, nämlich die mit relevanten kognitiven Einschränkungen oder auch therapieresistenten Halluzinationen, sehr sehr oft mit THC-Konsum assoziiert sind. Viele Rückfälle gehen auch auf das Konto der Droge. Sicher, es gibt auch viele,… Weiterlesen »
Also, wenn ein Arzt den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht verstanden hat, ist das wohl nicht weniger gefährlich als ein Schulbusfahrer, der regelmäßig Gaspedal und Bremse verwechselt. Vielleicht sollte der lieber Schrauben sortieren.
Cannabis wird oft mit Alkohol verglichen. Wenn Betrunkene Autofahren, Radfahren etc. sind diese eingeschränkt in der Handlungsfähigkeit. Brauchen wir jetzt noch eine zusätzliche Droge die legalisiert wird? Die Meinungen drehen sich eh‘ nach dem Mainstream.Wie verändert sich das Verhalten nüchtern zu zugedröhnt?
Ich Frage mich wie man durch bloße Schulbesuche oder Projekte feststellen möchte ob Jugendliche eher zu Psychosen neigen oder nicht. Viele in diesem Alter und der Phase sind total dem Umfeld ausgesetzt und stellen sich so oder so schon unendlich viele Fragen, haben Zweifel, werden mit unterschiedlichsten Lebensentwürfen und Wertvorstellungen… Weiterlesen »