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Alles bio?
Darum hat unsere Fleischwahl nur geringen Einfluss
Man kauft Biofleisch, fühlt sich gut und ändert damit doch ... wenig. Denn das meiste Fleisch wird immer noch konventionell produziert.
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Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Es gibt viele gute Gründe, Biofleisch zu kaufen
Das sehen auch 60,7 Prozent der Deutschen so, denn sie greifen immer bis gelegentlich zu Biofleisch. Das geht aus einer Statista-Umfrage hervor. Auch wenn diese nicht repräsentativ ist, regt sie zum Nachdenken an. Denn wenn mehr als jeder Zweite regelmäßig Biofleisch kauft, müsste sich doch in der gesamten Fleischproduktion einiges getan haben, oder?
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Es wird immer mehr Biofleisch produziert
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Es gibt deswegen nicht weniger konventionelles Fleisch
So wurden 2018 8.085.380 Tonnen Fleisch produziert, im Jahr davor noch 8.212.240 Tonnen. Das sind tatsächlich 1,54 Prozent weniger. Jedoch sieht man im Vergleich zum Jahr 2008, dass dieser Rückgang nur eine aktuelle Entwicklung ist, denn im Jahre 2008 waren es nur 7.636.590 Tonnen. Das bedeutet im langfristigen Vergleich von 2008 bis 2017 also einen Anstieg um 5,78 Prozent.
Der Biofleischanteil ist sehr gering
Man könnte meinen, dieser Anstieg sei durch die neue Biowelle zu erklären. Doch dem ist nicht so. Denn Biofleisch machte 2017 in der gesamten Fleischproduktion nur einen Anteil von 1,28 Prozent aus, 2008 sogar nur einen Anteil von 0,92 Prozent.
Und: Die Menschen, die sich bewusst für Biofleisch entscheiden, haben einen geringeren Einfluss auf den Markt als die Menschen, die konventionelles Fleisch kaufen. Das wird deutlich, wenn man vergleicht, welchen Anteil des Verkaufserlöses Fleisch im Biolandbau gegenüber dem konventionellen hat. So macht Fleisch beim Verkaufserlös des Biolandbaus nur 16,3 Prozent aus. Beim gesamten Landbau sind es hingegen 33,9 Prozent.
Diese Zahlen decken sich mit der Einschätzung von Fachleuten, dass steigendes Bewusstsein für Tierwohl und Nachhaltigkeit mit reduziertem Fleischkonsum einhergeht. Menschen, denen es wichtig ist, dass Tiere ökologisch gehalten werden, essen weniger Fleisch als Menschen, für die bio keine Rolle spielt.
Essen alle anderen denn mehr Fleisch als früher? Nein. Tatsächlich wurden 2018 in Deutschland pro Kopf 59,20 Kilogramm verzehrt, 2017 59,05 Kilogramm Fleisch und 2008 60,09 Kilogramm. Das heißt, insgesamt wurde 2017 zwar etwas weniger Fleisch verzehrt als im Vorjahr, dafür aber mehr als noch vor einem Jahrzehnt. Wieso wird dann mehr Fleisch produziert, wenn unser Fleischverzehr langfristig stabil ist?
Wir verbrauchen mehr, als wir essen
Ein erheblicher Teil des Fleisches wird tatsächlich nicht direkt von uns verzehrt, sehr wohl aber von uns verbraucht. Damit gemeint sind Tiernahrung, die industrielle Verwertung sowie Verluste bei der Tierhaltung und Schlachtung. So ergibt sich, dass 2017 jeder von uns zusätzlich zum eigenen Verzehr noch ganze 27,27 Kilogramm Fleisch verbraucht hat. Waren es 2008 denn weniger? Nein. Denn auch 2008 kamen pro Kopf noch zusätzliche 27,18 Kilogramm Fleisch hinzu. Diese Unterschiede im Grammbereich können also nicht die Lösung sein.
Viel Fleisch wird exportiert
2017 landeten ganze 44,83 Prozent des in Deutschland produzierten Fleisches gar nicht in die Ladentheke, aus der wir es hätten kaufen können – und wo wir uns für oder gegen bio hätten entscheiden können. Denn Deutschland exportiert massenweise Fleisch und Fleischwaren ins Ausland. Und es werden immer mehr.
So waren es 2008 noch 3.000.020 Tonnen, 2017 ganze 3.681.650 Tonnen, also 22,72 Prozent mehr. Und dabei handelt es sich laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft nicht um Biofleisch. Deutschland exportiere keine erwähnenswerte Menge an Biofleisch, sondern importiere es bei Bedarf sogar.
Kaum bio in Restaurants
Eine weitere Erklärung, warum wir nur geringen Einfluss auf die Fleischproduktion haben, ist der sogenannte Außerhausverzehr. Damit gemeint sind Kantinen, Großküchen und Systemgastronomien wie Fastfood-Ketten. Aktuelle Zahlen, die belegen, wie viel Prozent des produzierten Fleisches bei ihnen landet, gibt es nicht. Nur ein Gutachten von 2015 mit Daten von 2004, veröffentlicht vom Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Daraus ging hervor, dass 2004 8 Prozent der in Deutschland produzierten Fleischmenge auf dem Außerhausmarkt landete. Fachleute der Universität Göttingen gehen jedoch davon aus, dass dieser Anteil heute noch größer ist.
Ist der Außerhausmarkt denn nio? Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft nicht. Die Preisaufschläge für Biofleisch seien für Großküchen und Kantinen schlicht zu groß. Wenn es bio gäbe, dann eher als fleischlose Beilagen.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Tja, gute Frage ...
Autorin: Kerstin Gründer
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Aus den genannten Zahlen geht hervor, dass beim deutschen Verbrauch (also ohne Export) sich der Biofleischanteil von 2008 1.51 % auf 2017 2.34% erhöht hat. Das deutsche Konsumverhalten ändert sich zugunsten von Biofleisch. Der Schluss, dass wir auf „die Produktionsweise“ (welche genau?) kaum Einfluss haben, solte so allgemein nicht aus… Weiterlesen »
Nach dem Krieg waren die Leute froh Fleisch zu haben, auch fettes. Heute kommen da paar Schlaumeier, wie diese meinen daher, und wollen mir ein schlechtes Gewissen einreden weil ich kein Biofleisch kaufe. Was maßen diese Leute sich eigentlich an, andern den Appetit am Essen zu vermiesen? Sind das die… Weiterlesen »
Ich möchte gerne mal wissen, wer diesen Artikel lektoriert hat?
So viele Fehler auf so wenig Raum sind wirklich ärgerlich!
Es wäre aufgrund der eigenen Nahrungsmittelversorgung und der CO2-Bilanz daher durchaus sehr sinnvoll, den Export von Fleisch und Fleischprodukten zurückzufahren und mit den gesparten Resourcen hochwertige Lebensmittel für den regionalen Bedarf zu produzieren. Es wird der Tag kommen, da die Märkte in der Welt zusammenbrechen und dann bin ich gespannt,… Weiterlesen »
Guten Tag, klar, das weiß ja jeder, dass bio besser ist!? Sie schreiben: ”Es gibt viele gute Gründe, Bio-Fleisch zu kaufen Die Tiere hatten zu ihren Lebzeiten mehr Platz, sie bekamen besseres, oft regionales Futter, weniger Medikamente und durften körperlich meist unversehrt bleiben. ” Bitte belegen Sie die Aussage, dass… Weiterlesen »
Anhand ihres Titels sollten Sie doch leicht in der Lage sein, die entsprechenden Punkte selber zu belegen. Oder ist Ihre These, dass Bioprodukte keinen Unterschied zu konventionellen Produkten machen?