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Dossier
Darum ist HIV fast besiegt – aber nicht ganz
Vor HIV schützen klassischerweise Kondome, mittlerweile aber auch Medikamente. Seit der Entdeckung der Krankheit hat sich viel getan – sie ist heute längst kein Todesurteil mehr. Alle Fragen und Antworten.
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Inhalt
- Was ist HIV?
- Was ist der Unterschied zwischen HIV und Aids?
- Seit wann gibt es HIV?
- Wie häufig kommt HIV vor?
- Warum sind besonders oft Männer betroffen, die Sex mit Männern haben?
- Wie wird HIV übertragen?
- Welche Symptome gibt es bei HIV?
- Wie kann man sich auf HIV testen lassen?
- HIV-positiv – was nun?
- Ist HIV heilbar?
- Kann eine Stammzellen-Transplantation HIV heilen?
- Welche Therapie gibt es bei HIV?
- Was sind PEP und PrEP?
- Darf ich schwanger werden, wenn ich HIV habe?
- Was ist HIV?
- Was ist der Unterschied zwischen HIV und Aids?
- Seit wann gibt es HIV?
- Wie häufig kommt HIV vor?
- Warum sind besonders oft Männer betroffen, die Sex mit Männern haben?
- Wie wird HIV übertragen?
- Welche Symptome gibt es bei HIV?
- Wie kann man sich auf HIV testen lassen?
- HIV-positiv – was nun?
- Ist HIV heilbar?
- Kann eine Stammzellen-Transplantation HIV heilen?
- Welche Therapie gibt es bei HIV?
- Was sind PEP und PrEP?
- Darf ich schwanger werden, wenn ich HIV habe?
Artikel Abschnitt: Was ist HIV?
Was ist HIV?
Eine HIV-Infektion ist nicht heilbar – sie lässt sich aber therapieren. Wer früh beginnt, die richtigen Medikamente zu nehmen, kann gut und lange leben.
In Deutschland gibt es keine namentliche Meldepflicht für Menschen, die an HIV erkranken. Es werden lediglich anonymisierte Falldaten an das Robert-Koch-Institut übermittelt, um die Entwicklung der aktuellen Epidemie im Auge zu behalten.
Artikel Abschnitt: Was ist der Unterschied zwischen HIV und AIDS?
Was ist der Unterschied zwischen HIV und AIDS?
Erst wenn das Immunsystem am Boden ist, werden sie aktiv und lösen sogenannte opportunistische Infektionen aus. Opportunistisch deshalb, weil die Erreger "die günstige Gelegenheit“ nutzen, um sich zu vermehren – nämlich die Schwäche des Immunsystems. Typisch sind Lungenentzündungen, Tuberkulose, Entzündungen in der Speiseröhre oder Abszesse. Diese Erkrankungen können lebensbedrohlich sein.
Eine Therapie mit antiretroviralen Medikamenten verzögert den Ausbruch von AIDS um viele Jahre und verhindert ihn oft auch ganz.
Artikel Abschnitt: Seit wann gibt es HIV?
Seit wann gibt es HIV?
Wahrscheinlich handelt es sich bei HIV ursprünglich um eine Zoonose, also eine Infektion, die bei Tier und Mensch vorkommt: Analysen lassen vermuten, dass die Viren im frühen 20. Jahrhundert vom Affen zum Menschen gewechselt sind. Die Ausbreitung folgte dann in den 30er- bis 50er-Jahren durch intravenöse Injektionsbehandlung von Tropenkrankheiten. Heute ist der Mensch das einzige Lebewesen, das unter HI-Viren leidet: Schimpansen können zwar infiziert werden, erkranken aber nicht.
Wie genau sich HIV weltweit ausgebreitet hat, wird immer noch untersucht. Die älteste gesichert dokumentierte Infektion gab es 1959 bei einem afrikanischen Patienten. In den USA kam es wahrscheinlich um 1970 zu den ersten Fällen in New York City. Zu diesem Zeitpunkt war das Virus bereits in Zentralafrika, in der Karibik sowie in bestimmten Bevölkerungsgruppen in Nordamerika und Westeuropa verbreitet. Mittlerweile gibt es HIV auf der ganzen Welt – das Virus hat seit seiner Entdeckung verschiedene Epidemien ausgelöst.
Artikel Abschnitt: Wie häufig kommt HIV vor?
Wie häufig kommt HIV vor?
Das Robert Koch-Institut schätzt, dass es im Jahr 2022 etwa 1.900 neue Fälle gegeben hat, im Jahr 2023 sogar 2.200. Damit werde wieder das Niveau von 2019 vor der Covid-19-Pandemie erreicht, heißt es. Hierzulande wissen schätzungsweise 8.200 Betroffene nichts von ihrer Infektion, also etwa 8 Prozent aller Erkrankten. Weltweit liegt diese Rate höher.
Global betrachtet war 1996 das Jahr mit den meisten neuen HIV-Infektionen: 3,4 Millionen. Seitdem sind die Zahlen um 47 Prozent gesunken. Für 2023 gehen Fachleute von 1,3 Millionen Fällen aus. Die Epidemie in Deutschland hat Mitte der 1980er begonnen. Zwischen 1980 und 1985 stiegen die Fälle sprunghaft an, auf über 5.000 Neuinfektionen im Jahr. Bis 1990 reduzierte sich das wieder auf circa 1.500. Von 2000 bis 2006 gab es eine zweite Anstiegswelle. Seitdem befinden sich die Werte auf einem ähnlichen Niveau: Die aktuellen Zahlen von 2017 liegen etwas unter denen von 2006.
Laut den aktuellsten Zahlen von UNAIDS waren 2023 insgesamt 39,9 Millionen Menschen mit HIV infiziert (Stand: Juli 2024). Mehr als 95 Prozent davon leben in Entwicklungsländern. Besonders in Subsahara-Afrika, großen Teilen der Karibik und einigen Ländern in Südostasien ist HIV ein Problem. Dort sind mehr als ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung infiziert (zum Vergleich: in Deutschland nur 0,1 Prozent). Am schlimmsten jedoch ist die Situation im südlichen Afrika: Teilweise liegen die Erkrankungsraten bei 40 Prozent.
Auch innerhalb von Deutschland gibt es Orte, an denen mehr Menschen mit HIV leben. Vor allem die Großstädte sind betroffen: In Berlin, Frankfurt am Main, München, Köln, Düsseldorf und Hamburg werden 40 Prozent aller Fälle hierzulande diagnostiziert.
Artikel Abschnitt: Warum sind besonders Männer betroffen, die Sex mit Männern haben?
Warum sind besonders Männer betroffen, die Sex mit Männern haben?
Entscheidend ist laut Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen Aidshilfe, die Zahl der Partner und vor allem, wie häufig diese gewechselt werden. In den ersten Wochen nach einer Infektion ist die Viruslast im Blut besonders hoch – das heißt, man ist auch besonders ansteckend. Viele Menschen wissen währenddessen aber noch nicht von ihrer Erkrankung. Wer in dieser Zeit dann mit mehreren Partner:innen Verkehr hat, möglicherweise sogar ohne Kondom, kann potenziell leicht andere anstecken.
Artikel Abschnitt: Wie wird HIV übertragen?
Wie wird HIV übertragen?
HI-Viren gelangen aber auch ohne den Umweg über die Schleimhäute direkt ins Blut: Zum Beispiel durch verunreinigte Blutkonserven oder Verletzungen an kontaminierten Instrumenten. Letzteres ist besonders für medizinisches Personal ein Risiko. Knapp neun Prozent aller Infektionen in Deutschland entstehen außerdem über intravenösen Drogenkonsum, wenn beispielsweise eine Spritze von einem HIV-positiven Menschen an einen anderen weitergegeben wird.
Schwangere, die HI-Viren in sich haben, können diese auf ihr Kind übertragen. Das Risiko ist vor allem während der Geburt hoch. Medikamente und erfahrenes Klinikpersonal reduzieren dieses Risiko aber maßgeblich. So sehr, dass das Ungeborene auf die Welt kommen kann, ohne infiziert zu werden.
Weitere Angaben zum Artikel:
Wichtig! So kann man sich nicht anstecken:
- Küssen, Schmusen oder Umarmen
- Anniesen oder Husten
- Nutzen von gemeinsamem Besteck oder Geschirr
- Benutzen der gleichen Toilette
- Tränenflüssigkeit, Speichel
- Insektenstiche
- Nahrungsmittel
- Trinkwasser
Artikel Abschnitt:
Artikel Abschnitt: Welche Symptome gibt es bei HIV?
Welche Symptome gibt es bei HIV?
Bei HIV-Positiven, die keine Therapie erhalten, erkranken etwa 50 Prozent nach zehn Jahren an schweren Immundefekten. Die einzelnen Krankheitsverläufe sind individuell sehr unterschiedlich.
Artikel Abschnitt: Wie kann man sich auf HIV testen lassen?
Wie kann man sich auf HIV testen lassen?
Es gibt auch Tests, die nach bestimmten Proteinen (Antigenen) oder Bestandteilen des Virus selbst suchen. Diese zeigen sich schneller im Blut als die Antikörper. Um eine Ansteckung mit Sicherheit ausschließen zu können, muss man jedoch länger warten und am besten auch mehrere Testverfahren anwenden. Beim Antikörpertest etwa ist ein negatives Ergebnis erst zwölf Wochen nach einer vermuteten Ansteckung wirklich sicher. Tests, die neben Antikörpern auch Antigene suchen, brauchen nur sechs Wochen für eine zuverlässige Aussage.
Bei Gesundheitsämtern, Aidshilfen und in sogenannten Checkpoints kann man sich anonym auf HIV testen lassen. Eine Übersicht der Teststellen gibt die Deutsche Aidshilfe. Anonym heißt, das Ergebnis landet in keiner Krankenakte. Die Durchführung des Tests ist oft kostenlos, manchmal fallen geringe Gebühren an. Auch der Hausarzt kann einen HIV-Test durchführen. Hier übernimmt die Krankenkasse die Kosten aber nur, wenn eine Indikation besteht – es also einen triftigen Grund gibt, den Test durchzuführen. Das Ergebnis kommt in die Patientenakte.
HIV-Selbsttest
Viele Menschen trauen sich nicht, den Test beim Arzt machen zu lassen, obwohl sie zu einer Risikogruppe gehören. Der HIV-Selbsttest, den es seit Herbst 2018 gibt, könnte hier helfen. In einem Tropfen Blut sucht der Test nach Antikörpern, die der Körper als Reaktion auf eine HIV-Infektion bildet. Innerhalb einer Viertelstunde zeigt er ein Ergebnis an – das ist aber wieder nur verlässlich, wenn seit der möglichen Ansteckung zwölf Wochen vergangen sind.
Die Selbsttests gibt es in Apotheken, Drogeriemärkten, über lokale AIDS-Hilfen, die Deutsche AIDS-Hilfe und lassen sich sogar online bestellen. Das Paul-Ehrlich-Institut empfiehlt, nur Tests mit CE-Kennzeichen zu nutzen, andere seien nicht sicher. Als zertifizierte Tests gelten:
- Atomo HIV Self Test (Hersteller: atomo diagnostics)
- Autotest VIH (AAZ-LMB)
- Biosure HIV Self Test (Biosure)
- Exacto Pro HIV (Biosynex)
- INSTI HIV Self-Test (bioLytical)
Einen Nachteil hat der HIV-Selbsttest: Es kann vorkommen, dass er eine Infektion anzeigt, obwohl sich die betreffende Person nicht mit HIV infiziert hat. Man spricht dann von einem falsch-positiven Ergebnis. Das betrifft etwa ein bis zwei Getestete von 1000. Der Test kann zum Beispiel beeinflusst werden, wenn sich viele Antikörper im Blut der getesteten Person befinden – das ist zum Beispiel bei Rheumakranken der Fall oder nach Grippeimpfungen. Wer beim HIV-Selbsttest ein positives Ergebnis erhält, sollte deshalb in jedem Fall ärztlichen Rat einholen und sein Blut im Labor erneut untersuchen lassen.
Artikel Abschnitt: HIV-positiv – was nun?
HIV-positiv – was nun?
Früher Therapiestart wichtig
Das Wichtigste ist, früh mit einer Therapie zu beginnen. Den richtigen Arzt dafür zu finden ist nicht immer einfach. Neben der Expertise muss auch das Vertrauensverhältnis stimmen. Ärzte, die sich auf die Behandlung von HIV-Patient:innen spezialisiert haben, sind meist die beste Wahl. Aidshilfen informieren darüber, wo es Schwerpunktärzte in der Nähe gibt. Auch HIV-Ambulanzen in Kliniken sind eine gute Anlaufstelle. HIV-Schwerpunktarzt suchen auf der Website der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter.
Im Alltag werden vor allem regelmäßige Untersuchungen zum ständigen Begleiter: Es ist wichtig zu kontrollieren, wie sich die Anzahl der Viren im Blut entwickelt. Wer eine Therapie beginnt, muss außerdem täglich Medikamente einnehmen. Zudem steht die Frage im Raum, wem man von seiner Erkrankung erzählt. Eine Meldepflicht gibt es in Deutschland nicht.
Selbsthilfegruppen geben Unterstützung
Wer sich mit HIV infiziert, ist nicht allein. Es gibt viele Selbsthilfegruppen, in denen man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann. Das Buddy-Projekt der Deutschen Aidshilfe beispielsweise vermittelt Menschen nach einer Diagnose einen erfahrenen Partner, der sie bei den ersten Schritten unterstützt. Weitere Beratungsangebote der Aidshilfe gibt es online. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung berät telefonisch (0221-892031) oder ebenfalls online.
Artikel Abschnitt: Ist HIV heilbar?
Ist HIV heilbar?
HIV-Medikamente helfen sehr gut
Sogenannte antiretrovirale Medikamente senken die Anzahl der Viren im Blut aber auf ein Minimum. Schwere gesundheitliche Folgen oder der Ausbruch von AIDS werden so viele Jahre hinausgezögert oder ganz verhindert. Nebenwirkungen der Behandlung sind möglich, zum Beispiel Verdauungsprobleme. Die meisten Patienten vertragen ihre HIV-Medikamente aber gut.
Betroffene haben durch die Therapie eine ähnlich hohe Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV. Außerdem gilt: nicht nachweisbar = nicht übertragbar. Studien haben gezeigt, dass bei geringer Virenlast (weniger als 50 Viruskopien pro Milliliter Blut) das Übertragungsrisiko gleich null wird. HIV-Infizierte, die gut therapiert sind, können also auch Sex ohne Kondom haben oder schwanger werden, ohne den Partner oder das Kind anzustecken.
Artikel Abschnitt: Kann eine Stammzellen-Transplantation HIV heilen?
Kann eine Stammzellen-Transplantation HIV heilen?
Ein Beispiel ist ein HIV-positiver Mann aus Großbritannien, der 2012 an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. Für die Therapie dieser Erkrankung transplantierten ihm die Ärzte Knochenmark von einem passenden Spender. Der ausgewählte Spender trug eine seltene Veränderung in seinen Genen: Ein Rezeptor auf der Oberfläche von Immunzellen, der CCR5-Rezeptor, war bei ihm fehlerhaft und somit funktionslos gebildet. Diese genetische Mutation macht ihn resistent gegen HIV-Stämme. Diese nutzen den CCR5-Rezeptor, um in die Immunzellen des Körpers einzudringen. Bei dem Spender war dieser Weg in die Zelle also versperrt.
Durch die Transplantation wurde diese genetische Veränderung mit den Stammzellen vom Spender auf den Empfänger übertragen. Der Patient wurde danach noch 16 Monate mit einer speziellen HIV-Medikation behandelt.
Virenfrei ist nicht gleich Heilung
Seit anderthalb Jahren (Stand: 5.03.2019) bekommt der britische Patient überhaupt keine HIV-Medikation mehr. Trotzdem möchten die Mediziner:innen nicht voreilig von Heilung sprechen. Als geheilt gilt man erst, wenn nach Absetzen der Medikamente und Therapien langfristig kein Wiederauftreten des Virus beobachtet wird.
Den Fall einer kompletten und langfristigen Befreiung von HI-Viren gab es bislang erst in zwei Fällen an der Berliner Charité. Im Jahr 2008 zuerst bei dem sogenannten "Berliner Patienten“.
Der Fall war damals eine Sensation. Bisher ist unklar, ob es bei diesem Patienten ganz besondere Voraussetzungen gab, die für die Heilung verantwortlich waren. Einige Versuche mit diesem Therapieansatz scheiterten später bei anderen Betroffenen, da diese schon vorzeitig ihren Tumorerkrankungen erlagen.
Im Jahr 2024 ist es an der Charité ein zweites Mal gelungen, einen Patienten mithilfe einer Stammzelltransplantation komplett zu heilen. Der HIV-Infizierte wurde wegen einer Leukämieerkrankung mit einer Stammzellspende behandelt. „Dass die Heilung gelang, obwohl die Stammzellspenderin nicht immun gegen das HI-Virus war, ist äußerst überraschend“, so Prof. Christian Gaebler, HIV-Experte und Arbeitsgruppenleiter an der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin der Charité. Er hat den Fall aus infektiologischer Sicht analysiert. „Bisherige Stammzelltransplantationen ohne immunen Spender führten dazu, dass sich das HI-Virus nach wenigen Monaten wieder vermehrte.“ Die Forschenden suchen nun nach Erklärungen für diesen noch unbekannten Heilungsmechanismus.
Stammzellentransplantation ist eine risikoreiche Therapieform
Die Stammzellentherapie ist eine aggressive Methode, die Ärzte und Ärztinnen ausschließlich bei Patient:innen anwenden, die an einem Tumor erkrankt sind und nicht anders behandelt werden können. Die Risiken für starke Nebenwirkungen oder sogar die Todesfolge sind für die Empfänger:innen der Behandlung hoch. Durch Medikamente oder eine Bestrahlung wird die körpereigene Immunabwehr komplett zerstört. In dieser Phase können Viren, wie Herpesviren, die schon im Körper vorhanden sind, ausbrechen und müssen behandelt werden. Die Stammzellen können erst transplantiert werden, wenn alle Immunzellen abgetötet wurden. Das Transplantat selbst kann sich jedoch auch gegen den Körper der Erkrankten richten und dadurch beispielsweise Gewebeschäden verursachen.
Eine weitere Schwierigkeit: das Finden eines passenden Spenders. Dieser muss genau die Genmutation in sich tragen, die das CCR5-Gen verändert. Lediglich ein Prozent der Bevölkerung ist Träger des veränderten Gens. Im Vergleich zum Berliner Patienten im Jahr 2008 ist die Suche nach einem passenden Spender heute aber einfacher. Früher wurden die potentiellen Spender:innen alle einzeln getestet. Seit fünf Jahren registriert die Deutsche Knochenmarkspenderdatei die CCR5-Mutation bei allen automatisch. Die Wahrscheinlichkeit, eine passende Person zu finden, liegt deshalb heute bei immerhin 20 Prozent.
Es ist zwar eine Sensation in der Wissenschaft, aber kein Durchbruch in der Behandlung
Im Hinblick auf den Berliner und den Londoner Patienten geben Mediziner:innen eine allgemeine Beschreibung des Prinzips und des Ergebnisses ab. Da die beiden Patienten nicht exakt gleich behandelt wurden, weiß man jetzt schon deutlich mehr über den Therapieweg. Es kann jedoch noch nicht genau nachvollzogen werden, welche Mechanismen die Symptomfreiheit der Patienten genau ausgelöst haben.
Die Behandlung mithilfe einer Stammzellentransplantation ist ohnehin so risikoreich, dass sie nicht für die Therapie von HIV-Patient:innen infrage kommt. Wer sich heute mit dem Virus infiziert, kann zwar nicht geheilt werden. Die Behandlung mit Medikamenten und einer engmaschigen, ärztlichen Betreuung ist aber so gut, dass sich die Prognose erheblich verbessert. Menschen mit HIV haben unter diesen Bedingungen inzwischen eine ähnliche Lebenserwartung wie Nichtinfizierte.
Artikel Abschnitt: Welche Therapie gibt es bei HIV?
Welche Therapie gibt es bei HIV?
Es gibt mehrere Wirkstoffe, die für eine ART infrage kommen. Meist werden mindestens drei kombiniert, damit die HI-Viren möglichst stark bekämpft werden. Würden sie nur leicht geschwächt, könnten sie irgendwann Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln. Die Kombipräparate sollen das verhindern. Damit sie ihre volle Wirkung entfalten können, müssen Patienten ihre Tabletten immer regelmäßig einnehmen. In der Regel sind es ein bis zwei am Tag.
HIV-Medikamente müssen lebenslang genommen werden
Wie bei allen Medikamenten kann es zu Nebenwirkungen kommen. Besonders in den ersten zwei Wochen nach Beginn der Therapie sind unerwünschte Begleiterscheinungen möglich: Völlegefühl, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung, Schwindelgefühl und Schlafstörungen. Um langfristige Nebenwirkungen wie Diabetes oder hohe Blutfettwerte zu vermeiden, empfiehlt die Deutsche Aidshilfe ausreichend Bewegung, eine gesunde Ernährung und den Verzicht auf Tabak und Alkohol.
Die ART wird ein Leben lang durchgeführt. Heilung von HIV gibt es nicht. Alle zwei bis vier Monate müssen Patient:innen für eine Kontrolluntersuchung zum Arzt. Dabei wird zum Beispiel die Viruslast geprüft, also die Anzahl der Viren im Blut. Ziel der Therapie ist es, die Viruslast möglichst gering zu halten.
Die Behandlung von HIV ist teuer: Allein die Medikamente kosten pro Jahr etwa 18.000 Euro. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse.
Artikel Abschnitt: Was sind PEP und PrEP?
Was sind PEP und PrEP?
PrEP als Vorsorgemedikament
PrEP bedeutet "Prä-Expositions-Prophylaxe" und wird zur Vorsorge eingenommen. Sie ist vor allem für HIV-negative Menschen mit einem hohen Ansteckungsrisiko gedacht. Die Behandlung kann ernste Nebenwirkungen auslösen. Eine Einnahme sollte deshalb nur unter ärztlicher Betreuung erfolgen.
Seit dem 1. September 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für PrEP. Dafür müssen die Patient:innen mindestens 16 Jahre alt sein und einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sein. Dazu zählen vor allem homosexuelle Männer und Menschen, die sich Drogen injizieren.
Das Rezept für PrEP können nur Ärzte verschreiben, die sich dazu formal qualifiziert haben. Dann müssen Patienten nur noch die Rezeptgebühr – in diesem Fall in der Regel 5 Euro – statt der monatlichen 40 Euro für das Medikament zahlen.
Die privaten Krankenkassen haben keine einheitliche Regelung zur Kostenübernahme von PrEP. Dort müssen die Patienten gesondert nachfragen.
PEP zum nachträglichen Schutz
PEP steht für "Post-Expositions-Prophylaxe“ und kommt nach einer möglichen Ansteckung zum Einsatz. Innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach dem Kontakt sollte die Therapie starten. Sie dauert vier Wochen und kann eine Infektion meist verhindern. Ob eine PEP sinnvoll ist, muss in einem Beratungsgespräch geklärt werden. Die PEP gibt es nur in spezialisierten Praxen und Kliniken. (Eine Übersicht der 24h PEP-Stellen gibt die Deutsche Aidshilfe.)
Artikel Abschnitt: Darf ich schwanger werden, wenn ich HIV habe?
Darf ich schwanger werden, wenn ich HIV habe?
Regelmäßige Kontrollen
Während der Schwangerschaft bekommen HIV-Positive regelmäßig Untersuchungen. Teilweise wird die Zahl der HI-Viren im Blut wöchentlich kontrolliert. Ist die Viruslast gegen Ende der Schwangerschaft niedrig (weniger als 50 Viruskopien pro Milliliter Blut) und zudem ein erfahrenes Team in der Klinik, kann die Frau auch natürlich entbinden. Stillen ist allerdings nicht ratsam: Das Kind könnte sich anstecken und nähme außerdem die Medikamente der Mutter unnötigerweise weiter auf.
Erfolgreiche Therapie als Schlüssel
Viele Paare, bei denen ein oder beide Partner HIV-positiv sind, haben einen Kinderwunsch. Um diesen zu verwirklichen, ist eine ausführliche Beratung im Vorfeld wichtig. Dabei klärt der Arzt oder die Ärztin über die verschiedenen Möglichkeiten und Risiken auf, damit sich der HIV-negative Partner in keinem Fall ansteckt. Entscheidend ist eine erfolgreiche Therapie des infizierten Partners: Die Viruslast sollte unter der Nachweisgrenze liegen. In so einem Fall wäre ungeschützter Geschlechtsverkehr ohne Ansteckungsrisiko möglich.
Alternativ gibt es Methoden der künstlichen Befruchtung, bei der zum Beispiel das Sperma des Mannes "gewaschen“ wird, so dass es danach keine Viren mehr enthält.
Autorinnen: Franziska Lehnert, Hannah Altschuck, Anna Hoffmann
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Artikel Überschrift:
Vor einigen Jahren wurde ich HSV2-positiv getestet und seitdem habe ich verschiedene Arten von Medikamenten eingenommen, aber keine Besserung, bis ich im Internet Zeugnisse darüber sah, wie Dr. Laguda verschiedene Menschen von verschiedenen Arten von Krankheiten geheilt hat. Sofort kontaktierte ich ihn über seinen Kontaktbereich auf seiner Website: (drlaguda.com). Nach… Weiterlesen »