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Quarks Daily Spezial
Grüne Geldanlagen – kann ich mit ETFs et cetera die Welt verbessern?
Was bedeutet Nachhaltigkeit überhaupt in der Finanzwirtschaft? Wer bewertet das? Und können wir mit unserer Investition wirklich einen Impact haben und die Welt verbessern?
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Aktien, ETFs oder Direktinvestments – das sind die Optionen
Möchte man sein Geld "nachhaltig" anlegen, gibt es verschiedene Angebote auf dem Markt. Es gibt einmal "grüne" Geldanlagen – dazu zählen bestimmte Aktien, ETFs oder andere Fonds. Geht ein Unternehmen an die Börse, kann man Aktien von diesem kaufen. Damit erwirbt man Anteile von einem Unternehmen, ist somit Miteigentümer:in und hat dann auch einen anteiligen Anspruch auf den Gewinn.
ETFs sind spezielle Investmentfonds. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds richten sich ETFs passiv nach einem Index. Das macht sie günstiger, weil man dadurch kaum Verwaltungsgebühren hat. In diesem ETF-Fond sind dann mehrere verschiedene Aktien, Anleihen oder auch Rohstoffe drin. Das heißt, mit "nachhaltig" gelabelten ETFs kauft man Anteile von gleich mehreren "nachhaltigen" Unternehmen.
Außerdem kann man direkt in Projekte oder Start-ups investieren, die beispielsweise ein nachhaltiges Ziel verfolgen, zum Beispiel Meeresschutz.
Nachhaltigkeit: das Problem der Definition
In der EU dürfen sich Geldanlagen als nachhaltig bezeichnen, wenn sie die sogenannten ESG-Kriterien erfüllen. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Die Definition der Nachhaltigkeit geht also über den Umweltschutz hinaus und beinhaltet zum Beispiel auch Menschenrechte.
Das Problem: Ratingagenturen, die die Nachhaltigkeit von Fonds, ETFs oder Unternehmen bewerten, kommen je nach eigenen Kriterien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Nachhaltigkeit ist im Finanzsektor nicht klar definiert und wandelbar. Ein Beispiel: Rüstungsunternehmen galten lange Zeit als nicht nachhaltig, da in dieser Sichtweise Waffen zu Kriegen, Gewalt, Zerstörung und Menschenrechtsverletzungen beitragen. Mittlerweile gibt es aber eben auch die Position: Wir brauchen Waffen, um langfristig für Frieden zu sorgen. Je nach Interpretation kann die Bewertung der Nachhaltigkeit also sehr unterschiedlich ausfallen.
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Schwammige EU-Reglementierungen bei Fonds und ETFs
Laut einer neuen Vorgabe der EU-Kommission dürfen sich Fonds und ETFs nur nachhaltig nennen oder sich mit ESG-Labeln auszeichnen, wenn mindestens 80 Prozent des Kapitals in Unternehmen investiert werden, die einen der drei Nachhaltigkeitspunkte erfüllen. Das bedeutet, dass 20 Prozent des Investments gegebenenfalls in Unternehmen investiert werden, die als nicht nachhaltig bewertet werden.
Mehr Einheitlichkeit soll es durch neue Offenlegungs- und Taxonomieverordnungen geben. Seitdem müssen Unternehmen ihre Wirtschaftsaktivitäten berichten und beispielsweise aufzeigen, ob und wie sie CO2 einsparen. Unternehmen können außerdem ihre Finanzprodukte anhand der Artikel 6, 8 oder 9 selbst bewerten:
- Artikel-6-Produkte verfolgen keine spezifischen Nachhaltigkeitsmerkmale.
- Artikel-8-Produkte fördern ökologische und/oder soziale Merkmale.
- Artikel-9-Produkte haben ein nachhaltiges Investitionsziel, zum Beispiel Klimaschutz oder soziale Projekte.
Ein direkter Impact für die Welt? Eher unwahrscheinlich
Das Fazit von verschiedenen Studien und Christian Klein, Professor für nachhaltige Finanzwirtschaft an der Uni Kassel: Ein direkter Impact durch ein Investment in Geldanlagen ist sehr unwahrscheinlich. Forschende warnen sogar vor "Impact Washing": ESG-Investments werden als Impact-Investments vermarktet, ohne dass diese tatsächlich messbar positive Effekte haben.
Denn: In den meisten Fällen geht das Geld aus Aktien und ETFs nicht an die Unternehmen, sondern an die Aktionär:innen, die diese verkaufen. Direkt Geld bekommen Unternehmen nur, wenn sie beim Börsengang Aktien erstmalig ausgeben oder im weiteren Verlauf neue Aktien verkaufen.
Egal ob Erdölkonzern oder Windradfirma: Ein Unternehmen profitiert finanziell nicht, wenn man Aktien, ETFs oder andere Fonds kauft. Dein Geld hat damit also keinen direkten Impact.
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Aber: Indirekte positive Effekte sind möglich
In der Forschung zeigt sich: Es kann zumindest indirekte Effekte geben. Ein Unternehmen mit einem nachhaltigen Ziel kann durch den steigenden Kurs am Aktienmarkt zum Beispiel mehr Aufmerksamkeit bekommen. Dadurch könnten große Direktinvestoren Potenzial in einem Unternehmen sehen und dieses finanziell fördern. Außerdem kann so die Attraktivität als Arbeitgeber steigen, wodurch qualifizierte Fachkräfte angezogen werden.
Wer mit seinem Geld wirklich etwas bewirken will, muss direkt in Umwelt- / Sozial-Projekte oder Start-ups investieren, welche ein konkret messbares Ziel verfolgen. So kann man mit seinem Geld zumindest ein bisschen die Welt verbessern. Ob man damit Geld für seine Altersvorsorge verdienen kann, ist aber eine ganz andere Frage.
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Ist da nicht was? http://www.oikocredit.org/de