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Quarks Daily Spezial
Mobbing – die Psychologie dahinter
Es passiert in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie. Mobbing ist weit verbreitet – und oft hinterlässt es bei den Opfern seelische Narben.
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Wo fängt Mobbing an?
Es gibt gleich mehrere Begriffe für dasselbe Phänomen: "Mobbing“ kommt vom englischen Wort "mob“ – also "der Pöbel“. Aber auch das Wort "Bullying“ wird oft verwendet: Als "Bully“ bezeichnet man im Englischen einen "brutalen Kerl“. Am Ende bedeutet beides dasselbe: Nämlich dass eine Person von einer anderen (oder mehreren anderen) über einen längeren Zeitraum schikaniert wird. Und das ist auch das, was es von Streitigkeiten oder punktuellen Gewaltausbrüchen unterscheidet – es passiert wiederholt und über einen längeren Zeitraum.
Dabei kann Mobbing aktiv oder passiv sein: Aktiv zum Beispiel, indem das Mobbingopfer geärgert, gehänselt, aggressiv angegangen, blamiert oder sogar körperlich angegriffen wird. Beim passiven Mobbing wird der andere gemieden, ausgegrenzt, es findet eine Kontaktverweigerung statt. Ob passiv oder aktiv: Das Opfer wird insgesamt "asozial“ behandelt (im Sinne von "unsozial“, als Gegenbegriff zu "sozial“) und damit in seiner Würde verletzt.
Forschende haben immer wieder versucht, bestimmte Handlungen als Mobbing-Handlungen zu definieren, um sie damit auch messbar zu machen. Aber es ist schwierig, wirklich alle Mobbinghandlungen aufzuzählen und zu bewerten.
Mobbing folgt bestimmten "Spielregeln“
Richtiges Mobbing oder Bullying folgt aber immer bestimmten "Spielregeln“: Es ist ein Verhaltensmuster – also nicht nur eine einzelne Handlung, sondern das Verhalten passiert immer wieder, systematisch, und wiederholt sich ständig. Dabei handelt es sich immer um negative Handlungen: Es geht nie um sachliche Kritik, sondern die Angriffe richten sich immer gegen die einzelne Person.
Dabei herrschen stets ungleiche Machtverhältnisse: Die eine Person ist der anderen immer in irgendeiner Form überlegen, zum Beispiel in der Rangfolge (Chef:in, Vorgesetzte:r versus Untergebene:r), oder durch die Anzahl (alle gegen einen). Entsprechend gibt es in jedem Mobbingszenario eben Opfer (unterlegene Person), Täter (überlegende Person(en)) und als dritte Gruppe: die Zuschauer:innen.
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Der Täter/die Täterin
Der Täter ist der- oder diejenige, der oder die das Ganze anstiftet. Dem Täter geht es bei den Attacken meist gar nicht so sehr darum, dem Opfer wirklich zu schaden, sondern er braucht das Opfer, um die eigene Position in der Gruppe zu stärken. Er instrumentalisiert eine Person, um selbst an Status zu gewinnen.
Dabei hilft ihm oft eine Gruppe von "Assistenten“ oder "Verstärkern“, die ihm folgen, ihn in seinen Aktionen unterstützen. So entsteht dann auch das ungleiche Machtverhältnis - viele gegen einen.
Das Opfer
Prinzipiell kann jede:r Opfer von Mobbing werden. Menschen, die in irgendeiner Weise von den Gruppennormen abweichen, haben aber ein höheres Risiko, gemobbt zu werden. Allerdings nur dann, wenn sie für den Täter eine "leichte Beute“ sind, wenn der Täter mit weniger Unterstützung aus der Gruppe rechnen muss. Nicht alle Außenseiter:innen werden also gemobbt, aber die Gemobbten sind oft Außenseiter:innen.
Die Zuschauer:innen
Warum aber greifen die wenigsten ein, wenn sie mitbekommen, dass jemand gemobbt wird? Die berühmteste Theorie zur Erklärung dieses Phänomens ist bekannt als der "Bystander-Effekt“, der "Zuschauer-Effekt“.
Der "Bystander-Effekt“ wurde nach dem Mord an Kitty Genovese zum ersten Mal beschrieben. Kitty war eine junge Frau, die 1964 in New York vor ihrem Wohnhaus vergewaltigt und dann erstochen wurde, während 38 Bewohner:innen von ihren Fenstern aus zugeguckt haben. Es wurde damals berichtet, dass keine einzige Person eingegriffen oder die Polizei gerufen habe. Später gab es daran zwar Zweifel, trotzdem haben nach dem Mord zwei New Yorker Psychologen untersucht, wie es sein kann, dass Zeug:innen nicht eingreifen.
Ihre These: Je mehr andere, fremde Personen anwesend sind, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass die Einzelperson jemandem in Not zur Hilfe kommt. Denn durch die anderen fühlen wir uns weniger persönlich verantwortlich zu handeln, besonders in unklaren Situationen.
Was kann man tun?
Für die Opfer von Mobbing ist es ganz wichtig, nicht zu verstummen. Man sollte auf jeden Fall mit irgendjemandem darüber reden, mit den Eltern, dem Vertrauenslehrer, Freund:innen. Im Job vielleicht mit jemandem vom Betriebsrat oder der Gewerkschaft. Außerdem gibt es Psycholog:innen, die auf Mobbingopfer spezialisiert sind.
Außerdem kann es helfen, ein Mobbingtagebuch zu schreiben. Und sich nach Möglichkeit Zeugen dafür suchen. Denn die Gruppe, das Gruppengefüge, in dem das Mobbing stattfindet, spielt eine entscheidende Rolle. In einer Gruppe, die Schikane uncool findet, ablehnt und diese Haltung klar vertritt, wird sich ein Mobbingtäter nicht durchsetzen können und keine Anerkennung bekommen. Und die meisten in einer Klasse oder einem Unternehmen – das muss man sich immer wieder klarmachen – finden Mobbing eigentlich uncool.
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Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass es auch Methoden zur Auflösung von Mobbing gibt wie z.B. die Farster Methode und No Blame Approach. Außerdem sollte man nicht von „Täter*innen und Opfern“, sondern vielmehr von „Akteur*innen und Betroffenen“ sprechen.
Quarks bringt ja im Allgemeinen hochqualitative Inhalte. Dieser Artikel ist leider dagegen gründlich misslungen. Kurz zu meinem Hintergrund: Ich bin Psychotherapeut, hatte schon viele Patienten die mit Mobbing konfrontiert waren. War in meiner Schulzeit selbst betroffen. Im Grundtenor geht der Artikel von der naiven (und für die Betroffenen sogar potentiell… Weiterlesen »
Ich habe im Nachhinein selbst erfahren, dass sich die Mitglieder der Mobbinggruppe schon bewusst waren, was abgeht, aber keiner wollte einschreiten. Es ist vielleicht auch die Angst, dann selbst in die Rolle des Opfers zu kommen. Leider ist der Chef selbst auch nicht eingeschritten, obwohl er später zugab, die eisige… Weiterlesen »
Es erinnert mich an ein ähnliches Thema
Das Dramadreieck Opfer, Täter, Retter.
Können Sie dazu eine Abhandlung veröffentlichen?
Daran sieht man doch schön, wie krank und auf Status angelegt viele in dieser Gesellschaft sind. Es ist wichtiger, die eigene Stellung zu halten, als anderen zu helfen, nicht abzurutschen. Ich finde übrigens auch die negative Konnotation von „Außenseiter“ bedenklich, ja, Außenseiter sind nicht die Gemobbten, aber die Gemobbten oft… Weiterlesen »
Ich habe auf Linkedin einiges an Mobbing-Erfahrungen und wie Opfer sich nicht nur gut wehren, sondern sogar davon profitieren können, zusammengetragen: Why are there so many bullying „untouchables“? https://www.linkedin.com/posts/norbert-mittwollen_they-are-untouchable-microsoft-employees-activity-6935378066504351744-dtHU/ Solange der #Psychopath nicht unter der #Störung leidet, hat er kein #Mitgefühl, keine #Reue und vor allem keine #Verantwortung für sein… Weiterlesen »