Wie sich die Jahreszeiten verschieben

Warmer Frühling

Früher Sommer,
kurzer Winter – wie sich die Jahreszeiten verschieben

Durch den Klimawandel erwärmt sich die Erde, das ist kein Geheimnis. Vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Temperaturerhöhung nochmal beschleunigt. Neben zahlreichen anderen Effekten, die die Erderwärmung hat, wirkt sie sich auch auf die Vegetationsstadien von Pflanzen aus.

26. Mai 2019 | Aktualisiert: 5. Februar 2021

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Es wird früher im Jahr warm
Phänologen versuchen, Trends zu erkennen
Ökosysteme geraten durcheinander

Es wird früher im Jahr warm
Phänologen versuchen, Trends zu erkennen
Ökosysteme geraten durcheinander

Grafik — Nicht nur ein Gefühl: Der Frühling beginnt heute früher. Quelle: WDR

Es wird früher im Jahr warm

Die Blütezeiten verschieben sich nach vorn, Pflanzen treiben früher im Jahr aus, reifen früher und bringen damit ganze Ökosysteme durcheinander. Forscher haben festgestellt, dass sich die Jahreszeiten zwischen 1991 und 2018 im Vergleich zu 1961 bis 1990 um bis zu 16 Tage nach vorn verschoben haben.

Phänologen versuchen, Trends zu erkennen

Die Beobachtung der Blütezeiten fällt in den Aufgabenbereich der Phänologie. Der Begriff bedeutet übersetzt „Lehre von den Erscheinungen“. Dahinter steckt eine wissenschaftliche Disziplin, die beobachtet, wie sich Pflanzen über das Jahr hinweg entwickeln, wie sie wachsen und vergleicht die Entwicklungen mit den Vorjahren. Beobachtet werden also natürlich wiederkehrende Prozesse wie Blütezeit, Pollenflug, Reifung oder Blattfall.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat dafür im ganzen Bundesgebiet geschulte, ehrenamtliche Helfer, die in ihrer Region die Pflanzen beobachten, ihr Aussehen und ihre Entwicklung protokollieren und die Daten dann an den DWD weitergeben. Die Vegetationsstadien der Pflanzen kennzeichnen nicht nur den Beginn der Jahreszeiten, sie stehen auch in engem Zusammenhang mit Klimaveränderungen und eignen sich deshalb für verschiedenste Untersuchungen.

Ökosysteme geraten durcheinander

Wenn der Frühling früher einsetzt, der Winter nach dem Herbst aber nicht, heißt das, dass sich die Winter verkürzen. Pflanzen werden in längere Vegetationsphasen gezwungen, haben also weniger Zeit zu ruhen. Mit einem warmen Frühjahr kann zudem das Risiko für Frostschäden etwa an Bäumen steigen: Die Pflanzen treiben schon aus, doch wenn dann nochmal überraschend Frost kommt, sind sie nicht ausreichend geschützt.

Das eingespielte Verhältnis von Tieren und Pflanzen gerät so aus dem Gleichgewicht. So blühen etwa Blüten schon früh, wenn die Insekten, die sie bestäuben sollen, noch nicht geschlüpft sind. Zugvögel kommen früher aus dem Süden zurück, finden dann aber nicht die richtige Nahrung. Krankheitserreger – das betrifft auch uns Menschen – verbreiten sich leichter durch kurze Winter. Auch Heuschnupfen-Geplagte haben früher als sonst mit den Pollen zu kämpfen und häufig dauert der Heuschnupfen länger.

Saskia Gerhard

Hat in Labors gearbeitet und erst Chemie, dann Wissenschaftsjournalismus studiert. Kennt sich am besten mit Anatomie und Zellabläufen im Körper aus, arbeitet aber auch gern an anderen Medizin-, Umwelt- und Gesellschaftsthemen.