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Rassismus
Darum müssen wir offener über Rassismus sprechen
Rassismus ist allgegenwärtig. Aber was ist rassistisch – und was hat Rassismus für Folgen?
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Artikel Abschnitt: Was ist Rassismus?
Was ist Rassismus?
Alltagsrassismus heißt: Rassismus kann ständig passieren
"Es gibt dieses Missverständnis: Viele denken, wenn wir über Alltagsrassismus sprechen, dass es um Situationen geht, in denen Menschen sich begegnen", sagt Maisha-Maureen Auma. Sie ist Erziehungswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Diversität, Rassismuskritik, Dekolonialität und Intersektionalität. "Dabei bedeutet Alltagsrassismus vielmehr die Unentrinnbarkeit."
Menschen, die keine Rassismuserfahrungen machen, bekommen davon mitunter gar nichts mit. Auch nicht, wenn sie sich selbst – bewusst oder unbewusst – rassistisch verhalten. Das geschieht aber leider immer noch sehr oft. Studien bestätigen immer wieder, dass rassistisches Denken noch tief in den Köpfen steckt, auch in Deutschland.
Rassistisch sein gehört sich nicht
Darüber mit jenen zu diskutieren, die sich rassistisch verhalten, ist aber mitunter schwierig. Wer nicht von Rassismus betroffen ist, empfindet ihn wahrscheinlich als gar kein so großes Thema.
Die Diskussion um Rassismus in unserer Gesellschaft nehmen die, die nicht betroffen sind, häufig als aufgeblasen wahr: Indem wir so viel darüber diskutieren, würden wir Rassismus erst zum Problem machen, so das Argument. Dabei verschwindet ein Problem ja in der Regel nicht, wenn man nicht mehr darüber spricht.
Hinzu kommt: Rassismus ist total tabuisiert. Rassistisch zu sein gehört sich nicht – und wird oft direkt mit Rechtsextremismus verknüpft. Aber Rassismus ist eben sehr viel mehr als "nur" das Extreme. Rohe Gewalt, Beleidigungen, offene Anfeindung – das ist eine Ausprägung von Rassismus.
Weitere Angaben zum Artikel:
Formen von Rassismus
All diese Rassismen haben negative Folgen für Betroffene. Trotzdem unterscheiden sie sich in ihrer Ausprägung und den Vorurteilen, mit denen Betroffene konfrontiert sind.
Es gibt viele verschiedene Begriffe, um Menschen zu beschreiben, die von Rassismus betroffen sind – etwa People of Colour, rassistisch marginalisierte Menschen oder einfach Menschen mit Rassismuserfahrungen. Wir haben uns in diesem Text für „BIPoC“ entschieden, das steht für Black, Indigenous & People of Colour. Der Ausdruck soll alle Menschen einschließen, die aufgrund ihrer vermeintlichen Herkunft, ihres Aussehens oder etwa ihrer Religion rassistisch diskriminiert werden – er richtet sich also nicht nur nach der Hautfarbe.
Artikel Abschnitt:
Das kann so was sein wie: Menschen setzen sich in der Bahn von BIPoC weg. Verkäufer:innen beobachten BIPoC im Geschäft besonders genau. Eine Gruppe von Freund:innen geht feiern und alle weißen Personen kommen in den Klub, BIPoC aber nicht. Oder eine Taxifahrerin fragt eine BIPoC völlig unvermittelt, woher sie kommt – "nein, Köln meine ich nicht, also so wirklich!" Diese Situationen mögen, jede für sich, wie Kleinigkeiten wirken, aber weil sie immer und immer wieder passieren, werden sie in der Summe zur Belastung.
Warum fragst du das eigentlich?
Bleiben wir mal direkt bei der Frage: "Woher kommst du, also so wirklich?" Ja, es mag sein, dass du nur interessiert bist. Aber: Warum eigentlich? Eine weiße Person würdest du vermutlich nicht einfach so fragen, woher sie jetzt wirklich kommt – und vor allem immer weiter nachhaken, wenn du mit der Antwort nicht zufrieden bist. Das Beharren auf der Frage nach der Herkunft, allein wegen des Aussehens, impliziert: Du bist anders. Du fällst auf, du bist nicht wie wir – ganz egal, ob du in München, Köln, Bitterfeld oder Castrop-Rauxel geboren bist.
Othering, nennt sich das. Der Begriff kommt aus der Philosophie und lässt sich grob mit "Fremd-Machung" übersetzen.
Wenn du für dich persönlich einschätzen willst: War eine Situation vielleicht rassistisch? Dann kann man sagen: Rassistisch ist es, wenn du bei einer BIPoC von ihrem Erscheinungsbild, ihrem Aussehen oder auch nur von ihrem Namen (also von ihren biologischen oder kulturellen Merkmalen) auf ihre Eigenschaften schließt. Wenn also für dich das Individuum hinter einem Stereotyp verschwindet. Und, ganz wichtig: Wenn dieses Stereotyp in einer uralten, historisch gewachsenen Herrschaftsstruktur wurzelt – auf die gehen wir gleich näher ein.
Artikel Abschnitt: Sind wir dann alle Rassist:innen?
Sind wir dann alle Rassist:innen?
Rassist:innen, schreibt El-Mafaalani weiter, hätten ein weitgehend geschlossenes, rassistisch geprägtes Selbst- und Weltbild. Wenn sich Forschende mit ihnen beschäftigten, seien sie eher Gegenstand der Rechtsextremismusforschung.
Die Rassismusforschung konzentriere sich dagegen auf die "viel häufigeren rassistisch ausgrenzenden Handlungen und Prozesse, die von Menschen und Institutionen ohne Absicht und ohne geschlossenes Selbst- und Weltbild vollzogen werden."
Artikel Abschnitt: Wie ist Rassismus entstanden?
Wie ist Rassismus entstanden?
In der Kolonialzeit wurde Rassismus dann mit der "Rassenlehre" systematisiert – Menschen wurden anhand ihres Aussehens und ihrer Herkunft hierarchisch sortiert und mit Eigenschaften versehen. Da hieß es dann: Schwarze Menschen seien zum Beispiel schnell, stark und wenig schmerzempfindlich, aber auch faul, aufbrausend – und wenig intelligent. Während weiße Menschen vollkommen, schön, lebhaft und klug seien.
Die Reihenfolge der einzelnen vermeintlichen “Rassen” innerhalb dieser Hierarchie änderte sich immer wieder, eins aber blieb immer gleich: Weiße standen in dieser Rassenkonstruktion immer ganz oben.
Wissenschaftliche Theorien sollten Rassenhierarchie legitimieren
Und es wurden wissenschaftliche Theorien konstruiert, um all das zu begründen und zu legitimieren. Schädelvermessungen sollten zum Beispiel belegen, dass schwarze Menschen primitiver seien als Weiße. Denn von Menschenrassen zu sprechen, hatte ja vor allem einen Zweck: Hierarchien herzustellen. Die Folgen kennen wir: Versklavung, Ausbeutung, ganze Völkermorde, Rassentrennung oder das Apartheid-Regime.
Man findet Folgen von Rassenideologie aber auch hier in Europa: Im Holocaust mit der Ermordung von Millionen Juden und dem Genozid an Sinti und Roma, in der gewaltvollen Unterdrückung der Bevölkerung im Osten Europas, von den Nazis “slawische Untermenschen” genannt – der Vernichtungsfeldzug im zweiten Weltkrieg wird oft als koloniales Projekt der Deutschen bezeichnet.
Die "Rassenlehre" ist längst widerlegt. Doch ihre Folgen spüren wir noch immer. Rassistisches Denken durchzieht auch heute noch unsere Gesellschaft, ihre Strukturen und Institutionen.
Um all das zu bekämpfen, reicht es daher nicht, nur auf die individuelle Ebene des Rassismus zu schauen, auf persönliche Meinungen und Ansichten einzelner Menschen. Vor allem der strukturelle Rassismus muss angegangen werden.
Artikel Abschnitt: Was ist der Unterschied zwischen individuellem Verhalten und strukturellem Rassismus?
Was ist der Unterschied zwischen individuellem Verhalten und strukturellem Rassismus?
Grundsätzlich lässt sich aber erst einmal sagen: Individuelles rassistisches Verhalten äußert sich so, dass jemand eine andere Person aufgrund ihrer Herkunft, ihres Erscheinungsbildes oder ihres Namens etwa diskriminiert. Struktureller Rassismus ist historisch gewachsen, zieht sich quer durch die Gesellschaft und sorgt dafür, dass sich Stereotype und Rassismen immer wieder reproduzieren.
Stereotype helfen unserem Gehirn
Solche Stereotype oder Rassismen sind eben auch entscheidend davon geprägt, welche öffentliche Haltung von Politiker:innen, Behörden, Arbeitgeber:innen, Akademiker:innen und Journalist:innen transportiert wird. Diese Haltung beeinflusst, in welchen Mustern wir Informationen verarbeiten und einordnen.
Dahinter steckt ein Prozess, der es dem menschlichen Gehirn ermöglicht, Energie zu sparen: Stereotype dienen dazu, neue und alte Informationen schneller einzuordnen und zu bewerten. Das hat aber auch zur Folge, dass wir Situationen, zu denen uns Informationen fehlen, systematisch im Kopf vervollständigen – je nachdem, welche Stereotype wir dazu verinnerlicht haben.
Unser Gehirn greift also auf bestimmte Schemata zurück, die von Glaubensvorstellungen, Meinungen, Haltungen, Normen, Werten und Ideologien geprägt sein können.
Vorurteile werden sich bestätigen
In Bezug auf Rassismus gibt es aber ein Problem: “Wenn man einer rassifizierten Gruppe nachsagt, etwa aggressiv und egoistisch zu sein, dann wird sich dieses ‘Vorurteil’ regelmäßig bestätigen müssen”, schreibt Aladin El-Mafaalani. “Weil die typisch menschlichen Eigenschaften aggressiv und egoistisch bei jedem Menschen beobachtbar sein werden, wenn man nur lange genug wartet.”
Also mal angenommen, man hat das Vorurteil, BIPoC seien aggressiv. Sobald man die Eigenschaften bei einer BIPoC entdeckt, ist das Gehirn zufrieden: Vorurteil bestätigt.
Das Erstaunliche ist, dass man die Abweichung davon trotzdem registrieren kann. Sie bestätigt und festigt dann aber umso mehr das Vorurteil: Trifft man nämlich auf eine BIPoC, die sehr freundlich und sanft ist, denkt man sich: “Mensch, die ist ja nett.” So gilt diese Person als Ausnahme von der Regel, das eigentliche Vorurteil bleibt aber.
“Andersherum: Wenn ein weißer Mann aggressiv und bedrohlich ist, wird dies selbstverständlich nicht auf seine Hautfarbe zurückgeführt, sondern auf individuelle Besonderheiten”, schreibt El-Mafaalani.
Schemata werden immer wieder verfestigt
Während diese Schemata zum einen wichtig sind, damit wir uns in unserer komplexen Welt orientieren können, haben sie zum anderen aber auch fatale Auswirkungen. Nämlich wenn wir Menschen in Schubladen stecken und sie nicht mehr als Individuum sehen, sondern als Teil einer bestimmten Gruppe mit typischen Eigenschaften.
Hier kommen Institutionen ins Spiel: Denn diese Schemata werden immer wieder neu verfestigt, in der Schule, in der Politik, in Behörden. Eine niederländische Untersuchung hat ergeben, dass Politiker:innen, Behörden, Arbeitgeber:innen oder Akademiker:innen rassistische Schemata verbreiten und immer wieder reproduzieren. Und auch die Medien sind stark beteiligt.
"Medien geben uns Abbilder von der Welt und haben deshalb eine starke Normalisierungsmacht" sagt Maisha-Maureen Auma. "Sie legen uns bestimmte Sachen nah, sie sozialisieren uns – und definieren etwa auch bestimmte Menschen als zugehörig, unschuldig, demokratisch, fortschrittlich."
"Wo auch immer wir nach Rassismus suchen, wir werden etwas finden."
Indem rassistische Bilder immer wieder reproduziert werden, bleibt Rassismus überall verankert und wirkt in allen kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen des Lebens weiter. Und das schon seit Jahrhunderten. "Selbst dann, wenn dies keiner mehr möchte", schreibt Aladin El-Mafaalani. "Wo auch immer wir nach Rassismus suchen, wir werden etwas finden."
Sei es Racial Profiling, rassistisch geprägte Wohnungspolitik – oder die Tatsache, dass rassistisch marginalisierte Gruppen gehäuft in eher prekären Berufen zu finden sind. Aber auch ungleich verteilte Gesundheitsrisiken sind eine Ausprägung des strukturellen Rassismus. Dazu gleich mehr.
Ideen der Ungleichwertigkeit sind überall verankert
"All das ist entstanden aufgrund von ungleicher Chancenverteilung und Ausbeutungsverhältnissen, die kolonialistisch begründet sind und die durch jahrhundertelange Wohnungspolitiken und Arbeitsmarktpolitiken weitergetrieben worden sind", sagt Maisha-Maureen Auma.
Und all diese Ideen der Ungleichwertigkeit seien überall verankert: in der Bildung, im Gesundheitssystem, auf dem Wohnungsmarkt. "Überall dort gibt es rassistisch geprägte Ideen, wir würden das als rassistisches Wissen bezeichnen", sagt Auma. "Dieses Wissen erschaffen nicht einzelne Individuen, sondern es ist instituiert und steckt in allen Systemen drin."
El-Mafaalani beschreibt das so:
“Man kann bereits Schulkinder fragen, welche Vorurteile es gegenüber jüdischen oder muslimischen Menschen, gegenüber Roma und Sinti oder anderen PoC gibt, fast alle kennen sie. Erwachsene kennen sie alle. Das ist bemerkenswert, denn nicht alle kennen die Hauptstädte der Bundesländer oder die aktuellen Bundesminister:innen oder die Hintergründe für die vielen gesetzlichen und kirchlichen Feiertage. All das wäre jedoch sinnvolles Wissen (in Deutschland). Stattdessen weiß jeder und jede, was man nicht wissen sollte beziehungsweise was irrationales Wissen ist. Bereits als Kind.”
Artikel Abschnitt: Welche Auswirkungen hat Alltagsrassismus?
Welche Auswirkungen hat Alltagsrassismus?
Und so schwebt über vielen Situationen die Frage: Liegt es zum Beispiel an meiner Hautfarbe, an meinem Kopftuch oder an meinem Namen, dass ich gerade so behandelt wurde? Dass man eine Wohnung nicht bekommen hat oder die Nachbarin in der Bahn ihre Tasche festkrallt.
Wer Rassismus verharmlosen will, kann an dieser Stelle sagen: "Seht ihr! Meistens weiß man doch gar nicht, ob es Rassismus war." Aber genau das ist eben das Problem: Auch wenn man oft nie erfahren wird, ob Rassismus wirklich der Grund war – viele BIPoC müssen sich diese Frage immer wieder stellen.
Warum "lach einfach drüber" meist nicht hilft
Die erste Reaktion nicht von Rassismus betroffener Menschen ist häufig: "Sei doch nicht so empfindlich. Lach einfach drüber. Hör nicht hin." Doch so leicht ist es nicht.
Manche solcher Erfahrungen mögen vielleicht, jede für sich gesehen, wie Kleinigkeiten wirken. Doch weil sie immer und immer wieder passieren, weil sie völlig unvorhersehbar auftreten können, überall, ohne Vorwarnung, werden sie in der Summe zu einer Belastung – die als Racial Stress bezeichnet wird. Und der kann ernsthafte gesundheitliche Auswirkungen haben, das ist klar belegt.
Racial Stress ist toxischer Stress
Er zählt zu den toxischen Stressfaktoren. Das sind anhaltende Zustände, die zu Dauerstress führen, der irgendwann krank macht.
Konkret: Racial Stress kann unter anderem ...
- Krankheiten wie Asthma, Autoimmunkrankheiten oder Diabetes schlimmer verlaufen lassen
- Menschen schlechter mit Stresssituationen umgehen lassen und dafür sorgen, dass sie weniger Selbstwertgefühl haben und die Lebensqualität sinkt
- das Risiko für Angststörungen und Depressionen sowie die Anfälligkeit für Suchterkrankungen erhöhen
- Alterungsprozesse im Körper schneller ablaufen lassen
- ähnliche Symptome wie bei einer posttraumatischen Belastungsstörung hervorrufen
Besonders schlimm: Das betrifft sogar schon Kinder. Schon bei ihnen sind Symptome zu beobachten, die durch Racial Stress verursacht werden.
Medizinische Lehre an weißen Körpern
Alltagsrassismus kann sich aber auch indirekt auf die Gesundheit auswirken – zum Beispiel, weil Krankheiten nicht erkannt werden.
Die medizinische Lehre schließt in Deutschland und Europa beispielsweise dunkle Hautfarben häufig aus. Wie Erkrankungen auf dunkler Haut aussehen, wird kaum gelehrt. So können Hautkrankheiten bei schwarzen Menschen übersehen werden – weil Ärzt:innen nicht wissen, wie sie auf nicht weißer Haut aussehen. Eine Student an der medizinischen Fakultät der University of London hat deshalb ein Buch geschrieben: "Mind the Gap: A Handbook of Clinical Signs in Black and Brown Skin". Es ist eins der ersten Bücher dieser Art.
Auch existieren noch immer falsche, rassistische Annahmen über die Körper von BIPoC. Ein Beispiel ist der Begriff "Morbus mediterraneus". Die Bezeichnung ist eher medizinische Umgangssprache und abwertend gemeint. Dahinter steckt das Vorurteil, dass Menschen aus dem Mittelmeerraum angeblich übertreiben, wenn sie von Schmerzen berichten. Mal abgesehen davon, dass Patient:innen grundsätzlich ernst genommen werden sollten, wenn sie von Schmerzen berichten, kann es durch solche Klischees zu Fehldiagnosen kommen.
Artikel Abschnitt: Wie kannst du dich verhalten, wenn dir Rassismus vorgeworfen wird?
Wie kannst du dich verhalten, wenn dir Rassismus vorgeworfen wird?
Und klar, der Vorwurf fühlt sich beschissen an – zumal Deutsche vermutlich besonders abwehrend auf Rassismusvorwürfe reagieren. Aber für Menschen, die von Rassismus betroffen sind, ist genau das wieder Stress: Den Mut aufzubringen, auf Rassismus hinzuweisen – um dann genau deshalb beschimpft oder angegangen zu werden.
Victim Blaming
Victim Blaming nennt man das. Das kann dazu führen, dass die Verletzung noch verstärkt wird – und sich Betroffene gar nicht mehr trauen, Rassismus anzusprechen. Aber so kommen wir nicht weiter. Wenn wir so tun, als wäre Rassismus nicht da, können wir ihn auch nicht bekämpfen. Wir müssen anfangen, offener darüber zu sprechen.
Wichtig ist: Es geht nicht primär darum, ob deine Aussage rassistisch gemeint war oder nicht. Grundsätzlich gilt: Rassistisches Verhalten muss keiner Absicht folgen. Weh kann es deinem Gegenüber immer tun, egal ob du es böse gemeint hast oder nicht.
Was du tun kannst, wenn du rassistische Situationen mitbekommst
Also: Auch das, was nicht von Rassismus betroffene Menschen als vermeintliche Kleinigkeiten wahrnehmen, kann rassistisch sein. Man merkt es dann vielleicht oft nicht – aber man kann es lernen. Und sich dagegen einsetzen:
- Geh dazwischen. Wenn du mitbekommst, dass sich jemand rassistisch verhält oder rassistische Dinge sagt, mach die Person darauf aufmerksam. Auch wenn niemand in der Runde direkt betroffen ist – sag was.
- Wenn eine Person dabei ist, gegen die sich der Rassismus richtet, solidarisiere dich. Das heißt: Stell dich neben die Person und zeig so, dass du auf ihrer Seite bist. Signalisiere physisch, dass du auf ihrer Seite bist. Wenn die Situation gefährlich ist, hol Hilfe.
- Bevor du aber eine von Rassismus betroffene Person zum Beispiel gegen verbale Angriffe verteidigst, sprich dich mit ihr ab. Nicht jeder Mensch, der Rassismuserfahrungen macht, will dagegen vorgehen. Berücksichtige das, bevor du eine Diskussion anfängst, in der sich die betroffene Person unwohl fühlen könnte.
- Das gilt auch allgemein: Sprich mit Betroffenen, höre zu. Aber sprich nicht über sie oder für sie. Lass ihnen ihre eigene Stimme.
- Bilde dich weiter, um zu verstehen, was Rassismus ist, wo er überall existiert und welche Auswirkungen er hat. Es gibt Podcasts, Bücher, Blogs, Veranstaltungen dazu.
- Wenn du nicht von Rassismus betroffen bist: Nutze die Vorteile, die du durch deine Hautfarbe, Herkunft oder aufgrund deines Namens hast, um von Rassismus betroffenen Menschen zu helfen. Mach dir bewusst, dass BIPoC in vielen Situationen einen zusätzlichen Ballast haben – den viele andere Menschen nie haben werden.
Quellenangaben zum Artikel:
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Artikel Überschrift:
Danke für den wichtigen Beitrag!!!
Nur eine Sache:
BIPoC wird Black, Indigenous & People of Color geschrieben – weil es ja eben nicht primär um Colour geht…
Was soll bitte eine BIPoc in Deutschland und Europa sein?
Indigen ist ein Schwarzer hier ganz gewiß nicht, aber diese Feststellung wäre dann wohl auch wieder Rassismus.
Genau so ist es! Vielen Dank für diesen wichtigen Artikel.
Bitte löscht diesen Artikel!
Hier wird Rassismus verursacht!
Das einzige Beispiel hier ist die Frage „Woher kommst du?“
Diese Frage ist in 99,9% der Fälle nicht rassistisch.
Völliger Bullshit.
Hallo Felix, wir nehmen deine Kritik ernst, weil wir natürlich alles andere als Rassismus verursachen wollen. Wo geschieht das denn deiner Meinung nach in dem Artikel? Und wie kommst du zu der Aussage, dass die Frage „Woher kommst du“ in 99 Prozent der Fälle nicht rassistisch ist? Meinst du, nicht… Weiterlesen »
Wohl beides!
Nein. Der Artikel ist wichtig und richtig und verursacht selbstverständlich keinerlei Rassismus. Natürlich kann auch ein*e Weiß*e gefragt werden, wo er / sie herkommt, aber da wird die Antwort dann einfach geglaubt und nicht immer wieder nachgefragt: „Aber woher kommst du denn ursprünglich? „, was in Abrede stellt, dass die… Weiterlesen »
Wenn ich das Thema Entwicklungshilfe unter Freunden anspreche und erwähne ;Man (UN,EU etc) muss den Afrikanern das Thema Sterilisation/Verhütung GRATIS zur Verfügung stellen werde ich teilweise als Rassist bezeichnet.Ich finde Sterilisationen völlig harmlos(bin auch sterilisiert seit 8 Jahren) im Gegensatz zur Hungerkrise im südlich Afrika durch masslose Vermehrung/Kriege etc.