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Intersexualität
Frag Intersexuelle
Ihr habt uns eure Fragen geschickt: Was wolltet ihr schon immer mal von einem intersexuellen Menschen wissen – alles war erlaubt. Hier die Antworten:
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Die Ärzt:innen rieten Lynns Eltern dringend zur Operation – auch mit dem Hinweis auf ein mögliches Krebsrisiko. Für das zweijährige Kind beginnt ein Operationsmarathon: Eierstöcke und Hoden werden entfernt, der Penis amputiert, künstliche Schamlippen angebracht. Sieben Operationen in zwei Jahren.
Wie Lynn ergeht es vielen: Etwa eins von 4.500 Neugeborenen in Deutschland wird mit "uneindeutigem Genital" geboren. Noch 2003 empfahlen die ärztlichen Richtlinien in solchen Fällen eine "geschlechtsangleichende" Operation - am besten innerhalb der ersten sechs Monate.
Seit einigen Jahren werden diese Operationen zunehmend kritisch betrachtet. Denn sie werden in einem Alter durchgeführt, in dem die Kinder zu klein sind, um ihr Einverständnis zu geben. Dabei schaffen die Eingriffe Fakten, die später nicht mehr zu korrigieren sind.
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Kein Rückgang der Operationen, trotz neuer Leitlinien
Das hat eine Studie anhand von Krankenhaus-Statistiken der Jahre 2005 bis 2014 untersucht. Ergebnis: Einen signifikanten Rückgang der Operationen konnten die Forschenden nicht feststellen. Die neuen Leitlinien seien bisher bestenfalls "lückenhaft" umgesetzt worden.
Eine andere Studie zeigte, dass hinter OPs oft nicht medizinische Gründe stehen, sondern der Wunsch der Eltern, intergeschlechtliche Kinder vor Ausgrenzung zu schützen. Eine Befragung von Müttern ergab allerdings, dass die Kinder meistens nicht diskriminiert werden - oft werden sie sogar von ihrer Umwelt ermutigt.
Auch die Erfahrung von Lynn zeigt, dass die wohlmeinende Absicht genau das Gegenteil bewirken kann: Durch die ständigen Operationen war Lynn traumatisiert, wurde in der Schule gemobbt. "Am Ende war ich ein komplett verunsichertes Wesen. Hätte ich ich sein dürfen, das wäre nicht leicht gewesen als Zwitter, aber ich hätte ich sein dürfen."
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"Genitalverstümmelung de luxe"
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Nicht Mann, nicht Frau – geht das?
Bis zu 160 000 intersexuelle Menschen leben möglicherweise in Deutschland. Die Natur ist eben vielfältiger als man oft annimmt und auch der Zufall spielt eine große Rolle.
Wenn die Geschlechtshormone sich etwa unterschiedlich verteilen oder aber Enzyme anders arbeiten und hormonelle Veränderungen auftreten, dann kann eine Frau beispielsweise plötzlich männlicher aussehen. Intersexualität kennt viele unterschiedliche Gründe und Formen.
In der Diskussion um Intersexualität geht es vor allem darum, ob es sich um eine medizinische Diagnose einer Störung handelt oder eben vielmehr um eine "Variation der Geschlechterentwicklung". Intersexuelle sind medizinisch nicht zwangsläufig krank. Die Probleme sind vielmehr psychologisch bedingt, etwa weil Eltern und Kinder mit der Situation nicht zurechtkommen oder aber das soziale Umfeld und die Gesellschaft solche unscharfen Trennungen nicht dulden.
Viele intersexuelle Babys werden daher schon früh operiert, damit sie ein "eindeutiges Geschlecht" aufweisen. Mittlerweile sprechen sich Ärzt:innen und Ethiker:innen dafür aus, dass das Kind später selbst entscheiden soll.
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Hallo, es sind auch nur 23 Chromosomenpaare, oder eben 46 Chromosomen.
Danke für den Hinweis.
Aha!Hätte ich nicht gedacht
Bei den Chromosomen hat sich bei euch ein fieser Tippfehler eingeschlichen. Frauen haben das XX und Männer XY Paar – nicht umgekehrt ^^‘
Oh Gott, ja, du hast vollkommen recht. Danke, wir haben das geändert.