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Zahnhygiene
Das wissen wir über das richtige Zähneputzen
Mehr als 50 Prozent der Deutschen leiden an ernsthaften Zahnerkrankungen. Und das, obwohl sie regelmäßig die Zähne putzen. Die Wissenschaft sucht nach Gründen – und findet nur wenig klar belegte Antworten.
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Inhalt
- Warum ist Zahnhygiene so wichtig?
- Handzahnbürste vs. E-Zahnbürste: Was ist besser?
- Welche Rolle spielen individuelle Zahnputz-Skills?
- Wie lange soll ich Zähne putzen?
- Was ist mit den Zahnzwischenräumen?
- Wie wichtig ist die richtige Zahnpasta?
- Wie lässt sich die Zahngesundheit der Bevölkerung verbessern?
- Wie sinnvoll ist eine professionelle Zahnreinigung?
- Worauf kann ich denn generell beim Zähneputzen achten?
- Warum ist Zahnhygiene so wichtig?
- Handzahnbürste vs. E-Zahnbürste: Was ist besser?
- Welche Rolle spielen individuelle Zahnputz-Skills?
- Wie lange soll ich Zähne putzen?
- Was ist mit den Zahnzwischenräumen?
- Wie wichtig ist die richtige Zahnpasta?
- Wie lässt sich die Zahngesundheit der Bevölkerung verbessern?
- Wie sinnvoll ist eine professionelle Zahnreinigung?
- Worauf kann ich denn generell beim Zähneputzen achten?
Artikel Abschnitt: Warum ist Zahnhygiene so wichtig?
Warum ist Zahnhygiene so wichtig?
Eine Paradentose beginnt damit, dass sich das Zahnfleisch entzündet. Langfristig kann sie dazu führen, dass dem Betroffenen Zähne ausfallen. Die beste Vorbeugung: richtiges Zähneputzen. Aber wie geht das eigentlich?
Nehme ich eine elektrische oder manuelle Zahnbürste? Ist die Bass-Technik effektiver als die von Stillman? Und wie reinige ich eigentlich die Zahnzwischenräume? Und soll ich das überhaupt machen?
Die Empfehlungen zur Dentalhygiene sind zahlreicher als die Zähne im Mund. Das liegt auch an den heterogenen Studienergebnissen aus der Wissenschaft. Wir haben uns das Ganze mal genauer angeschaut und gefragt, was Forscher eigentlich wirklich wissen – und wo sie nur teils vage Empfehlungen geben.
Artikel Abschnitt: Handzahnbürste vs. E-Zahnbürste: Was ist besser?
Handzahnbürste vs. E-Zahnbürste: Was ist besser?
Die Autoren kommen zu dem Ergebnis: Wer die elektrische Zahnbürsten benutzt, hat weniger Parodontitis. Die elektrischen Putzer haben demnach im Studienzeitraum durchschnittlich 0,4 Zähne weniger verloren, als die Studienteilnehmer, die von Hand putzten.
Das Problem an der Studie ist, dass es eine rein korrelative Untersuchung ist. Zwei Faktoren wurden gemessen: die Art der Zahnbürste und das Parodontitis-Level (anhand der Zahl der verlorenen Zähne.
Ob diese beiden Faktoren in einem direkten Ursache-Wirkungs-Verhältnis stehen, ist unklar. Denn: Neben der Art der Zahnbürste könnte etwa auch ein gesünderer Lebenswandel oder häufigere Vorsorgeuntersuchungen zur besseren Zahngesundheit der E-Putzer geführt haben.
Eine andere, vergleichende Studie, die die Ergebnisse von 51 Einzeluntersuchungen verglichen hat, kommt zu einem etwas gemäßigterem Ergebnis: Elektrische Zahnbüsten reduzierten Plaque und Zahnfleischentzündungen demnach zwar effektiver als Handzahnbürsten. Aber: Ob das langfristig helfe Krankheiten wie Parodontitis zu vermeiden, sei ungewiss.
Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Studienlage zu heterogen sei, um eine wirklich Empfehlung für elektrische Zahnbürsten auszusprechen.
Artikel Abschnitt: Welche Rolle spielen individuelle Zahnputz-Skills?
Welche Rolle spielen individuelle Zahnputz-Skills?
Das ist das Resultat verschiedener Studien, die das alltägliche Zahnputzverhalten der Teilnehmer per Videoanalyse untersucht haben. Demnach putz der durchschnittliche Handzahnbürsten-Nutzer nur 30 bis 40 Prozent seines Zahnfleischansatzes. Das ist die Stelle, wo Zahnfleischentzündungen entstehen – und damit auch Parodontitis.
Auch elektrische Zahnbürsten bieten hier kaum Abhilfe. Eine Studie der Uni Gießen zeigt: Ohne spezielles Training schaffen es auch E-Putzer nicht, ihre Zähne wirklich plaquefrei zu bürsten. Die Profis schneiden besser ab: Zahnärzte und Zahnarzthelfern schrubben immerhin 96 Prozent ihrer Zahnansätze.
Das weist darauf hin, dass den meisten Menschen nicht bewusst ist, wie wichtig es ist, auch den Zahnansatz zu putzen, um die Zähne gesund zu halten.
Statt auf bestimmte Putztechniken zu setzen, zum Beispiel die Bass-Technik oder die Stillman-Technik, sollte man besser ein eigenes System entwickeln, bei dem alle Zähne von allen Seiten gereinigt werden.
"Es gibt bisher keine klare, wissenschaftliche Evidenz, dass eine Putz-Technik tatsächlich besser wäre als die andere", sagt Renate Deinzer von der Universität Gießen. "Wenn Teile der Zähne überhaupt nicht gebürstet werden, dann ist auch egal, welche Technik man anwendet."
Artikel Abschnitt: Wie lange soll ich meine Zähne putzen?
Wie lange soll ich meine Zähne putzen?
Wo der eine drei Minuten putze, brauche der andere fünf. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter von Vorbelastungen, der Anzahl der Zähne und der Größe der Zahnzwischenräume.
Wichtig ist es, dass alle Zähne von allen Seiten geputzt werden – und das kann dauern, wenn man es gründlich macht. Aus den Studien zum Vergleich von elektrischen und normalen Zahnbürsten leiten Forscher jedoch ab, dass man mit E-Zahnbürsten kürzer putzen muss als mit der Hand. Denn hier wird in der gleichen Zeit mehr Plaque entfernt.
Artikel Abschnitt: Was ist mit den Zahnzwischenräumen?
Was ist mit den Zahnzwischenräumen?
Auch hier kann die persönliche Technik eine große Auswirkung auf das Resultat haben. Rainer Jordan vom Institut der Deutschen Zahnärzte hält eine Reinigung der Zahnzwischenräume trotzdem für wichtig. Auch er empfiehlt Interdentalbürsten, weil diese auch Vertiefungen an den Zahnhälsen erreichen, an die man mit Zahnseide nicht rankommt.
Artikel Abschnitt: Wie wichtig ist die richtige Zahnpasta?
Wie wichtig ist die richtige Zahnpasta?
Fluorid hilft, Kariesschäden vorzubeugen. Bei Kindern und Erwachsenen. Gegen Parodontitis hilft die Zahnpasta aber nicht. Das liegt am Wirkungsmechanismus des Fluorids.
Es beseitigt nicht die Bakterien, sondern hilft über eine chemische Reaktion mikroskopische Schäden am Zahnschmelz schnell zu reparieren, indem es die Mineralisierung fördert. Weil bei Parodontitis aber nicht die Zähne, sondern der Zahnhalteapparat wie Kieferknochen und Bindegewebe angegriffen werden, kann das Fluorid hier nicht helfen.
Artikel Abschnitt: Wie lässt sich die Zahngesundheit der Bevölkerung verbessern?
Wie lässt sich die Zahngesundheit der Bevölkerung verbessern?
Dass elektrische Zahnbürsten nach vielen Studien effektiver Plaque beseitigen, könnte auch an einem psychologischen Effekt liegen, sagt Deinzer. In randomisierten Studien bekommen Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip entweder eine billige manuelle oder eine teure elektrische Zahnbürste, mit der dann die Zähne geputzt werden.
Wer die teure, elektrische Zahnbürste bekommt könnte sich dadurch unter höherem Druck fühlen, ihre Zähne besonders effektiv zu putzen. Diese sogenannten "Demand Characteristics" sind ein Effekt, der schon in verschiedenen Studien nachgewiesen wurde und auch beim Thema Zahnpflege die Ergebnisse beeinflussen könnte.
Weil viele Studien außerdem gezeigt haben, dass Menschen aus niedrigeren Einkommensklassen oft auch schlechtere Zähne haben, glaubt Frau Deinzer, dass die vorbehaltlose Empfehlung von teuren E-Zahnbürsten nicht die Lösung ist: "Studien mit Zahnärzten haben gezeigt, dass eine gute Reinigung mit Handzahnbürsten möglich ist." Am wichtigsten sei es daher, den Menschen zu zeigen, wie sie systematisch und gründlich ihre Zähne putzen.
Artikel Abschnitt: Wie sinnvoll ist eine professionelle Zahnreinigung?
Wie sinnvoll ist eine professionelle Zahnreinigung?
Ziel ist es, auch die Stellen zu reinigen, die man zu Hause mit der Zahnbürste nicht erreicht – und die Beläge zu entfernen, die man mit einer Zahnbürste alleine nicht wegbekommt.
Nutzen wird diskutiert
Bislang ist nicht sicher, ob eine professionelle Zahnreinigung wirklich sinnvoll ist. Denn es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass sie vor Karies oder Zahnfleischentzündungen schützt. Das gilt auch für die Behandlung von Mundgeruch und Parodontitis.
Zu diesem Schluss kommen unter anderem Forscherinnen und Forscher des unabhängigen Gesundheits-Netzwerkes Cochrane. Sie haben sich dafür Daten von fast 2000 Erwachsenen in Großbritannien angeschaut. Ihr Fazit: Es gab kaum Unterschiede zwischen der Gruppe, die regelmäßig eine PZR gemacht hatte und den Probandinnen und Probanden ohne PZR.
Die Bundeszahnärztekammer weist allerdings darauf hin, dass die professionelle Zahnreinigung, die von Cochrane untersucht wurde, nicht so umfangreich ist wie die in deutschen Praxen.
In Fachkreisen wird noch über eine andere Studie diskutiert. In den 1980er Jahren untersuchten Forschende über 30 Jahre lang ein Zahnprophylaxe-Programm. Die professionelle Zahnreinigung war dabei aber nur eine von drei Methoden, die gleichzeitig angewendet wurden.
Deshalb ist nicht erwiesen, ob es wirklich an der Zahnreinigung lag, dass das Programm erfolgreich war. Es spricht aber vieles dafür, sagt Prof. Stefan Zimmer. Er leitet an der Uni Witten Herdecke den Lehrstuhl für Zahnerhaltung und präventive Zahnmedizin.
Einige Krankenkassen übernehmen deshalb die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung oder beteiligen sich daran. Sie liegen je nach Praxis zwischen 80 und 120 Euro. Außerdem wird die PZR grundsätzlich im Anschluss an eine Parodontitisbehandlung bezahlt.
Belege und Verfärbungen kommen wieder
Unklar ist zudem, ob eine professionelle Zahnreinigung sogar schaden kann, etwa weil die Zähne dadurch empfindlicher werden oder das Zahnfleisch leidet. Sicher ist, dass die Beläge und Verfärbungen, die dabei entfernt werden, wiederkommen. Und zwar schon nach kürzester Zeit, sagt Professor Stefan Zimmer. Er hält eine regelmäßige PZR gerade deswegen für wichtig. Denn je älter diese Beläge sind, desto aggressiver seien sie, so seine Begründung.
Insgesamt fehlt es aber noch an aussagekräftiger Forschung auf dem Gebiet, sodass jeder für sich entscheiden muss, ob eine professionelle Zahnreinigung für sich persönlich sinnvoll ist.
Weitere Angaben zum Artikel:
Worauf kann ich denn generell beim Zähneputzen achten?
Innenseite der Zähne
Am wichtigsten sei die Systematik. Alle Zähne müssen auf allen Seiten auch wirklich geputzt werden. Statt voller Inbrunst die Kauflächen zu schrubben, sollte man vor allem auch der Innenseite der Zähne gesteigerte Aufmerksamkeit schenken – Studien zeigen, dass dieser Bereich des Gebisses oft vernachlässigt wird.
Wer eine Handzahnbürste benutzt sollte statt fest zu schrubben lieber vibrierende Bewegungen an Ort und Stelle machen und danach die Zähne vom Zahnfleisch nach unten hin auskehren.
Zahnzwischenräume
Genauso wichtig: Einmal am Tag sollten die Zahnzwischenräume gereinigt werden. Aber nicht mit Zahnseide, sondern besser mit einer Interdentalbürste, um etwaige Vertiefungen im Zahn auch gut zu erreichen. Wenn die Zahnzwischenräume sehr eng sind, bietet sich auch ein sogenannter Soft-Pick an, ein weicher Zahnstocher aus Gummi.
Zahnfleischrand
Der dritte Putzschwerpunkt sollte auf dem Zahnfleischrand liegen. Dass dieser oft vernachlässigt wird, weiß jeder, der beim Zahnarzt schon mal eine Farbtablette kauen durfte. Die bekommt man übrigens auch im Drogeriemarkt. Eine Färbung zu Hause kann helfen, die persönlichen Putzschwachstellen schneller zu identifizieren.
Zahnpasta
Neben dem systematischen und vollständigen Putzen (mit Zahnfleischrand!) ist auch die Zahnpasta wichtig. Um sich vor Karies zu schützen sollte Zahnpasta immer Fluorid enthalten.
Zungeputzen
Weniger wichtig ist dagegen das moderne Zungeputzen. Dass es medizinisch sinnvoll ist, sich einen Spachtel bis zum Würgereiz in den Mund zu schieben, konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden. Es ist aber definitiv auch nicht schädlich und reduziert die Gesamtzahl der Bakterien im Mundraum.
Zähneputzen spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung unserer Mundgesundheit. Dabei sollte man stets die Empfehlungen des Zahnarztes befolgen, um sicherzustellen, dass alle Bereiche des Mundes gereinigt werden. Die KAI-Methode, bei der zuerst die Kauflächen, dann die Außen- und schließlich die Innenflächen gereinigt werden, ist besonders effektiv. Darüber hinaus ist… Weiterlesen »
Wie schon auf Facebook geschrieben, heißt die Erkrankung Parodontitis und nicht Parodontose oder Paradentose. Man kann darauf hinweisen, dass der Begriff Parodontose oft noch, wie von Quarks, falsch verwendet wird, sollte dann aber konsequent Parodontitis schreiben. Schade, wieder eine Chance vertan! Die vom Igel-Monitor zitierte Hugoson-Studie zur Wirksamkeit der PZR… Weiterlesen »