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Geschmack
Darum stehen wir auf Chili-Schmerz
Schärfe schützt Chilis vor gefährlichen Säugetieren. Nur der Mensch lässt sich nicht abschrecken – im Gegenteil! Forschende können unsere seltsame Vorliebe für Schärfe-Schmerz erklären.
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Wollen wir leiden?
Schärfe ist eigentlich ein Schutz der Chili vor gefräßigen Säugetieren – darüber sind sich die meisten Expert:innen einig. Ein weiterer Aspekt der Studienergebnisse: Vögeln macht Capsaicin nichts aus. Sie sollen die Samen fressen und dadurch weiterverbreiten. Aber warum ist Chili bei Menschen dann trotzdem so beliebt? Eine Theorie: Wir essen Chili, weil wir leiden wollen. Chilis enthalten die chemische Verbindung Capsaicin. Diese Verbindung aktiviert Schmerzrezeptoren vom Typ TRPV1 in Mund und Nase. Diese Rezeptoren werden auch bei Hitzeeinwirkungen aktiv. Der Rezeptor leitet die Schmerz-Information dann über den Trigeminusnerv, unseren fünften Hirnnerv, an das Gehirn. Das startet dann Maßnahmen zur Schmerzhemmung: Dabei werden neben Stresshormonen auch Glückshormone ausgeschüttet. Das gibt uns einen "Hormon-Kick". Manche suchen diesen Kick immer wieder, ähnlich wie beim Achterbahnfahren.
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Chili tötet Keime und kühlt
Es gibt noch weitere Theorien, die unsere Vorliebe für Chili-Schärfe erklären könnte. Ein Ansatz geht davon aus, dass Capsaicin bestimmte Bakterien abtötet und deshalb vor allem in warmen Ländern verwendet wird. Diese These ist aber noch nicht ausreichend untersucht. Besser belegt ist die Tatsache, dass die scharfen Paprikaschoten unseren Körper vor Hitze schützen. Denn durch die Schärfe schwitzen wir. Das reguliert unsere Körpertemperatur und ist vor allem in warmen Regionen ein Vorteil.
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Ist zu viel Schärfe giftig?
Ob wir Chili mögen, hat aber vor allem mit Gewöhnung und unseren persönlichen Erfahrungen zu tun. Bei aller Chili-Liebe sollten wir es aber nicht übertreiben: Zu viel Capsaicin kann nämlich giftig sein. Wer zu viele scharfe Chilis isst, den können Nebenwirkungen wie extreme Übelkeit und Kreislaufprobleme treffen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt Erwachsenen deshalb, nicht mehr als fünf Milligramm Capsaicin pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen. Den Grenzwert zu überschreiben ist allerdings gar nicht so leicht: Um die 300 Milligramm Capsaicin zu erreichen, müsste ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener ein Kilogramm Tabasco-Soße verspeisen – oder 100 Gramm scharfes Chili-Pulver.