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Medizin
Biomarker: Krankheiten früher erkennen
Um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, werden in der Medizin sogenannte Biomarker verwendet. Wie gut können Blutdruck, Nährstoffe oder Eiweiße tatsächlich bei Diagnosen helfen? Und wie wichtig sind sie für die Forschung?
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Was ist ein Biomarker?
Biomarker sind biologische Merkmale wie etwa der Blutdruck, Nährstoffe im Blut oder Eiweiße im Urin. Für all diese Merkmale gibt es "Normwerte", also einen Bereich, in dem der Wert als normal oder in Ordnung gilt. Alles darüber oder darunter kann auf ein Problem hindeuten.
Das Wort ist allerdings ein sehr grober Überbegriff. "Letztendlich gibt es verschiedene Arten von Biomarkern, die unterschiedliche Funktionen haben", erklärt Prof. Jürgen Dukart, der am Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich die Abteilung "Biomarkerentwicklung" leitet.
Viele Biomarker sind sehr bekannt
Einige Biomarker wenden viele von uns regelmäßig zuhause an: Beim Fiebermessen wird die Körpertemperatur als Marker herangezogen. Andere bekannte Biomarker sind der Blutzucker für Diabetes mellitus und das Schwangerschaftshormon HCG. Und auch die vielen verschiedenen Corona-Tests basieren auf der Erkennung von Biomarkern.
Andere Werte können nur in Arztpraxen und mithilfe von spezialisiertem Equipment erhoben werden. Dazu gehören genetische Biomarker und solche, die mithilfe von bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie oder einer Computertomographie sichtbar werden.
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Wofür werden Biomarker genutzt?
Diagnose entscheidet über Behandlungserfolg
Bei vielen Erkrankungen ist eine Diagnose essenziell für die richtige Behandlung. Geschichten von Menschen, die jahrelang von Praxis zu Praxis gehen und erst nach einem langen Leidensweg endlich eine Diagnose erhalten, gibt es zuhauf – gerade weniger verbreitete Krankheiten sind oft schwer zu erkennen.
Wie beispielsweise seltene rheumatische Erkrankungen: Sie äußern sich häufig durch unspezifische Symptome, die verschiedenste Ursachen haben könnten. Eine Behandlung kann aber mit recht aggressiven Medikamenten einhergehen. Ohne eine klare Diagnose werden diese Mittel nicht verschrieben. Für solche und ähnliche Fälle hilft es, eine Erkrankung durch Biomarker eindeutig zuordnen zu können.
Genauere Unterscheidung
Zudem helfen sie, zwischen Subtypen innerhalb einer Krankheit zu unterscheiden – was wiederum Auswirkungen auf die Behandlung haben kann.
Beim Mammakarzinom (Brustkrebs) gibt es beispielsweise verschiedene Arten von Krebszellen. Manche von ihnen reagieren auf die Hormone Östrogen und Progesteron, andere nicht. Wenn die Tumorzellen hormonempfindlich sind, können sie mithilfe einer Hormontherapie (endokrine Therapie) behandelt werden. Im besten Fall ist dann keine Chemotherapie notwendig.
Ein solcher Weg wäre aber bei Krebszellen sinnlos, weil sie unabhängig von den beiden Hormonen wachsen. Mithilfe der Biomarker für die entsprechenden Hormonrezeptoren auf den Tumorzellen kann entschieden werden, welche Richtung die Behandlung nehmen sollte.
Monitoring mit Biomarkern
Ein weiterer Nutzen von Biomarkern ist das Überwachen des Krankheitsverlaufs. Verbessern sich die Symptome oder werden sie schlechter? Wie schnell verändert sich der Zustand der Betroffenen? Hilfreich ist das etwa, um zu sehen, wie erfolgreich eine Behandlung wirkt.
Bei den bisher beschriebenen Einsatzbereichen geht es jeweils darum, zu bewerten, was ist. Zunehmend sollen Biomarker aber auch genutzt werden, um Vorhersagen zu treffen.
Biomarker für Prognosen
Wie wird eine Krankheit wahrscheinlich verlaufen? Auch diese Frage lässt sich mit Biomarkern besser klären. Ein Beispiel ist der Botenstoff TFGβ: Er kann schon zu Beginn einer COVID-19-Infektion voraussagen, wie schwer der Verlauf der Erkrankung sein wird. Hohe Konzentrationen des Botenstoffs im Blutserum deuten auf eine schwere Erkrankung hin. Der Grund: TGFβ hemmt offenbar die Immunantwort gegen das Virus, sodass der Körper es schlechter abwehren kann.
Biomarker zur Prädiktion
Wie wirksam wird eine Behandlung sein? Biomarker, die Aufschluss über den Erfolg bestimmter Behandlungsmethoden geben sollen, werden unter anderem im Hinblick auf bestimmte Krebssorten erforscht. So kann Lungenkrebs auf verschiedenen genetischen Mutationen basieren, die mittels Biomarker erkannt werden können.
Gleichzeitig werden Medikamente entwickelt, die in den Mechanismus eingreifen, der durch die Mutation nicht fehlerfrei abläuft – das funktioniert dann aber nur bei Patientinnen und Patienten mit genau diesem genetischen Merkmal. Die prädiktiven Biomarker zeigen dann an, ob eine Behandlung helfen kann oder nicht.
Im Zusammenhang mit Darmkrebs wird zu Biomarkern geforscht, die eine Mischung aus Subtypen-Unterscheidung, Prognostik und Prädiktion bieten können. Denn verschiedene Darmkrebsvarianten haben sehr unterschiedliche Auswirkungen. Bei manchen haben die Betroffenen eine höhere Lebenserwartung als bei anderen, ebenso wie größere Heilungschancen.
Ein Subtyp reagiert besonders gut auf eine moderne Behandlungsmethode, andere sprechen darauf weniger an. Die Subtypen zu unterscheiden, hilft daher einerseits, die bestmögliche Therapie zu finden, und andererseits, den Krankheitsverlauf realistisch einzuschätzen.
Die Vielfalt der Biomarker
Das Feld der Biomarker und ihre Einsatzmöglichkeiten sind also groß. Neben Krebserkrankungen (und COVID-19) stehen noch weitere Bereiche im Fokus der Biomarker-Forschung. Verschiedene Studien untersuchen etwa mögliche Biomarker, um Schwangerschaftskomplikationen oder Tuberkulose bei HIV-Erkrankten in frühen Stadien zu erkennen und entsprechend besser gegensteuern zu können.
Und auch bei neurologischen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit, amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder der Alzheimer-Demenz könnte die Biomarkerforschung große Therapieerfolge und vorbeugende Maßnahmen unterstützen.
Eine Vorhersage kann bei solchen Erkrankungen deshalb funktionieren, weil bereits deutlich vor Beginn der Symptome Veränderungen im Körper stattfinden – die dann durch die jeweiligen Marker nachgewiesen werden.
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Bluttest zur Parkinson-Früherkennung
Was eine frühe Diagnose ausmachen kann, drückt einer der Forschenden, Prof. Kevin Mills vom University College London, so aus: "Wir können unsere Gehirnzellen nicht nachwachsen lassen und deshalb müssen wir die schützen, die wir haben." Derzeit würden Patienten erst behandelt, wenn sie Symptome zeigen und somit schon Nervenzellen abgestorben sind.
Wie allerdings so häufig bei medizinischen Erkenntnissen: Der entwickelte Parkinson-Test ist längst nicht bereit, im klinischen Alltag genutzt zu werden. Das sei hoffentlich innerhalb von zwei Jahren möglich, sagt Mills.
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Wie werden Biomarker erfasst und analysiert?
Eine der einfachsten ist wohl das Fieberthermometer zur Bestimmung der Körpertemperatur. Manche Thermometer liefern die Analyse sogar gleich mit, indem sie etwa eine erhöhte Temperatur gelb und ein ausgewachsenes Fieber rot anzeigen.
Andere Biomarker-Tests für den Heimgebrauch nutzen leicht zugängliche Flüssigkeiten: Den Urin beim Schwangerschaftstest und den Nasenschleim für die Corona-Bestimmung.
Die Tests übernehmen hierbei die Analysefunktion selbst. Die Anwendenden müssen lediglich schauen, ob der Teststreifen sich verfärbt.
Digitale Datensammlungen
Außerdem kommen mittlerweile immer mehr "digitale Biomarker" hinzu: Smartwatches, Fitness-Tracker und Handys können verschiedene Merkmale erfassen, wie etwa die Schrittzahl, die Schlafdauer und -qualität oder den Puls.
Ein großer Vorteil kann hierbei sein, dass die Daten kontinuierlich gemessen werden. Wer etwa eine Uhr oder einen Ring nutzt, um das Schlafverhalten aufzuzeichnen, sammelt mit jeder Nacht Informationen. Ärztlichem Fachpersonal kann das dann etwa bei gesundheitlichen Problemen helfen, die Symptome einzuordnen.
Solche Daten können medizinische Messgeräte zwar noch nicht qualitativ ersetzen, bieten jedoch dennoch gewisse Vorteile: Ärztliche Messungen können immer nur einen kurzen zeitlichen Rahmen abdecken. Ein Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG) etwa, um Herzprobleme wie Herzrhythmusstörungen zu entdecken, dauert in der Regel 24 Stunden. Gerade bei unregelmäßigen Störungen kann es passieren, dass ausgerechnet an diesem Tag keine Auffälligkeiten stattfinden.
Eigene Daten sammeln mit der Smartwatch
Wer hingegen eine Smartwatch mit EKG-Funktion trägt, sammelt langfristig ein schlichtes Elektrokardiogramm. Dies kann dann möglicherweise in Kombination mit einer medizinischen Messung den Fachleuten ein besseres Bild vermitteln.
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Fachkundige Biomarker-Messungen
In medizinischen Laboren und Arztpraxen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, um Biomarker zu analysieren.
So kann etwa über eine kleine Blutprobe untersucht werden, ob der Eisenstoffwechsel ordnungsgemäß funktioniert: Die kombinierte Bestimmung von Eisen, Transferrin (dem Eiweißstoff zum Transport von Eisen im Blut) und Ferritin (dem Eiweißstoff für die Speicherung von Eisen im Körper) gibt schnellen Aufschluss.
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Vorsicht bei rezeptfreien Tests
Einige Biomarkertests sind auch frei im Handel erhältlich. Bei diesen Produkten sei allerdings Vorsicht geboten, mahnt die Verbraucherzentrale. So zeigten Vergleiche verschiedener Anbieter von Vitamin D-Selbsttests, dass die Ergebnisse recht unzuverlässig und wenig hilfreich sind – und oft gleich noch mit Produkten "gegen einen Mangel" geworben wird. Auch die Preise sprechen nicht unbedingt für solche Selbst-Testungen. Wer sich Sorgen um seine Gesundheit macht und einen Vitaminmangel, eine Hormonstörung oder Ähnliches vermutet, spricht am besten mit einer Fachperson darüber.
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Bei der professionellen Biomarker-Analyse gibt es zudem unzählige Möglichkeiten, die in der Regel auf bestimmte Erkrankungen zugeschnitten sind. Dazu zählt im Herz-Kreislauf-Bereich das EKG, ebenso wie die Messung verschiedener Proteine im Blut. Bei Nieren- und Harnwegserkrankungen liefert der Urin essenzielle Werte. Geht es um die Bauchspeicheldrüse, können sich Hinweise in einer Stuhlprobe finden.
Um neurologische Erkrankungen zu diagnostizieren, wird häufig die Zerebrospinalflüssigkeit (CSF, Liquor) untersucht. Auch Gewebeproben oder bildgebende Verfahren können Hinweise auf eine Erkrankung liefern.
Je nach Fragestellung können die Tests schnell in der Arztpraxis ausgewertet werden, andernfalls sind spezialisierte Labore dafür zuständig oder die Proben werden an ausgewiesene Expertinnen oder Experten geschickt.
Gentests als Spezialfall
Viele Erkrankungen hängen mit ganz bestimmten Veränderungen im Erbgut zusammen. Für manche Krankheiten gibt es Gentests, die wie andere Biomarkertests bei der Diagnose und bei Vorhersagen eines Krankheitsverlaufs oder der Medikamentenwirkung helfen.
In der Regel reicht eine Blutprobe (seltener auch Speichel oder Haare), damit ein dafür zugelassenes Labor die entsprechenden genetischen Sequenzen analysieren kann, also die Reihenfolge der chemischen Basen, aus denen die DNA aufgebaut ist.
Genetische Untersuchungen sind in Deutschland im "Gendiagnostikgesetz" geregelt, denn sie bringen eine Reihe von ethisch komplexen Fragen mit sich. Welche das sind, erfährst du hier.
Ein wichtiger Aspekt: Genetische Tests dürfen nicht frei verkäuflich sein, sondern nur von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt werden. Das gilt durch das Gendiagnostikgesetz in Deutschland. In anderen Ländern ist es allerdings erlaubt, dass beispielsweise Firmen diverse Gentests durchführen und die Ergebnisse ohne ärztliche Begutachtung an die Testpersonen schicken.
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Welchen Beitrag leisten Biomarker in der Forschung?
Die Alzheimer-Demenz ist von zwei Arten von Proteinablagerungen im Gehirn charakterisiert: den Amyloid-Beta-Ablagerungen und den Tau-Fibrillen. Allerdings kommen diese Veränderungen nicht bei jeder betroffenen Person gleich stark vor. Manche haben also mehr Amyloid-Beta-Ablagerungen, andere mehr Tau-Fibrillen, und wieder andere erkranken an der Demenz, obwohl ihre Gehirne kaum solche Veränderungen aufweisen.
In klinischen Studien wird nun die Wirkung eines neuen Mittels bei Betroffenen getestet und mit den Effekten eines Placebos oder eines anderen Medikaments verglichen.
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Alzheimer-Behandlung
In den USA ist Leqembi bereits zugelassen, ebenso darf das Medikament in anderen Ländern wie Japan und China verschrieben werden. In der EU ist es seit November 2024 zugelassen – aber nur eingeschränkt, also für Patientinnen und Patienten mit einer bestimmten genetischen Mutation.
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Wie Biomarker wissenschaftliche Studien verbessern
Angenommen, an einer klinischen Studie nehmen 100 Menschen mit einer Alzheimer-Demenz teil. 50 davon sollen den Wirkstoff Lecanemab bekommen, 50 weitere ein Placebo – natürlich doppelt verblindet und kontrolliert, um den klinischen Anforderungen zu entsprechen.
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Angenommen, 80 Prozent der Teilnehmenden weisen die Ablagerungen auf: In einem solchen Fall könnten schon 10 Testpersonen, die das Medikament bekommen, gar nicht davon profitieren. Das wiederum würde es für die Medikamenten-Gruppe deutlich schwerer machen, eine statistisch relevante Verbesserung gegenüber der Placebo-Gruppe zu erreichen. Umso mehr, wenn die Testpersonen ohne Amyloid-Beta-Ablagerungen zufällig alle (oder größtenteils) in der Gruppe sind, die Lecanemab erhalten.
Ganz anders könnte das Ergebnis aussehen, wenn alle 100 Testpersonen nachgewiesenermaßen Amyloid-Fibrillen aufweisen. So würden nur Menschen untersucht, die theoretisch vom Medikament profitieren könnten.
Neuer Bluttest für Alzheimer
Neu entwickelte Biomarker können genau in diesem Bereich nützlich sein und bei der Auswahl der Testpersonen helfen. Gerade auf Alzheimer bezogen gab es im Mai 2025 eine Neuerung: Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat den ersten diagnostischen Bluttest zugelassen. Der Test mit dem langen Namen "Lumipulse G pTau217/β-Amyloid 1-42 Plasma Ratio" soll bei Erwachsenen ab 55 Jahren mit ersten Anzeichen einer kognitiven Einschränkung angewandt werden.
Er soll helfen, die Diagnose "Alzheimer-Demenz" möglichst früh zu stellen – und somit die Chancen auf eine Verlangsamung zu begünstigen. Gerade, weil Leqembi gegen die Amyloid-Ablagerungen wirkt, kann das eine große Hilfe sein und möglicherweise teurere, aufwändigere Methoden wie eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ersetzen.
Nur bei erstem Verdacht anwendbar
Wichtig ist aber: Es ist kein Screening-Test, der unabhängig von einem Verdacht ab einem bestimmten Alter durchgeführt wird, der die Krankheit noch vor bemerkbaren Symptomen erkennen würde. Wie bedeutend er deshalb für die frühe Behandlung sein wird, muss sich noch zeigen.
Dazu kommt: Der Test ist in Europa noch nicht zugelassen – ebenso wenig wie andere Bluttests zur Alzheimer-Früherkennung. Es gibt allerdings Tests, die bereits eine CE-Zertifizierung haben oder kurz davor stehen, und damit dann innerhalb der EU verkauft werden dürfen.
Artikel Abschnitt: Warum können Biomarker ethische Fragen aufwerfen?
Warum können Biomarker ethische Fragen aufwerfen?
Vor allem, weil sie keine absoluten Sicherheiten geben, wenn es um die Früherkennung von möglichen Erkrankungen geht. Bekommt jemand einen positiven Biomarker-Test für Amyloid-Beta, hat er oder sie auffällig viele der für Alzheimer charakteristischen Ablagerungen im Gehirn. Ob – und wenn ja wann – das zu Symptomen führen wird, lässt sich aber nicht vorhersagen. Und was machen potenziell Betroffene dann mit dem Wissen?
Noch dazu lassen sich manche Erkrankungen noch gar nicht behandeln. Ein Biomarker-Test würde den Menschen in solchen Fällen zwar ein erhöhtes Erkrankungsrisiko vermitteln, ohne ihnen aber Handlungsmöglichkeiten zu bieten.
Artikel Abschnitt: Wohin geht die Biomarker-Forschung?
Wohin geht die Biomarker-Forschung?
Große Hoffnungen liegen auch auf den digitalen Biomarkern. So können aus einer Kombination von verschiedenen, mit Smart Watches und anderen Geräten messbaren Biomarkern Muster erkannt werden, die auf bestimmte Erkrankungen hinweisen.
Das könnte etwa bei chronischen Krankheiten wie der Multiplen Sklerose funktionieren: einer Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, bei der es zu chronischen Entzündungen kommt. Wie schnell die Krankheit sich entwickelt und fortschreitet, ist sehr individuell. Deshalb könnten digitale Biomarker helfen, den Verlauf der Krankheit genauer zu erfassen und bei einer Verschlechterung möglichst präzise gegensteuern zu können. Hilfreich wären dazu etwa Bewegungssensoren mit Schrittzähler, Stimmanalysen und Schlafanalysen. Forschende schlagen sogar einen Spiegel vor, der die Temperatur und die Stimmung im Blick behält, und eine Zahnbürste, die Mikroben analysiert.
Das Handy als medizinisches Messgerät
Tatsächlich sind solche Möglichkeiten kein Zukunftsdenken, auch ohne Bezug zu einer spezifischen Erkrankung. Schon jetzt messen Handys und andere Geräte fast routinemäßig die Schrittzahl und können auch verwendet werden, um die Geschwindigkeit und andere Werte zu erfassen.
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Diese Daten in die medizinische Analyse einzubeziehen, kann ein viel deutlicheres Bild des Gesundheitszustandes der Patientinnen und Patienten liefern. Forschende warnen allerdings: Nur, weil etwas möglich ist, muss es nicht unbedingt immer sinnvoll sein. Denn wenn unbedacht und ungeordnet Daten gesammelt werde, gebe es unweigerlich auch negative Konsequenzen: Haufenweise nutzlose Daten, die irgendwo gespeichert werden müssen und Kapazitätsprobleme verursachen könnten – letztendlich auch ein Problem für die Umwelt.
Zudem müsste sichergestellt werden, dass die Vergleichsdatensätze möglichst divers aufgestellt sind: Sonst bestehe die Gefahr, existierende Ungerechtigkeiten im Gesundheitssystem noch zu verschlimmern.
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