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Alternsforschung
Ewig jung: So wollen Forscher das Alter zurückdrehen
Könnte ein uralter Menschheitstraum bald Wirklichkeit werden? Nachrichten aus der Szene der Altersforscher deuten darauf hin – sie erzählen von spektakulären Erfolgen. Was ist dran?
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Inhalt
- Das Altern besiegen – geht das?
- Wie alt werden wir heute?
- Was ist Altern?
- Ab wann altern wir?
- Ist Altern eine Krankheit?
- Was genau wollen die "Biogerontologen"?
- Was sind die vielversprechendsten Ansätze der Unsterblichkeitsvisionäre?
- Lässt sich die Lebensuhr tatsächlich zurückdrehen?
- Wäre es wünschenswert, "ewig" zu leben?
- Stand jetzt: Wie geht es sehr alten Menschen in Deutschland?
- Das Altern besiegen – geht das?
- Wie alt werden wir heute?
- Was ist Altern?
- Ab wann altern wir?
- Ist Altern eine Krankheit?
- Was genau wollen die "Biogerontologen"?
- Was sind die vielversprechendsten Ansätze der Unsterblichkeitsvisionäre?
- Lässt sich die Lebensuhr tatsächlich zurückdrehen?
- Wäre es wünschenswert, "ewig" zu leben?
- Stand jetzt: Wie geht es sehr alten Menschen in Deutschland?
Artikel Abschnitt: Das Altern besiegen – geht das?
Das Altern besiegen – geht das?
Der Thymus sitzt unter dem Brustbein. Ein unspektakuläres Organ, das bei älteren Menschen verkümmert ist und dann vor allem aus Fettgewebe besteht. In der Kindheit ist es hingegen von entscheidender Bedeutung. Im Thymus entstehen Abwehrzellen, hier wird das Immunsystem ausgebildet und trainiert. Irgendwann, man sagt ungefähr ab 60, erlahmt dieses System. Der Mensch wird anfälliger für Infekte und diverse Krankheiten.
Kleinere Glatze, wieder mehr Muskeln
Greg Fahys Ziel war es, seine Versuchsteilnehmer über eine Aktivierung der Thymusdrüse fitter zu machen gegen solche Erkrankungen, die im Alter zunehmen – sie sollten gesünder altern. Doch als er das Experiment beendete, zeigten sich noch ganz andere Effekte: Ein Teilnehmer berichtete, dass seine Glatze kleiner geworden sei und ihm wieder braune Haare wachsen würden. Außerdem habe seine Muskelmasse zugenommen und er fühle sich wesentlich fitter als vor der Behandlung.
Fahy selber ist der Überzeugung, dass es ihm gelungen ist, einige der typischen Alterserscheinungen umzukehren. Er spricht von “systematischen Anti-Aging-Effekten“ durch die Thymusregeneration. Und auf die Frage, ob er der Erste sei, dem es tatsächlich gelungen ist, Menschen zu verjüngen, sagte er in einem Interview: “Soweit ich weiß, schon.“
Fahys Experiment sei ein interessanter Ansatz, meinten daraufhin viele seiner Kolleginnen und Kollegen. Es sei vielleicht sogar revolutionär, bedürfe aber noch der Bestätigung durch weitere Studien.
Artikel Abschnitt: Wie alt werden wir heute?
Wie alt werden wir heute?
In Deutschland liegt sie heute für neugeborene Jungen bei über 78, für neugeborene Mädchen bei über 83 Jahren. 65-jährige Männer, die in Deutschland leben, können gegenwärtig mit einer noch verbleibenden Lebenserwartung von knapp 18 Jahren rechnen; 65-jährige Frauen mit einer verbleibenden Lebenserwartung von 21 Jahren.
Die Anzahl der Hundertjährigen ist enorm gewachsen
Gerade im Zeitraum seit der Jahrtausendwende. 2000 waren es weltweit etwa 150.000 – heute sollen deutlich über 500.000 Menschen 100 Jahre oder älter sein. Sie leben häufig in Ländern mit hohem Einkommen. Und es sind vor allem Frauen, die so alt werden.
Eine Frau hält auch den Altersrekord: Jeanne Louise Calment aus Arles. Sie starb am 04. August 1997 mit 122 Jahren und 164 Tagen. Ob dieser Rekord in absehbarer Zeit gebrochen wird? Es gibt Wissenschaftler, die sagen, dass es möglich ist. Andere halten es für höchst unwahrscheinlich, dass ein Mensch älter als 125 werden kann. Ihre These: Es gibt eine natürliche Obergrenze. Zwar habe sich die mittlere Lebenserwartung im letzten Jahrhundert geändert, nicht aber die maximale. Tatsächlich ist das maximal erreichbare Lebensalter in diesem Zeitraum nahezu konstant bei etwa 120 Jahren geblieben.
Artikel Abschnitt: Was ist Altern?
Was ist Altern?
Altern sei, so die meisten Alternsforscher, ein mehr oder weniger kontinuierlicher und letztlich irreversibler Prozess, der am Ende zum Tod führt.
Bestimmt werde dieser Prozess von der biologischen Ausstattung des Menschen und hier vor allem von genetischen Faktoren (es gibt Untersuchungen, denen zufolge circa 30 Prozent der Variabilität der menschlichen Lebensspanne durch Genetik erklärt werden können). Außerdem von seiner Lebensführung und von äußeren Einflüssen.
Wir altern auf drei Ebenen
Bei der Analyse und Beschreibung des Alternsprozesses unterscheiden die meisten Forscher eine biologische, eine soziale und eine psychologische Ebene.
- Auf der biologischen Ebene ist das Altern durch eine zunehmende Verringerung der Anpassungs- und Wiederherstellungsfähigkeit gekennzeichnet – und auch die Leistungsfähigkeit nimmt immer weiter ab. Alternde Menschen werden etwa anfälliger für Erkrankungen. Verantwortlich hierfür ist eine Vielzahl molekularer und zellulärer Schäden, die mit der vorhandenen genetischen Ausstattung nicht mehr repariert werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt: “Diese Veränderungen sind jedoch weder linear noch konstant, und sie sind nur lose an das chronologische Alter einer Person geknüpft.“
- Auf der sozialen Ebene finden ebenfalls Veränderungen statt: Veränderungen der gesellschaftlichen Stellung, Veränderungen durch den Verlust enger Beziehungen und sozialer Rollen. Das Ausscheiden aus dem Beruf zum Beispiel kann aber auch als Gewinn erlebt werden. Wenn die Gesundheit gut ist und die materiellen Ressourcen ausreichen, kann der Rollenwechsel vom Berufstätigen zum Rentner eine “späte Freiheit“ bedeuten. Grundsätzlich kann man sagen: Ältere passen in der Regel ihre Lebensziele und ihre Aktivitäten diesen Veränderungen an. Sie konzentrieren sich auf das, was ihnen besonders wichtig ist.
- Auf der psychologischen Ebene treten Verluste vor allem in den Bereichen auf, “die an die Umstellungsfähigkeit von Nervenzellverbänden gebunden sind, wie zum Beispiel das Kurzzeitgedächtnis oder die hohe Geschwindigkeit im Denken“, sagt der Psychologe Andreas Kruse. Trotzdem erleben Ältere und Alte das Altern häufig nicht als Abbauprozess, sondern als Phase der Anpassung oder sogar des Wachstums und der Reifung.
Im Hirn: Nicht bloß ein Abbau
Es gibt im Alter also durchaus gegenläufige Prozesse, wie man am Beispiel Gehirn sehen kann. Auch wenn es im Alter an Masse verliert, die Zahl der Hirnzellen abnimmt, ihre Schutzschicht dünner wird und die Nervenverbindungen schlechter funktionieren (was die Aufmerksamkeit und die Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen kann), so heißt dies nicht, dass seine intellektuelle Leistungsfähigkeit insgesamt abnimmt. Die sogenannte “kristalline Intelligenz“ (verbales Ausdrucksvermögen, soziale Kompetenz, Fachwissen) ist, so heißt es, erst im Alter von 60 voll ausgeprägt und kann danach noch lange erhalten bleiben.
Psychologen sprechen hier von Plastizität. “Sie bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, Neues zu lernen und neue Funktionen (einschließlich der zugrunde liegenden neuronalen Netzwerke) auszubilden“, sagt Andreas Kruse. Die Berliner Professorin Jule Specht nennt das Alter eine “besonders veränderungssensible Lebensphase“. “In einer Studie haben wir gezeigt, dass sich etwa jeder Fünfte nach dem 60. Geburtstag noch einmal stark verändert.“
Artikel Abschnitt: Ab wann altern wir?
Ab wann altern wir?
- Altern ist ein Prozess, der nicht unbedingt kontinuierlich in Richtung Abbau verläuft, weil es neben Verlusten auch Gewinne gibt, neben Abbauprozessen auch Reifungsprozesse. Und weil zum Beispiel schwere Krankheiten und Lebenskrisen zu abrupten Sprüngen im Alternsprozess führen können.
- Altern ist individuell verschieden, je nach biologischer und mentaler Ausstattung des Menschen, seinen Lebensumständen und seiner Lebensführung. Deshalb unterscheiden Alternswissenschaftler zwischen dem “biologischen“ und dem “chronologischen“ Alter.
- Die Altersgrenzen sind relativ, weil gesellschaftliche Konventionen mitbestimmen, ab wann jemand als “alt“ gilt.
Grundsätzlich kann man aber sagen:
- Wir altern ein Leben lang – und zwar schon ab der Zeugung.
- Anzeichen für das Altern (im Sinne eines Abbauprozesses) gibt es schon im Jugend- und Erwachsenenalter:
Ab circa 15 Jahren nimmt die Elastizität der Linse im Auge ab; ab 20 verliert die Haut an Spannkraft, und bald danach sinkt der Testosteronspiegel bei Männern; ab 30 werden die Bandscheiben dünner – der Mensch schrumpft; ab 35 werden die Haare grau, und allmählich beginnt der Muskelabbau. - Im "höheren Alter“, ab ungefähr 60 Jahren, nimmt die Verletzlichkeit zu. Es häufen sich chronische Krankheiten. Am häufigsten sind Herz-Kreislauf-Leiden, aber auch Diabetes und die Degeneration der Gelenke mit dauernden Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit. Es beginnen Abbauprozesse im Gehirn, die zu Alzheimer oder Parkinson führen. Die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, steigt. Im “hohen Alter“, ab 80/85 Jahren, treten mehrere solcher Krankheiten häufiger gleichzeitig auf. Man spricht dann von “Multimorbidität“.
- Von den Fortschritten in Medizin und Hygiene und dem gestiegenen Lebensstandard generell haben in den letzten Jahrzehnten in den Industriestaaten vor allem die 60- bis 80-Jährigen profitiert. Man sagt, dass die Menschen, die Ende des letzten Jahrhunderts 70 waren, in ihrer allgemeinen körperlichen Verfassung den 30 Jahre zuvor lebenden 65-Jährigen vergleichbar waren – dass sie also etwa fünf relativ gesunde Lebensjahre gewonnen haben. Deshalb differenzieren Alternswissenschaftler mittlerweile zwischen dem “dritten“ und dem “vierten Lebensalter“. Das vierte umfasst die Jahre ab 80/85, die häufiger von Multimorbidität, demenziellen Erkrankungen, von Einsamkeits- und Armutsrisiken bestimmt sind.
- Ein Sonderfall sind die “Hochaltrigen“, auch “Supercentenarians“ genannt, also diejenigen Menschen, die älter als 110 Jahre sind. Man vermutet, dass es sie auch in früheren Zeiten gegeben hat. Und dass diese Ältesten in den letzten Jahren nicht noch älter geworden sind, obwohl derzeit insgesamt immer mehr Menschen älter werden.
Artikel Abschnitt: Ist Altern eine Krankheit?
Ist Altern eine Krankheit?
Diese “traditionelle“ Position unterscheidet zwischen der Störung der normalen Funktion eines Organs, eines Körperteils oder des gesamten Organismus (Krankheit) – und dem Alternsprozess. “Auch wenn zunehmende Krankheitsrisiken eng mit dem Alternsprozess verbunden sind, dürfen Alter und Krankheit nicht miteinander verwechselt werden“, sagt der renommierte Alternsforscher Andreas Kruse (Tübingen). Für ihn ist Altern ein natürlicher Vorgang. Eine “natürliche, irreversible Veränderung der lebenden Substanz“, die früher oder später zum Tod führt. Das Leben habe natürliche Grenzen. Wenn die erreicht seien, erlösche es, auch ohne eine erkennbare Krankheit oder einen Unfall.
Einige Forscher halten Altern für eine bekämpfbare Krankheit
Die Gegenposition hält den Tod nicht für das natürliche Schicksal des Menschen und den Weg dorthin nicht für unausweichlich, sondern für ein Problem, das es zu lösen gilt. Der Mensch gilt grundsätzlich als reparierbar. Man will das Altern bekämpfen, statt einzelne Krankheiten zu behandeln.
Die Vertreter dieser Position fokussieren ihre Forschungen auf die Prozesse, die im Hintergrund der diversen “altersassoziierten“ Erkrankungen ablaufen: Veränderungen auf molekularer und zellulärer Ebene. Das sind unter anderem zufällig auftretende Schädigungen etwa durch Umwelteinflüsse, die nicht mehr repariert werden und sich anhäufen. Oder es sind Veränderungen, die regelmäßig entstehen, weil sich Zellen eben nicht unendlich oft teilen können. Diese Prozesse seien für die ganz normale Alterung verantwortlich, würden aber auch zum Beispiel zur Entstehung von Alzheimer beitragen.
Der Forscher Hartmut Geiger (Uni Ulm), der sich mit der Alterung von Stammzellen beschäftigt, hält es daher nicht für abwegig, Altern als eine Krankheit anzusehen, die man heilen kann. “Ja, es gäbe wohl die Möglichkeit, dass es wirklich auch sein könnte, dass Alterung nicht unumkehrbar ist. Bis vor zehn Jahren hätte ich mir selbst den Vogel gezeigt und gesagt: ‚Nee, nee, nee‘.“
Artikel Abschnitt: Was genau wollen die “Biogerontologen“?
Was genau wollen die “Biogerontologen“?
Man kann zwei Lager unterscheiden:
Ziel der sogenannten Healthspanners ist eine Verlängerung der gesunden Lebensphase im Alter oder eine Verkürzung der Phase, die von Krankheiten bestimmt ist. Die Forscher sprechen von einer “Kompression der Morbidität“ – und gehen davon aus, dass eine kürzere Krankheitsphase im Alter mit einer gewissen Verlängerung der Lebenszeit einhergeht. Daher auch ihr Name. Es geht den Healthspanners vor allem um die Lebensspanne, in der wir im vollen Besitz unserer körperlichen und geistigen Kräfte sind.
Daneben gibt es die Unsterblichkeitsvisionäre, auch Immortalists genannt. Sie sind davon überzeugt, dass die menschliche Lebenszeit eigentlich kein Ende haben muss. Zu den Immortalists sind auch jene Forscher zu rechnen, die den Alterungsprozess umkehren wollen und eine Verjüngung des alten Menschen anstreben.
Artikel Abschnitt: Was sind die vielversprechendsten Ansätze der Unsterblichkeitsvisionäre?
Was sind die vielversprechendsten Ansätze der Unsterblichkeitsvisionäre?
1. “Langlebigkeitsgene“ aktivieren
Altern bedeutet, sich nicht mehr ausreichend regenerieren zu können – so die wesentliche Erkenntnis hinter dem Konzept. Die Körperzellen verlieren mit zunehmender Lebensdauer die Fähigkeit, sich zu reparieren und zu erneuern. Irgendwann erleiden sie den Zelltod. Die Frage ist also: Was kann den Zelltod hinauszögern, was kann ihn eventuell sogar verhindern?
Die Idee: Wir schaffen künstlich (also mit Medikamenten) einen Zustand, der nach bestimmten Krisen- oder Stresssituationen auftritt – wenn der Organismus zum Beispiel auf Hunger reagiert. Nach einer Kalorienreduktion tun die Körperzellen alles, um zu überleben. Bestimmte Enzyme, Sirtuine heißen sie, mobilisieren dann die “Langlebigkeitsgene“. Diesen Effekt möchten die “Aktivierungsforscher“ für eine Verlängerung der Lebensdauer nutzen.
Der bekannteste ist der Harvard-Genetiker David Sinclair. Er fahndet schon seit Längerem nach Stoffen, die die Sirtuine anregen, ihre Wirkung auf die entscheidenden Gene auszuüben. Resveratrol heißt einer, ein Molekül der Weintraube. Doch die Wirksamkeit von Resveratrol ist umstritten, weshalb Sinclair sich heute auf das Molekül NAD konzentriert. Eine lebensverlängernde Wirkung bei Mäusen hat er nachweisen können.
2. Das Blut auffrischen, um den Körper zu verjüngen
Die Idee ist alt. Schon im 19. Jahrhundert soll ein französischer Physiologe die Blutkreisläufe von Mäusen verbunden haben. Parabiose ist der wissenschaftliche Begriff für eine solch enge Verbindung zweier Organismen. Als Alternsforscher um die Jahrtausendwende die Idee aufgriffen und alte Mäuse mit dem Blut von jungen Mäusen versorgten, beobachteten sie tatsächlich einen Effekt: Die Zellen in Muskeln, Gehirn und Leber verjüngten sich, das Fell der alten Tiere begann wieder zu glänzen.
Auf eine vergleichbare Wirkung hofften die in den USA arbeitenden Forscher Tony Wyss-Coray und Karoly Nikolich. Sie gaben Alzheimer-Patienten das Blutplasma junger Menschen. Es hätten sich bei ihnen “statistisch signifikante“ Resultate gezeigt, hieß es anschließend: eine größere Wachheit und Präsenz sowie Verbesserungen bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.
Allerdings stellt sich die Frage, wie “signifikant“ die Ergebnisse wirklich sind: Es gab nur 18 Studienteilnehmer, von denen 9 das junge Blut und 9 ein Placebo erhielten. Da noch keine überzeugenderen Belege für die Wirksamkeit vorliegen, gibt es Vorbehalte gegen die Methode.
Ein anderes Team aus den USA, das ebenfalls Ältere mit dem Blutplasma junger Menschen behandelt hat, wurde von der Food and Drug Administration (FDA) kritisiert. Die amerikanische Arzneimittelbehörde vermisst den deutlichen Nachweis eines Nutzens für Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen und moniert die hohen Kosten der Blutplasma-Transfusionen.
3. Die Verjüngung des Immunsystems
Das ist der Ansatz, dem auch Greg Fahy mit seinem “Thymusexperiment“ folgt – indem er die Thymusdrüse reaktiviert. Für Wissenschaftler der Universität Ulm um den Stammzellforscher Hartmut Geiger spielt nicht die Thymusdrüse die Hauptrolle, ihr Ziel sind die Stammzellen. Denn das Altern des Immunsystems werde vor allem durch Stammzellen verursacht, die die Aufgabe haben, die Immunzellen zu erneuern – die ihren Reparaturauftrag aber mit zunehmendem Alter nicht mehr ausreichend erfüllen.
An Mäusen hat Hartmut Geiger dies in früheren Studien feststellen können. Also haben die Ulmer Forscher versucht, die reparaturunwilligen Stammzellen von älteren Mäusen wieder fit zu machen für ihre Mission – mithilfe der pharmakologischen Substanz Casin.
Das Ergebnis: Sowohl die Stammzellen funktionieren danach wie in jungen Jahren wie auch die Zellen des Immunsystems. Zumindest tun sie das bei diesen Mäusen. Hartmut Geiger: “Im Modell haben wir gezeigt, dass wir die Uhr zurückdrehen können: Die Verjüngung gealterter Stammzellen kann die Immunkompetenz im Alter wiederherstellen.“
Artikel Abschnitt: Lässt sich die Lebensuhr tatsächlich zurückdrehen?
Lässt sich die Lebensuhr tatsächlich zurückdrehen?
Die verwendete Messmethode soll den Erfolg bestätigen
Interessant ist auf jeden Fall die Messmethode, mit der die "Verjüngung" der Studienteilnehmer festgestellt wurde. Es ist die Horvath-Clock, ein Verfahren des US-Forschers Steve Horvath, mit dem das biologische Alter des Menschen gemessen wird – sein korrektes Alter, wenn man so will. Steve Horvath hatte herausgefunden, dass sich die menschliche DNA im Alter an bestimmten Stellen verändert. Diese Veränderungen zeigen ein vom biologischen Alter abhängiges typisches Muster, das nach einer Blutentnahme mithilfe von Analyse-Chips ausgelesen werden kann.
Die Bluttests nach Ende des Thymusexperiments ergaben, so Greg Fahy, dass die neun Männer in dem Jahr der Behandlung nicht älter wurden, sondern jünger. Ihre biologische Uhr sei nicht um ein Jahr vorgerückt, sondern im Durchschnitt um 18 Monate zurückgesprungen.
Artikel Abschnitt: Wäre es wünschenswert, “ewig“ zu leben?
Wäre es wünschenswert, “ewig“ zu leben?
Für den Einzelnen könnte eine radikale Lebensverlängerung neue Möglichkeiten der Selbstverwirklichung eröffnen. Vorausgesetzt, er bliebe entsprechend lange gesund. Die gesellschaftlichen Folgen könnten allerdings katastrophal sein.
Peter Dabrock, der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, spricht von “exorbitanter Ungerechtigkeit“, wenn in einer Welt, in der mehr als 800 Millionen Menschen Hunger leiden und viele eine Lebenserwartung von höchstens 50 Jahren haben, andere auf einmal 150 oder 200 würden. Außerdem würden die Spannungen zwischen Jung und Alt extrem anwachsen, da die Alten ihren Platz nicht räumen würden. “Generationen müssen sich ablösen können, um die produktive Spannung in einer Gesellschaft zu erhalten.“
Richtig alt werden – eine Sache für Reiche?
Die Frage nach Gerechtigkeit taucht grundsätzlich immer auf, wenn es um das Thema Lebensverlängerung geht. Denn Lebensverlängerung ist teuer. Die Medizin, die irgendwann eine immerwährende Jugend bringen soll, werden sich vermutlich nur die Reichen leisten können. Es wäre gerechter und wohl auch effektiver, die Armut zu bekämpfen.
Denn soziale Faktoren haben einen enormen Einfluss auf die Lebenserwartung beziehungsweise das Sterberisiko – auch in einem hoch entwickelten und wohlhabenden Land wie Deutschland. Das hat erst kürzlich wieder eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung belegt. Bei Männern im Alter von 30 bis 59 Jahren verdoppelt Arbeitslosigkeit das Sterberisiko; schlechtere Bildung erhöht es um etwa 30 Prozent.
Artikel Abschnitt: Stand jetzt: Wie geht es sehr alten Menschen in Deutschland?
Stand jetzt: Wie geht es sehr alten Menschen in Deutschland?
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die zweite “Heidelberger Hundertjährigen-Studie“. Trotz körperlicher Belastungen und vielfältiger Einschränkungen zeigen Hochbetagte häufig einen erstaunlichen Lebenswillen. Diesen aufrechterhalten zu können, hängt nicht zuletzt von der Fähigkeit ab, die eigenen Grenzen zu akzeptieren: das Schwinden der Kräfte, die eigene Endlichkeit.
Was allerdings nicht jedem möglich ist
Sonst würde es die Alterssuizide nicht geben. Und nicht jene depressive Phase, unter der etliche alte Menschen eine Zeit lang vor ihrem Tod leiden. Die bis zum Schluss Zufriedenen scheinen diejenigen zu sein, die auch ihre Abhängigkeit von anderen akzeptieren, die die Hilfe durch andere Menschen und Institutionen aktiv suchen und bewusst annehmen, ob sie nun zu Hause leben oder in einer Alten- und Pflegeeinrichtung.
Man kann mit Sicherheit sagen, dass ein sozial aktives Leben, das Verfolgen von sozialen Zielen wesentlich zum Wohlbefinden im Alter beiträgt. Dieser psychosoziale Faktor spielt eine große Rolle und erklärt, was Alternsforscher das “Zufriedenheitsparadox“ nennen: Auch sehr alte Menschen können zufrieden sein – trotz vielfältiger Krankheit und Behinderung und obwohl sie den Tod vor Augen haben.
Autor: Georg Wieghaus
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Ich glaube an Energetische Widergeburt manche Energien weden wiedergeboren….deshlab ist es mir egal wie alt ich mal werde ….natürlich.
Versuche ich mich gesund zu ernähren…..meinen Körper nicht zu übersäuern…..ich bin DANKBAR für ihren Information über das ALTERN….
Der Artikel ist sehr gut formuliert und die wesentlichen Inhalte sind bestens dargestellt. Kein Populismus nur gut kommentierte Fakten. Und wen es interessiert kann alle Quellen nachvollziehen. Besten Dank!
Du meine Güte, dann muss ich ja noch länger Zwangsrundfunk-Beitrag bezahlen.
Aha, da will Studie wieder mal Forschungsgelder abgreifen, für aussichtslose Projekte mit langer Laufzeit.
Thema scheint nicht sonderlich interessant zu sein
Ist eine noch weitere Lebensverlängerung überhaupt sinnvoll. Durch Tod und Neugeburt erfolgt auch eine evolutionäre Anpassung an veränderte Bedingungen. Wie finanziert man die Rente? Arbeiten bis über 100 Jahre. Anstatt der Lebensverlängerung nach zu stellen, sollte man mal über Werte wie lebenswertes Leben, ohne Sklaverei und die ganzen Grausamkeiten nachdenken… Weiterlesen »