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Medizin
Menschen mit Behinderung werden medizinisch schlechter behandelt
Ärzt:innen müssen sich für Menschen mit Behinderungen mehr Zeit nehmen. Sonst kommen die Patient:innen zu kurz und werden medizinisch schlechter betreut.
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"Es geht nicht nur ums Wohlbefinden, sondern um existenzielle Dinge", bestätigt auch Dr. Georg Poppele. Er ist Leiter des Sengelmann-Instituts für Medizin und Inklusion (SIMI) und im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (DGMGB).
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Mangelndes Fachwissen
Oft fehle auch das Wissen um bestimmte Co-Erkrankungen, so Poppele. So haben Menschen mit Down-Syndrom zum Beispiel häufiger einen Herzfehler. "Hinzukommt, dass sich diese Patienten oft nicht richtig ausdrücken oder ihre Schmerzen nicht richtig lokalisieren können", so Poppele. Da braucht man Erfahrung und Zeit – Zeit, die im Praxisalltag leider oft fehlt.
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Kinder mit Behinderung besser versorgt
Im Fokus: erwachsene Menschen mit Behinderung. "Kinder mit Behinderungen sind in Deutschland relativ gut versorgt", sagt Steffen. "Unter anderem durch die sozialpädiatrischen Zentren, allerdings sind diese ab dem 18. Lebensjahr nicht mehr zuständig. Und so fielen viele erwachsene Menschen vor allem mit geistiger Behinderung im Erwachsenenalter in ein Loch", so Steffen.
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UN-Behindertenrechtskonvention
Angesichts der mangelhaften medizinischen Versorgung von erwachsenen Menschen mit Behinderung hat der Gesetzgeber 2015 reagiert und den Aufbau von medizinischen Zentren für erwachsene Menschen mit Behinderung ins Sozialgesetzbuch geschrieben.
Das SIMI ist eins davon: Hier arbeiten interdisziplinäre, spezialisierte Teams – als Ergänzung zur Regelversorgung durch niedergelassene Ärzt:innen. 75 Zentren sind derzeit geplant – davon haben oder werden rund 40 bald ihre Arbeit aufnehmen. Darüber hinaus gibt es mittlerweile auch Fortbildungen für Ärzt:innen.
Unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. "Ideal wäre, wenn jeder Hausarzt eine solche Fortbildung besuchen würde", wünscht sich Poppele. Bisher seien es deutlich zu wenig.