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Stammzellspende
Warum wir uns alle typisieren lassen sollten
Für Menschen mit Blutkrebs ist eine Stammzellspende oft die letzte Hilfe. Aber: Jeder Zehnte findet bei uns keine:n Spender:in – schwer haben es vor allem Menschen, die Minderheiten angehören.
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Inhalt
- Darum geht's: Eine Stammzellspende ist für viele Blutkrebspatient:innen die letzte Hilfe
- Darum müssen wir drüber sprechen: Je einzigartiger die Gene, desto schwieriger die Spendersuche
- Aber: Es gibt noch andere Möglichkeiten für eine Stammzelltransplantation
- Und jetzt? Stäbchen in den Mund und registrieren lassen
- Darum geht's: Eine Stammzellspende ist für viele Blutkrebspatient:innen die letzte Hilfe
- Darum müssen wir drüber sprechen: Je einzigartiger die Gene, desto schwieriger die Spendersuche
- Aber: Es gibt noch andere Möglichkeiten für eine Stammzelltransplantation
- Und jetzt? Stäbchen in den Mund und registrieren lassen
Artikel Abschnitt: Darum geht's:
Darum geht's:
Eine Stammzellspende ist für viele Blutkrebspatient:innen die letzte Hilfe
Da nur 25 Prozent der an Blutkrebs erkrankten Menschen eine:n Stammzellspender:in innerhalb der Familie finden – etwa die Schwester oder den Bruder – muss sich ein Großteil der Betroffenen auf die Suche nach einem fremden Menschen begeben, der oder die für eine Spende infrage kommen.
Die Suche startet hierzulande beim Zentralen Knochenmarkspender-Register, dort laufen alle Daten für die Fremdspendersuche aus ganz Deutschland zusammen. Wird man im deutschen Register nicht fündig, so wird die Suche auf die weltweiten Register ausgedehnt.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Je einzigartiger die Gene, desto schwieriger die Spendersuche
Denn essenziell für ein Match zwischen einer spendenden Person und Empfänger:in sind die HLA-Merkmale. Sie sitzen auf der Oberfläche weißer Blutkörperchen und anderer Zellen. Durch sie kann das Immunsystem eigenes von fremdem Gewebe unterscheiden. Wenn die Merkmale von Spender:in und Empfänger:in nicht zusammenpassen, kann es bei einer Stammzelltransplantation zur Abstoßung kommen.
Bei der Spendersuche wird daher ein 10/10-Match angestrebt. Heißt: Alle zehn HLA-Merkmale passen zusammen. Denn der individuelle Gewebetyp einer Person setzt sich aus zwei mal fünf Merkmalen zusammen – jeweils von Vater und Mutter vererbt.
Artikel Abschnitt:
Nicht alle finden eine passende Spende
Das Problem: Von den weltweit 34,5 Millionen registrierten Stammzellspender:innen hat der Großteil seine Wurzeln in Europa. In Kanada etwa sind 80 Prozent der Spendenden weiß. Zwar ist diese Zahl für alle Spender und Spenderinnen weltweit nicht bekannt, da nicht jedes Land die Abstammung bei der Typisierung erhebt. Doch Fachleute sind sich einig: Die Gruppe der Weißen – und somit auch die für diese Gruppe typischen Merkmale – sind in den Registern überrepräsentiert. Das hat Folgen für die Spendersuche. In Deutschland findet immerhin jede:r zehnte Patient:in keine:n Spender:in.
Ein Beispiel aus den USA: Während dort weiße Blutkrebspatient:innen mit einer etwa 77-prozentigen Wahrscheinlichkeit einen Menschen finden, der für eine Stammzelltransplantation infrage kommt, liegt die Chance für Menschen asiatischer Abstammung bei gerade einmal 41 Prozent. Für Menschen mit afroamerikanischem Hintergrund ist sie mit 23 Prozent noch niedriger. So gibt es das amerikanische Spenderegister an, eine Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen.
Am schwersten ist es für Menschen mit gemischt-ethnischem Hintergrund: Ihre Merkmalskombination ist meist selten – dementsprechend sinkt die Wahrscheinlichkeit, einen Spender oder eine Spenderin zu finden, welche:r dieselbe seltene Merkmalskombination in sich trägt.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Es gibt noch andere Möglichkeiten für eine Stammzelltransplantation
So wäre ein:e 10/10-Spender:in, also eine hundertprozentige Übereinstimmung der Gewebemerkmale, zwar ideal. Blutkrebspatient:innen können aber auch die Stammzellen von Spendenden bekommen, mit denen sie nur zu 90 Prozent übereinstimmen (9/10-Spender:in).
Und Fortschritte in der Therapie haben in den letzten Jahren noch eine weitere Möglichkeit hervorgebracht: Die Transplantation von Blut haploidenter Spendender. Hier bekommt der oder die Erkrankte die Stammzellen von Mutter oder Vater. Denn durch den Vererbungsprozess stimmen sie mit den Merkmalen ihres Kindes immerhin zur Hälfte überein. Haplo-Spendende sind vor allem deshalb in der medizinischen Praxis beliebt, weil Eltern meist viel leichter verfügbar sind als eine fremde Person – die im schlechtesten Fall am anderen Ende der Welt lebt.
Allerdings gibt es bislang keine Ergebnisse aus kontrollierten Langzeitstudien darüber, welche Therapieform besser geeignet ist: die Stammzellentransplantation von 9/10-Spendenden oder von haplo-identen Spendenden. Hier ist weitere Forschung zwingend notwendig, um Patient:innen aus Minderheitengruppen bessere Behandlungsmöglichkeiten bieten zu können. Eine Studie der DKMS in Dresden könnte erste Ergebnisse bringen.
Weitere Angaben zum Artikel:
So werden Stammzellen entnommen:
In etwa 80 Prozent der Spenden werden die Stammzellen aus dem Venenblut der Spendenden entnommen. Vorher wird die Zahl der Stammzellen im Blut gesteigert – mithilfe eines Wachstumsfaktors, der mehrere Tage in Folge gespritzt wird. Er sorgt dafür, dass die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übertreten.
Die Spende an sich dauert vier bis acht Stunden an ein bis zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Eine Operation oder Narkose ist nicht nötig, die Spende wird ambulant durchgeführt.
... aus dem Knochenmark
Viel seltener wird dem oder der Spendenden unter Vollnarkose mit einer Punktionsnadel Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen – kein Rückenmark, wie viele denken. Durch zwei Schnitte am hinteren Beckenknochen entstehen kleine Wunden. Die sind aber so klein, dass sie nur mit wenigen Stichen (oder oft überhaupt nicht) genäht werden müssen.
Die Entnahme dauert etwa eine Stunde. Das entnommene Knochenmark wird innerhalb weniger Wochen vollständig nachgebildet. Der Aufenthalt im Krankenhaus dauert drei Tage. Ein lokaler Schmerz an der Wunde kann auftreten, nur selten halten die Schmerzen länger an.
Wie die Stammzellen entnommen werden, richtet sich nach dem gesundheitlichen Zustand der Patient:innen.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Stäbchen in den Mund und registrieren lassen
Ein großer Spender:innen-Pool ist auch deshalb wertvoll, weil für eine optimale Passung zwischen Spender:innen und Empfänger:innen noch andere Auswahlkriterien entscheidend sein können: etwa die Blutgruppe, das Geschlecht oder das Alter der Spendenden. So sind jüngere Spendende zu bevorzugen, und zumindest rein statistisch gibt es Hinweise darauf, dass die Konstellation "weibliche Spenderin – männlicher Patient" nicht günstig ist. Je mehr 10/10-Spender:innen zur Auswahl stehen, desto besser lässt sich das optimale Match bestimmen.
Grundsätzlich kann sich jeder ab 18 Jahren für die Stammzellspende registrieren. Um das Risiko für Empfänger:innen möglichst klein zu halten, gibt es aber – ähnlich wie beim Blutspenden – einige Ausschlusskriterien. Bei bestimmten Vorerkrankungen, zum Beispiel Blutkrankheiten oder geschwächtem Immunsystem, ist eine Spende nicht möglich.
Eine Typisierung als Stammzellspender:in ist bei allen deutschen Spender-Dateien möglich – entweder über eine Blutprobe oder einen Wangenabstrich mithilfe eines Wattestäbchens. Die Wahrscheinlichkeit, dass man am Ende wirklich seine Stammzellen spendet, liegt aktuell zwischen 0,1 und einem Prozent.
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