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Durchwachte Nächte
Was ist eigentlich "guter Schlaf"?
Viele Menschen haben Probleme mit dem Einschlafen oder fühlen sich morgens nicht ausgeruht. Verlernt unsere Gesellschaft eine der wichtigsten Tätigkeiten im Leben?
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Artikel Abschnitt: Wie viel Schlaf braucht der Mensch?
Wie viel Schlaf braucht der Mensch?
Kinder (Alter und empfohlener Schlaf pro Tag)
- 0–3 Monate: 14–17 Stunden
- 4–11 Monate: 12–16 Stunden
- 1–2 Jahre: 11–14 Stunden
- 3–5 Jahre: 10–13 Stunden
- 6–12 Jahre: 9–12 Stunden
- 13–18 Jahre: 8–10 Stunden.
Die meisten Erwachsenen benötigen etwa sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht. Dass ältere Menschen weniger brauchen, beschreiben die National Institutes of Health (NIH) – eine Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums – als hartnäckigen Mythos. Vielmehr sei es so, dass die Schlafqualität im Alter abnehme, etwa durch Medikamente oder Krankheiten.
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"Es gibt auch keine klare Grenze, ab der wir sagen können: Weniger als soundso viel Schlaf ist schädlich." Umgekehrt benötigen manche Leute mehr als zehn Stunden, um sich ausgeruht zu fühlen.
Mehr Schlaf ist nicht immer besser
Ein gesunder Schlaf zeichnet sich zudem nicht nur durch seine Länge aus. Das sei nur einer von drei wichtigen Faktoren, so eine Schlafexpertin der NIH: "Ein weiterer ist die Schlafqualität – dass Sie ununterbrochenen und erfrischenden Schlaf bekommen." Als dritten Punkt zählt sie einen gleichmäßigen Schlafrhythmus auf.
Daraus folgt auch: Mehr ist beim Thema Schlaf nicht unbedingt besser. Wer dauerhaft versucht, das eigene Optimum zu ignorieren und sich zu längeren Schlafeinheiten zu zwingen, verschlechtert dadurch eher die Qualität und wacht häufiger zwischendurch auf. Das lässt sich auch als "Schlafeffizienz" ausdrücken: Wie viel Zeit verbringt man im Bett und wie lange schläft man wirklich?
Wer sich fragt, ob er oder sie eine sinnvolle Schlafroutine praktiziert, kann sich vielleicht an diesem Satz orientieren: Bei einem optimalen Schlafmaß kann man sich tagsüber problemlos für längere Zeit auf eine Aufgabe konzentrieren. Fallen etwa beim Lesen schnell die Augen zu, könnte das Schlafverhalten eine Nachjustierung benötigen.
Artikel Abschnitt: Wie funktioniert der Schlafrhythmus?
Wie funktioniert der Schlafrhythmus?
In der Fachsprache wird das als "Chronotyp" bezeichnet. „Dieser Rhythmus ist in unseren Körpern biologisch festgelegt“, sagt Kai Spiegelhalder. "Umso ungünstiger ist es, dass Menschen oft als faul stigmatisiert werden, wenn sie spät aufstehen – dabei folgen sie häufig nur ihrem natürlichen Bedürfnis und sind in der Wachphase nicht unbedingt mehr oder weniger produktiv als die Frühaufstehenden."
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Schulbeginn nicht optimal an Schlafverhalten Jugendlicher angepasst
An freien Tagen schlafen Schülerinnen und Schüler zudem im Schnitt ein bis zwei Stunden mehr als an Schultagen, obwohl sie sich später hinlegen. Das deutet darauf hin, dass das Lernen und andere frühe Aufgaben bei vielen von ihnen kein optimales Schlafverhalten ermöglichen. "Bei der Berufswahl kann das ebenfalls eine Rolle spielen", so Spiegelhalder.
In einem großen Teil der Berufe muss man früh zur Stelle sein und hat nicht die Möglichkeit, den Körperbedürfnissen zu folgen. "Darunter leiden manche Betroffenen sehr." Allerdings stehen die Vogelbezeichnungen für die Extreme: Zwischen Eule und Lerche gibt es eine Menge Menschen, die nach ihrem biologischen Bedürfnis weder besonders früh noch auffallend spät aufstehen – manchmal wird diese Gruppe als Taube bezeichnet, um bei den Vögeln zu bleiben.
Die innere Uhr und der Schlafdruck
Neben den Eule/Lerche-Persönlichkeiten gibt es zwei verschiedene Faktoren, die das Schlafverhalten regulieren. Das eine ist die viel zitierte innere Uhr, die uns grob gesagt tagsüber wach und nachts müde werden lässt. Beeinflusst ist sie von dem schlaffördernden Hormon Melatonin.
Gelangt Tageslicht auf die Netzhaut der Augen, hemmt das die Melatoninbildung. Gegen Abend, wenn das Licht schwächer wird, steigt der Melatoninspiegel langsam an, bleibt nachts relativ konstant und nimmt in der Aufwachphase wieder ab. Deshalb auch die Empfehlung, den Abend nicht in allzu hellem Licht zu verbringen: Damit wird das Melatonin künstlich weiter unterdrückt und der Körper wird nicht ausreichend auf den Schlaf vorbereitet. Die innere Uhr hat zudem Einfluss auf verschiedene Körperfunktionen – dazu mehr in Frage 3.
Der zweite Faktor wird als "Schlafdruck" bezeichnet. Wie genau die biologischen Prozesse dabei funktionieren, ist bisher nicht klar. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass mehr Schlafdruck entsteht, je länger man wach ist. Nach einem Mittagsschlaf kommt die Müdigkeit entsprechend später, unabhängig von der inneren Uhr. Die beiden Faktoren bestimmen also gemeinsam, wann ein guter Schlaf funktioniert.
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Die vier Schlafphasen
1. Einschlafphase: Oberflächlicher Schlaf, der nur kurz andauert
2. Stabiler Schlaf: Etwa die Hälfte der gesamten Schlafzeit, man wird in dieser Phase noch recht leicht durch Geräusche oder andere Störungen wach.
3. Tiefschlaf: Verminderte Körperfunktionen, zum Beispiel langsamerer Herzschlag, die Muskeln entspannen sich.
4. REM-Schlaf: Komplette Entspannung. Die Augen bewegen sich teils mit schnellen Bewegungen hin und her – daher der Name REM (rapid eye movements, auf Deutsch schnelle Augenbewegung).
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Die REM-Phasen sind relativ bekannt und werden mit Träumen in Verbindung gebracht. Sie können zwar auch in anderen Schlafphasen vorkommen, möglicherweise jedoch weniger lebhaft. Welche Aufgaben der REM-Schlaf im Körper hat und wie wichtig er tatsächlich ist, wird wissenschaftlich noch untersucht. Die Schlafphasen sind zudem mit unterschiedlichen Gehirnaktivitäten verbunden, die ihrerseits verschiedene Funktionen haben könnten.
Artikel Abschnitt: Wozu ist Schlaf eigentlich gut?
Wozu ist Schlaf eigentlich gut?
Durch Schlaf regenerieren Organe, Muskeln, Knochen
Andere Abläufe hingegen finden erst recht im Schlaf statt: Um etwa die Regeneration von Knochen, Muskeln und inneren Organen zu unterstützen oder bei Kindern und Jugendlichen das Wachstum zu fördern, werden in der ersten Hälfte der Nacht vermehrt Wachstumshormone ausgeschüttet. Dazu kommt die Immunabwehr, die während des Schlafs verstärkt aktiv ist.
Zudem geht man davon aus, dass in dieser Zeit Inhalte vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis überführt werden. Am Tag erlebte oder gelernte Dinge speichert das Gehirn so dauerhafter, gleichzeitig wird es wieder aufnahmefähig für neue Informationen. Möglicherweise spielen dabei auch Träume eine Rolle, aber wie genau die Prozesse ablaufen, ist längst nicht geklärt.
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Sie schauten sich dazu bestimmte Aktivitäten im Gehirn an, die in ausgeruhtem Zustand deutlich flexibler sind als im müden Kopf. Was genau das bedeutet, müssen Forschende aber noch weiter untersuchen.
Artikel Abschnitt: Was ist Schlafmangel und welche Folgen hat er?
Was ist Schlafmangel und welche Folgen hat er?
Das wiederum lässt sich schwer objektiv messen – in den meisten Studien schätzen die Teilnehmenden es mittels Fragebogen selbst ein. Häufig wird dabei nicht sinnvoll unterschieden, ob eine Person unter Schlafmangel oder ausgewachsener Schlaflosigkeit leidet. Deshalb hier erst einmal der Versuch einer Abgrenzung, wie sie Forschende in einer Studie aus 2011 vorschlagen:
"Schlafmangel bezeichnet einen Zustand, der durch eine länger anhaltende Verkürzung der Schlafdauer unter das sonst für eine Person übliche Maß charakterisiert ist." Als Ursachen kommen verschiedene äußere oder innere Faktoren infrage, aber die Fähigkeit zu schlafen ist nicht grundsätzlich beeinträchtigt.
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Schlafmangel hat körperliche Folgen
Als Folgen von Schlafmangel und/oder Insomnie werden verschiedenste körperliche und psychische Probleme aufgeführt. Einige davon sind epidemiologisch, also auf die Gesamtbevölkerung bezogen, nachgewiesen.
Tatsächlich deuten manche Studien darauf hin, dass zu wenig Schlaf, insbesondere bei Menschen in Schichtarbeit, das Risiko für verschiedene Arten wie Brust-, Schilddrüsen-, Prostata- und Darmkrebs erhöht. Gleichzeitig zeigen andere Untersuchungen keinen Zusammenhang – und methodisch sind nicht alle Studien gut gemacht.
Weitere Analysen geben Hinweise darauf, dass Schlafmangel oder Schlafstörungen (je nach Studie definiert) das Risiko für eine generell höhere Mortalität, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Typ-2-Diabetes verstärken. Vermutlich gibt es einen Zusammenhang mit dem Gewicht: Zu kurzer Schlaf sorgt dafür, dass das Sättigungshormon Leptin weniger hergestellt wird und stattdessen mehr Ghrelin im Blut zirkuliert, das den Appetit anregt. So erhöht sich das Risiko für Übergewicht.
Dazu kommt: Unfälle werde wahrscheinlicher, wenn übermüdete Menschen mit dem Auto fahren oder anderen Tätigkeiten nachgehen, die Konzentration erfordern. Denn auch die Aufmerksamkeit leidet unter einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus. Müssen "Eulen" dauerhaft zu früh aufstehen, begünstigt das zudem affektive Störungen (Veränderungen der Stimmung) und das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS).
Auch zu langer Schlaf kann schädlich sein
Zu kurzer Schlaf kann allgemein zu einer emotionalen Instabilität und schlechter Laune führen. Aber auch ein zu langer Schlaf kann negative Auswirkungen haben, etwa eine höhere Sterblichkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Forschende vermuten, dass hier der Zusammenhang indirekter ist als bei zu kurzem Schlaf: Möglicherweise schlafen die Menschen ungünstig lange, weil sie bereits chronisch krank sind.
Kai Spiegelhalder plädiert allerdings für etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit Schlaf und den damit verbundenen Gewohnheiten: "Ich frage mich immer, wie viele Menschen schlecht schlafen, weil sie sich so stark unter Druck setzen, möglichst gut zu schlafen."
Der Schlafexperte findet, dass allgemein das Thema oft sehr eng gesehen und den Leuten eher Angst gemacht wird. "Da fehlt ein Gefühl für die Größenordnung von Zusammenhängen: Nicht jede Person bekommt Krebs, wenn sie Schichtarbeit macht und daher einen ungünstigen Schlafrhythmus hat."
Artikel Abschnitt: Warum können viele Menschen nicht gut schlafen?
Warum können viele Menschen nicht gut schlafen?
Das Robert-Koch-Institut berichtete 2022 von Schlafschwierigkeiten bei 22 Prozent der Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren, bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 31 Jahren haben in dieser Einschätzung rund 20 Prozent Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen. Nicht überraschend: Besonders schwer tun sich Menschen mit psychischen Problemen und Schmerzen mit dem Schlaf. Tiefergreifende und dauerhafte Schlafstörungen finden sich immerhin nur bei rund vier Prozent.
Es gibt verschiedene Arten von Schlafstörungen. "Meistens meinen die Leute damit, dass sie schlecht einschlafen können oder nachts immer wieder wach werden", sagt Kai Spiegelhalder. Das nennt sich Schlaflosigkeit oder Insomnie und kommt selbst dann vor, wenn man eigentlich genug Zeit zum Schlafen und ein gutes Schlafumfeld hat.
Ausgeprägte Schlafprobleme können Alarmzeichen sein
Bei manchen Menschen tritt eine Schlaflosigkeit über kürzere Zeiträume von Tagen oder Wochen auf, teils ausgelöst durch stressige Situation. Das Problem kann allerdings auch mehrere Monate andauern oder chronisch sein. Ausgeprägte Schlafprobleme können zudem ein Anzeichen einer Depression sein. Alkohol, manche Medikamente oder Schmerzen tragen ebenfalls zu einer Schlaflosigkeit bei.
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Anders ist es bei fehlendem Tiefschlaf. "Das ist oft bei organisch bedingten Schlafstörungen so, also wenn etwa jemand nachts häufige Atmungspausen hat." Bei dieser sogenannten Schlafapnoe werden die oberen Atemwege blockiert. Dadurch gelangt weniger Luft in die Lungen oder die Atmung setzt komplett aus und die Betroffenen wachen auf.
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Was ist eine Narkolepsie?
Gerade, wenn die Arbeits- oder sozialen Verpflichtungen einen anderen Schlaf-Wach-Rhythmus vorgeben als der Körper ihn bräuchte, kommt es zu Störungen – die Menschen sind tagsüber sehr müde und können nachts dennoch nicht gut schlafen. Der Lebensstil wird häufig als Grund für schlechten Schlaf aufgeführt, etwa das künstliche Licht am Abend, das die Bettzeit nach hinten verschiebt und den Körper wachhält.
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Durch ungünstige Schlafrituale, -zeiten oder -umgebungen könnten die Menschen verlernen, gut zu schlafen. "Ein Beispiel dafür ist das nächtliche Stillen von Babys", sagt Kai Spiegelhalder. "Die Eltern wachen über Wochen oder Monate immer zu ähnlichen Uhrzeiten auf – und das zieht sich noch eine Weile fort, wenn das Baby schon gar nicht mehr nachts trinken möchte." Das lege sich allerdings mit der Zeit von allein wieder.
Artikel Abschnitt: Was hilft bei Schlafproblemen?
Was hilft bei Schlafproblemen?
Wer an echten Schlafstörungen leidet, benötigt ärztliche Unterstützung. Die Leitlinien empfehlen dann als erste Behandlungsoption eine auf Insomnie ausgerichtete Form der Kognitiven Verhaltenstherapie. "Schlaf ist ein erlerntes Verhalten, deshalb können Patientinnen und Patienten auch ein gutes Schlafverhalten wieder lernen", sagt Kai Spiegelhalder.
Bei Schlafstörungen nicht sofort zu Medikamenten greifen
Medikamente sollen nur ins Spiel kommen, wenn die Verhaltenstherapie nicht ausreichend wirkt. Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten wie Antidepressiva, Antipsychotika und Melatonin. Was die Wirksamkeit von Melatonin angeht, sind sich Untersuchungen uneins: Möglicherweise kann es bei Insomnie die Zeit des Einschlafens verkürzen – oder aber keine Vorteile bringen.
Geht es eher um leichtere oder kurzfristigere Schlafprobleme, gibt es einige Dinge, die Betroffene ausprobieren können. Hilfreich kann es sein, sich einen regelmäßigen Schlafrhythmus anzueignen, der im besten Fall mit dem eigenen Schlaftyp übereinstimmt. Zu schwere Mahlzeiten können ebenso den Schlaf erschweren wie Alkoholkonsum und die falsche Temperatur im Schlafzimmer.
Kein Handy im Bett vor dem Schlafengehen?
Viel zitiert wird der Ratschlag, vor dem Zubettgehen (oder gar im Bett) digitale Medien zu vermeiden und stattdessen entspannende Tätigkeiten in gedimmtem Licht auszuüben. "All diese Sachen können manchen Menschen helfen", sagt Kai Spiegelhalder.
Allerdings rät er dazu, es praktisch anzugehen: "Wer an seinen Schlafschwierigkeiten arbeiten möchte, kann Verschiedenes ausprobieren – es sollte trotzdem auch im eigenen Tagesablauf praktikabel sein." Manchmal sei der Abend nun einmal die einzige Zeit, bestimmte Sachen zu erledigen oder sich sportlich zu betätigen. "Das ist dann eine Abwägungssache: Was brauche ich für einen guten Schlaf und was brauche ich für mein soziales und aktives Leben?"
Wichtig sei in jedem Fall, sich nicht zu viele Gedanken über den Schlaf zu machen. Unter Druck funktioniere es noch deutlich schlechter. Einen Fehler machen recht viele Menschen mit Schlafschwierigkeiten, sagt Kai Spiegelhalder: "Sie versuchen, den Schlaf zu erzwingen, indem sie länger im Bett liegen bleiben." Genau das könne aber kontraproduktiv sein und zu häufigeren Wachphasen führen. Als Behandlung bei Schlafstörungen nutzt Spiegelhalder tatsächlich das Gegenteil: Betroffene sollen zunächst ihre Schlafzeit radikal verkürzen und erst nach und nach wieder länger schlafen.
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Dennoch sei sie effektiv darin, ein gesundes Schlafverhalten zu trainieren. Auf leichtere Schlafprobleme übertragen heißt das: Lieber kürzer im Bett liegen, als sich stundenlang herumzuwälzen.
Was hilft Kindern bei Schlafproblemen?
Gerade Eltern machen sich häufig Gedanken um die Schlafumgebung ihrer Kinder. Sollen Rollladen das Zimmer abdunkeln oder verlieren die Kinder dann das Gefühl für biologische Wach- und Schlafphasen? Dürfen die Kleinen eine Nachtlampe brennen lassen oder stört das den Hormonhaushalt?
Und auch bei diesen Fragen rät Spiegelhalder zur Entspannung: "Sicher ist ein natürlicher Hell-Dunkel-Rhythmus sinnvoll, aber Nachtlampen können den Kindern die Angst vor der Dunkelheit nehmen, Rollläden schützen möglicherweise vor Blicken von außen. Manche Maßnahmen haben einfach ihre Berechtigung und sie werden dem Schlafverhalten der Kinder und auch der Erwachsenen nicht schaden."
Wer etwa eine Lampe nutzen möchte, die den Sonnenaufgang simuliert, kann das ruhig ausprobieren. Hilft es dann doch nicht dabei, morgens aus dem Bett zu kommen, kann man es getrost auch wieder sein lassen.
Artikel Abschnitt: Was ist ``polyphasischer Schlaf`` – und bringt das was?
Was ist ``polyphasischer Schlaf`` – und bringt das was?
Als "Uberman" beispielsweise bezeichnet man einen Rhythmus von sechs Schlafperioden von je 20 Minuten, die über 24 Stunden verteilt werden. Damit kommt man letztendlich auf zwei Stunden Schlaf. Etwas "entspannter" geht es mit dem "Everyman": drei Stunden Kernschlafzeit in der Nacht, plus drei 20-minütige Nickerchen am Tag, für insgesamt vier Stunden Schlaf. Daneben gibt es weitere Muster, die aber allesamt darauf ausgelegt sein sollen, den Schlaf maximal effizient zu gestalten.
Aber: Fachleute befürchten, dass polyphasische Schlafmuster die Gesundheit beeinträchtigen könnten. Eine Analyse von 22 Studien fand keine Vorteile solcher Zeitpläne und weist darauf hin, dass durch die extrem reduzierte Schlafzeit eher ein körperliches und psychisches Gesundheitsrisiko entsteht.
Kai Spiegelhalder möchte zwar nicht pauschal davon abraten, doch auch er hält das Konzept nicht für naheliegend oder sinnvoll. "Abgesehen von gesundheitlichen Fragen kann ich mir vorstellen, dass es sich negativ auf das Sozialleben auswirkt."
Der Wunsch, weniger zu schlafen und mehr Zeit für andere Dinge zu haben, sei natürlich nachvollziehbar – aber ebenso ungünstig. "Schlaf ist nichts, was man willentlich erzwingen kann." Ihn in vorher genau definierte kurze Abschnitte quetschen zu wollen, sei allein daher schon kontraproduktiv.
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Ein sehr interessanter Artikel, der mich nachdenklich macht – gerade, weil ich mich um meine ältere Mutter kümmere und ihre Bedürfnisse immer mehr an Bedeutung gewinnen. Schlaf ist ein entscheidender Faktor für ihre Gesundheit, aber auch für meine eigene, da durch die Betreuung oft unregelmäßige Nächte entstehen. Außerdem habe ich… Weiterlesen »
Super informativ, danke!
Sehr gerne 🤗
Danke für diesen ausführlichen Artikel. 👍
Gerne! 💙