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Corona
Was man über Schutzmasken wissen muss
Wie gut schützen Masken davor, sich mit dem Coronavirus anzustecken – und welche Studien gibt es? Wir werfen nochmal ein Blick auf die Studienlage.
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Inhalt
- In aller Kürze: Schützen Masken vor dem Coronavirus?
- Welche Art von Studien gibt es zur Frage, wie gut Masken schützen?
- Wie gut ist die Evidenzlage zu Schutzmasken mittlerweile?
- Können Schutzmasken gesundheitliche Probleme bereiten?
- Kann man mit Masken auch etwas falsch machen?
- Kann ich Schutzmasken mehrmals verwenden und desinfizieren?
- In aller Kürze: Schützen Masken vor dem Coronavirus?
- Welche Art von Studien gibt es zur Frage, wie gut Masken schützen?
- Wie gut ist die Evidenzlage zu Schutzmasken mittlerweile?
- Können Schutzmasken gesundheitliche Probleme bereiten?
- Kann man mit Masken auch etwas falsch machen?
- Kann ich Schutzmasken mehrmals verwenden und desinfizieren?
Artikel Abschnitt:
Artikel Abschnitt: In aller Kürze: Schützen Masken vor dem Coronavirus?
In aller Kürze: Schützen Masken vor dem Coronavirus?
1. Eigenschutz
Aber: Manchmal ist Abstand halten schwierig
In Situationen, in denen man anderen Menschen sehr nah kommt oder mit ihnen für längere Zeit in einem geschlossenen Raum ist, ist das Risiko einer Infektion wesentlich höher. Denn gerade in geschlossenen Räumen können sich Aerosole über längere Zeit in der Luft ansammeln.
In diesen Situationen können Schutzmasken hilfreich sein. Zwar ist eine Ansteckung trotzdem möglich, da zum Beispiel die einfachen medizinischen Masken („OP-Masken“) Aerosole nicht komplett zurückhalten. Wichtig ist es auch, Schutzmasken korrekt zu tragen: Sogenannte Leckagen, zu denen auch Spalten vor allem an Nase und Wange gehören, reduzieren die Wirkung – auch die von FFP2-Masken.
Die Virenlast aber, die auf den Schleimhäuten landet, ist mit Schutzmaske geringer – und das könnte, sollte man sich trotzdem anstecken, zu einem milderen Verlauf der Erkrankung führen.
2. Fremdschutz
Kann ich – falls ich selbst infiziert bin – andere Menschen durch meine Maske schützen? Zwar nicht komplett, aber sogar ein einfacher Mundschutz hält einen Teil der infektiösen, größeren Virentröpfchen ab, wenn man hustet oder spricht. Außerdem werden dennoch austretende kleinere Tröpfchen (Aerosole) gebremst und fliegen nicht mehr so weit umher wie ohne Schutz. Das gilt natürlich vor allen Dingen für gut sitzende FFP2-Masken.
Artikel Abschnitt: Welche Art von Studien gibt es zur Frage, wie gut Masken schützen?
Welche Art von Studien gibt es zur Frage, wie gut Masken schützen?
Später änderte die WHO ihre Empfehlungen zum Tragen von Masken vor allem aufgrund einer von ihr selbst in Auftrag gegebenen und im Juni 2020 im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichen Metaanalyse. In der wurden 172 Studien ausgewertet, die das Ansteckungsrisiko durch verschiedene Viren wie MERS, SARS, aber auch SARS-CoV-2 untersuchten.
Das Fazit war: Zusätzlich zum Abstandhalten könnte das Tragen von Masken sowohl Mitarbeitende des Gesundheitswesens als auch die Allgemeinheit vor einer Infektion mit Coronaviren schützen – wobei FFP2-Masken besser abschnitten als einfache OP-Masken. Einen vollständigen Schutz vor Infektionen habe man aber durch keine der untersuchten Maßnahmen.
Die kanadischen Forscher:innen der WHO-Studie beklagten allerdings die Qualität und damit die mangelhafte Vergleichbarkeit der Studien, auf denen ihre Metaanalyse basiert. Die Bewertung sei deshalb eine vorläufige Orientierung und dringend seien weitere – gut designte – Studien nötig, um die Evidenz für alle Schutzmaßnahmen zu verbessern.
In neueren Studien haben Forscher:innen seitdem auf verschiedenen Wegen versucht, mehr über die Wirksamkeit von Masken herauszufinden. Es gibt neue Modellierungen, Feldstudien und Metastudien. Wir schauen uns drei näher an.
Experiment mit echten Coronaviren
Japanische Forscher bauten zum Beispiel in eine kleine Kammer zwei Modell-Köpfe ein, mit denen hustende, infektiöse Menschen simuliert werden konnten – und zwar mit echten infektiösen Coronaviren.
Aus dem einen Kopf wurde Virusmaterial ausgeatmet bzw. ausgehustet – der andere Kopf atmete ein. Wie viele Viren beim nicht infizierten Kopf ankamen, ermittelten die Forscher dann mit einem PCR-Test. Und zwar sowohl für verschiedene Schutzmasken, als auch für unterschiedliche Trage-Szenarien (beide Köpfe tragen Maske, nur einer trägt Maske.)
Die Ergebnisse: FFP2-Masken schützen besser als OP-Masken. Und diese wiederum besser als Stoffmasken. Und: Wenn beide eine Maske tragen, sinkt die Virenlast beim „Empfänger“ stärker.
Ob durch das Maskentragen jedoch auch eine Ansteckung verhindert werden kann, konnten die Forscher mit diesem Experiment nicht zeigen. Denn ein PCR-Test misst nur, wie viele Viren vorhanden sind, nicht ob sie den Menschen tatsächlich infiziert hätten. Und: Es handelt sich um einen Versuch mit Modellen – Begegnungen zweier oder mehrerer Menschen im realen Leben bildet das nur bedingt ab.
Modellierungsstudie mit verschiedenen Masken-Szenarios
Eine weitere Modellierungsstudie führten Forscher:innen am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation im Jahr 2021 durch.
Mit Daten von Versuchspersonen modellierten sie verschiedene Szenarien, etwa wie sicher Abstand halten und das Tragen unterschiedlicher Arten von Masken vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen kann. Konkret wurden verschiedene Masken getragen, unterschiedlicher Abstand gehalten, nur geatmet oder miteinander gesprochen – auch wurde die Maske teils falsch aufgesetzt und die Dauer des Kontakts variiert.
Für alle Parameter nahmen die Autor:innen der Studie den „Worst Case“ an: Sie rechneten zum Beispiel mit einer extrem hohen Ansteckungswahrscheinlichkeit, wenn ein Corona-Infizierter sich mit einem nichtinfizierten Menschen in rund drei Metern Abstand unterhält – im echten Leben wäre die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, in den meisten Fällen vermutlich deutlich geringer (je nach Variante, Viruslast, Situation, etc.).
Doch selbst unter diesen Annahmen kommen sie zu dem Fazit: „Wir stellen fest, dass das Infektionsrisiko sehr gering ist, wenn jeder eine Gesichtsmaske trägt, auch wenn diese nicht perfekt auf dem Gesicht sitzt.“ Das Risiko einer Ansteckung wurde hier insbesondere durch das Tragen von FFP2-Masken deutlich reduziert.
„Wir wissen, dass Atemschutzmasken physikalisch gesehen Aerosole sehr gut herausfiltrieren“, sagt Eberhard Bodenschatz. Der Physiker ist Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation und ist Mit-Autor der Studie.
Das Filtrieren geschehe über drei Wege:
- Große Tröpfchen blieben allein wegen ihrer Größe im Maskenvlies hängen wie in einem Sieb.
- Mittlere und kleinere Tröpfchen hingegen würden sich im Gewebe entsprechend ausgestatteter FFP2-Masken verfangen – aufgrund von elektrostatischen beziehungsweise molekularen Wechselwirkungen.
Bodenschatz sagt: „Mit unseren Messungen konnten wir die Ergebnisse zahlreicher anderer Studien zur Schutzwirkung von Masken bestätigen.“
Das Dilemma von Modell- und Modellierungsstudien: Sie geben zwar wichtige Hinweise darauf, wie dicht Masken unter Laborbedingungen sind oder wie sich Aerosole und Tröpfchen ausbreiten. Der Faktor Mensch kommt allerdings nur am Rande vor. Wie hoch genau das Risiko unter realen Bedingungen ist, sich trotz Maske mit dem Coronavirus anzustecken, lässt sich aus Studien wie dieser daher nicht einfach ableiten.
Warum gute Masken-Studien mit Menschen aber generell schwierig sind – dazu gleich mehr.
Riesige Studie in echtem Umfeld
Diese Lücke schloss eine Gruppe von 22 Wissenschaftler:innen und veröffentlichte ihre Ergebnisse Anfang 2022 im Fachmagazin Science.
Die Forscher:innen untersuchten von November 2020 bis April 2021 im ländlichen Bangladesch, ob sie die Anzahl der Menschen, die regelmäßig Masken tragen, erhöhen können – und wie sich das auf die Infektionszahlen auswirkt. Wichtigste Maßnahme: In 300 Gemeinden verteilten sie einfache OP-Masken kostenlos an Haushalte, in Moscheen und auf Märkten.
Als Kontrollgruppe nutzten die Forscher:innen weitere 300 Gemeinden, in denen sie keine Masken verteilten. Insgesamt nahmen mehr als 340.000 Menschen teil.
Ergebnis: In den Dörfern mit den kostenlos verteilten OP-Masken trugen 42 Prozent der Menschen eine Maske, in den anderen Dörfern 13 Prozent. Gleichzeitig lagen die Erkrankungen mit Covid-19-ähnlichen Symptomen in den Dörfern mit Maskenverteilung bei 7,6 Prozent, während es in den Kontrolldörfern ohne Maskenverteilung 8,6 Prozent waren.
Als Ergebnis hielten die Autoren fest, dass OP-Masken symptomatische Erkrankungen mit Corona reduzieren. Bei Menschen über 60 war der Effekt besonders deutlich und betrug minus 35,5 Prozent.
Diese Studie ist aus wissenschaftlicher Sicht klug konzipiert: Während in großen Teilen der Welt das Maskentragen schon üblich war – und Masken auch in ausreichender Zahl verfügbar waren –, war das besonders im ländlichen Bangladesch nicht der Fall: Dort hat kaum jemand Masken getragen. Und deshalb konnte diese riesige Studie in 600 Dörfern überhaupt funktionieren. Dies und die große Zahl der beteiligten Menschen macht es aus, dass diese Studie zurecht als aussagekräftig eingestuft wird.
Aber was heißt das konkret?
Bisherige Studien haben zuverlässige Hinweise darauf gefunden, dass Masken einen Schutzeffekt haben. Klar ist, dass sie die Viruslast reduzieren, die auf den Schleimhäuten landet – sollte man sich trotz Maske anstecken, könnte das zu einem milderen Verlauf der Erkrankung führen. Wie hoch genau der Schutzeffekt davor ist, sich überhaupt mit dem Virus anzustecken, lässt sich nicht so einfach quantifizieren. In der Modellierungsstudie konnten insbesondere FFP2-Masken das theoretische Infektionsrisiko immerhin sehr deutlich senken.
Um die Studienlage über verschiedene Einzelstudien hinweg zu bewerten, nutzt die Wissenschaft Metastudien. Forscher:innen sammeln viele Studien rund um die Frage, die sie beantwortet wissen möchten, und vergleichen deren Ergebnisse miteinander. Je mehr Studien vergleichbare Antworten geben, umso wahrscheinlicher ist diese Antwort korrekt.
Das bringt uns zur Frage:
Artikel Abschnitt: Wie gut ist die Evidenzlage zu Schutzmasken mittlerweile?
Wie gut ist die Evidenzlage zu Schutzmasken mittlerweile?
Im Februar 2023 erregte eine Analyse des internationalen Wissenschaftsnetzwerks Cochrane für Aufsehen. Angeblich zeigte deren Meta-Analyse, dass das Tragen von Masken während der Coronapandemie nutzlos gewesen sei. Vor allem in den sozialen Medien zitierten Kritiker:innen der Maskenpflicht diese vermeintliche Schlussfolgerung. Allerdings: Diese Schlussfolgerung ist falsch.
Das Cochrane-Review besagte lediglich, dass die bisherige Daten- und Studienlage keine klare Aussage zum Nutzen von Mund-Nasen-Bedeckungen zulasse. Denn: Die Qualität der ausgewerteten Studien sei schlichtweg zu schlecht – zum Beispiel sei unklar, wie zuverlässig Studienteilnehmer:innen ihre Masken überhaupt trugen. Das kritisierten die kanadischen Forscher:innen der WHO-Studie zu Beginn der Pandemie ja ebenfalls.
Die Cochrane-Autor:innen hatten 78 Einzelstudien ausgewertet, von denen allerdings nur zwei überhaupt den Zusammenhang von Masken und Covid-19 untersuchten. Die meisten Studien stammen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie und beschäftigten sich mit anderen Viren (zum Beispiel Erkältungs- und Influenzaviren).
Mit einem ähnlichen Fazit schließt der über die Coronapandemie stetig aktualisierte „Living, rapid review“ US-amerikanischer Forscher:innen: Möglicherweise schützen Masken vor einer SARS-CoV-2-Infektion, die Datenlage lasse aber keine eindeutige Aussage zu.
Andere Metastudien zeigen Schutzeffekt
Andere Metastudien kommen jedoch zu einem anderen Ergebnis. Eine Meta-Analyse fasste 2021 zusammen, dass „verschiedene persönliche und soziale Schutzmaßnahmen, einschließlich Händewaschen, Tragen von Masken und räumliche Distanzierung, mit einer Verringerung der Inzidenz von Covid-19 verbunden sind“. Für das Tragen von Masken halbierte sich das relative Risiko einer Covid-19-Erkrankung. Die Forscher:innen aus Australien, Großbritannien und China hatten mehr als 70 Einzelstudien ausgewertet.
Chinesische Forscher:innen kamen ein Jahr später zu dem gleichen Schluss: „Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass das Tragen von Masken bei der Vorbeugung von RVIs [Virusinfektionen der Atemwege; Anm. d. Red.] wirksam war.“ Und: „Die Sensitivitätsanalyse zeigte, dass die Ergebnisse dieser Meta-Analysen robust und zuverlässig waren.“ Sie untersuchten neben Covid-19 auch weitere durch Viren ausgelöste Erkrankungen wie SARS, MERS und Influenza.
Kanadische Forscher:innen analysierten 75 Studien aus den Jahren 2020 bis Anfang 2023 und fanden heraus, dass das Tragen von Atemschutzmasken sowie Maskenverordnungen die Übertragung von SARS-CoV-2 in Studienpopulationen im Allgemeinen reduzierte. Das Ausmaß der Effekte variierte je nach Studie. Diese Meta-Analyse erschien am 9. Oktober 2023.
Aber warum unterscheiden sich die Schlussfolgerungen der Metastudien?
Auf der einen Seite entscheiden Forschende, welche Studie sie in ihrer Auswertung berücksichtigen und welche nicht. Das deklarieren sie auch offen in ihrer Metastudie und erklären ihre Auswahl. Je nach gewählter Auswertungsmethode, Fragestellung und Studienauswahl unterscheiden sich dann auch die Aussagen der Meta-Analysen.
Gründe, warum die Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen:
- Viele Studien sind reine Beobachtungsstudien, bei denen die Menschen eventuell sogar im Nachhinein befragt werden, wann und wie sie Masken trugen. Ob sie Masken wirklich korrekt und konsequent nutzten, kann niemand kontrollieren.
- Randomisierte, verblindete Studien, die der Goldstandard in der Forschung sind, sind aus ethischen Gründen kaum machbar. Studienteilnehmer:innen müssten zum Beispiel bewusst einem Virus mit potentiell schweren Folgen ausgesetzt werden – und hier optimalerweise auch nur einer bestimmten Variante. Der eine Teil bekäme Masken zum Schutz, die Kontrollgruppe nicht.
- Die Qualität der Masken schwankt stark. Es gibt sehr gute OP-Masken und sehr schlechte FFP2-Masken. Für die Studien wird aber oft nur abgefragt, welcher Masken-Typ getragen wurde. Das verwässert die Ergebnisse.
- Über die Zeit traten unterschiedlich stark ansteckende und krankmachende Corona-Varianten auf. Studien schauen aber meist nur: Infektion – ja oder nein?
Dazu sagt Eberhard Bodenschatz vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation: „Je nach Variante setzt sich das Virus bevorzugt im oberen oder unteren Atemtrakt fest.“ Aus dem Rachen aber kämen hauptsächlich große Tröpfchen, die auch einfache Masken gut filtern würden; sie passten einfach nicht durchs Maskengewebe. „Tief in der Lunge festgesetzte Viren hingegen gelangen durch feinste Tröpfchen nach außen“, sagt der Physiker. Die stellten für OP-Masken schon größere Probleme dar. - Wurde der Zeitraum für die Studie so gewählt, dass alle Teilnehmenden – zumindest grob – ähnlichen Virusmengen ausgesetzt waren? Das ist oft ebenfalls unklar. So wurden einige Studien durchgeführt, als generell weniger Viren unterwegs waren.
- Und: Etliche Studien untersuchten mehrere Aspekte gleichzeitig, etwa das Tragen von Masken und Händewaschen oder Abstandhalten. Einzelne Effekte im Nachhinein für Metaanalysen herauszuziehen, ist kaum möglich.
Die sind nur einige Beispiele, die es erschweren, die Studien – die es ja gibt – miteinander zu vergleichen. Unsichere Metastudien schmälern allerdings nicht die Aussagen einzelner Studien zur Maskensicherheit, sofern diese methodisch gut und nachvollziehbar durchgeführt wurden.
Und dass auch theoretische Modellierungen wichtige Erkenntnisse bringen können, zeigt eine Studie taiwanesischer Forscher:innen. Sie hatten im Nachhinein mit theoretischen Modellen errechnet, warum Taiwan so gut durch die ersten Covid-19-Wellen kam. Obwohl es keine Lockdowns gab, zählte das Land im Jahr 2020 nur 56 lokale Covid-19-Fälle und konnte einen größeren Ausbruch 2021 schnell eindämmen.
Die Forscher:innen stellten fest, dass Tests und Kontaktverfolgung allein nicht ausreichten, um die Pandemie einzudämmen. Erst als sie den Faktor „Tragen von chirurgischen Masken in der Öffentlichkeit“ hinzufügten, zeigten die Modellierungen eine Reproduktionszahl kleiner 1. Liegt die Reproduktionszahl unter 1, gehen die Neuinfektionen zurück.
Artikel Abschnitt: Können Schutzmasken gesundheitliche Probleme bereiten?
Können Schutzmasken gesundheitliche Probleme bereiten?
Unsere Zellen benötigen Sauerstoff, um Energie zu erzeugen. Bekommen wir zu wenig Sauerstoff, nimmt unsere Leistungsfähigkeit ab. Manche glauben, dass die Luft, die wir durch eine Maske einatmen, weniger Sauerstoff und einen höheren CO2-Gehalt enthält und deshalb auf Dauer ungesund ist.
Missverständliche Videos
Das konnte man in Videos sehen, in denen der Sauerstoffgehalt unter Masken gemessen wurde und vermeintlich gesundheitlich bedenklich niedrig war. Nur: Solche Werte zu messen, ist nicht besonders aussagekräftig.
Sie spiegeln zwar die Werte in der ausgeatmeten Luft wider, nicht aber die Luft, die tatsächlich unter der Maske eingeatmet wird. Denn der Luftsauerstoff kann ohne Probleme durch den Maskenstoff eingeatmet werden. Ebenso entweicht das Kohlenstoffdioxid der ausgeatmeten Luft durch die Maske.
Hinzu kommt: Würde man die Ausatemluft ohne Maske messen, enthielte sie ebenfalls viel CO2. Der Gehalt an Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid in der ausgeatmeten Luft sagt also erst einmal nichts darüber aus, wie viel dieser beiden Gase in der Luft sind, die wir erneut einatmen.
Zu der vermeintlichen Gefahr der CO2-Rückatmung gibt es zudem kaum verlässliche wissenschaftliche Untersuchungen. US-amerikanische Forscher:innen maßen in einer Studie aus dem Jahr 2022 CO2-Konzentrationen unter Stoff-, OP- und FFP2-Masken, die als gesundheitsgefährdend gelten.
Die Autor:innen schreiben aber auch, dass das Luftvolumen zwischen Mund, Nase und Maskenstoff deutlich geringer sei als jedes, das Menschen mit jedem Atemzug ein- und ausatmen. Es käme dadurch automatisch zu einem Austausch mit der Umgebungsluft, sodass mögliche toxische CO2-Gehalte verdünnt würden.
In einer Doktorarbeit von 2005 wurde untersucht, ob der CO2-Gehalt unter chirurgischen OP-Masken erhöht ist und wie der Organismus darauf reagiert. Das Ergebnis: Der CO2-Gehalt unter den Masken war tatsächlich höher und auch der CO2-Gehalt im Blut der Probanden.
Aus verschiedenen Studien wird teils in Social-Media-Kanälen interpretiert: Schutzmasken seien gesundheitsschädlich und führten zu gesundheitlichen Problemen wie Konzentrationsschwäche und Atemnot – und das, obwohl die Autorin der Dissertation zu dem Ergebnis kommt, dass es keine signifikanten Veränderungen der Atemfrequenz gab.
Das bestätigt auch Dr. Peter Walger, Pressesprecher der deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene: Ein gemessener erhöhter CO2-Gehalt bedeutet nicht, dass er auch Auswirkungen haben muss.
Auf das Körpergefühl vertrauen
Fakt ist: Die Studienlage zu diesem Thema ist unbefriedigend. Bislang gibt es kaum wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Masken gesundheitliche Probleme verursachen – zumindest nicht bei Menschen mit einer normal funktionierenden Lunge.
Wenn man das Gefühl hat, zu wenig Sauerstoff zu bekommen, sich benommen fühlt oder Luftnot unter der Maske verspürt, sollte man sie abnehmen, sagt der Intensivmediziner und Infektiologe Walger. Das individuelle Empfinden sei entscheidend, denn in der Theorie gebe es bislang keine Evidenz dafür, dass ein vorübergehender erhöhter CO2-Gehalt zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Immerhin hat der FFP2-Maskentest der Stiftung Warentest ergeben, dass viele Masken eine hohe Filterwirkungen haben – aber einige das Atmen erschweren.
Mehr zur Frage, ob Masken gefährlich sind – hier in unserem Podcast "Science Cops"
Artikel Abschnitt: Kann man mit Masken auch etwas falsch machen?
Kann man mit Masken auch etwas falsch machen?
- Die Maske wird nicht an Nase und Wangen angedrückt. Dann kann man zwar vielleicht besser atmen, aber die Schutzwirkung ist dadurch deutlich herabgesetzt. Wer zum Beispiel eine Brille trägt, die beschlägt, merkt sehr deutlich, dass die Maske nicht gut abdichtet. Auch wenn die Maske ständig von der Nase runterrutscht, kann man das als Hinweis sehen, dass etwas nicht stimmt.
- Menschen tragen die Maske draußen auch dann, wenn es regnet. Feuchte Masken schützen aber nicht mehr so gut; zum Beispiel dann, wenn man in eine volle Straßenbahn einsteigt.
- Teilweise sieht man immer noch Menschen, die ihre Masken nur über dem Mund tragen.
- Manche Masken machen den Eindruck, als würden sie schon einige Wochen getragen.
Wichtige Verhaltensregeln schützen vor Infektionen:
- Stets so verhalten, als ob man keine Maske tragen würde.
- Die Maske so behandeln, als ob sie mit Viren verunreinigt wäre.
- Die Maske nicht anfassen und nach dem Absetzen der Maske die Hände waschen.
- Berührungen im Gesicht und an der Maske vermeiden.
- Trotz Maske in die Armbeuge husten und niesen.
Weitere Angaben zum Artikel:
Was man beim Benutzen von Schutzmasken eigentlich beachten müsste
- Vorbereiten
- Lange Haare zu einem Zopf nach hinten binden.
- Bart abrasieren; am besten glatt, jedoch mindestens so weit, dass er komplett unter der Maske verschwindet.
- Die Hände gründlich mit Seife waschen.
- Anziehen
- Die Maske nur von außen berühren.
- Die Maske an den Gummibändern anfassen, vors Gesicht halten und beide Gummibänder hinter die Ohren ziehen.
- Den Nasenbügel der Maske auf die Nase drücken, damit sich die Maske eng an Nase und Wangen anschmiegt.
- Danach die Maske mit Daumen und Zeigefinger nach unten über das Kinn ziehen.
- Dann die Brille oder eine Schutzbrille aufsetzen.
- Tragen
- Die Maske nicht mit den Händen berühren.
- Die Maske möglichst nicht zwischendurch unters Kinn ziehen und später wieder vor das Gesicht bringen.
- Ausziehen und Entsorgen
- Die Maske nicht mit den Händen anfassen, sondern beide Gummibänder gleichzeitig mit den Händen nach vorne ziehen.
- Beim Abnehmen kurz den Atem anhalten, da sich auf der Maskenoberfläche Viren befinden können.
- Einmalmasken danach in einen abgedeckten Mülleimer werfen.
- Die Hände gründlich mit Seife waschen.
Artikel Abschnitt: Kann ich meine Schutzmasken mehrmals verwenden und desinfizieren?
Kann ich meine Schutzmasken mehrmals verwenden und desinfizieren?
Aber: Viele der Tipps von damals bezogen sich auf Stoffmasken – daher sollte man jetzt auf folgende Prozeduren verzichten:
- Waschen in der Waschmaschine
OP- und FFP2-Masken lassen sich nicht in der Waschmaschine waschen! Die Schutzfunktion wird zerstört. - In einem Topf mit Wasser aufkochen
Das Aufkochen soll das Virus zerstören. Allerdings werden Viren gegebenenfalls über den Dampf in der Küche verteilt, bevor sie durch die Hitze inaktiviert werden. Das Kochen zerstört außerdem die Schutzfunktion der Masken. - Erhitzen im Backofen
Trockenes Erhitzen ist eigentlich eine gute Möglichkeit, Viren zu zerstören. Für das Coronavirus SARS-CoV-2 etwa gilt: Bereits nach rund 35 Minuten bei 54,5 °C waren 90 Prozent der Viren nicht mehr infektiös. Jedoch leiten Backöfen auch Luft nach außen. Insbesondere bei Umluft könnten darin auch Viren enthalten sein, die noch nicht inaktiviert sind. Weil es aber keinen Mangel mehr an günstigen Masken gibt, sollte man auf diese – zumal energieverschwendende Möglichkeit – verzichten. - Auch Mikrowelle, Desinfektionsmittel, Einfrieren oder UV-Lampen sind keine guten Ideen, um die Maske zu desinfizieren. Denn sie greifen im Zweifelsfall nicht nur Viren, sondern ebenso das Maskenmaterial an. Das wiederum zerstört die Schutzfunktion der Masken.
Aufhängen und abwarten
Wer seine Maske nur kurz im Bus oder beim Arzt trägt, muss diese danach natürlich nicht wegwerfen. Aber zuhause sollte man sie dann doch irgendwo zum „Auslüften“ aufhängen. Klar sollte aber sein: OP- und FFP2-Masken sind Einmal-Produkte. Wenn man sie über viele Stunden getragen hat, sollte man sie besser wegwerfen – und zwar in die graue Mülltonne mit dem Hausmüll.
Autor: Axel Bach, Sigrid März
Diesen Text haben wir zuerst im April 2020 veröffentlicht. Wir passen ihn immer wieder an die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft an. Daher beziehen sich ältere Kommentare eventuell auf Textabschnitte, die heute nicht mehr existieren. Zuletzt aktualisiert wurde der Text im Dezember 2023.
Quellenangaben zum Artikel:
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Artikel Überschrift:
Ihr Artikel war eine frische Brise. Er ist klar, informativ und wunderbar geschrieben.
„Diese Frage sollen nun zwei randomisiert-kontrollierte Studien in Guinea-Bissau und Dänemark beantworten. Die Ergebnisse stehen noch aus.“
Liegen diese Ergebnisse in der Zwischenzeit vor?
„Die FFP2-Masken sollen etwa 95 Prozent der Teilchen mit einem Durchmesser über 0,3 Mikrometer festhalten. Viren sind natürlich viel kleiner – aber hier zählt das „mitfliegende“ Tröpfchen.“ Ok, die Maske hält also keine Viren auf, sondern nur die Aerosole, wo die Viren draufsitzen. Frage: Was passiert mit dem Virus wenn… Weiterlesen »
„Wie lange überleben Viren auf Aerosolen?Das ist in jedem Fall abhängig von den spezifischen Bedingungen. Daher gibt es aus der medizinischen Forschung noch keine abschließende Meinung. Die Wissenschaftler*innen der Charité Universitätsmedizin – Berlin , die mit uns zusammen arbeiten, gehen derzeit von einer Überlebensdauer von bis zu drei Stunden aus.“… Weiterlesen »
Inzwischen (Juni 2021) kann man sogar bei der BBC erfahren [1], dass Experten die Schutzwirkung von OP-Masken und Stoffmasken zumindest für medizinisches Personal als völlig unzureichend bewerten. „Obwohl diese Masken flüssigkeitsresistent sind, sind sie relativ dünn und locker sitzend und sind nicht dazu gedacht infektiöse Aerosole abschirmen – winzige Viruspartikel,… Weiterlesen »
Nichts anderes schreiben wir doch hier. Und wenn du mal ins Gesundheitswesen schaust: Vor allem in den Krankenhäusern trägt das Personal fast ausschließlich FFPx-Masken.
Mein Kommentar sollte keine Kritik sein, sondern einfach eine Ergänzung. Denn wie Ihr ja gleich am Anfang des Artikels richtig anmerkt:
„Die Studienlage zur Wirksamkeit der Masken gegen die Ausbreitung des Coronavirus war lange dünn – und ist es ehrlich gesagt noch immer.“
So ganz schwarz-weiß ist es nicht. OP-Masken können durchaus 20-30 % Aerosole filtern. Das ist recht wenig, aber immerhin etwas. Das Material selbst könnte dabei durchaus 85-95% Aerosole filtern, aber der lockere Sitz ist das Problem. Bei vielen FFP2-Masken ist die Situation ähnlich: Das Material kann typisch 95-99% filtern, aber… Weiterlesen »
Für alle, die es och genauer wissen wollen, hier wurden über 100 Arbeiten zum Thema ausgewertet. https://www.mdpi.com/1660-4601/18/8/4344 Sehr interessant. Es gibt auch einen interessanten Beitrag eines Pathologen. Bekanntlich sind dass die Doktoren, die sagen: Nur von den Toten können wir lernen. Prof. DR. med. Arne Burkhardt, Reutlingen. Pathologie des Maskentragens.… Weiterlesen »