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Quarks Daily Spezial
Chip im Hirn und anderswo: Werden wir bald Cyborgs?
Biologie und Technik wachsen immer stärker zusammen. Der Chip im Hirn ist noch Zukunftsmusik. Aber die ersten Schritte sind gemacht.
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Biohacker gehen voran
Biohacker sehen sich selbst als Pioniere. Sie möchten sich optimieren und einige von ihnen lassen sich Chips unter die Haut setzen. Diese dienen der Identifikation, etwa wenn es darum geht, eine Tür zu öffnen. Auch Bezahlen an der Supermarktkasse ist damit möglich. Alles, was heute im Smartphone geschieht, können im Prinzip auch eingepflanzte Chips erledigen. Eine wirkliche Verbindung zwischen Computerchips und lebenden Zellen ist das noch nicht, aber daran wird gearbeitet.
Gelähmte können wieder laufen
Das Ziel vieler Forschungsprojekte ist es, die Hardware eines Computers mit der Biologie des Körpers direkt zu verknüpfen. In Lausanne etwa lernen Querschnittgelähmte, mit Chips im Gehirn und im Rückenmark wieder zu laufen. Der Chip im Gehirn liest Signalmuster aus, mit deren Hilfe der zweite Chip Nerven genau da stimuliert, wo das Rückenmark durchtrennt wurde. Gelähmte können ihre Schritte durch die Kraft eigener Gedanken steuern. Allerdings erfordert das viel Übung und es wurden auch nur wenige Patient:innen behandelt.
Schnittstelle unter der Schädeldecke
Auch Wahrnehmung und Gedächtnis können mit einem Computer verbunden werden. Firmen wie "Neuralink" von Elon Musk arbeiten an Computerchips, die mit vielen feinen Drähten Kontakt zu Nervenzellen aufnehmen. Die neue Schnittstelle zwischen Technik und Biologie wird in Tierversuchen getestet und soll bald Patient:innen mit Gehirnkrankheiten oder Schlaganfällen helfen. Das Einpflanzen der winzigen Chips könnten Roboter übernehmen.
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Töne und Bilder rekonstruieren
Damit Chips und Nerven kommunizieren, wollen Forschende die Sprache der Nervenzellen verstehen. Ein Team aus Kalifornien hat Patient:innen bei einer Epilepsie-Operation Musik vorgespielt. Während der OP wurden die Reaktionen der Nervenzellen mit Elektroden an der Gehirnoberfläche gemessen. Aus den Daten der Nervenaktivität konnte ein Computer später Musik von Pink Floyd rekonstruieren: Another brick in the wall. Mithilfe künstlicher Intelligenz gelang einem Forschungsteam aus Japan ein ähnlicher Erfolg. Die Wissenschaftler:innen nutzten Daten aus der Magnetresonanztomografie und erzeugten Bilder, die denen ähnelten, die den Proband:innen zuvor gezeigt worden waren.
Chancen und Risiken
Chips in den Körper und ins Gehirn einzusetzen, ist mit riskanten Operationen verbunden. Bei Tierversuchen sollen Affen gestorben sein. Auch die Frage, ob implantierte Technik gehackt werden kann, könnte sich über kurz oder lang stellen. Für gesunde Menschen ist der Chip im Gehirn daher vorerst ganz sicher keine Option. Man wird versuchen, im Rahmen wissenschaftlicher Versuche Kranken zu helfen, die keine anderen Möglichkeiten für sich sehen.
DIE MACHER:INNEN
Michael Lange hat Biologie studiert und arbeitet seit vielen Jahren als Wissenschaftsjournalist. Zu seinen Schwerpunkten gehören Stammzellforschung und Epigenetik.
Marlis Schaum ist nicht nur Host bei Quarks Daily, sondern auch im Radio und im TV unterwegs.
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