Immunsystem - das stärkt unsere Abwehrkräfte - Quarks Daily Spezial

Unser Immunsystem ist überlebenswichtig

Fest steht auf jeden Fall: Unser Immunsystem schützt uns vor Schäden durch Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten, aber auch vor Schäden, die durch UV- Strahlung, Verletzungen oder Verbrennungen entstehen. Ohne unser Immunsystem würden wir nicht überleben.

Es gibt viele Missverständnisse

 Oft wird behauptet, dass man sein Immunsystem trainieren könne - damit es kräftig zuschlägt, wenn ein Erreger vorbeikommt. Aber diese Vorstellung ist nicht ganz richtig. Tatsächlich muss das Immunsystem vor allem flexibel sein. Es besteht aus vielen verschiedenen Zellen, Proteinen und Signalstoffen, die zur richtigen Zeit aktiv werden sollten. Im Wesentlichen unterscheidet man dabei zwei Teile: das angeborene und das erlernte Immunsystem.

Das angeborene Immunsystem: schnell, aber ungenau

 Der angeborene Teil unseres Immunsystems reagiert zum Beispiel, wenn Keime in eine offene Wunde geraten sind. Dann fressen sogenannte Riesenfresszellen diese Eindringlinge auf. Das geschieht sehr schnell. Aber es werden auch einige gesunde Körperzellen beseitigt, weil die Riesenfresszellen nicht sehr genau arbeiten.

Das erlernte Immunsystem: langsam, aber genau

Zum erlernten Teil unseres Immunsystems gehören unter anderem Antikörper, die sich gegen ein bestimmtes Virus oder einen bestimmten Stoff richten. Sie sind also passgenau. Dafür dauert es aber eine gewisse Zeit, bis sie sich bilden. Und es kostet viel Energie.

Das Immunsystem ist ein Saisonarbeiter

Beide Teile unseres Immunsystems sind immer aktiv – aber mit unterschiedlicher Betonung: Im Sommer ist eher der angeborene Teil in Bereitschaft. Das hat sich so entwickelt, weil Menschen über Hunderte von Jahren im Sommer draußen auf den Feldern gearbeitet haben und dabei in Kontakt gekommen sind mit vielen fremden Stoffen oder Erregern. Ein Fall für das angeborene Immunsystem. Im Winter dagegen lohnte es sich eher, den erlernten Teil des Immunsystems in Bereitschaft zu halten. Da war man zu Hause und traf auf altbekannte Erreger, mit denen sich die Familie schon häufiger angesteckt hatte.

Signale an unser Immunsystem

Ob Sommer oder Winter ist und ob besser das angeborene oder das erlernte Immunsystem hochgefahren werden sollte, merkt das Immunsystem anhand bestimmter Signale. Und dabei können wir ihm helfen. Spaziergänge in der Kälte und der Temperaturwechsel nach der Rückkehr in die warme Wohnung bringen das Immunsystem in den Wintermodus. Ein Sommersignal ist Vitamin D. Im Sommer bildet unser Körper viel davon - durch die intensivere Sonneneinstrahlung auf unserer Haut.

Unser Essen liefert kaum gute Signale

Als man sich immer nur von dem ernährte, was gerade reif war, lieferte auch die Ernährung deutliche Signale an unser Immunsystem. Das ist heute schwieriger, da wir das ganze Jahr fast alles kaufen und essen können, was wir möchten. Forschende vermuten, dass es dadurch auch zu Fehlern in unserem Immunsystem kommt, zum Beispiel zu Allergien.

Nahrungsergänzungsmittel, Pillen und Pülverchen

Wer sich einigermaßen ausgewogen ernährt, regelmäßig nach draußen geht und nicht an einer Stoffwechselkrankheit leidet, benötigt keine zusätzlichen Vitamine, Mineralstoffe oder Salze. Was unser Körper braucht, nehmen wir mit der Nahrung auf.

Infektion oder eine Impfung?

Die Vorstellung, dass unser Immunsystem durch eine Infektion insgesamt fitter wird, ist falsch. Wer Masern hatte, entwickelt zwar Antikörper gegen Masern – aber kann später nicht besser Grippe oder Erkältungen abwehren. Häufig schädigt eine Infektion das Immunsystem sogar. Bei HIV, Masern und auch dem Epstein-Barr-Virus ist dies der Fall. Eine Impfung schwächt das Immunsystem in der Regel nicht, sondern verbessert einfach nur das Immungedächtnis.

Nestschutz schützt das neugeborene Baby

Während der Schwangerschaft kommen Antikörper der Mutter über den gemeinsamen Blutkreislauf von Mutter und Baby zum ungeborenen Kind. So erhält das Neugeborene einen gewissen Schutz für die ersten Wochen und Monate. Auch beim Stillen überträgt die Mutter Stoffe, die ihr Kind unter anderem vor bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen schützen. Der Nestschutz baut sich allerdings nach einiger Zeit ab und das eigene Immunsystem des Kindes baut sich auf.

DIE MACHER:INNEN

Christina Sartori hat Biologie studiert und arbeitet als Medizinjournalistin – unter anderem im Corona-Reporterinnen-Team des WDR.

Sebastian Sonntag ist leidenschaftlicher Radiomoderator und Quarks-Daily-Host.