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Essstörungen – warum Essen zur Qual werden kann
Magersucht, Bulimie, Binge-Eating-Störung: Diese Krankheiten ähneln einer Sucht. Auch deshalb ist es so schwer, etwas dagegen zu tun.
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Im Kern eine Verhaltensstörung
Bei allen Essstörungen kreisen die Gedanken und Gefühle permanent um das Thema "Essen" und um den eigenen Körper. Das Essverhalten wird immer mehr zum Lebensinhalt, die Kontrolle über das eigene Verhalten geht verloren. Damit ähnelt eine Essstörung in mancherlei Hinsicht einer Sucht. Magersucht, Bulimie und Binge-Eating gelten als psychische Erkrankungen und werden den Verhaltensstörungen zugeordnet.
Wer ist betroffen?
Frauen und Mädchen sind von Essstörungen häufiger betroffen als Jungen und Männer. Von 1000 Mädchen und Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens durchschnittlich etwa 14 an Magersucht, 19 an Bulimie und 28 an einer Binge-Eating-Störung. Von 1000 Jungen und Männern erkranken im Laufe ihres Lebens durchschnittlich etwa 2 an Magersucht, 6 an Bulimie und 10 an einer Binge-Eating-Störung. Eine Auswertung der Krankenkasse DAK hat gezeigt, dass im ersten Pandemiejahr Essstörungen bei Jugendlichen deutlich zugenommen haben.
Magersucht: selten, aber gefährlich
Die Magersucht ist die seltenste, aber bekannteste Essstörung. Betroffene fühlen sich zu dick, nehmen daher dramatisch ab, sodass man ihnen die Krankheit ansehen kann. Typisch sind Vermeidungsstrategien und Rituale wie extrem langsames Essen. Magersüchtige machen oft sehr viel Sport, um Kalorien zu verbrennen. Einige nehmen Medikamente, die den Appetit zügeln oder entwässern sollen. Der extrem dünne Körper wird oft in weiter Kleidung versteckt. Eine Magersucht kann chronisch werden. Dann dauert es im Schnitt sechs Jahre, bis Patient:innen geheilt werden können. Die Sterblichkeit bei Magersucht ist höher als bei Bulimie und Binge-Eating. Jeder/Jede siebte Patient:in stirbt.
Binge-Eating-Disorder: immer wieder Essanfälle
Das englische Wort "binge" bedeutet so viel wie "Gelage". Menschen mit einer Binge-Eating-Störung leiden unter immer wiederkehrenden Essanfällen. Dabei schlingen sie in kürzester Zeit extrem viel Essen in sich hinein und hören erst dann damit auf, wenn sie sich wirklich unangenehm voll fühlen. Das Ganze passiert heimlich und alleine. Nach so einem Essanfall haben die Betroffenen häufig Schuldgefühle. Und doch können sie ihr Verhalten nicht kontrollieren oder ändern. Binge-Eater versuchen nicht, ihr Gewicht durch Hungern oder Sport zu reduzieren, nehmen demzufolge stark zu. Außenstehende verwechseln die Binge-Eating-Störung deshalb oft mit Fettleibigkeit.
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Bulimie: Viel Essen rein – und wieder raus
Bulimiker:innen leiden, wie Binge-Eater, unter Essanfällen, bei denen sie sehr viel Nahrung in kurzer Zeit aufnehmen. Dann aber erbrechen sie das Essen wieder, aus Angst zuzunehmen. Ebenso wie Magersüchtige empfinden Bulimiker:innen sich als zu dick, nehmen oft Abführmittel oder Entwässerungstabletten und machen sehr viel Sport, um ihr Gewicht zu regulieren. Die Bulimie ist die für Außenstehende am schwersten zu erkennende Essstörung, weil sich hier das Gewicht nicht unbedingt verändert. Durch das permanente Erbrechen kann es zu einem Mangel an Nährstoffen und Herz-Kreislauf-Störungen kommen. Die hochgewürgte Magensäure schädigt Zähne und Speiseröhre.
Ursachen einer Essstörung
Die eine Ursache für das Entstehen einer Essstörung gibt es nicht. Was aber allen Betroffenen gemein ist: Sie haben eine gestörte Selbstkontrolle. Magersüchtige sind überkontrolliert, Binge-Eater oder Bulimiker:innen eher enthemmt. Außerdem empfinden Essgestörte ihre Emotionen oft als zu intensiv, zu schnell wechselnd, als permanent unangenehm. Die Essstörung ist ihr Mittel, dieses Gefühlschaos auszugleichen.
Was können Angehörige tun?
Essgestörte ziehen sich meist zurück, isolieren sich sozial. Bei Magersüchtigen und Binge-Eatern verändert sich das Gewicht auffällig. Für Freunde und Angehörige können das Hinweise darauf sein, dass etwas nicht stimmt. Allerdings fällt es dann unter Umständen schwer, Erkrankte anzusprechen und dabei die richtigen Worte zu finden. Fachleute sagen: Es hilft, gut zuzuhören und Betroffene zu einer Therapie zu ermuntern. Vorwürfe dagegen helfen nicht weiter, ebenso wenig wie die Aufforderung, doch endlich mal mehr oder weniger zu essen. Außerdem sollten Angehörige nicht erwarten, dass nach einem Gespräch sofort alles besser wird.
Wo bekommt man Hilfe
Essstörungen lassen sich behandeln. Der erste und wichtigste Schritt ist dabei die Krankheitseinsicht des/der Betroffenen: Er/sie muss etwas ändern wollen. Dann sollte man sich professionelle Hilfe suchen. Hier können Kinderärzt:innen, Hausärzt:innen oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit ihrem Info-Telefon zu Essstörungen (0221/892031) erste Ansprechpartner sein. Die eigentliche Behandlung, unter anderem eine Psychotherapie, ist ambulant oder in einer Fachklinik möglich. Angehörigen kann es helfen, sich in Selbsthilfegruppen mit anderen Betroffenen auszutauschen.
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