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Quarks Daily Spezial
Talent oder Übung:
Was macht uns richtig gut?
Was macht uns richtig gut?
Unsere Gene, hartes Training oder das richtige Umfeld? Viele Faktoren sind wichtig, wenn wir in einer Disziplin richtig gut werden möchten.
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Vergesst Talent, auf die Übung kommt es an!
Doch diese Annahmen sind umstritten. Der schwedische Psychologe Anders Ericsson war zu seinen Lebzeiten der Auffassung, dass besondere Fähigkeiten überhaupt nichts mit angeborenen Begabungen zu tun haben, sondern vor allem durch viel Übung erlangt werden. In den 1990er-Jahren untersuchte er in einer bekannten Studie Geigerinnen und Geiger, die an der damaligen Hochschule der Künste in Berlin studierten. Er wollte wissen, wie viel Zeit die Musiker:innen ins Üben investiert hatten – und kam zum Ergebnis, dass die musikalischen Fähigkeiten vor allem davon abhingen, wie viel und intensiv die Geiger:innen geübt hatten. Bis zu ihrem 20. Lebensjahr hatten die Musiker:innen durchschnittlich 10.000 Stunden in Übung investiert. Weitere Studien des Psychologen folgten und für Ericsson war klar: Begabungen spielen keine Rolle, um außergewöhnliche Leistungen zu erbringen, es kommt auf die Übung an. Die tröstliche Botschaft, die dahintersteckte: Wir können alle richtig gut werden, wenn wir nur fleißig genug sind.
Angeborene Begabungen sind doch wichtig
Andere Forschende widersprechen dem schwedischen Psychologen jedoch deutlich und haben in zahlreichen Studien dargelegt, dass unsere Gene – das Talent, das uns von Geburt an mitgegeben wird - wohl doch eine Rolle spielen. Relativ gut untersucht ist das ebenfalls bei musikalischen Fähigkeiten. Vor einigen Jahren haben etwa Forschende rund 2500 schwedische Zwillingspaare genauer unter die Lupe genommen. Die Zwillinge mussten zunächst einen standardisierten Test absolvieren, der ihre Musikalität gemessen hat – also etwa, inwiefern sie in der Lage waren, verschiedene Töne voneinander zu unterscheiden. Die Zwillinge wurden außerdem gefragt, ob sie ein Instrument spielten und wie oft sie übten. Ergebnis: Sie hatten oft eine ähnliche hohe Musikalität – und zwar auch dann, wenn einer von beiden jeden Tag fleißig sein Instrument übte und der andere eher faulenzte. Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass Musikalität zu einem Großteil erblich sei.
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Sport: körperliche und mentale Voraussetzungen
Wie groß der Einfluss der Gene auf unsere Leistungen ist, hängt wohl auch von der jeweiligen Disziplin ab. Beim Sport ist das offensichtlich. Zwar kommt es natürlich auch hier auf hartes Training an. Herausragende Sportler wie Christiano Ronaldo oder Michael Jordan sind beziehungsweise waren zur ihrer aktiven Zeit bekannt für ihren enormen Fleiß, Ehrgeiz und Siegeswillen. Auch die Forschung zeigt, dass solche psychologischen Faktoren im Sport wichtig sind. Aber die körperlichen Voraussetzungen müssen eben auch stimmen. Man kann schon als Kind unzählige Stunden Basketballtraining absolvieren und wahnsinnig ambitioniert sein. Doch wenn man später, etwa als erwachsener Mann nur 1,70 Meter groß ist, dürfte es schwer werden mit der Profi-Basketballkarriere.
Blick ins Gehirn
Auch mit neurologischen Untersuchungen hat die Forschung versucht, mehr über den Einfluss der Gene auf außergewöhnliche Fähigkeiten herauszufinden. Studien haben etwa gezeigt, dass bei professionellen Musiker:innen ein Teil des Hörzentrums im Gehirn mehr als doppelt so groß ist wie bei Nichtusikern. Das Hörzentrum ist der Bereich, der akustische Signale im Gehirn verarbeitet. Viel Aussagekraft haben diese Ergebnisse jedoch nicht. Denn es ist unklar, inwieweit solche Besonderheiten im Gehirn - oder die Anlagen dazu - schon von Geburt an vorhanden waren oder ob sich durch das viele Üben das Gehirn erst so geformt hat, wie es später aussieht.
Umfeld, Feedback, Motivation
Einig sind sich viele Forschende darin, worauf es – außer den Genen und viel Übung – noch ankommt, um in seiner Disziplin richtig gut werden. Zahlreiche berühmte Komponist:innen, Sportler:innen oder Schachspieler:innen wuchsen in Familien auf, in denen sie schon früh gefördert und gefordert wurden. Es kommt also auf das richtige Umfeld an, zu dem neben der Familie auch Lehrer:innen oder Trainer:innen zählen können. Außerdem ist Feedback wichtig, positiv wie negativ, um sich selbst richtig einschätzen zu kommen. Und: Motivation spielt wohl eine besonders große Rolle. Denn nur wer motiviert ist, ist auch bereit, besonders lang und intensiv zu trainieren. Forschende betonen, dass die Motivation intrinsisch sein und nicht nur von außen kommen sollte. Man übt also nicht, weil die Eltern dies einfordern oder weil man Lob von seinen Freund:innen bekommen möchte. Die Motivation kommt von innen, aus einem selbst. Man trainiert aus eigenem Antrieb und lässt sich so auch von Rückschlägen und Misserfolgen nicht so leicht von seinem Ziel abbringen.
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Mit Fleiß kann man viel erreichen, aber nur mit Talent über diesen Level hinaus
Ich hätte noch interessant gefunden, ob man auch als Erwachsener noch mit Übung sehr gut werden kann oder ob frühkindliche Förderung dafür nötig ist. Hat man nach seiner Kindheit tatsächlich mehr Arbeit und weniger Nutzen für Erfolg und geistige Leistungsfähigkeit, wenn man eine neue Sprache oder ein Instrument lernt? Dieser… Weiterlesen »
Hallo Emil, spannendes Thema – wir notieren uns das mal!
Hard work beats talent if talent fails to work hard.
So ist das nun mal.
Wer von Natur aus doof ist, den kann man fördern wie man will, da kommt nichts bei rum. Wer von Natur aus intelligent ist, den kann man fördern, dann wird er schlau, oder vergammeln lassen, dann wird er nicht schlau. Aus einem kleinen Eimer kriegt man nicht mehr als 5… Weiterlesen »
TF ?
von natur aus ist keiner doof ! man kann aber durchaus ‚doofheit‘ anerzogen bekommen !
mein Freund !
Ronaldo und Michael Jordan, die tollsten Geigerinnen, Spitzen-Schachspieler und Mathe-Genies waren ihren Altergenossen schon als Kinder haushoch überlegen, zu einer Zeit, als sie noch weit davon entfernt waren, 10.000 Stunden geübt zu haben.