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Quarks Science-Cops Folge 37
Der Fall "Zentrum der Gesundheit“: Vorsicht, Desinformation!
Das "Zentrum der Gesundheit" ist eines der bekanntesten deutschsprachigen Gesundheitsportale im Internet. Aber kann man den Informationen wirklich trauen?
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Das "Zentrum der Gesundheit" lobt sich deswegen auch selbst als "eines der beliebtesten Gesundheitsportale im deutschsprachigen Raum". Und damit ist es seit 1999 auch recht erfolgreich unterwegs. In einer Befragung von 2018 gaben knapp ein Viertel der Befragten an, das "Zentrum der Gesundheit" zu kennen.
Das liegt auch an der Reichweite bei Google. Dort tauchen Artikel vom "Zentrum der Gesundheit" oft weit oben auf. Vor allem bei Begriffen aus dem Bereich der sogenannten Alternativmedizin. Aber auch bei vielen Lebensmitteln, bei denen dann erklärt wird, wie gesund oder ungesund sie sind, stößt man im Netz schnell auf das "Zentrum der Gesundheit".
Gut belegte Gesundheitsinformationen oder Unfug?
"Diese Nahrungsergänzung senkt das Krebsrisiko", "Manche Tumore verschwinden, wenn Sie DAS tun", "5 Minuten Atemtraining senken den Blutdruck". Oft geht’s um Krebs, viel um Ernährung und immer wieder auch um alternative Heilmethoden wie Homöopathie und Akupunktur.
Dabei verspricht das Zentrum der Gesundheit für seine Inhalte höchste Qualitätsansprüche: "Alle Informationen werden nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft erstellt", heißt es auf der Website. Und: "Wir berichten daher stets der Wahrheit entsprechend, geben Informationen vollständig wieder, ohne für unsere LeserInnen wichtige Informationen zu unterschlagen (...)".
Was vielversprechend klingt, entpuppt sich bei einem genaueren Blick als heiße Luft: Mit dem "aktuellen Stand der Wissenschaft" haben viele Artikel nichts zu tun. Stattdessen eine oft falsche oder verkürzte Darstellung von Studien. In vielen Fällen werden relevante Informationen auch schlichtweg unterschlagen, um eine bestimmte Heilmethode gut dastehen zu lassen.
Das "Zentrum der Gesundheit" verspricht etwa, dass eine Akupunkturbehandlung bei vielen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Migräne, Arthrose und Depression hilft.
Bei Science-Cops-Fans müssten spätestens jetzt die Alarmglocken angehen. Denn wie in Folge 36 erklärt, gibt es so gut wie keine Evidenz für die Wirksamkeit von Akupunktur über den Placeboeffekt hinaus. Und das ist lang nicht der einzige Fall, in dem das "Zentrum der Gesundheit" wissenschaftlichen Unfug behauptet, den die Science-Cops längst widerlegt haben. Mehr Beispiele gibt es in der neuesten Folge.
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Was hat es mit der Werbung auf sich?
Wer sich durch die Artikel des "Zentrums der Gesundheit" klickt, stößt automatisch auf den My-Fair- Trade-Shop. Der verkauft etwa Nahrungsergänzungsmittel, Abnehmprodukte und Öle. Links zu den Produkten dieses Shops sind in fast alle Artikel des Zentrums der Gesundheit eingebaut.
Das ist nicht verboten, wirft aber die Frage nach der angeblichen Unabhängigkeit, für die sich das "Zentrum der Gesundheit" rühmt, auf. So heißt es in den eigenen Qualitätsrichtlinien: "In unserer Berichterstattung akzeptieren wir keine inhaltlichen/journalistischen Weisungen von unseren InserentInnen, sondern berichten unabhängig von den Inhalten der bei uns erscheinenden Inserate."
Dass es zwischen dem My-Fair-Trade-Shop und dem "Zentrum der Gesundheit" aber doch einige sehr auffällige Verbindungen gibt, merken die Science-Cops schnell, als sie tiefer in den Personenkreis um das "Zentrum der Gesundheit" einsteigen.
Das wissenschaftliche Weltbild des "Zentrums der Gesundheit"
"Unsere Arbeit und Vorgehensweise findet nicht nur begeisterte Leser und Freunde, sondern auch Kritiker, besonders aus den Reihen derjenigen, die neben der evidenzbasierten Medizin keine anderen Möglichkeiten und Wege dulden." Das schreibt das "Zentrum der Gesundheit" selbst auf seiner Seite. Denn das Portal steht immer wieder in der Kritik und will sich dagegen wehren.
Dabei kennen die Science-Cops die immer wiederkehrenden Argumente gut. Denn das "Zentrum der Gesundheit" versucht, Kapital aus der Unzufriedenheit der Menschen mit der normalen medizinischen Behandlung zu schlagen. Warum das antiwissenschaftliche Weltbild vom "Zentrum der Gesundheit" auf zahlreichen Fehlschlüssen und Scheinargumenten beruht, erklären die Science-Cops im Podcast.
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Akupunktur wurde bei mir in der Psychosomatischen Klinik als Teiltherapieprogramm gegen Depression angeboten.
Die Quarksgötter sind allwissend und immer im Recht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!1
Wir sind keine Götter, nur ermittelnde ScienceCops 😉
So einfach ist es leider nicht. Alternativverfahren per se als unwirksam zu erklären ist genauso fragwürdig wie so manch anderes, was veröffentlicht wird. Die Akupunktur wird von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen – zumindest von meiner – und hat bei mir nach anderen kostspieligen Verfahren wie Stoßwellentherapie nach 1,5 Jahren Beschwerden… Weiterlesen »
https://www.aerzteblatt.de/archiv/40274/Akupunktur-Grossstudie-bestaetigt-Wirkung
Um nur mal ein Beispiel zu nennen…
Die angesprochene Akupunktur als unwirksam bzw als reines Placebo abzutun ist doch auch unwissenschaftlich. Es gibt etliche wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit ( findet jeder selber). Zudem wird sie in China seit wohl fast 3000 Jahren angewendet. Etwas was wenig bis gar nicht wirken würde wäre doch schon längst aussortiert worden?… Weiterlesen »
Zur Akupunktur findest du eine eigene Sendung (Folge 36). Hör doch mal rein, die Studienlage ist nämlich sehr spannend – vor allem ernüchternd. Und dass man etwas vor 3.000 Jahren schon gemacht hat, ist kein gescheites Argument. Das führen Anhänger der Homöopathie trotz eindeutiger Studien auch gerne an.
Genau! (Wie lange werden zermörserte Tigerzähne schon mit gewissen Heilversprechen dort verkauft? Oder Nashornpulver?)