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Quarks Daily Spezial
Symbole – warum sie für Veränderung so wichtig sind
Symbole können eine mächtige Dynamik entwickeln oder sich abnutzen. Wie nutzen wir sie am besten?
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Symbole sind universell
Was alle Symbole gemein haben und was sie so wertvoll für Proteste macht: Jeder kann sie (egal welche Sprache er oder sie spricht) verstehen und verbreiten. Je nach Symbolkraft verbreiten sie sich unterschiedlich schnell und werden teilweise über Jahrhunderte weitergetragen. Wie erfolgreich ein Symbol einen Protest ankurbelt, hängt unter anderem von der Einfachheit der Bildsprache ab. Entscheidend sind unter anderem klare Farben und Formen.
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Darum sind Farben und Formen so wichtig
Farben helfen uns, weil wir sie superschnell erkennen und einordnen können. Bereits als Baby erkennen und begreifen wir Farben, noch bevor wir sprechen oder schreiben können. Zudem grenzen uns Farben nach außen ab beziehungsweise schaffen nach innen Identität. Der sogenannte "Schwarze Block“ hat die eigene Protestfarbe sogar schon im Namen. Klare Formen lassen sich ebenfalls intuitiv erfassen und verbreiten sich besonders leicht. Als ein besonders wirksames Symbol gilt die geballte schwarze Faust. Abgebildet als Zeichnung oder in Form einer Geste, wird sie bei Protesten eingesetzt. Sie war im 19. Jahrhundert Symbol der Arbeiterbewegung. Später wurde sie zu einem Zeichen der Black-Power-Bewegung, die aus der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung entstand. Bei den Black–Lives Matter-Demos in den vergangenen Jahren posierten Demonstrierende mit emporgehobener Faust.
Symbole sind emotional – wie Symbole wirken
Auch wenn sich die Protestanliegen im Laufe der Geschichte änderten, konnte das Faustsymbol die jeweiligen Proteste befeuern. Der besondere Erfolg dieses Symbols erklärt auch, warum Symbole allgemein Proteste bestärken. Wir laden sie mit Emotionen auf, Wut, Entschlossenheit oder Freude. Dadurch sprechen Symbole unser emotionales Zentrum an. Wenn Symbole eine kollektive Emotion ausdrücken, identifizieren wir uns damit besonders stark. Das schafft die hochgereckte Faust, wie kaum ein zweites Symbol. Die Atomsonne hingegen wurde von Anne Lund bewusst als lächelnde Sonne entworfen, die zugewandt und offen wirken soll. Mit diesem Symbol sollte vermittelt werden, dass alternative Energieformen positiv für alle Menschen sind und ein friedlicher Protest möglich ist. Und Anne Lund war es wichtig, dass das Symbol ästhetisch und modisch aussieht. Sie hat gesagt: "Der Ausdruck sollte so sein, dass auch eine hübsche Dame es auf einem schönen Trenchcoat tragen würde.“ Je nachdem, was ein Protest bewirkt und wen er erreichen soll, müssen Symbole unterschiedlich aufgebaut sein. Stets sollten sie aber eine Emotion vermitteln.
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Ich gehöre dazu – das macht ein Symbol mit uns
Neben der emotionalen Komponente schaffen es Symbole, Gemeinschaften zu stärken. Durch eine gemeinsame Emotion fällt es uns leichter, uns zu verbünden. Wir zeigen durch das Symbol: "Ich stehe für diese Sache“, ohne komplizierte Argumente aufzuzählen. Zum einen grenzen wir uns durch das Tragen von Symbolen nach außen hin ab und zum anderen schaffen wir nach innen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit mit denen, die unser Ziel teilen. Allerdings haben Symbole auch die Macht, Gruppen auszugrenzen und diesen zu schaden. Das bekannteste Beispiel ist der Davidsstern, der Menschen als Jüd:innen kennzeichnete und abgrenzte.
Verbreitung von Symbolen
Ob auf einem Plakat bei einer Demonstration oder im Profilbild auf Social Media, die Verbreitung von Protestsymbolen dient grundsätzlich einer Protestbewegung. Allerdings können Symbole auch abgeschwächt werden, wenn sie zu sehr in modische Accessoires übergehen oder sogar zweckentfremdet werden. Ein Beispiel: das Peace-Zeichen. Wenn es mit bunten Strasssteinchen auf einer Handtasche abgebildet wird, dient es wohl kaum der Friedensbewegung und ruft keine Emotionen und Gruppenzugehörigkeit hervor. Außerdem zerfasern Proteste durch die schnelle (digitale) Verbreitung immer stärker oder werden von anderen Gruppierungen regelrecht gekapert. So passiert es teilweise auch mit Symbolen der linken Bewegung, die von rechten Gruppierungen plötzlich für ihre Protestthemen genutzt werden. Dabei passiert dann dasselbe mit Symbolen, die nur noch für die Mode verwendet wird: Sie werden entwertet. Dadurch wird nicht nur einfach ein Symbol gestohlen, sondern die ganze Bewegung wird geschwächt. Die Antifa-Flagge ist dafür ein Beispiel, sie stand ursprünglich für die linke Bewegung und wurde dann leicht abgewandelt von rechten Gruppierungen genutzt. Sicher ist: Symbole können eine große Macht entfalten, aber die Verbreitung hat Grenzen und das Risiko, dass Symbole auch missbraucht werden können, sollte uns bewusst sein.
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