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Heizwende
Sind Wärmepumpen wirklich die Klimaretter?
Für viele Haushalte steht bald ein Heizungswechsel an – oft zur Wärmepumpe. Wo kann sie eingebaut werden? Wann spart sie Geld und CO2 oder ist es am Ende ein Irrweg?
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Inhalt
- Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
- Welche Typen von Wärmepumpen gibt es?
- Funktionieren Wärmepumpen auch im Altbau?
- Lohnt es sich, ältere Häuser komplett zu sanieren?
- Was kosten Wärmepumpen?
- Was das neue Heizungsgesetz für Eigentümer:innen und Mieter:innen bedeutet
- Gibt es Alternativen zur Wärmepumpe?
- Wie gut sind Wärmepumpen für das Klima?
- Wann wird Deutschland klimaneutral heizen?
- Wie läuft die Wärmewende in anderen Ländern?
- Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
- Welche Typen von Wärmepumpen gibt es?
- Funktionieren Wärmepumpen auch im Altbau?
- Lohnt es sich, ältere Häuser komplett zu sanieren?
- Was kosten Wärmepumpen?
- Was das neue Heizungsgesetz für Eigentümer:innen und Mieter:innen bedeutet
- Gibt es Alternativen zur Wärmepumpe?
- Wie gut sind Wärmepumpen für das Klima?
- Wann wird Deutschland klimaneutral heizen?
- Wie läuft die Wärmewende in anderen Ländern?
Artikel Abschnitt: Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Kühlmittel an vier Stationen
Konkret funktioniert das mithilfe eines Kühlmittels an vier Stationen:
- Wärmequellenanlage (außen) mit Wärmetauscher
- Verdampfer
- Verdichter
- Wärmetauscher
Die Außeneinheit entzieht dem Boden, dem Grundwasser oder der Außenluft Energie. Die überträgt die Wärmepumpe auf das Kältemittel, das wärmer wird und dadurch verdampft. Anschließend gelangt das Kältemittel zum Verdichter, der es im gasförmigen Zustand nochmals verdichtet.
Der Druck steigt. Die Teilchen im Gas bewegen sich nochmal schneller und stoßen noch häufiger aneinander. So steigt auch die Temperatur des Kältemittels. Zuletzt gelangt es zum Wärmetauscher. Dort kann das Kältemittel die Wärmeenergie dann an den Heizkreislauf des Gebäudes übergeben. Das Kältemittel kühlt wieder ab, verflüssigt sich– und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Planung bei Wärmepumpen besonders wichtig
Wichtig ist, dass Wärmepumpen korrekt auf den Heizbedarf oder die sogenannte Heizlast eines Hauses ausgelegt sind. Eine zu geringe Leistung kriegt die Wohnräume entweder auch unter Volllast nicht ausreichend warm oder ein zusätzlicher Heizstab verbraucht enorme Strommengen, um nachzuheizen. Bei zu großer Leistung schaltet die Anlage zu häufig an und aus, das verbraucht besonders viel Strom und die Technik verschleißt schneller. Wenn so etwas falsch geplant wurde, landen die Fälle mit horrenden Stromkosten häufig in den Zeitungen. Das sind aber meist Planungsfehler und kein eigenes Problem der Wärmepumpentechnik.
Artikel Abschnitt:
Artikel Abschnitt: Welche Typen von Wärmepumpen gibt es?
Welche Typen von Wärmepumpen gibt es?
Funktionsweise aller Typen gleich
Vom Prinzip her funktionieren alle drei Typen gleich, unterscheiden sich aber sowohl bei der Installation als auch in der Effizienz. Für Erdwärme- oder Grundwasser-Wärmepumpen muss gebohrt werden. Eine Ausnahme stellen Ring- oder Grabenkollektoren dar, bei denen die Energie nicht durch die Bohrtiefe, sondern über eine ausreichend Fläche gesammelt wird. Das ist erst einmal teurer und aufwendiger, dafür sind die Temperaturen in der Tiefe oder im Grundwasser stabil und mitunter weitaus höher als in der Außenluft. Die Anlagen sind daher meist effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpen.
Katastrophen wie ein Blackout lassen sich nur schwer vorhersagen. Wie vorbereitet bist du?
Der Vollständigkeit halber gibt es auch Luft-Luft-Wärmepumpen – also quasi herkömmliche Klimaanlagen, die teilweise auch warme Abluft in den Raum pusten oder im Sommer eben kühlen können. Sie arbeiten ebenfalls mit dem Wärmepumpenprinzip, erhitzen aber keinen wasserführenden Heizkörper. Vor allem im Ausland machen sie einen großen Teil der bereits eingebauten Wärmepumpen aus.
Weitere Angaben zum Artikel:
Was ist der Unterschied zwischen Monoblock- und Split-Geräten?
Vorteil: günstiger, leichter zu installieren.
Bei Split-Geräten zirkuliert das Kältemittel zwischen Außen- und Inneneinheit. Von der Inneneinheit wird die Wärme an den Heizkreislauf weitergegeben.
Vorteil: meist leiser, effizienter.
Artikel Abschnitt: Funktionieren Wärmepumpen auch im Altbau?
Funktionieren Wärmepumpen auch im Altbau?
Egal ob Fußbodenheizung oder Heizkörper
Das liegt daran, dass Wärmepumpen besonders dann ihre Stärke ausspielen, wenn die Heizung das Wasser für den Heizkreislauf weniger stark erwärmen muss, beispielsweise auf 35 Grad Celsius bei einer Fußbodenheizung. Je niedriger diese Vorlauftemperatur ist, desto weniger Heizleistung braucht die Wärmepumpe. Sie überbrückt schließlich immer die aktuelle Temperatur der Wärmequelle bis zum Heizkreislauf.
Grundsätzlich gilt: Je größer die Heizung oder Heizfläche, desto niedriger muss die Vorlauftemperatur sein und desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe. Bei sehr alten Heizkörpern sind teilweise noch Temperaturen von 80 Grad Celsius nötig und bei Fußbodenheizungen können schon 35 Grad Celsius oder sogar 28 Grad Celsius ausreichen.
Neue Heizkörper statt Fußbodenheizung
Es muss auch nicht zwangsläufig eine Fußbodenheizung sein. Moderne Wärmepumpen können auch weitaus höhere Temperaturen als 35 Grad Celsius bedienen. Trotzdem ist es sinnvoll, über einen Heizkörpertausch nachzudenken. Größere oder moderne Heizkörper können bereits ausreichen und die nötige Vorlauftemperatur halbieren.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat bis 2019 über fünf Jahre lang Dutzende Altbauten mit Wärmepumpen begleitet und die Systeme ausgewertet. Darunter sind Häuser, die bis zu 170 Jahre alt sind, manche davon relativ neu und gut saniert, manche weniger.
Je höher die Jahresarbeitszahl, desto effektiver
Dort konnten alle Wärmepumpen effizient arbeiten und damit Geld und Emissionen einsparen. Sie alle erreichten über den damaligen Zeitraum mindestens eine sogenannte Jahresarbeitszahl von 2,5. Das heißt, übers ganze Jahr gerechnet hat die Anlage pro eingesetzter Kilowattstunde Strom 2,5 Kilowattstunden Wärme erzeugt.
Das ist, muss man heute sagen, okay, aber genügt in der Regel nicht den Ansprüchen und wäre zum jetzigen Zeitpunkt bei den jetzt geltenden Preisen (Mitte 2023) auch nicht günstiger als eine moderne Gasheizung.
Moderne Wärmepumpen sind deutlich effizienter
Heutige Modelle sind jedoch weitaus effizienter, gerade in (teil-)sanierten Gebäuden. Selbst Luft-Wasser-Wärmepumpen erreichen bereits realistische Arbeitswerte von fünf, erzeugen also pro genutzter Kilowattstunde Strom insgesamt fünf Kilowattstunden Wärmeenergie. Das senkt Energiekosten erheblich, gerade im Hinblick auf steigende Gaspreise und aufgrund gesetzlich steigender CO2-Kosten.
Ob solche Jahresarbeitszahlen vor Ort realistisch sind, lässt sich mit dem Onlinerechner des Bundesverbands Wärmepumpe e. V. selbst prüfen.
Aber: Solange die gesetzlichen Vorgaben es erlauben, sollte jede:r Eigentümer:in zuerst mithilfe eine:r qualifizierten Energieberater:in durchrechnen, ob sich Sanierungsmaßnahmen zeitlebens auszahlen, also solange man eben etwa noch darin wohnt.
Artikel Abschnitt: Lohnt es sich, ältere Häuser komplett zu sanieren?
Lohnt es sich, ältere Häuser komplett zu sanieren?
Gut gedämmte und sanierte Häuser sind vorteilhaft
Selbstverständlich profitiert das System Wärmepumpe aber von besonders gut gedämmten oder energetisch sanierten Häusern – das gilt aber auch für alle anderen Heizungssysteme. Jede einzelne Maßnahme reduziert den Heizbedarf und spart somit langfristig Geld ein, egal ob Dachdämmung, Fassadensanierung oder Fenstertausch.
Gleichzeitig sinkt damit die nötige Heizleistung der Wärmepumpe und macht sie sparsamer und günstiger. Im Rahmen der Instandsetzung und Instandhaltung von Gebäuden zahlen sich solche Maßnahmen, die darüber hinaus auch gefördert werden, besonders aus.
Welche Maßnahme sinnvoll ist und sich über einen zweckmäßigen Zeitraum rechnet, können Energieberater:innen zumm Beispiel im Rahmen eines Sanierungsfahrplans sehr genau kalkulieren.
Artikel Abschnitt: Was kosten Wärmepumpen?
Was kosten Wärmepumpen?
Im Internet steht häufig, dass Wärmepumpen zwischen 8.000 und 16.000 Euro kosten. Die tatsächlichen Angebote von Heizungs- und Klimatechnikbetrieben liegen derzeit aber meist weitaus höher. Je nach Hersteller und Größe kann es sogar bis zu 40.000 Euro kosten – wobei aktuell zwischen 30 und seltener 70 Prozent derzeit gefördert werden. Meistens fallen rund 10.000 bis 20.000 Euro an Eigeninvestition an.
Je besser und näher der Aufstellort am Haus ist, desto weniger komplizierte und teure Leitungen müssen gelegt werden. Je geringer der Wärmebedarf, desto kleiner und günstiger kann die Wärmepumpe sein. So gehen aber oft entweder sinnvolle oder nötige Umbau- und Sanierungsmaßnahmen oder eben die Einmalkosten der Wärmepumpe ins Geld. Günstiger wird es rechnerisch dann, wenn sowieso ein Heizungstausch ansteht oder Instandhaltungen am Gebäude anfallen.
Artikel Abschnitt: Was das neue Heizungsgesetz für Eigentümer:innen und Mieter:innen bedeutet
Was das neue Heizungsgesetz für Eigentümer:innen und Mieter:innen bedeutet
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Neue Verpflichtungen für Eigentümer:innen
Trotzdem: Ein Austausch ist vorerst nicht zwingend nötig. Das gilt nur dann nicht, wenn im Laufe der Zeit die Heizung irreparabel kaputtgeht. Verpflichtend sind in der Zwischenzeit nur Verbesserungen der Dämmung, etwa von Heizungsrohren, wenn diese getauscht oder instandgesetzt werden. Ebenso sind seit 2024 auch Prüfungen der Wärmepumpeneffizienz und Optimierungsmaßnahmen vorgeschrieben.
Solange die Kommune bis spätestens 2028 noch keinen finale Wärmeplanung erstellt hat, bei der z.B. Straßen oder Gebäude vom eigentlichen Gasnetz getrennt und möglicherweise an Fernwärme angeschlossen werden, darf ebenso noch völlig nach Belieben jede Technik eingebaut werden. In eine fossile Heizung soll trotzdem nur nach eingehender Beratung investiert werden.
Mit dem neuen GEG ändern sich auch die Fördersätze. Ab sofort gilt
- eine Grundförderung von 30 Prozent,
- ein Schnelligkeitsbonus von 20 Prozent, wenn die Wärmepumpe bis 2028 eingebaut wird,
- ein weiterer Bonus von 40 Prozent für Hausbesitzer:innen mit einem Bruttoeinkommen von weniger als 40.000 Euro.
Die Förderung gilt für maximal 30.000 Euro Investition pro Wohneinheit bzw. nimmt anschließend mit jeder weiteren Wohneinheit ab.
Was auf Mieter:innen zukommt
Wird das Gebäude vermietet, lassen sich nach einem Heizungstausch maximal 50 Cent pro Quadratmeter umlegen. Das entspricht bei 50m² Wohnfläche einer monatliche Mehrbelastung von 25 Euro und ist auf maximal sechs Jahre beschränkt. Vermieter:innen müssen dafür vorweisen, dass die Arbeitszahl bei mindestens 2,5 liegt.
Werden im Rahmen einer energetischen Sanierung z.B. Dach oder Wände gedämmt sowie Fenster getauscht, lassen sich die Mehrkosten wie bislang üblich mit 3 Euro pro Quadratmeter umlegen. Das macht bei einer 50m² Wohnung bereits Mehrkosten von 150 Euro im Monat aus, was Geringverdiener erheblich belasten kann. Demgegenüber stehen selbstverständlich geringere Nebenkosten, die aber nicht in gleichem Maße sinken dürften.
Artikel Abschnitt: Gibt es Alternativen zur Wärmepumpe?
Gibt es Alternativen zur Wärmepumpe?
Fernwärme für die Städte
Eine weitreichende, aber auch aufwendige Lösung ist ein erweitertes Fernwärmenetz. Hier wird die Heizwärme nicht im Haus selbst erzeugt, sondern in einem Großkraftwerk, an das sehr viele Haushalte angeschlossen sind. Darunter fallen Biomassekraftwerke, Abwärme aus Industrieanlagen oder sogar dem Abwasser, es könnten so auch große Solarkomplexe oder industrielle Großwärmepumpen sein.
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Erneuerbare Energie geht gesetzlich auch anders
Grundsätzlich geht es erst mal darum, gemäß Gesetzesvorgaben mit erneuerbaren Energien zu heizen. Das geht auch anders: etwa mit Holz im Kamin oder über Pellet-Geräte. Derzeit stuft die EU auch diese Heizungen als klimaneutral ein. Da für Pellets nur Reste aus der Holzbranche verwendet werden (sollen), ist der Nachschub begrenzt. Damit lässt sich rechnerisch vielleicht ein Zehntel der Heizungen in Deutschland betreiben. Für mehr müsste man Wald roden und das steht aktuell nicht zur Debatte.
Eine Wärmepumpe zusätzlich zur bestehenden Heizung
Erlaubt sind in Zukunft auch Hybridsysteme, bei denen 65 Prozent erneuerbare Energie zum Einsatz kommen. An sich eine gute Sache, denn die meiste Zeit des Jahres und der Heizperiode können Wärmepumpen kostengünstig und effektiv heizen.
Die Ölheizung oder Gastherme könnte dann nur an besonders frostigen Tagen zusätzlich anspringen. Ein solcher Punkt ist bei Wärmepumpen der sogenannte Bivalenzpunkt. Darunter hat die Wärmepumpe nicht mehr ausreichend Leistung, um das Haus wie gewünscht aufzuheizen. Ohne zusätzliche Gasheizung springt bei Wärmepumpen ansonsten ein zusätzlicher, aber eben deutlich weniger effizienter elektrischer Heizstab an.
Junge Gas- und Ölheizung mit Wärmepumpenbonus
Grundsätzlich lassen sich solche Hybridsysteme von Grund auf neu installieren. Eine Wärmepumpe lässt sich aber auch nachträglich ins Heizsystem integrieren. Das lohnt sich vor allem für Bestandsheizungen, die eigentlich noch eine lange Lebensdauer vor sich hätten, und in Regionen, wo an deutlich mehr Tagen im Jahr sehr kalte Temperaturen herrschen. Trotzdem können solche Wärmepumpenergänzungen dann den Großteil der benötigten Wärmeenergie erzeugen – und das in der Regel kostengünstiger und umweltfreundlicher.
Steht aber sowieso ein Heizungsaustausch an, weil das Modell schon Jahrzehnte alt ist oder Ersatzteile knapp werden, sind Wärmepumpen aus praktischer Sicht in den meisten Fällen und auf längere Sicht die günstigere Anschaffung – auch deshalb, weil die Kosten für fossile Brennstoffe über den EU-Emissionshandel in Zukunft weiter steigen werden.
Die aktuelle Bundesregierung spricht von einem möglichen Anstieg der CO2-Bepreisung bei etwa Erdgas von derzeit 0,6 Cent pro Kilowattstunde auf 1,3 Cent in 2025. Das erhöht aber selbst bei einem Gasverbrauch von etwa 18.000 Kilowattstunden pro Jahr dann diese jährlichen Kosten lediglich von 108 auf 234 Euro – im Vergleich zu den Gesamtkosten ist das ein kleinerer Teil. Solange die alte Heizung, egal ob Öl oder Gas, aber noch zuverlässig arbeitet und der Kilowattpreis stimmt, sollte man für einen irgendwann anstehenden, zukünftigen Heizungstausch sparen.
Artikel Abschnitt: Wie gut sind Wärmepumpen für das Klima?
Wie gut sind Wärmepumpen für das Klima?
Wenn nun eine Heizungsanlage wie die Wärmepumpe sehr viel Strom braucht, ist sie auch für relativ viele klimaschädliche Emissionen verantwortlich. Das macht Wärmepumpen trotzdem nicht zur falschen Wahl.
Gasheizungen erzeugen mehr CO2 als effektive Wärmepumpen
Das liegt an der Effizienz der Wärmepumpen. Gasbrennwertthermen und altn Heizwertgeräte können zwischen 70 und 95 Prozent vom Erdgas in Wärmeenergie umwandeln. Ein Haus mit beispielsweise 20.000 Kilowattstunden an Energieverbrauch würde damit bei 202 Gramm CO2-Emissionen für das Erdgas bestenfalls etwa 4,2 Tonnen CO2 erzeugen.
Eine Wärmepumpe für 20.000 Kilowattstunden Wärmeenergie benötigt bei einer (schlechten) Jahresarbeitszahl von 2,5 (siehe Fraunhofer ISE) also 8000 Kilowattstunden Strom. Selbst bei einem schlechten Strommix von 500 Gramm CO2 pro Kilowattstunde würde der Wert mit 4,0 Tonnen CO2 noch darunter liegen.
Realistisch dürften Wärmepumpen mittlerweile viel höhere Arbeitszahlen liefern. 2021 lag auch der durchschnittliche Emissionswert für den deutschen Strommix bei knapp 400 Gramm pro Kilowattstunde. Eine Wärmepumpe wäre also weitaus klimaverträglicher. Mit selbst oder weitaus klimafreundlich erzeugtem Strom wird der Unterschied natürlich nochmals größer.
Der Wärmepumpeneffekt fällt trotzdem gering aus
Der geplante Wechsel vieler Heizungsanlagen allein macht zwischen 2022 und 2030 in den CO2-Emissionen von Deutschland aber nur einen relativ kleinen Teil aus. Aus einer Antwort des Bundesministeriums für Wirtschaft geht hervor, dass die Bundesregierung im kommenden Jahr von 1,7 Millionen weniger CO2-Emissionen ausgeht – das entspräche nur 0,23 Prozent der zuletzt bekannten jährlichen Emissionen.
Das liegt zum einen am immer noch relativ geringen Ausbautempo und am deutschen Strommix. Doch auch bis 2030 halten sich die bisher prognostizierten Einsparungen in Grenzen. Tendenziell müsste neben dem Heiztausch auch die energetische Sanierung massiv vorangetrieben werden.
Artikel Abschnitt: Wann wird Deutschland klimaneutral heizen?
Wann wird Deutschland klimaneutral heizen?
Die meisten Haushalte heizen noch mit fossilen Brennstoffen
Der Ist-Zustand sieht schließlich noch ganz anders aus: Fossile Heizungen mit Gas oder Öl machten 2018 noch mehr als 75 Prozent aller Heizsysteme in Deutschland aus, rund 50 Prozent davon waren Gasgeräte.
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Nullemissionen – ist das möglich?
Klimaneutralität und Nullemissionen bei Gebäuden sind Schlagworte, die für einen Altbau erst mal unmöglich klingen. Es meint aber erst mal nur besonders energieeffiziente und umweltverträgliche Gebäude.
Kurzum: Auch in Zukunft muss natürlich geheizt (und sogar gekühlt) werden, aber die Häuser müssen sparsamer werden – und wenn geheizt wird, dann vor allem über Fernwärme oder Wärmepumpen, denn mit ihnen lassen sich die EU-Vorschriften für energieeffiziente Gebäude einhalten. Aber: Das ist ein Kraftakt und erfordert viele Sanierungsmaßnahmen, die Jahrzehnte in Anspruch nehmen werden.
Wer genauer wissen will, was das konkret bedeutet: In der Anlage 3 der EU-Richtlinie hierzu steht, dass für Kontinentaleuropa selbst bei sogenannten "Nullemissionsgebäuden" (im Privatbereich) für die Wärmeenergie bestimmte Schwellenwerte von <65 kWh/m² pro Jahr erlaubt sind. Das bedeutet konkret: Ein Haus mit 100 Quadratmetern beheizter Wohnfläche darf maximal 6500 Kilowattstunden Energie im Jahr verbrauchen. Ist das realistisch?
Nehmen wir beispielhaft an, das Haus hat einen Wärmebedarf von 12.000 Kilowattstunden im Jahr und eine Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl von 3,5. Um das Haus ausreichend aufzuheizen, verbraucht sie demnach 3428 Kilowattstunden Strom.
Je größer und älter das Haus, desto schwieriger wird es
Nun kommt es darauf an, woher der nötige Strom dafür kommt. Bei grundsätzlichem Netzbezug wird der Wert aktuell mal 1,8 (Primärenergiefaktor Strommix) multipliziert. So würde das Haus auf eine Primärenergie von 6170 Kilowattstunden kommen und damit unterhalb der erlaubten 6500 Kilowattstunden liegen. Wird die Wärmepumpe mit eigener Fotovoltaikanlage betrieben, entfällt dieser zusätzliche Rechenschritt, demnach dürfte der Wärme- und Strombedarf sogar höher liegen.
Je größer der Wärmebedarf pro Quadratmeter, desto effizienter muss die Wärmepumpe laufen. Bei doppeltem Wärmebedarf, also 24.000 Kilowattstunden, der vielen teilsanierten Wohngebäuden in Deutschland entspricht, müsste die Arbeitszahl schon beinahe 7 betragen (aktuell unrealistisch!). Alternativ müsste der Strombedarf wieder von der eigenen Fotovoltaikanlage stammen, was im Winter so gut wie nie der Fall ist. Dieses Wohngebäude käme um eine weitere Form der Sanierung aktuell nicht herum.
Insofern ist es auf mittelfristige Zeit erst mal nicht möglich, ganz Deutschland klimaneutral zu beheizen. Es wird nach derzeitigem Stand mindestens bis 2040 oder darüber hinaus dauern, um den gesamten Gebäudebestand zumindest so wenig wie nötig zu sanieren sowie neue Heiz- und Fotovoltaiksysteme zu installieren.
Artikel Abschnitt: Wie läuft die Wärmewende in anderen Ländern?
Wie läuft die Wärmewende in anderen Ländern?
In anderen Ländern wurden zuletzt auch weitaus mehr Wärmepumpen installiert, sodass sich Deutschland eher als Schlusslicht wiederfindet.
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Der Schornsteinfeger eines über 30 Jahren alten Vissmann-KesselÖl sagt: der musst nach Hausverkauf innerhalb von 2 Jahren getauscht werden. Somit besteht also doch ein Austauschzwang der Heizung! Außerdem ist es bei diesem Einfamilienhaus (Bungalow aus 1964) nicht mit dem Einbau einer Wärmepumpe getan! Fenster Tausch, Aussendämmung, Dachdämmung, Fußbodenheizung oder großflächige… Weiterlesen »
Wirklich interessanten und wichtiges Thema! Wir haben uns eine Wärmepumpe für den Pool installieren lassen. Bisher kann ich noch nicht viel sagen, aber ich bin auf die Bilanz nach der ersten Saison gespannt.
Liebe Leute von Quarks, Ihr hattet heute eine Sendung auf WDR 5 zu Heizungen, bei aller Wertschätzung, Ihr solltet besser recherchieren. Ich zähle mal ein paar Punkte auf: bei der Gasproduktion und -weiterleitung geht mind 7% des Methans verloren, dies hat eine ca. 30 x stärkere Klimawirkung als CO2 über… Weiterlesen »
Danke für deine Kritik, nehmen wir mit in die Redaktion.
Seit genau einem Jahr heizen wir mit einer Wolf-Wärmepumpe. Mit der Bilanz sind wir total zufrieden. Obwohl wir vergleichsweise teuren Strom beziehen (Ökostrom der Elektrizitätswerke Schönau) war Heizen und Gewinnung von Warmwasser deutlich günstiger als es mit einer Gasheizung gewesen wäre (nach den aktuellen Gaspreisen der EWE). Nicht in Rechnung… Weiterlesen »
Das Thema Wärmepumpenseo macht für mich nur Sinn in Verbindung mit Photovoltaik um es dann auch zu einem echten Klimaretter zu machen. Das wird in dem Artikel leider nicht beleuchtet.