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Neue Computertechnik
So funktioniert ein Quantencomputer
Der Name klingt, als ob er einem Science-Fiction-Autor eingefallen wäre. Aber was sind Quantencomputer eigentlich? Und was können sie?
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Warum gibt es so einen Hype um Quantencomputer?
Der Supercomputer der Zukunft
Quantencomputer sollen Probleme lösen, an denen selbst die größten Supercomputer bislang scheitern. Zum Beispiel wollen Forschende mit diesen Computern die Wechselwirkungen von Molekülen oder ihre möglichen Zustände simulieren, was zu Durchbrüchen in der Entwicklung von Medikamenten führen könnte. Auch Anwendungen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz und die Verarbeitung von Big Data könnten mit Quantencomputern einen gewaltigen Sprung nach vorne machen. Krankheiten oder das Wetter könnten langfristig vorhergesagt werden.
Verschlüsselungen knacken und die Natur simulieren
Auch Geheimdienste und das Militär interessieren sich für Quantencomputer, denn mit ihnen könnten sie die heute gängigen digitalen Verschlüsselungen knacken. Aber genau wie vor über einem halben Jahrhundert, als die herkömmlichen Computer langsam die damaligen Elektroniklabore verließen, können wir viele mögliche Anwendungen der Quantencomputer heute noch gar nicht voraussehen. Manche Physiker:innen hoffen sogar, mit Quantencomputern sämtliche Prozesse simulieren zu können, die in der Natur vorkommen, also auch die Entstehung des Universums und die des Lebens. Davon sind wir mit unseren heutigen Möglichkeiten weit entfernt.
Weitere Angaben zum Artikel:
Infobox: Was sind eigentlich “Quanten“?
Das für uns am einfachsten vorstellbare Quant ist das Quant einer elektromagnetischen Welle, also von sichtbarem Licht, Radiowellen oder Mikrowellen und so weiter ... Es wird Photon oder auch Lichtteilchen genannt. Das Quant in einem Quantencomputer kann ein geladenes Atom, also ein Ion, oder eine bestimmte Menge von Elektronen in einem Kreisstrom sein. Angelehnt an die Bits in herkömmlichen Computern wird dieses Quant als Qubit bezeichnet und ist die Grundrecheneinheit in Quantencomputern.
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Wie funktioniert ein Quantencomputer?
Qubits statt Bits
Quantencomputer arbeiten dagegen ganz anders, und zwar mit "Qubits“. Das ist nichts anderes als eine Verkürzung von "Quanten-Bit“. Wie ein Bit in einem klassischen Computer kann ein Qubit entweder im Zustand [1] oder [0] sein. Interessant wird es aber, wenn das Qubit seine besondere Eigenschaft ausspielt, die das klassische Bit nicht hat: Ein Qubit kann nämlich auch gleichzeitig im Zustand [1] und [0] sein oder auch in theoretisch unendlich vielen Zuständen dazwischen. Man kann sich das am besten mit einer Münze klar machen: Soll sie ein klassisches Bit darstellen, kann man sie entweder mit Kopf oder Zahl nach oben legen, das wäre eine [0] oder eine [1]. Ein Qubit wäre dagegen eine in die Luft geworfene Münze, die sich schnell um sich selbst dreht. Bei ihr kann man nicht sagen, ob Kopf oder Zahl oben ist, sie ist in beiden Zuständen gleichzeitig.
Und diese Fähigkeit des Qubits macht den Quantencomputer prinzipiell effizienter: Für die gleiche Berechnung braucht er wesentlich weniger Qubits als heutige Computer Bits. Das macht das folgende Beispiel klar.
Exponentieller Vorsprung durch Qubits
Mit zwei Bits kann ein normaler Computer die Zahlen von 0 bis 3 darstellen. Die beiden Bits [0,0] ergeben die Zahl 0, mit [0,1] ist die Zahl 1 gemeint. Mit [1,0] die Zahl 2 und mit [1,1] die 3. Zwei Bits können in einem klassischen Computer immer nur eine Zahl auf einmal darstellen. In einem Quantencomputer kann ein Qubit dagegen unendlich viele verschiedene Zustände annehmen und das gleichzeitig. Die vier Zustandskombinationen, die die Zahlen 0 bis 3 darstellen, können theoretisch also durch nur einen Qubit und zur selben Zeit dargestellt werden. Der Quantencomputer ist deshalb deutlich schneller. Momentan ist die Praxis allerdings noch nicht so weit und es sind nur wenige Qubit-Zustände nutzbar.
Doch selbst wenn man von nur zwei verschiedenen Zuständen ausgeht, die ein Qubit gleichzeitig einnehmen kann, dann verdoppelt jedes dazukommende Qubit die Anzahl der gleichzeitig darstellbaren Zustände. Dieser Vorteil wächst exponentiell: Drei Qubits können schon 8 Zustände gleichzeitig einnehmen, 300 Qubits sogar 2 hoch 300 = 203703597633448608626844568840937816105146839366593625063614044935438129976333 6706183397376. Das ist eine größere Zahl, als Teilchen im Universum existieren! Für einen klassischen Computer eine nicht zu bewältigende Aufgabe. An diesem Beispiel erkennt man den uneinholbaren Vorteil, den Quantencomputer prinzipiell haben.
Rechnen mit Überlichtgeschwindigkeit
Die Qubits in einem Quantencomputer können außerdem quantenverschränkt sein, umgangssprachlich würde man sagen, dass sie miteinander verbunden sind. Wird ein Qubit in einen bestimmten Zustand gebracht, ändert sich in diesem Moment auch der Zustand der anderen mit ihm quantenverschränkten Qubits. Dies geschieht mit Überlichtgeschwindigkeit. Da mehrere Qubits miteinander quantenverschränkt sind, ihr eigener Zustand also abhängig von dem der anderen Qubits ist, kann auch die Berechnung im Quantencomputer überlichtschnell erfolgen. Auch das ist ein Vorteil von Quantencomputern gegenüber heutigen Computern.
So werden Qubits gemacht:
Um Qubits zu erzeugen, stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Gewöhnlich werden geladene Atome, die Ionen, in magnetische und elektrische Felder eingesperrt. In dieser "Ionen-Falle“ können die Ionen mit Mikrowellenstrahlung in verschiedene Zustände gebracht und so mit Informationen geladen werden. Auch das Ablesen des Ergebnisses ihrer Berechnung erfolgt mittels Mikrowellenstrahlung. Jedes einzelne Ion in der Falle ist dabei ein Qubit.
Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, Qubits zu erzeugen: So arbeitet Google mit Quantenchips, auf denen schwache Ströme auf winzigstem Raum im Kreis fließen. Wie eine einzelne Welle, die in einem kreisrunden Wellentunnel wandert. Jeder Kreisstrom stellt dabei ein Qubit dar und kann ähnlich wie Ionen mit Mikrowellenstrahlung in verschiedene Zustände gebracht und auch wieder ausgelesen werden. Andere Forschende experimentieren auch mit Photonen, also mit Lichtteilchen, als physikalische Umsetzung von Qubits.
Klingt alles verrückt? Ist es auch.
Die Wissenschaftler:innen der Physik haben lange gebraucht, um sich mit den seltsamen Gesetzen der Quantenwelt anzufreunden, die unserer Alltagserfahrung widersprechen. Aber die Beherrschung der Quantenphysik hat bereits viele praktische Anwendungen, von Solarzellen über Glasfasernetze und Lasern bis zu MRT-Aufnahmen im Krankenhaus. Es ist also möglich, die Quanten zu nutzen. Jetzt hoffen die Physiker:innen, ihre ungewöhnlichen Eigenschaften auch für Quantencomputer einsetzen zu können.
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Warum ist es so schwierig, einen Quantencomputer zu bauen?
Die Forschenden müssen die Chips, auf denen die Ionenfallen oder Kreisströme aufgebracht sind, deshalb fast bis auf den absoluten Nullpunkt, der mit 0 Kelvin definiert ist, herunterkühlen. Das ist die tiefstmögliche Temperatur, in Celsius -273,15 Grad. Ihr nähern sich die Quantenchips bis auf wenige tausendstel Grad an. Es dauert Tage, bis ein Quantenchip von Zimmertemperatur auf seiner Betriebstemperatur angekommen ist. Dafür braucht es aufwendige und große Kühlmaschinen. Alleine das macht schon klar, warum es so schnell keine Quantenchips in Smartphones geben wird.
Qubits sind extrem empfindlich
Dann kämpfen die Forschenden damit, dass die Qubits nicht stabil sind. Jede kleinste Störung zerstört ihren Quantenzustand. Sie müssen also gegen Erschütterungen, magnetische und elektrische Felder und alle anderen möglichen äußeren Einflüsse abgeschirmt werden. Aber egal, wie gut die Wissenschaftler:innen und Ingenieur:innen die Abschirmung hinbekommen, Qubits bleiben immer nur Bruchteile von Sekunden stabil. Die Berechnungen müssen also in dieser Zeit abgeschlossen sein. Um wirklich leistungsfähige und praktisch einsetzbare Quantencomputer zu bauen, müssen die Forschenden die Anzahl der Qubits, die zusammenarbeiten, noch weiter erhöhen und gleichzeitig deren Fehleranfälligkeit reduzieren. Nur so können die Berechnungen schnell zu Ende gebracht werden, bevor die Qubits außer Kontrolle sind.
Noch sind Quantencomputer schwer zu programmieren
Da Quantencomputer nach ganz anderen Gesetzen funktionieren als unsere heutigen Computer, muss man auch das Programmieren völlig neu erfinden. In Quantencomputern kommt nämlich eine grundlegende Eigenschaft der Quantenphysik zu tragen: die Unschärfe. Erst wenn ein Qubit genau ausgemessen wird, kann man es auch genau einem Zustand zuordnen. Davor ist sein Zustand lediglich eine Wahrscheinlichkeit. Man weiß also nicht, was das Qubit gerade macht. Wenn man es untersucht, erhält man nur eine einzige Antwort, die aber das Resultat von vielen gleichzeitig stattfinden Berechnungen ist.
Man kann das grob mit einem Becher mit Würfeln vergleichen: Solange der Würfelbecher geschüttelt wird, stoßen die Würfel in ihm immer wieder aneinander und an die Wand des Bechers. Von außen weiß man aber nicht, in welchem Zustand sie in jedem Augenblick sind. Erst wenn man den Würfelbecher umdreht und die Würfel auf der Unterlage liegen bleiben, kann man das Ergebnis der Augenzahlen "auslesen". Beim Würfeln beeinflussen sich die Würfel unkontrolliert, das Ergebnis ist zufällig. Beim Quantencomputer ist dagegen die Kunst, die vielen Qubits mit ihren Wechselwirkungen so anzustoßen, dass am Ende kein zufälliges, sondern ein sinnvolles Ergebnis ausgelesen wird.
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Wann werden Quantencomputer praxistauglich?
Einfache "Quantencomputer" gibt es seit über 20 Jahren
Erste Quantencomputer mit wenigen Qubits gab es schon in den 1990er-Jahren. 2001 konnte ein 7-Qubit-Quantencomputer von IBM die Zahl 15 in ihre Faktoren 3 und 5 zerlegen und 2017 hat ein Wissenschaftler der Uni Basel das allererste Spiel auf einem Quantencomputer entwickelt, und zwar "Schere, Stein, Papier", und kurz darauf eine sehr einfache Version von "Schiffe versenken".
Aber Quantencomputer, die wie heutige Computer frei programmiert werden können, um verschiedene Aufgaben zu lösen, erwarten die Forschenden frühestens gegen 2030. Manche Fachleute gehen davon aus, dass schon 100 Qubits reichen würden, um erste einfache praktische Probleme lösen zu können, anderen tippen eher auf ein paar Millionen Qubits. Einige gehen sogar davon aus, dass es in absehbarer Zukunft keine praktisch anwendbaren Quantencomputer geben wird. Das zeigt, wie selbst Expert:innen bei dieser neuen Computertechnik noch im Dunkeln tappen.
Der nächste realistische Schritt: die Kombination von klassischen Computern mit Quantencomputern
Bis es frei programmierbare Quantencomputer geben wird, müssen Quantencomputer jeweils für spezielle Probleme maßgeschneidert konstruiert und mit herkömmlichen Computern gekoppelt werden. Der Quantencomputer führt dann die Berechnungen durch, bei denen er seine Stärke voll ausspielen kann, und alles andere übernimmt der klassische Computer. Die kanadische Firma D-Wave baut seit etwas über zehn Jahren solche Mischcomputer. Mittlerweile sollen sie bis zu 2048 Qubits enthalten. Es handelt sich dabei aber um wenig flexible Systeme, die nicht frei programmierbar sind. Sie werden vor allem für verschiedene Optimierungsverfahren getestet. Mit dieser Methode will zum Beispiel VW Navigationssysteme testen, mit denen man Staus besser als bisher umfahren können soll.
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Werden Quantencomputer alle anderen Computer ersetzen?
Autoren: Ingo Knopf / Sebastian Funk
Ich hätte eine Frage an das Team bzw. die Verfasser?? Funktionieren Qubits auch so Gender gerecht wie die Schreibweise im Artikel ?? Physiker: innen –und was ist mit den Physikern aussen ??? ;-)))
Aber ja doch. Die toxischen Männer werden von den Frau: innen auf 0 Grad Kelvin abgekühlt. Dadurch wird die Toxizität zwar stabilisiert, sie kann aber nicht mehr mit der Aussenwelt wechselwirken. 😉
Genau, habe den Artikel gelesen weil schnell keinen anderen fand. Ansonsten verwerfen ich gegenderte Unfug, Gegenderte Behörden Briefe gehen mit der Bitte Deutsch zu schreiben Return to Sender Empfänger zahlt.
RICHTIG SO!!!
dann wir einem jetzt sogar schon in physik diese genderspravhe aufgezwungen 🤬🤬🤬
sowas kann doch echr nicht angehen
deswegen: MUT ZUR WAHRHEIT 💙💙💙
Wo kann man das mit der Verschränkung und der Überlichtgeschwindigkeit nachlesen?
gar nicht 🙂 Überlicht ist das falsche Wort,. es ist nicht 2 mal c oder 3 mal c, es ist sofort. Es ist somit prinzipiell etwas anderes. Die Begriffe dazu sind lokal und nicht lokal
vgl Einstein-Podolsky-Rosen Experiment
Hat IBM nicht schon einen Quantencomputer mit 433 Qubits?
Ließe sich das Temperaturproblem nicht mit einem beliebigen Lichtstrom, der von einem Lichtquant oder einem Bündel von Quanten in einem definierten Winkel unterbrochen wird, umgehen? Die daraus resultierende Abweichung müsste ausgemessen werden können, völlig unabhängig von extremen Temperaturbedingungen.
Guten Tag, der Artikel birgt meiner Meinung nach Missverständnisse und Fehlkonzepte, insbesondere bezüglich des Zustandsbegriffs und der „Berechnung mit Überlichtgeschwindigkeit“. Wir bereiten dazu gerade eine didaktische Arbeit vor und würden gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen, um zu sehen, wie diese Fehlvorstellungen entstanden sind und Ihnen Hilfe anbieten, den Artikel… Weiterlesen »
Danke für deine Rückmeldung und dein Angebot. Wir leiten das an die mit dem Artikel betrauten Personen weiter. Gegebenenfalls meldet sich dann jemand bei dir.
Hey, was meinst du damit? Kannst du ein paar Stichwörter nennen, nach denen man suchen kann?
Auf Quarks.de hätte ich den Begriff „Überlichtgeschwindigkeit“ in diesem Zusammenhang nicht erwartet. Liest da niemand gegen? Faktencheck?
Hast du denn den Absatz auch richtig gelesen? Wir erklären dort doch, wie es gemeint ist. Wir behaupten ja nicht entgegen physikalischer Gesetzmäßigkeiten, dass sich ein Teilchen schneller als mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, sondern dass sich Zustände schneller ändern als es bei normaler Bewegung möglich wäre, durch die Quantenverschränkung. Gerne auch… Weiterlesen »