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Neuer EU-Vorstoß
Darum bringt ein Verzicht auf Palmöl nichts
Verbrannte Regenwaldflächen und sterbende Orang-Utans: Palmöl hat einen miserablen Ruf. Die EU möchte Palmöl jetzt in Treibstoff verbieten - die Lösung des Palmöl-Problems ist das allerdings nicht.
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Palmöl steckt heute in einer riesigen Menge von Lebensmitteln, wie zum Beispiel in vielen Schokocremes, Tütensuppen und Margarinen. Auch Duschgele, Seifen und Waschmittel enthalten es häufig.
Bisher war das Palmöl auch eine zentrale Quelle für die Produktion von Biodiesel. Das soll sich jetzt ändern: Die EU will die Verwendung von Palmöl in Biotreibstoff stoppen. Ab 2021 könnte die neue Richtlinie gelten.
Palmöl würde dann nicht direkt verboten, aber nicht mehr als Biotreibstoff unterstützt. Die EU will so den Palmöl-Bedarf in Europa drastisch verringern.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Anbau von Palmöl bedroht Regenwald und Tiere

Als Lebensraum sind solche Flächen für viele Tierarten verloren. Laut einem Bericht der Weltnaturschutzunion gefährdet der wachsende Palmöl-Anbau insgesamt 193 Arten, die auf der Roten Liste Gefährderter Arten als bedroht eingestuft werden. Orang-Utans, Gibbons und Tiger zählen zu den am schwersten betroffenen Arten.
Eine Studie des Interessenverbands Transport and Environment ergab, dass ein Viertel des produzierten Palmöls in der EU landet. Die Studie zeigte auch: Knapp die Hälfte des importierten Öls wird zu Biodiesel. Zumindest das wird ein Ende haben, sollte die neue Richtlinie in Kraft treten.
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Ein Verzicht auf Palmöl ist leider keine Lösung
Palmöl ist günstig, geschmacksneutral und macht Margarine und Schokocremes streichzart. Kein anderes bekanntes Produkt vereint ähnliche Effekte. In Deutschland machen Palmölhaltige Lebensmittel einen weit größeren Anteil am Palmöl-Verbrauch aus, als Biokraftstoffe.
Das Öl komplett zu verbieten und einfach durch ein anderes pflanzliches Öl zu ersetzen, wäre allerdings keine Lösung. Denn kein anderes Öl ist so effizient wie Palmöl. Aus anderen Pflanzen wie Raps, Kokos oder Sonnenblumen lässt sich auf der gleichen Anbaufläche nur ein Bruchteil von der Öl-Menge gewinnen, die eine Ölpalme liefern würde.
Die Umweltschutzorganisation WWF kam in einer Studie zu dem Schluss: Ersatzprodukte würden das Problem sogar noch verschlimmern. Würde das Palmöl durch einen Mix aus Raps-, Sonnenblumen-, Kokos- und Sojaöl ersetzt werden, würde Deutschland das fünffache an Fläche benötigen um seinen Öl-Bedarf zu stillen: 1,85 Millionen Hektar statt wie bisher 397.781 Hektar.
Auch die Weltnaturschutzunion IUCN sieht keine Verbesserung darin, Palmöl durch andere Öle zu ersetzen. Das betont sie in ihrem aktuellen Bericht. “Die Hälfte der Weltbevölkerung verwendet Palmöl in Lebensmitteln, und wenn wir es verbieten oder boykottieren, werden wahrscheinlich andere, landhungrigere Öle dessen Platz einnehmen”, sagt Erik Meijaard. Der niederländische Biologe ist Hauptautor des IUCN-Berichts und Vorsitzender der IUCN-Palmöl-Task Force.
Ein weiteres Problem: Würde die Produktion der Pflanzenöle wie geplant in die EU verlegt, könnten Raps- und Sonnenblumenfelder andere Pflanzen verdrängen. Wurden zuvor Futtermittel auf den Feldern angebaut, müssen diese aus einer anderen Quelle stammen. Möglich, dass dann anstelle von Palmöl, Futtermittel importiert werden – deren vermehrter Anbau wiederum eine neue Bedrohung für den Regenwald darstellt.
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Und jetzt:
Weniger Produkte mit Pflanzenölen verwenden
Der WWF schlägt vor: Generell weniger Produkte verwenden, die Öle enthalten – sei es Palmöl oder einen Palmöl-Ersatz. Jeder Europäer verbraucht aktuell noch 23 Kilo Palmöl pro Jahr. Trotz der schlechten Publicity sind die Zahlen in den letzten Jahren sogar noch gestiegen. 2017 wurden mehr als 7 Millionen Tonnen Palmöl in die EU importiert.
Um das zu ändern, sind nicht nur die Verbraucher, sondern vor allem die Politik gefragt. Trotz der Bedenken befürworten WWF und IUCN deshalb das Palmöl-Verbot in Biotreibstoff. Allerdings nur, wenn das Palmöl nicht einfach durch ein anderes Öl ersetzt wird: Der WWF fordert zum Beispiel Elektromobilität und den öffentliche Verkehr weiterzuentwickeln. So könne sich der Treibstoffbedarf insgesamt verringern.
Der IUCN fordert zusätzlich eine bessere Planung neuer Palmöl-Plantagen. Staatliche Maßnahmen sollen Wälder schützen und die Rodung von Tropenwald- oder Torfgebieten verhindern.
Wichtig sei auch, das Bewusstsein der Verbraucher in Indien, China und Indonesien zu verbessern. Denn dort wird weltweit am meisten Palmöl verwendet. Steigt in diesen Ländern die Nachfrage nach zertifiziertem Palmöl, wäre das ein riesiger Fortschritt.
In der EU werden mittlerweile fast nur Palmöle verwendet, die als nachhaltig zertifiziert sind. Auch der IUCN arbeitet daran bessere Standards in den Palmölhandel zu bringen. Keine leichte Aufgabe, denn in den Anbauländern ist Korruption ein großes Thema. Die Überprüfung ist deshalb noch nicht lückenlos, was immer wieder zu Kritik führt. Allerdings ist sie ein guter erster Schritt: Sie regt Bauern und Unternehmer dazu an, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.
Autorin: Lara Malberger
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Meist kommentiert….so, so
Naja, die Seite ist ja ganz neu. Und das “Meistdiskutiert” ist ein Automatismus. Deswegen wundert mich das jetzt nicht.