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Es steckt in sehr vielen Lebensmitteln
Ist Palmöl wirklich ungesund?
Die Zerstörung des Regenwaldes mal ganz außen vorgelassen – auch wegen möglicher Gesundheitsgefahren steht Palmöl in der Kritik. Ist es wirklich gefährlich?
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Palmöl enthält Stoffe, die gefährlich sein könnten
Doch während unerwünschte Geruchs- und Geschmacksstoffe verschwinden, entstehen gefährliche Ester: Glycidyl-, 3-Monochlorpropandiol- und 2-MCPD-Fettsäureester. Bei der Verdauung werden daraus Glycidol, 3-MCPD und 2-MCPD. Den drei Stoffen werden unterschiedliche negative Eigenschaften zugeordnet:
Glycidol: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft es als erbgutschädigend und krebserregend ein.
3-MCPD: Die EFSA sieht hier eine mögliche schädliche Wirkung auf die Nieren. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), die bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelt ist, bewertet 3-MCPD darüber hinaus als "möglicherweise krebserregend“.
2-MCPD: Auch hier besteht der Verdacht, dass es toxisch für die Niere und möglicherweise auch herztoxisch ist. Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) deuten zumindest darauf hin.
Diese Fettsäureester lassen sich bei der Herstellung von Palmöl nicht ganz vermeiden.
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Palmöl steckt in vielen Lebensmitteln
Die Nutzung von Palmöl hat dabei gute Gründe: Wie kein anderes Produkt bringt es wichtige Eigenschaften unter einen Hut: Palmöl ist billig, der Anbau ist ressourceneffizient, es ist geschmacksneutral und es macht zum Beispiel Margarine streichzart.
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Wie gefährlich Palmöl wirklich ist, ist nicht ganz klar
Während über 3-MCPD in der EU noch diskutiert wird, gibt es für Glycidol in Speiseöl und -fett seit dem 19. September 2018 neue Grenzwerte. Stichproben haben gezeigt: Die Werte für Glycidol sind bereits erheblich gesunken. Mittlerweile gibt es zum Beispiel auch Säuglingsnahrung, die ganz ohne Palmöl auskommt. Das ist wichtig, denn während die Gefahr für Erwachsene, die hin und wieder Produkte mit Palmöl essen, nicht sehr hoch ist, ist sie es für Säuglinge sehr wohl. Denn Babys nutzen diese Milchersatzpulver ja ständig. "Nach unserer Einschätzung sind Babys, die ausschließlich Säuglingsanfangsnahrung bekommen, zehnmal stärker belastet als man für unbedenklich halten kann", sagte der EFSA-Wissenschaftler Marco Binaglia noch im vergangenen Jahr. Und Glycidol gilt eben tatsächlich als krebserregend.
Die Grenzwerte der EFSA reichen dem BfR deswegen auch noch nicht aus: Alfonso Lampen: "Denn wir wissen nicht, ab welcher Menge die gentoxische Wirkung greift. Es gibt keinen Schwellenwert.“ Das heißt: Schon winzigste Mengen können im schlimmsten Fall problematisch sein und langfristig Krebs auslösen. Wozu aber dann der Grenzwert in Fetten und Ölen? Das ist eine Risikomanagement-Maßnahme, so Lampen. Diese Fettsäureester lassen sich im Herstellungsprozess nicht komplett vermeiden. Der Staat versuche, den Eintrag so stark wie technisch möglich zu senken. Das BfR hätte den Grenzwert aber vorsichtshalber bedeutend niedriger angesetzt. Und zwar in einem Bereich, in dem die Gefahr eines toxikologischen Effekts noch geringer ist.
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Und jetzt?
Schadstoffgehalt weiter senken –und den Konsum pflanzlicher Öle einschränken
Zum Beispiel bei der Ernte. Palmöl entsteht aus den Früchten der Ölpalme. Durch eine schnelle Verarbeitung nur reif geernteter Früchte entstünden weniger Diglyceride, so Matthäus. "Das sind Vorstufen der bedenklichen Fettsäureester.“ Ebenso könne man zum Beispiel durch weniger chloridhaltige Dünger chloridhaltige Verbindungen in der Pflanze verringern, aus denen wiederum im Produktionsprozess die Fettsäureester entstünden, sagt Matthäus.
Auch bei der Verarbeitung gibt es Stellschrauben. Matthäus: "Wenn Öl raffiniert wird, kann man versuchen, die Temperaturen möglichst niedrig zu halten.“ Das gehe natürlich nicht unbegrenzt, weil sonst unerwünschte Schadstoffe, Geschmacks- und Geruchsstoffe nicht verschwinden würden. Aber durch bestimmte Waschvorgänge könne man im Vorfeld Vorstufen aus dem Öl entfernen. So eröffnet sich ein gewisser Spielraum bei den Temperaturen.
Und was kann jeder Einzelne tun? Jeder kann versuchen, seinen Palmölkonsum einzugrenzen. Das ist zum Beispiel der Rat des World Wildlife Fund (WWF). Dabei gehe es nicht um einen Boykott von Palmöl, sondern um einen bewussteren Konsum von Süß-, Knabberwaren und Fertiggerichten. Weniger sei mehr. Das gilt übrigens für alle pflanzlichen Öle. Denn Palmöl hat zumindest den Vorteil ressourceneffizient zu sein.
Und: Um besser einschätzen zu können, wie hoch die Fettsäureester-Werte in unseren Lebensmitteln sind, hat das BfR ein Projekt auf den Weg gebracht. Dabei werden Daten zu den Gehalten von 3-, 2-MCPD- und zu Glycidyl-Fettsäureester in unseren Lebensmitteln erhoben.
Weitere Angaben zum Artikel:
Die Grenzwerte
- Palmöl: 500 Mikrogramm/Kilogramm Höchstgehalt
- Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung in Pulverform:
75 Mikrogramm/Kilogramm bis zum 30.6.2019
50 Mikrogramm/Kilogramm ab dem 1.7.2019
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