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Abgabe auf CO2
Kann eine CO2-Steuer dem Klima helfen?
Wenn es um den Klimawandel geht, geht es auch um Kosten. Viel diskutiert: die CO2-Steuer. Wir haben Fragen gesammelt und geben Antworten.
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Inhalt
- Was ist eine CO2-Steuer und was soll sie bringen?
- Haben wir für den Klimaschutz nicht schon den Europäischen Emissionshandel?
- Wie hoch muss die CO2-Steuer sein?
- Welches Land hat bereits eine CO2-Steuer?
- Welche Probleme kann es mit der CO2-Steuer geben?
- Was kann man mit dem Geld der CO2-Steuer machen?
- Fazit? Loslegen!
- Was ist eine CO2-Steuer und was soll sie bringen?
- Haben wir für den Klimaschutz nicht schon den Europäischen Emissionshandel?
- Wie hoch muss die CO2-Steuer sein?
- Welches Land hat bereits eine CO2-Steuer?
- Welche Probleme kann es mit der CO2-Steuer geben?
- Was kann man mit dem Geld der CO2-Steuer machen?
- Fazit? Loslegen!
Artikel Abschnitt: Was ist eine CO2-Steuer und was soll sie bringen?
Was ist eine CO2-Steuer und was soll sie bringen?
Rechnet sich Deutschland seine CO2-Bilanz schön?
Wie soll das gehen? Da kommt die Steuer ins Spiel: Die CO2-Steuer soll für Menschen und Unternehmen einen Anreiz schaffen, auf klimafreundlichere Alternativen umzusteigen – sei es bei der Stromversorgung, beim Heizen oder bei der Mobilität. Heißt: Wer CO2 produziert, soll im Rahmen dieser Steuer auch dafür bezahlen – und zwar nach einem festgelegten Preis je Tonne erzeugtes Kohlenstoffdioxid. Die CO2-Steuer würde sowohl für Privatpersonen, kleines Gewerbe (zum Beispiel Bäckereien) und große Industrieunternehmen gelten. Es würde dann einen allgemein gültigen CO2-Preis auf Benzin, Diesel, Erdgas und Heizöl geben.
CO2-Rechner für Auto, Flugzeug und Co
Die Idee ist nicht ganz neu
Schon auf dem Weltklimagipfel im polnischen Kattowitz Ende 2018 wurde die Steuer immer wieder diskutiert. Das Thema an sich ist also nicht neu. Aber es hat an Fahrt aufgenommen: Nun kommt auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu dem Ergebnis, dass ein Preis für den Ausstoß von Klimagasen das beste Mittel sei, um die Klimaziele zu erreichen. Ein CO2-Preis, der das Einsparen von Treibhausgasen attraktiver macht, solle "das zentrale klimapolitische Instrument“ sein, erklärte der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Christoph Schmidt.
In der Theorie funktioniert es
Vor einiger Zeit hatten zwei Wissenschaftler, der Umweltwissenschaftler Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Wirtschaftswissenschaftler Christoph Schmidt vom Essener Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), einen Eckpunkteplan vorgelegt, der einen klimafreundlichen Ausstieg aus der Kohle ermöglichen soll. Auch sie sagen: Mit einer festen Steuer, die auf jede emittierte Tonne CO2 erhoben wird, könnten wir unsere Klimaziele erreichen – und das 2-Grad-Ziel als Maximalwert für die Erderwärmung. Auf diesen Wert hatte sich die Weltgemeinschaft auf der Klimakonferenz in Paris 2015 geeinigt.
Artikel Abschnitt: Haben wir für den Klimaschutz nicht schon den Europäischen Emissionshandel?
Haben wir für den Klimaschutz nicht schon den Europäischen Emissionshandel?
Den EU-ETS gibt es seit 2005. Er wurde eingeführt, um die Klimaziele aus dem Kyoto-Protokoll zu erreichen. Im EU-ETS wurde festgelegt, wie viel Treibhausgasemissionen europaweit entstehen dürfen.
Die entsprechenden Emissionsberechtigungen werden teilweise kostenlos, teilweise über Versteigerungen vergeben. Allerdings waren die Ziele wenig ambitioniert, sodass sich überschüssige Emissionszertifikate angesammelt haben und der Preis gesunken ist. Europaweit ist festgelegt, wie viele Zertifikate es insgesamt gibt – den Preis bestimmt der Markt, aktuell sind es etwa 25 Euro. "Die Lenkungswirkung des ETS ist zu gering, weil die Preise zu niedrig angesetzt sind“, sagt Claudia Kemfert, Umweltökonomin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Planungssicherheit fehlt
Weil der Preis für CO2 nicht festgelegt ist, haben Betriebe keine Planungssicherheit, wenn sie erwägen, in klimafreundliche Technologie zu investieren. Der EU-ETS umfasst zudem nur die Energieerzeugung, Strom, die Industrie und seit 2012 auch den Flugverkehr. Der Mobilitätssektor und die Wärmeerzeugung sind außen vor – und sollen in dem Vorschlag von Edenhofer und Schmidt mit berücksichtigt werden.
Diese Lücken würde nun eine CO2-Steuer möglicherweise füllen, davon sind die Autoren des Papiers überzeugt. "Wir wollen die Steuerlast nicht erhöhen, sondern nur anders verteilen“, sagte Ottmar Edenhofer dem SPIEGEL.
"Heute besteuern wir zum Beispiel das vergleichsweise weniger klimaschädliche Erdgas viel höher als Heizöl. Mit solchem Unfug wollen wir Schluss machen und künftig alle Energieträger einheitlich nach ihrem CO2-Gehalt mit Abgaben belegen. Und noch etwas gehört zu unserem Konzept: Was der Staat zusätzlich einnimmt, gibt er eins zu eins wieder an Wirtschaft und Verbraucher zurück.“
Artikel Abschnitt: Wie hoch muss die CO2-Steuer sein?
Wie hoch muss die CO2-Steuer sein?
Wie hoch eine solche CO2-Abgabe sein sollte, hat erstmals eine Kommission von Ökonomen untersucht. Um die globalen Klimaschutzziele zu erreichen, müsste Kohlendioxid demzufolge bis 2020 einen Preis von 35 bis 70 Euro pro Tonne erhalten. Diese von der "Carbon Pricing Leadership Coalition“ errechnete Preisspanne deckt sich mit den Einschätzungen anderer Experten.
Nicht alle sind sich bei der Höhe einig
Das Umweltbundesamt hat dagegen berechnet, dass eine Tonne CO2 sogar 180 Euro kosten müsste, um die Schäden, die durch Treibhausgase entstehen, ausgleichen zu können. Diesen Preis fordern unter anderem auch die Anhänger und Anhängerinnen der "Fridays for Future“-Bewegung. Die Berechnung beruht allerdings auf vielen Unsicherheiten – nicht eindeutig zu bestimmen sind zum Beispiel die Kosten, die durch zukünftige Hitzewellen und Dürreperioden entstehen.
Damit wirklich große Veränderungen stattfinden, muss der CO2-Preis über die Jahre weiter ansteigen, finden viele Experten. Denn nur so können neue, klimafreundlichere Technologien finanziert werden. Bis 2030 sollte das Treibhausgas laut Berechnungen der "Carbon Pricing Leadership Coalition“ zum Beispiel 44 bis 88 Euro pro Tonne kosten. Die schrittweise Erhöhung ist vor allem deshalb wichtig, weil sie allen Akteuren eine bessere Planung ermöglicht.
Artikel Abschnitt: Welches Land hat bereits eine CO2-Steuer?
Welches Land hat bereits eine CO2-Steuer?
Einige Länder tun das sogar schon relativ lange. Als erstes Land hat Finnland schon 1990 eine CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe eingeführt. Aber auch Polen, Norwegen, Schweden, Dänemark oder Slowenien haben bereits vor der 2000er-Wende ähnliche Maßnahmen umgesetzt.
- 1990: Finnland, Polen
- 1991: Norwegen, Schweden
- 1992: Dänemark
- 1996: Slowenien
- 2000: Estland
- 2004: Lettland
- 2008: Liechtenstein, Schweiz
- 2010: Island, Irland
- 2014: UK, Frankreich
- 2015: Portugal
Nicht überall dieselben Regeln
In jedem Land bedeutet CO2-Steuer etwas anderes. In Schweden ist mit 124 Euro derzeit die höchste Abgabe fällig, gefolgt von Liechtenstein und der Schweiz (je 84 Euro) und Finnland (62 Euro). In Ländern wie Portugal (7 Euro), Lettland (5,36 Euro) und Estland (1,79 Euro) sind die Preise dagegen vergleichsweise niedrig.
Die CO2-Steuer unterscheidet sich aber von Land zu Land nicht nur im Preis. Sie bezieht sich zum Teil auch auf unterschiedliche Sektoren – etwa nur auf fossile Brennstoffe, dafür nicht auf den Verkehrssektor. Deshalb sind die Systeme unter Umständen nicht direkt miteinander vergleichbar.
In Schweden gibt es die CO2-Steuer beispielsweise schon seit 1991. Sie gilt für alle fossilen Energieträger, die nicht im Rahmen des Europäischen Emissionshandels eingesetzt werden, und beträgt 1180 Kronen (114 Euro) pro Tonne. Für den Liter Diesel macht das beispielsweise einen Aufschlag von 31 Euro-Cent pro Liter aus.
Seit 2005 konnte Schweden seine Emissionen im Nicht-ETS-Bereich (Gebäude und Verkehr) um 23 Prozent senken. Es ist allerdings schwer zu sagen, welchen Anteil die CO2-Steuer genau daran hat – am Ende hängen solche Entwicklungen von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Artikel Abschnitt: Welche Probleme kann es mit der CO2-Steuer geben?
Welche Probleme kann es mit der CO2-Steuer geben?
Die CO2-Steuer alleine ist nicht genug
Experten betonen zudem, dass die CO2-Bepreisung ein wichtiger Schritt wäre, aber für eine echte Energiewende nicht ausreiche. Prof. Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie meint: "Es gilt zudem, Instrumente zu schaffen, die helfen, die vielfältigen nicht monetären Hemmnisse im Bereich Verkehr und Gebäude zu überwinden und konkrete Innovationsimpulse für neue Technologien und Infrastrukturen zu setzen."
Auch die Soziologin Prof. Anita Engels, Sprecherin des Exzellenz-Clusters Climate, Climatic Change and Society der Uni Hamburg betont: "CO2-Bepreisung ist als begleitende Maßnahme zum Klimaschutz wichtig, aber im Kern muss Klimapolitik (...) die Kreativität freisetzen und einen tief greifenden Wandel möglich machen."
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert, dass eine CO2-Bepreisung "bestenfalls eine Ergänzung eines starken Klimaschutzgesetzes" sein könne. Sinken werde Deutschlands CO2-Ausstoß vor allem, wenn die Bundesregierung rasch die ersten Braunkohlekraftwerke vom Netz nehme.
Artikel Abschnitt: Was kann man mit dem Geld der CO2-Steuer gemacht werden?
Was kann man mit dem Geld der CO2-Steuer gemacht werden?
Das Geld könnte aber auch dazu genutzt werden, Ladestationen für Elektroautos bereitzustellen oder die Attraktivität des Fuß- und Radverkehrs zu fördern. Im Prinzip alle Maßnahmen, die es ermöglichen, die Ziele für 2030 zu erreichen und die Energiekosten auf diesem Wege wieder zu verringern.
Keine Bevorzugung von Besserverdienenden
Eine weitere Möglichkeit: Ein Teil der CO2-Abgabe könnte an die Bevölkerung und betroffene Unternehmen zurückerstattet werden. Wie das aussehen kann, zeigt unter anderem das Schweizer Modell: Die CO2-Abgabe wird hier auf alle fossilen Brennstoffe (zum Beispiel Heizöl, Erdgas) erhoben, nicht aber auf Treibstoff (also Benzin und Diesel). Seit 2018 beträgt die Steuer 96 Franken pro Tonne CO2, das sind etwa 84 Euro.
Rund ein Drittel des Geldes fließt in ein Gebäudeprogramm, das CO2-wirksame Maßnahmen fördert. Zum Beispiel energetische Sanierungen oder die Nutzung erneuerbarer Energien. Rund zwei Drittel der Erträge aus der CO2-Abgabe werden zudem über die Krankenversicherung an die Bevölkerung und die Wirtschaft zurückverteilt. Unter anderem wegen dieser sozialen Komponente gilt das Schweizer-Modell als Vorbild, auch für eine mögliche CO2-Steuer in Deutschland.
Artikel Abschnitt: Fazit? Loslegen!
Fazit? Loslegen!
In Simulationen, sagen Edenhofer und Schmidt, konnten sie zeigen, dass dies wirke. Denn über die Preise werden Sparanreize gesetzt. Ökonomischer Druck bringt die Unternehmen also dazu, in klimafreundliche Technologien zu investieren. Ähnliches gilt für Privatpersonen: Pendler investieren dann eher in ein Elektroauto, Immobilienbesitzer in umweltfreundliche Wärmeerzeugung oder gute Dämmung.
Alle fossilen Energieträger würden besteuert
Parallel würde eine Energiesteuerreform eingeführt, die alle fossilen Energieträger gleich besteuert – je nach CO2-Gehalt. Ungleichheiten zwischen der (niedrigeren) Besteuerung von Heizöl und der vergleichsweise höheren Besteuerung von Erdgas würden damit aufgehoben. Auswirkungen hätte dies auch auf den Treibstoff. Die Steuer auf Benzin in Deutschland würde um 4,6 Cent je Liter, die auf Diesel um 5,2 Cent je Liter steigen. Die CO2-Steuer sollte bei Treibstoffen zusätzlich zu den derzeitigen Abgaben erhoben werden.
Ein weiter gehender Vorschlag von Edenhofer sieht vor, dass das Dieselprivileg abgeschafft und die Dieselsteuer um 18 Cent je Liter auf das Niveau der Benzinsteuer angehoben wird. Hintergrund dafür ist, dass viele Experten keine Rechtfertigung für das steuerliche Dieselprivileg sehen. Zwar verbrauchen Dieselfahrzeuge weniger Treibstoff, pro Liter sind die CO2-Emissionen bei Diesel aber deutlich höher als bei Benzin.
Die Stromsteuer könnte gesenkt werden
Im Gegenzug würde die Stromsteuer abgesenkt oder ganz abgeschafft. Über Ausgleichszahlungen oder Kompensationen würden soziale Härten abgefedert. Auch, um die Akzeptanz der neuen Steuer in der Bevölkerung zu erhöhen.
Autorin: Annika Franck
Quellenangaben zum Artikel:
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Toll
CO2 Steuer Geld muss für die Verhütung z.b. armer Bevölkerungsteile welche sich dies finanziell nur schwer leisten können(Mann Sterilisation/Frau Langzeit Verhütungen/Spirale,Implant) eingesetzt werden.Der Mensch ist der grösste Verursacher von CO2.
ja das wäre das Beste fürs Klima /die Welt. solange sterilisieren und langzeitverhüten bis die Weltbevölkerung weggeschrumpft ist. Am besten sofort grad noch eine „Keinkind“ Politik einführen. Wo keine Menschen mehr leben gibts auch keine Umweltschäden und Erderwärmung mehr.Das würde unseren Globus sicher freuen. Gute Nacht Frau Seeholzer!!!
Nach der neuen Bestimmung für Vermieter soll die CO2 Steuer bei Mietwohnungen zu 50 % vom Vermieter getragen werden. Warum müssen die Grünen/SPD Mieterhöhungen erzwingen? Wir haben seit Jahren die Mieten nicht erhöht. Nach Umsetzung des CO2 Anteils werden wir das natürlich machen müssen. Verlust können wir auch nicht machen.… Weiterlesen »
Warum sollte die Steuer für Diesel höher sein als für Benzin?
Der Diesel hat einen geringeren CO2-Ausstoß als der Benziner und wurde sogar einmal favorisiert um die CO2-Bilanz zu verbessern!
Schöne Zusammenfassung aber teilweise widersprüchlich, auf der Karte hat Schweden eine Steuer von 124€, unten und über Google lässt sich aber ein Wert von 115€ finden, was ist also nun richtig? Bei anderen Ländern ist es ähnlich. Wirkt unseriös.
Freue mich auf eine Antwort
Unsere Quellen stehen wie immer unter dem Artikel. Wir beziehen uns bei Schweden z. B. auf diese https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0965856416307650 und diese https://openknowledge.worldbank.org/bitstream/handle/10986/29687/9781464812927.pdf?sequence=5&isAllowed=y.