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Gefühle
Darum sind wir eifersüchtig
Eifersucht soll die Liebe gegen Angriffe von außen abschirmen. Manchmal wird sie aber selbst zur Gefahr.
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Artikel Abschnitt: Wann werden wir eifersüchtig?
Wann werden wir eifersüchtig?
Wenn Zweierbindung durch Dritte bedroht wird
Wo große Gefühle im Spiel sind, kann es mitunter gefährlich werden – vor allem für Frauen. 2019 wurden 301 Frauen und 93 Männer von ihren Partnern und Partnerinnen getötet. Eines der Hauptmotive für Mord in der Beziehung ist Eifersucht – der giftige Cocktail aus Verlustangst, Kränkung und Wut. Auch in Freundschaften kommt sie vor. Wir verspüren sie immer dann, wenn eine Zweierbindung durch Dritte bedroht wird oder wir das zumindest glauben.
Schon kleine Kinder im Alter von sechs Monaten werden ungehalten, wenn die Mama ein anderes Baby liebkost. In einem Experiment ließen Forscherinnen der Texas Tech University in Lubbock Mütter in Anwesenheit ihres Babys eine realistische Puppe streicheln. Die ignorierten Kinder weinten daraufhin und verzogen das Gesicht. Beschäftigten die Mütter sich stattdessen mit einem Buch, kam es deutlich seltener zum Wutanfall. Sogar Hunde flippen aus, wenn Herrchen oder Frauchen einem vermeintlichen Rivalen zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Oft reicht dafür schon ein Stofftier, wie zahlreiche Internetvideos zeigen.
Artikel Abschnitt: Warum gibt es Eifersucht?
Warum gibt es Eifersucht?
Ursprung im Liebesleben unserer Vorfahren
Den Ursprung der romantischen Form der Eifersucht, bei der wir Angst haben, den oft wichtigsten Menschen in unserem Leben zu verlieren, sehen Forschende im Liebesleben unserer Vorfahren. Oberstes Ziel der Frühmenschen war es, ihre Gene weiterzugeben. Demnach war es für beide Geschlechter biologisch sinnvoll, Nebenbuhler zu verdrängen. Denn: Der Mann läuft bei Untreue der Partnerin Gefahr, jahrelang in die Kinder eines anderen zu investieren. Die Frau steht im schlimmsten Fall alleine mit dem Nachwuchs da.
Weil es hilfreich ist, die Alarmsignale früh zu erkennen, ist die Eifersucht fest in uns verankert. Diese Erklärung vertritt zum Beispiel der Evolutionspsychologe David Buss. Studien der letzten Jahre wecken aber Zweifel daran, dass es beim modernen Menschen noch so zugeht wie vermeintlich in der Steinzeit. Auch die Kultur, in der wir leben, scheint zu beeinflussen, wie wir lieben und leiden.
Artikel Abschnitt: Sind Männer oder Frauen eifersüchtiger?
Sind Männer oder Frauen eifersüchtiger?
Eifersucht zeigt sich im Frauengehirn anders
Welche Schaltkreise bei Eifersucht im Gehirn anspringen, hängt offenbar auch vom Geschlecht ab, wie japanische Forschende 2006 herausfanden. Männer zeigen vermehrte Aktivität in der Amygdala und im Hypothalamus – Regionen, die mit aggressivem und sexuellem Verhalten in Verbindung gebracht werden. Bei Frauen feuern Neurone der oberen Temporalfurche verstärkt, die bei der sozialen Wahrnehmung eine Rolle spielen.
Einige Studien zeichnen allerdings ein differenzierteres Bild. So scheint in emanzipierten Gesellschaften der Geschlechterunterschied bei Eifersucht generell geringer zu sein als dort, wo die Gleichstellung von Mann und Frau noch nicht so weit ist. Auch Bildung minimiert den Geschlechtereffekt demnach. Gebildetere Personen verfallen weniger in gesellschaftlich vorgegebene Rollenmuster, so eine mögliche Erklärung der Psychologen Dirk Asendorpf und Lars Penke, die Untersuchungen zur Eifersucht aus verschiedenen Ländern miteinander verglichen.
Für das recht emanzipierte und gebildete Deutschland bestätigten die beiden Psychologen diese Theorie noch mit einem kleinen Experiment. Dafür sollten sich knapp 300 Deutsche zwischen 20 und 30 verschiedene Szenarien vorstellen, in denen sich der Partner oder die Partnerin entweder anderweitig verliebte oder fremdging. Die Forschenden maßen die emotionale Reaktion darauf per Fragebogen. Sie legten ihren Probandinnen und Probanden außerdem Betrugssituationen vor und wiesen sie an, sich möglichst schnell jeweils für diejenige zu entscheiden, die sie am schlimmsten fänden. So wollten sie den Probanden eine möglichst spontane Antwort entlocken. Ein Unterschied offenbarte sich ihnen nur in der Reaktion auf emotionale Untreue, die Frauen härter traf. Auf sexuellen Betrug reagierten beide Geschlechter gleich stark.
Welches generell das eifersüchtigere Geschlecht ist, ist unklar. Die meisten Studien finden hier kein eindeutiges Ergebnis.
Artikel Abschnitt: Wann wird Eifersucht zum Problem?
Wann wird Eifersucht zum Problem?
Gibt es einen begründeten Verdacht, ist die Eifersucht gerade dann besonders stark, wenn die Partner eigentlich ein sehr inniges Verhältnis haben und sich blind vertrauen. Das zeigte 2007 eine Studienreihe an knapp 1000 heterosexuellen Paaren, die im Schnitt seit gut 20 Jahren zusammen waren. Die Teilnehmenden hatten per Fragebogen Auskunft über Eifersüchteleien und die Qualität ihrer Beziehung gegeben.
Manchmal jagen wir aber auch Gespenster und nicht Untreue, sondern Misstrauen und Paranoia selbst belasten die Beziehung. Ständige Eifersucht schadet der Liebe auf Dauer. Bei einigen nimmt sie so überhand, dass der Gedanke, für einen anderen Menschen sitzen gelassen zu werden, das ganze Leben bestimmt.
Artikel Abschnitt: Was kann man gegen übertriebene Eifersucht tun?
Was kann man gegen übertriebene Eifersucht tun?
Katastrophengedanken hinterfragen
Um die Eifersucht in den Griff zu bekommen, muss man das zugrunde liegende Problem behandeln, sagt der Experte. Oft können krankhaft Eifersüchtige in einer Psychotherapie lernen, ihre Katastrophengedanken zu hinterfragen: „Welche Gründe könnte es noch geben, dass mein Mann noch nicht zu Hause ist?“ Eine Paartherapie kann ebenfalls helfen, schädliche Muster zu erkennen und an einer guten Kommunikation zu arbeiten – je früher, desto besser sind die Chancen, die Beziehung zu retten.
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Irgendwie schade, daß es bei dieser modernen Studie nur heterosexuelle Paare gab. Mich hätte es auch interessiert, wie es in anderen Beziehungsformen zugeht. Na ja, irgendwann werden bestimmte Menschengruppen vielleicht nicht mehr ausgegrenzt.
Es erfordert sicherlich kein Übermaß an Intellekt, die Ergebnisse der Studie auf jedwede Paarbeziehungen zu übertragen. Der Verfasser des Artikels hätte gut daran getan, das Wort „heterosexuell“ nicht zu verwenden. Erst durch diesen Hinweis werden Leser wie Jan dazu ermuntert, auf sich aufmerksam zu machen. Keine Sorge Jan! Niemand grenzt… Weiterlesen »
Ich habe erlebt, dass Partnerinnen bewusst Situationen „erzeugt“ haben, die Eifersucht erzeugen sollten, das darauf angesprochen auch zugaben, gleichzeitig aber ohne Grund ausrasteten, wenn sie auch nur den Hauch eines Gefühls hatten, der Partner täte etwas Ähnliches
Als Paartherapeut bin ich immer wieder entsetzt, wie sich diese Art Artikel auf den Part der Beziehung konzentriert, der „Eifersucht“ empfindet und diesen pathologisiert. Ein Grund ist natürlich, dass in den Universitäten vollkommen veraltet gelehrt und geforscht wird… Ich korrigiere also aus meiner Praxis: Das, was so salopp und verallgemeinernd… Weiterlesen »
In den Text hat sich ein Fehler eingeschlichen: Die zitierte Zahl aus der BKA-Statistik zu Partnerschaftsgewalt bezieht sich auf Mord und Totschlag, sowie versuchten Mord und Totschlag, die Zahl der Opfer bei vollendeten Taten liegt weit geringer. Zitat: „Insgesamt wurden 394 Personen als Opfer von Mord und Totschlag (0,3 %)… Weiterlesen »