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Psychologie
Ekel vor Geräuschen:
Wenn mich dein Kauen
wahnsinnig macht
Wenn mich dein Kauen
wahnsinnig macht
Macht es dich aggressiv, wenn der Kollege ständig mit dem Kuli klickt? Oder nervt dich schon das Atmen deines Partners? Dann leidest du wohl unter Misophonie – und bist damit nicht alleine.
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Bei manchen Menschen reicht schon eines dieser Geräusche, um sie in Windeseile in den Wahnsinn zu treiben: Sie werden aggressiv oder empfinden regelrecht Ekel vor einem bestimmten Geräusch. Misophonie nennt man das dann – ein Begriff aus dem Griechischen, der so viel bedeutet wie "Hass auf Geräusche".
Artikel Abschnitt: Lautstärke oder Frequenz sind nicht entscheidend
Lautstärke oder Frequenz sind nicht entscheidend
Selektive Geräuschintoleranz
Die Jastreboffs vermuten, dass der Misophonie eine selektive Geräuschintoleranz zugrunde liegt, die nichts mit der Lautstärke oder Frequenz zu tun hat – sondern mit individuellen Erfahrungen, die irgendwann einmal Frust, Ekel oder Wut ausgelöst haben. Diese tiefsitzenden Gefühle werden der Theorie zufolge durch bestimmte Geräusche wieder hervorgerufen.
Ihren Ursprung kann die Misophonie also zum Beispiel beim ungeliebten sonntäglichen Suppe-Essen mit dem laut schlürfenden Vater haben, genauso wie im zerrütteten Verhältnis zur Exfreundin, die sich immer auf eine bestimmte Art geräuspert hat.
Misophoniker:innen haben unterschiedliche Strategien, um mit der unangenehmen Sinnesempfindung umzugehen: Sie machen bewusst selbst Krach, sie vermeiden es, sich dem verhassten Geräusch auszusetzen, oder lenken sich ab.
Artikel Abschnitt: Es gibt kaum Misophonieforschung
Es gibt kaum Misophonieforschung
Misophonie ist keine Einbildung
Eines der wenigen Institute, die sich schon länger intensiv mit der Misophonie beschäftigen, ist das Amsterdam Medical Center. Damiaan Denys leitet dort die Forschungsprojekte zum Thema. Er ist sich sicher, dass Misophoniker:innen sich ihre Empfindungen nicht nur einbilden oder sich in sie hineinsteigern. Das zeigten beispielsweise EEGs von Betroffenen.
Wie Misophonie genau entsteht? "Da gibt es viele Hypothesen. Man könnte sagen, dass es etwas zu tun hat mit einer primären Distinktion im Gehirn. Oder es ist etwas Genetisches." Dafür würde eine familiäre Häufung sprechen.
Artikel Abschnitt: Eine mögliche Ursache: Eltern-Kind-Konflikte
Eine mögliche Ursache: Eltern-Kind-Konflikte
Manche reagieren mit großer Aggression gegen die Geräuschverursacher:innen. Andere mit Vermeidungstechniken: Sie flüchten und isolieren sich oft mit der Zeit immer mehr.
Verschiedene Therapien werden ausprobiert
Ärzt:innen und Therapeut:innen experimentieren zurzeit noch mit verschiedenen Therapien, um Misophoniker:innen zu helfen. Denys und sein Team haben eine Therapie entwickelt, bei der die Betroffenen im Prinzip lernen, Geräusche anders zu interpretieren. "Wir bitten sie, einen kleinen Film-Clip zu machen, mit Bildern von Sachen, die sie lieben: Musik, Berge, das Meer. Wir versuchen also, die negativen Emotionen und Erfahrungen zu überschreiben mit positiven Gefühlen."
Ergänzt wird dieser Ansatz durch kognitive Verhaltenstherapie, bei der die Betroffenen mit den ungeliebten Geräuschen konfrontiert werden – und ein/e Therapeut:in ihnen dabei hilft, sie auszuhalten. Acht Wochen dauert die Therapie insgesamt.
Hinterher können immerhin 60 Prozent der Patient:innen wieder das Gluckern, Kauen, Schlucken oder Schlürfen ihrer Mitmenschen ertragen, ohne ihnen gleich an die Gurgel zu gehen oder wegzulaufen.
Quellenangaben zum Artikel:
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Artikel Überschrift:
Warum muss man immer alles als „Krankheit“ deklarieren? Kann es nicht einfach auch etwas mit Erziehung zu tun haben? Wir wurden so erzogen, beim Essen den Mund zu schliessen, damit keine widerlichen Kau-/Schmatzgeräusche entstehen. Auch still sitzen wurde uns anerzogen (nicht rumzappeln, mit den Beinen wibbeln, etc.). Somit ist all… Weiterlesen »
Eure Gendersprache nervt! Es stört den Lesefluss und hat nichts mit der deutschen Rechtschreibung zu tun.
Gerade als wissenschaftliche Sendung sollte man sich nicht den Zwängen einiger weniger unterwerfen. Es ist genügend Platz auf der Seite, um beide Formen auszuschreiben.
Danke für diesen Kommentar. Du sprichst mir aus der Seele!
Das gendern nervt bei dem an sich interessant geschriebenen Artikel leider sehr.
Somit das Weiterlesen abgebrochen.
Warum muss man die deutsche Sprache so verhunzen?
Beste Grüße
J. O.
Gendern regt dich auf? Schau dir dieses Video von uns dazu an: https://youtu.be/i9ZqME-Ew7Q
Ich kenne diese Problematik auch, allerdings beschränkt sich das bei mir auf gewisse Menschen, die ich beim Essen am liebsten weder sehen noch hören möchte. Meine Mutter zum Beispiel macht mich rasend. Oder auch schlimm: Babys und Kleinkinder, was gemein ist, denn die können ja eigentlich nichts dafür. Ich versuche… Weiterlesen »
Hallo liebes Quarks-Team, ich weiß nicht ob mein Kommentar zum Beitrag auf Instagram vielleicht untergeht, daher komme ich sogar auf die Internetseite und hinterlasse einen Kommentar. Es ist mir wichtig. Die Verwendung des Wortes „Hass“ und andere Begrifflichkeiten im Instagrambeitrag finde ich unangemessen. Der ursprung des Krankheitsbegriffs mag lat. Ursprungs… Weiterlesen »
Hallo Cookie! Ja, deine Rückmeldungen erreichen uns (manchmal auch mit etwas Verspätung – wir bekommen jeden Tag tausende Kommentare auf allen Kanälen) immer 🙂 Vielen Dank für deine Meinung. Allerdings bist du da tatsächlich die einzige. Andere, die sich das Video angeschaut haben, haben an der Wortwahl nichts kritisiert –… Weiterlesen »
Der aus dem Englischen ins Deutsche gedriftete Begriff „hate“ verstellt in unserer Alltagsprache mittlerweile so manchen Zusammenhang. Damit der Hass auch als solcher kenntlich bleibt, sollte nur das als Hass bezeichnet werden, was tatsächlich auch Hass meint. Begriffe wie „Abneigung“, „Aversion“, „Beklommenheit“, „Unbehagen“ und viele weitere beschreiben viel deutlicher Umstände,… Weiterlesen »
Hi Cookie, Deinen Ausführungen kann ich folgen und verstehe deine Kritik als Sichtweise aus deiner Warte. Ich bin ebenfalls betroffen und bei mir erzeugt ein gewisses Schmatzen eben doch genau das: Hass. Treffender könnte man das aufkeimende Gefühl nicht beschreiben. Stress entsteht für mich erst als Folge so dass es… Weiterlesen »
Mag sein, aber ich finde, der Begriff „Hass“ ist sehr zutreffend. Ich bin auch davon betroffen und ich bekomme sofort Herzrasen und aggressive Mordfantasien.
Mag sein, dass es auf dich nicht zutrifft, aber auf andere schon.
Was mich persönlich betrifft, kann ich Dir nur zustimmen. Das Wort „Hass“ ist mir in diesem Zusammenhang zu emotional. Eine tickende Uhr oder ein schmatzender Mensch erzeugen in mir keinen Hass auf tickende Uhren oder den schmatzenden Menschen, sondern Stress. Schwer zu ertragen ist für mich gemeinsames Essen mit bestimmten… Weiterlesen »
Ich möchte noch etwas ergänzen: Einen gefühlt identischen Stress wie bei bestimmten Geräuschen (Kauen, Schmatzen, Schlürfen, tickende Uhren, tropfende Wasserhähne) empfinde ich bei bestimmten Gerüchen (Parfüm, Achselschweiß).
Hass? Aber klar!! Nicht auf das Geräusch, aber die Menschen, die diese Geräusche machen, aber nur so lange sie sie machen. (Bei Tiere. Stört mich das keinen Millimeter.) Jetzt kann ich aber nicht jedem beim Essen den Hals umdrehen. So weit hab ich mich dann schon im Griff. 🤪
Also ich finde das Wort Hass ist hier angebracht. Ich hasse diverse Geräusche wie Essgeräusche oder Hintergrundmusik oder Bass vom Nachbarn. Sogar das Atemgeräusch meiner Frau durch die Nase. Ich werde wahnsinnig, wenn ich das ertragen muss.
Es ist aber echter „Hass“ den man empfindet und die Wortwahl ist deshalb absolut richtig.