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Ungleichverteilung
Sind andere Länder arm, weil wir reich sind?
Knapp zehn Prozent der Weltbevölkerung gilt als extrem arm – während die reichen Länder mehr Ressourcen verbrauchen, als die Welt verträgt.
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Inhalt
- Darum geht’s: Sind einige Länder arm, weil die Industrieländer reich sind?
- Darum müssen wir drüber sprechen: Die globalen Spielregeln sind nicht fair
- Aber: Es gibt noch viele andere Gründe und Thesen dafür, warum Länder arm sind
- Und jetzt? Es gibt Vorschläge, wie arme Länder wohlhabender werden können
- Darum geht’s: Sind einige Länder arm, weil die Industrieländer reich sind?
- Darum müssen wir drüber sprechen: Die globalen Spielregeln sind nicht fair
- Aber: Es gibt noch viele andere Gründe und Thesen dafür, warum Länder arm sind
- Und jetzt? Es gibt Vorschläge, wie arme Länder wohlhabender werden können
Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Sind einige Länder arm, weil die Industrieländer reich sind?
Das ist eine Verbesserung – denn die extreme Armut ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gesunken. Was allerdings gleich geblieben ist: Armut ist vor allem in Afrika südlich der Sahara und Asien ein Thema.
“Räumlich gesehen ist absolute Armut ein Phänomen des Globalen Südens”, sagt Antje Bruns. Sie ist Professorin für Nachhaltige räumliche Entwicklung in Trier.
Die Spuren des Kolonialismus
Und für Bruns steht fest: Armut ist “eng mit der Kolonialgeschichte verwoben”. Die Länder des globalen Südens wurden vom 16. bis 20. Jahrhundert von Europa versklavt und ausgebeutet, ihre Rohstoffe geplündert.
“Trotz der heutigen politischen Unabhängigkeit der einstigen Kolonien ist das koloniale Erbe tief eingeschrieben: in Wissenschaft und Denkweisen, in Kunst und Kultur, in gesellschaftliche Normen und Lebensstile dieser Länder”, so Bruns.
Sind andere Länder also auch heute noch arm, weil wir reich sind?
Eine Frage der Perspektive
Um das gleich vorwegzunehmen: Die Antworten der Wissenschaft auf diese Frage hängen stark von der Perspektive der jeweiligen Forschenden ab, meint der Soziologe Johannes Berger.
Die “marxistisch inspirierte Forschung” betone die Rolle von Kolonialismus, Sklaverei und die Ausbeutung der Dritten Welt. Für den “wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream” spiele die aktuelle Wirtschaftspolitik der armen Länder dagegen eine größere Rolle.
Viele Faktoren kommen zusammen
Auch der MIT-Professor Daron Acemoglu betont die Rolle der lokalen Politik bei der Armutsfrage. Zwar könne man die politische und wirtschaftliche Lage in Lateinamerika, Afrika und Indien nicht ohne den Kolonialismus verstehen. Es reiche aber auch nicht, zu sagen: Europa hat ein Land ausgebeutet und deshalb ist dieses auch heute noch arm. Trotz jahrzehntelanger Unabhängigkeit habe es in Lateinamerika oder Afrika kein Wachstum gegeben.
Der Wirtschaftshistoriker Robert Allen meint ebenfalls, einige unabhängige Länder hätten keine oder nur halbherzige Anstrengungen unternommen, um “mit dem Westen gleichzuziehen”.
Dennoch sieht er im Kolonialismus einen Teil der Antwort darauf, warum afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Staaten ins Hintertreffen geraten sind: In ihnen wurde nicht das “Grundmodell wirtschaftlicher Entwicklung” angewendet, das im 19. Jahrhundert aufkam.
Ein kleiner Rückblick in die Geschichte des Wohlstands
England war im Zuge der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert zum ökonomischen Rockstar geworden: Es hatte einen technologischen Vorsprung erlangt – und Wohlstand.
So wurden Stoffe beispielsweise maschinell hergestellt – und damit zahlreicher. Der Einsatz dieser Maschinen lohnte sich, weil Energie billig und Arbeitskräfte teuer waren.
Um aufzuschließen, mussten die anderen Länder also auch britische Technologien verwenden. Das Problem: Im Gegensatz zu England waren in anderen Ländern die Arbeiter billig und Energie teuer.
Vier Maßnahmen, um aufzuholen
Wie also zu England aufschließen? In westeuropäischen Ländern und den USA wurden vier Maßnahmen eingeleitet, wie Oxford-Professor Robert Allen erklärt:
- Es wurden Zölle auf Importwaren erhoben, damit britische Produkte teurer wurden.
- Im Inland wurden dagegen Zölle zwischen den Regionen abgebaut. Zusätzlich wurde in den Verkehr investiert.
- Banken wurden gegründet. Sie sollten Investoren Kredite zur Verfügung stellen.
- Bildungssysteme wurden eingerichtet.
Kein “Grundmodell” in den Kolonien
In den Kolonien wurde dieses Modell allerdings nicht umgesetzt. In Indien beispielsweise “spiegelten die ökonomischen Maßnahmen mehr britische Interessen als indische Bedürfnisse wider”, stellt Allen fest.
Auch die afrikanische Industrie wurde nicht durch Zölle geschützt; die dortige Baumwollproduktion wurde vom Weltmarkt verdrängt. “Es fehlte an Banken, die die afrikanischen Unternehmungen hätten finanzieren können. Schulbildung wurde nicht von öffentlicher Seite bereitgestellt und war kaum verbreitet.”
Die Welt ist kein Nullsummenspiel
Noch ein weiterer Aspekt wird diskutiert, wenn es um die Frage geht, ob andere Länder wegen unseres Reichtums arm sind: Essen wir den ganzen Kuchen weg? Werden arme Länder also zwangsläufig immer ärmer, wenn reiche Länder immer reicher werden?
Ein Satz, den man häufig in diesem Zusammenhang hört, lautet: “Die Welt ist kein Nullsummenspiel.” Nullsummenspiele bezeichnen ökonomische Situationen, in denen nur einer gewinnen kann. Schauen wir uns das anhand des Kuchens genauer an.
Beispiel Nullsummenspiel: Zocken um Kuchen
Nehmen wir mal an, eine Mutter backt für ihren Sohn und ihre Tochter einen Kuchen. Die Mutter fordert die beiden auf, halbe-halbe zu machen und die Stücke unter sich aufzuteilen.
Ihre Kinder sind aber beide ziemlich gierig – und sehen es gar nicht ein, zu teilen. Jeder will den kompletten Kuchen für sich allein. Deshalb beschließen Tochter und Sohn, auszuknobeln, wer ihn bekommt – indem sie Schere, Stein, Papier spielen.
Schere gewinnt gegen Papier, Tochter gegen Sohn. Sie sackt den Kuchen ein und ihr Bruder guckt in die Röhre.
Die reichen Staaten haben viel Einfluss
Der Welt-Kuchen geht dagegen nicht komplett an die reichen Länder. Das betont auch die Entwicklungsökonomin Dina Pomeranz. “Auf der anderen Seite müssen wir uns bewusst sein, dass die reichen Staaten viel Einfluss haben. Und wir müssen schauen, dass die globalen Spielregeln fair sind.”
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Die globalen Spielregeln sind nicht fair
Ob die Wirtschaft wirklich immer wachsen muss, erfährst du hier.
Im Folgenden schauen wir uns daher die Bereiche an, in denen ärmere Länder unter dem Wirtschaften reicherer Ländern leiden:
- “Schmutzige” Industrien werden eher in den Globalen Süden verlagert.
- Industrieländer haben am meisten zum Klimawandel beigetragen – die Folgen wie Hitzewellen und Ernteausfälle betreffen aber vor allem arme Länder.
- Auch in der Gesundheitsversorgung geht es nicht fair zu.
- Der Großteil der Länder muss sich in Fremdwährung verschulden, weil ihre Währung nicht das Weltwährungssystem mit dominiert. Dadurch haben sie Risiken.
- Länder mit einer schwächeren Wirtschaft müssen in der Regel höhere Zinsen für ihre Kredite zahlen, da das Vertrauen in ihre Zahlungsfähigkeit nicht so hoch ist. Leihen sie sich Geld bei anderen Staaten, können diese davon profitieren.
1. “Schmutzige” Industrien verlagert
Konzerne produzieren in Ländern, in denen Arbeitskräfte billig sind. Nur 15 Prozent der deutschen Unternehmen würden dabei die UN-Menschenrechtsstandards einhalten, beklagt Armin Paasch von Misereor.
Gerade “verschmutzungs- und arbeitsintensive Industrien” würden in den Globalen Süden verlagert, sagt Nachhaltigkeitsforscherin Bruns. Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz meint, dass die Unternehmen damit zwar viele Jobs schaffen – sie zahlen aber auch selten für Umweltschäden, die sie vor Ort verursachen.
2. Der Klimawandel trifft die Armen
Reiche Länder haben “ihre Industrialisierung durch Verschmutzung des Planeten finanziert”, stellt auch Wirtschaftsnobelpreisträger Jean Tirole fest. Nun können sie sich nicht darauf einigen, ihre Emissionen zu begrenzen.
Gründe für dieses Versagen kannst du hier nachlesen.
Arme Länder haben indes wenig zu den Gefahren des Klimawandels beigetragen. Sie leiden aber am meisten darunter: Hitzewellen nehmen zu, durch Ernteausfälle droht Mangelernährung, Infektionskrankheiten können sich schneller verbreiten.
Wie sich der Klimawandel auf die Gesundheit auswirkt, erfährst du hier.
3. Gesundheit
Gerade für Arme können selbst “harmlosere” Krankheiten ein Risiko darstellen – denn Medikamente sind teuer. Unter anderem, weil westliche Pharmaunternehmen durch die lange Laufzeit von Patenten das Monopol auf Wirkstoffe haben, bemängelt Stiglitz. Die Pharmariesen, mehrheitlich aus den USA und Europa, haben laut Stiglitz keinen Anreiz, Medikamente günstiger herzustellen.
Ein aktuelles Beispiel für die Fairness-Diskussion im Gesundheitssektor ist die Verteilung eines Corona-Impfstoffs.
Mehr über die Entwicklung des Impfstoffs kannst du hier nachlesen.
Die Länder, die es sich leisten können, haben bereits Abnahmevereinbarungen mit Herstellern getroffen. Sie können ihre Bevölkerung schützen, sobald ein Impfstoff zugelassen ist.
Aber wie steht es um die Länder, die kein Geld haben, um solche Vereinbarungen zu treffen? “Die Erfahrung zeigt, dass Impfstoffe in Entwicklungsländern oft mit großer Verzögerung zum Einsatz kommen”, sagt der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller. Das dürfe bei Covid-19 nicht der Fall sein.
Daher wird derzeit darüber diskutiert, wie internationale Organisationen die Verteilung regeln können – und welche Summen reiche Nationen den armen Ländern zum Kauf zur Verfügung stellen.
Für und Wider der Globalisierung
Mit einem Blick in die Geschichte lässt sich feststellen, dass Außenhandel ein wichtiger Parameter sein kann, um Beschäftigung zu schaffen und Wohlstand zu erlangen. Exportnationen wie Deutschland und Japan haben es vorgemacht.
Aber auch Länder, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch als arm galten, sind durch Außenhandel zu mehr Wohlstand gelangt – beispielsweise China und Südkorea.
Die Globalisierung hat allerdings auch ihre Schattenseiten.
4. Vorteile durch Subventionen
Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz bemängelt, dass der internationale Handel in armen Ländern die Preise kaputtmacht.
Beispielsweise hätten Landwirte aus der EU gegenüber einem afrikanischen Bauern Wettbewerbsvorteile: Ihr Gemüse wird subventioniert – sie können es deshalb billiger anbieten.
Hinzu kommen einige Risiken …
Um auf diese Risiken zu schauen, müssen wir uns zuerst mit dem Thema Wechselkurs beschäftigen. Am Beispiel eines Entwicklungslandes, das seine Produkte bisher noch nicht international angeboten hat – und nun Außenhandel betreiben will.
Weitere Angaben zum Artikel:
Die Nummer mit der Währung
Denn diese Währung ist nicht weitverbreitet. Nicht so wie der US-Dollar, der als Leitwährung in unserem Finanz- und Handelssystem gilt. Oder so verbreitet wie der Euro, der Zahlungsmittel in vielen Ländern ist. Kurzum: Niemand wird Vertrauen in die Währung unseres kleinen Exportanfängers haben.
Vertrauen ist in puncto Geld aber eine ziemlich wichtige Sache. Wir alle zahlen mit bunt gedruckten Papieren, die an sich keinen Wert haben. Erst das Vertrauen darauf, dass man sich damit ein Mittagessen kaufen kann, macht sie wertvoll.
Ab auf den Devisenmarkt, Geld tauschen
Also muss unser Exportanfänger Geschäfte in einer Währung machen, mit der andere etwas anfangen können. In der Regel ist das die Leitwährung Dollar.
Deshalb mischt der Neuling jetzt am Devisenmarkt mit: dem internationalen Markt für Geld. Dort werden Währungen gehandelt, also gegeneinander getauscht.
Hierfür muss ermittelt werden, wie viel die Neulingswährung im Vergleich zum Dollar wert ist. Dafür wird ein Wechselkurs gebildet. Er ist gewissermaßen der Preis für eine Währung: Wie viel Neulingswährung muss man auf den Tisch legen, um einen Dollar zu bekommen?
Stabilität
Länder, die eine große und stabile Wirtschaft haben, haben in der Regel stabile Wechselkurse. Das hat Vorteile:
- Ein stabiler Wechselkurs wird also als Signal für stabile Preise gesehen. Das sorgt für Sicherheit bei den Handelspartnern.
- Er gilt auch als Zeichen für gute Investitionsmöglichkeiten.
- Er kann auch ein politisches Signal sein. Länder mit einer starken Wirtschaft haben in der internationalen Politik eher was zu sagen.
Unser Exportanfänger wird allerdings einen schwachen Wechselkurs haben, denn seine Wirtschaft steckt im Vergleich zu anderen in den Kinderschuhen.
Kleine Preise fürs Ausland
Aber: Ein schwacher Wechselkurs muss kein Nachteil sein. Er kann die Exporte ankurbeln.
Denn die Währung unseres Neulings ist nun im Vergleich zum Dollar billig. Das macht auch seine Produkte für das Ausland billiger. Wer die nun kauft, muss weniger Dollar auf den Tisch legen, um den Preis zu stemmen, der in der Neulings-Währung festgeschrieben wurde.
Mögliche Nachteile für heimische Verbraucher
Ein schwacher Wechselkurs kann allerdings auch Nachteile haben: Möchten die Verbraucher in unserem Exportanfängerland Produkte aus dem Ausland kaufen, werden diese nun teurer.
Denn die Verbraucher müssen viel Neulingswährung aufbringen, um einen Preis zu stemmen, der in Dollar festgeschrieben wurde.
Auf diese Mechanismen kommen wir später noch einmal zurück.
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Für und Wider der Globalisierung – weiter geht’s
Es ist nun aber auch mit dem Rest der Welt verstrickt. Und das kann Nachteile haben.
1. Instabil
“Die Globalisierung hat die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen Ländern, aber auch Kreditinstituten, institutionellen Anlegern und dem Bankensystem erhöht”, urteilt Martina Metzger, Professorin für Monetäre Ökonomie.
So steige durch die Vernetzung unter anderem das Risiko, dass regionale Krisen auf den Rest der Welt überspringen.
Corona ist ein Beispiel: Was in China anfing, hat nun nahezu die ganze Welt ergriffen. Das Virus trifft insbesondere arme Länder – denn sie haben nicht den nötigen Geldpuffer, um gegenzusteuern.
2. Keine Reserven zum Gegensteuern
Beispielsweise fehlt das Geld, um Hilfen für die bereitzustellen, die durch Corona ihre Existenzgrundlage verloren haben. So warnen die Vereinten Nationen, dass sich die Zahl der Hungernden dramatisch erhöhen, vielleicht sogar verdoppeln könnte.
Und dann erinnern wir uns noch an die Diskussion um die Impfstoffverteilung. Hinzu kommt, dass unterfinanzierte Gesundheitssysteme ohnehin schnell an ihre Limits geraten. Auch das hat die Corona-Krise gezeigt.
3. Mobiles Kapital
Ein weiterer Punkt wird nicht nur, aber häufiger für Entwicklungsländer ein Problem: Kapital ist durch die Globalisierung und Digitalisierung sehr mobil.
Das heißt: International agierende Banken, Versicherungen und Vermögensfonds können in Sekunden Milliardenbeträge in den Finanzmarkt eines Entwicklungslandes investieren. Und genauso schnell können sie das Geld auch wieder abziehen, wenn ihnen das Risiko zu hoch wird.
Gründe für einen Rückzug
Die möglichen Gründe für einen Rückzug sind zahlreich und oft unberechenbar. Vielleicht sorgt ein Ereignis dafür, dass die instabile, politische Lage den Investoren Sorgen bereitet? Oder sie glauben, dass einer Nation doch die Zahlungsunfähigkeit droht. Oder ein Herdentrieb setzt ein: Die Investoren ziehen sich zurück, weil andere das bereits getan haben. Oder ihr Rückzug ist Teil des Plans, weil sie Spekulationen betrieben haben.
In der Corona-Krise haben sich viele Anleger aus den Entwicklungs- und Schwellenländern zurückgezogen, weil sie ihr Geld lieber in sicheren Häfen wie den Industrieländern wissen.
4. Ordentliche Schwankungen
Sowohl Kapitalzuflüsse als auch Kapitalabflüsse können – wenn sie schnell geschehen – zu erheblichen Schwankungen führen: bei den Aktien- und Anleihen, den Immobilien und beim Wechselkurs.
Das schreckt Investoren und Handelspartner ab – denn sie können so nicht langfristig kalkulieren. Die Unsicherheiten sind zu groß. Und die betroffenen Länder setzt das ordentlich unter Druck.
Kredite in anderen Währungen
Insbesondere wenn die Währung stark abwertet, kann das zum Problem werden: Die Sprengkraft liege darin, dass die meisten Länder sich nur in ausländischer Währung verschulden können, erklärt der deutsche Ökonom Hansjörg Herr.
Ihre Kredite werden also in der Regel in der internationalen Leitwährung US-Dollar festgeschrieben.
Oder in einer anderen bedeutenden Währung wie dem Euro, Yen oder dem Pfund. Denn das Weltwährungssystem wird von dieser “kleinen Anzahl von Währungen dominiert” stellt Ökonom Herr fest.
Der Schuldenberg wächst
Das Problem: Wenn die Währung eines Landes nun abwertet, wächst sein Schuldenberg.
Gerade Entwicklungsländer hätten dadurch einen strukturellen Nachteil, “der ihren Entwicklungsprozess zusätzlich erschwert”, so die Ökonomen Johannes Schmidt und Hagen Krämer.
Schauen wir uns das an unserem Beispielland und seiner Neulingswährung an.
Ein Beispiel
Unser Beispielland brauchte vor einiger Zeit Geld. Um einen Kredit zu bekommen, musste es diesen in Fremdwährung aufnehmen. Der Neuling stottert nun also Schulden in Höhe von einer Million US-Dollar ab.
Bisher hat er die Raten für den Kredit immer bezahlt. Momentan läuft es allerdings nicht so rund mit der Wirtschaft, sie schwächelt. Das hat dazu geführt, dass die Neulingswährung abgewertet hat.
Wir erinnern uns: Das ist toll für die Exporte. Nicht nur die Währung, auch die Produkte des Landes sind nun für das Ausland billiger. Aber: Es ist weniger toll für den laufenden Kredit.
Denn nun muss das Land viel mehr von der billig gewordenen Neulingswährung aufbringen als vorher, um die Summe von einer Million US-Dollar zu erreichen und abzustottern. Der Schuldenberg ist also gewachsen.
Nun kann es sein, dass das Land es gar nicht mehr schafft, den Kredit zu bedienen. Dann ist es faktisch pleite.
Kredite: Wer arm dran ist, muss viel zahlen
Um an Geld zu kommen, kann ein Land auch sogenannte Staatsanleihen herausgeben. Dann verpflichtet es sich, seinen Investoren den Betrag nach einem bestimmten Zeitraum zurückzuzahlen. Plus Zinsen, versteht sich. Oder das Land borgt sich Kapital bei anderen Staaten. Auch plus Zinsen.
Gerade die Nationen, die in der Klemme stecken, können sich allerdings häufig nur zu teuren Konditionen Geld leihen.
Denn: Bestehen für die Geldgeber Zweifel daran, dass sie ihr Geld nach Fristablauf zurückbekommen, verlangen sie höhere Zinsen. Es wird also teuer für den Kreditnehmer, wenn das Vertrauen in seine Zahlungsfähigkeit gering ist.
Auswirkungen auf die Politik
Das Kreditgeberland schlägt dann gewissermaßen Kapital aus der schwierigen Lage des Kreditnehmers. Ein viel diskutiertes Beispiel: Deutschland stand in der Kritik dafür, sich in der Eurokrise an Griechenland zu bereichern.
Zudem hat der Kreditgeber gegenüber dem Kreditnehmer ein Druckmittel. Das kann Auswirkungen auf (wirtschafts-)politische Entscheidungen haben.
Bespiel China und Ostafrika
So ist China schon seit Jahren in Afrika, insbesondere in den ostafrikanischen Staaten, mit Infrastrukturprojekten aktiv. Die Chinesen haben ihr eigenes Geld investiert, haben aber vor allem Kredite für Straßen, Häfen und Energietrassen vergeben.
Die Meinungen darüber sind in der Öffentlichkeit gespalten. Die einen sagen, China habe die afrikanischen Länder einfach nur als Wachstumsmarkt erkannt. Die anderen befürchten, dass China Kontrolle ausüben könnte, wenn die Staaten ihre Schulden nicht begleichen können. Böse Zungen sprechen gar von einer modernen Form der Kolonialisierung.
Kredite: IWF und Weltbank
Länder können – wenn sie sich an Auflagen wie strikte Sparprogramme halten – auch von der Weltbank und dem Internationale Währungsfonds (IWF) Kredite erhalten. Beide sind Sonderorganisationen der Vereinten Nationen.
Das Vorgehen der beiden Institutionen ist nicht unumstritten. Viele Forscher sind der Meinung, dass IWF und Weltbank mit ihrem Eingreifen oft mehr Schaden anrichten, als Nutzen stiften.
Die reichen Staaten dominieren
Der deutsche Soziologe Jens Greve sagt, einige der politischen Entscheidungen hätten sich für Entwicklungsländer als “verheerend” erwiesen. Sozialökonom Ralf Ptak und Kollegen werfen den Institutionen vor, dass sie in den 80er-Jahren Entwicklungsländer in den Weltmarkt gedrängt hätten – ohne dass diese dort hätten bestehen können.
Volkswirtschaftler Wolfgang Flic erklärt, dass insbesondere der IWF von US-Regierungen dazu genutzt wurde, "amerikanische Finanzinteressen durchzusetzen.“ Denn die USA zahlen viel in den Fonds ein – und wer viel einzahlt, hat auch viele Stimmanteile bei Entscheidungen.
Beide Institutionen würden von den reichen Staaten dominiert, resümiert Soziologe Greve. In welchem Ausmaß das zu “systematischen und anhaltenden Ungleichheitseffekten” beiträgt, sei aber nicht leicht zu bestimmten.
Die Armutsfalle
Es gibt also eine Vielzahl von Gründen, die es Entwicklungsländern schwer machen, Überschüsse zu erwirtschaften – die sie in Bildung, Infrastruktur oder Gesundheit investieren können. Aus dieser Armutsfalle können sie sich nur schwierig selbst befreien, sagt der US-Ökonomen Jeffrey Sachs.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Es gibt noch viele andere Gründe und Thesen dafür, warum Länder arm sind
Institutionen, keine Ausbeutung
Laut dem MIT-Professor Daron Acemoglu und seinem Harvard-Kollegen James Robinson erreichen Länder Wohlstand, wenn sie über sogenannte inklusive Institutionen verfügen. Das sind keine Institutionen im wörtlichen Sinne, sondern Bedingungen:
- individuelle Rechte wie die Freiheit der Berufswahl, Recht auf Eigentum
- wenig gesteuerte Märkte, öffentliche Dienstleistungen und sichere Eigentumsrechte
“Der Westen war der Erste, der Institutionen hatte, die den inklusiven nahekommen”, sagt Ökonom Acemoglu. “Das ist die Wurzel des Wohlstands Europas.”
Chancen und Anreize
Inklusive Institutionen verhindern, dass sich Einzelne ohne Nutzen für die Gesellschaft bereichern können – und sorgen dafür, dass jeder eine Chance auf Wohlstand hat. Sie setzen Anreize dafür, sich zu bilden, Leistung und Innovationen zu erbringen, zu investieren.
Sie sind auch der Grund dafür, dass in Europa wirtschaftliche und technische Erfindungen systematischer entwickelt worden sind, meint Wirtschaftshistoriker David Landes: Hier seien die Eigentumsrechte ausgeprägter gewesen als andernorts.
Armut in ausbeuterischen Systemen
Autoritäre, ausbeuterische Systeme sind dagegen der Hauptgrund dafür, dass Nationen arm sind, sagen Acemoglu und Robinson.
In ihnen hat eine kleine Elite die Kontrolle über Politik und Wirtschaft – und sorgt dafür, dass sie diese behält. Viele arme Länder wie Simbabwe oder Nicaragua haben eine Diktatur.
Ein (nicht zu) starker Staat
Auch Chinas wirtschaftlicher Aufstieg kann nicht von Dauer sein, meinen Acemoglu und Robinson: Die politischen Reformen fehlen. “Es gibt keine Freiheit, aber massive Investitionen in Technologien und Forschung”, erläutert Acemoglu in einem Interview.
China sei damit der erste despotische Staat, der probiert, ein technologischer Anführer zu werden. Der Ökonom glaubt allerdings nicht daran, dass die Strategie von Erfolg gekrönt ist: “Es gibt große Spannungen im System.”
Es ist also ein Spagat: Für Wohlstand braucht es einen starken Staat, der inklusive Institutionen bereitstellt. Zu stark darf er aber auch nicht werden – sonst wird er schnell zum ausbeuterischen System. Die Gesellschaft muss den Staat kontrollieren, sagt Acemoglu.
Nur so werden und bleiben Investoren und Unternehmer aktiv. In einem korrupten oder intransparenten System halten sie sich dagegen zurück.
Bildung, Infrastruktur und Technologie
Weltbank-Ökonom Tim Harford sieht vor allem eine Kombination aus drei Faktoren als Bedingung für Wohlstand:
- technologische Ressourcen wie Maschinen
- menschliche Ressourcen wie Bildung
- Faktoren, die von Menschenhand geschaffen wurden wie Infrastruktur
Der Soziologe Johannes Berger plädiert dafür, insbesondere dem Thema Technologie mehr Raum bei der Diskussion um globale Ungleichheit einzuräumen. “Entwicklungsunterschiede sind zu einem großen Teil technologisch bedingt”, sagt er.
Hier kommen wir allerdings wieder zum Punkt der fairen Spielregeln: Informatik-Professor Franz Josef Radermacher bemängelt, dass gerade “das Innovationspotenzial der ärmeren Welt teilweise regulativ behindert” wird.
Damit würde die reiche Welt in ihrer privilegierten Situation geschützt – denn so gibt es weniger Konkurrenz bei Forschung und Entwicklung.
Gemäßigtes Klima
Acemoglu und Robinson nennen einen weiteren, möglichen Grund für Armut: die Geografie-Hypothese. Sie besagt, dass eher Länder mit gemäßigtem Klima zu Wohlstand kommen.
Diesen Gedanken hatte schon der französische Philosoph Montesquieu. Allerdings klingt seine Begründung heute – gelinde gesagt – schwer klischeebehaftet: Die Menschen in wärmeren Ländern würden lieber faul in der Sonne liegen als arbeiten.
Aber: Singapur als tropisches Land ist wohlhabend. Und die Hypothese erklärt auch nicht, warum es in den Nachbarländern Nord- und Südkorea gravierende Unterschiede beim Wohlstand gibt.
Allerdings lässt sich nicht von der Hand weisen, dass ein gemäßigtes Klima von Vorteil ist: Landwirte müssen nicht um ihre Ernten fürchten, Parasiten – und damit auch Krankheiten – können sich nicht so gut verbreiten.
Segen und Fluch der Ressourcen
Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz bringt noch einen weiteren, geografischen Aspekt ins Spiel: Manche Länder haben den Vorteil, dass sie über Rohstoffe wie Öl oder Gas verfügen.
Der Segen kann aber zum Fluch werden: Viele Nationen machten sich von ihren Reserven abhängig. Schwankt der Preis dafür, gerate die gesamte Wirtschaft des Landes ins Wanken.
Arbeitsmoral
Einen anderen Aspekt, der über das wirtschaftliche Wohl und Wehe einer Nation entscheiden soll, bezeichnen Acemoglu und Robinson als Kultur-Hypothese.
Der Historiker David Landes kann als ein Verfechter gelten. Als Beispiel führt Landes eine geistige Strömung im 16. Jahrhundert an: den Calvinismus, der eine neue Arbeitsmoral hervorbrachte.
Die Lehre des Theologen Johannes Calvin prägte nachhaltig die reformierte Kirche; Fleiß und Arbeitseifer waren ein Teil davon. Wohlstand mit Gottes Segen gewissermaßen.
Auch in anderen wohlhabenden Nationen lässt sich so eine Kultur beobachten, sagte Landes: Für die Japaner sei Arbeit beispielsweise wie eine heilige Pflicht.
Auch Berger betont, wie wichtig die kulturelle Umgebung ist – für technischen Fortschritt. Wenn er von Dauer sein soll, müsse die Kultur dazu ermutigen, die “Grenzen vorhandenen Wissens zu überschreiten”.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Es gibt einige Vorschläge, wie arme Länder wohlhabender werden können
Raus aus der Armutsfalle
Würde Entwicklungshilfe zielführend eingesetzt, würde es die reichen Länder der Welt laut dem US-Ökonomen Jeffrey Sachs weniger als ein Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts kosten, die extreme Armut in der Welt zu beenden. Sachs fordert zudem einen Schuldenerlass für afrikanische Länder, damit sie eine Chance haben, sich aus der Armutsfalle zu befreien.
Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz spricht sich indes gegen einen Schuldenerlass aus. Erlässt man Schulden einfach, werde es für Länder erst attraktiv, Kredite aufzunehmen, die sie gar nicht bezahlen können.
Es solle lieber eine internationale Insolvenzagentur geben, die Staaten hilft, ihre Schulden umzustrukturieren.
Der Rahmen muss stimmen
Damit Länder der Armutsfalle entrinnen und einen wirtschaftlichen Aufschwung schaffen können, müssen sie nicht nur Schulden abbauen. Sie müssen auch sinnvoll in ihre Zukunft investieren.
Solche Investitionen bringen allerdings nichts, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, mahnt der deutsche Volkswirt Gundlach. Zum Beispiel kann eine instabile politische Lage die positiven Effekte abwürgen.
Zudem werden die ärmeren Länder ihr Wachstumspotenzial nicht nutzen können, wenn das Bevölkerungswachstum das Wirtschaftswachstum “auffrisst”. In ärmeren Ländern sind Familien häufiger kinderreich; die Gründe sind vielfältig.
Laut US-Ökonom Sachs resultiert aus der Demografie dann wiederum ein Problem für den Bildungsstand: Familien mit vielen Kindern können es sich häufig nicht leisten, alle zur Schule zu schicken.
Medikamente billiger machen
Um die Medikamentenknappheit in ärmeren Ländern zu verringern, schlägt Stiglitz sogenannte Zwangslizenzen vor.
Die Entwicklung von neuen Wirkstoffen ist teuer. Pharmaunternehmen sollen das Geld dafür wieder reinholen können – deshalb können sie sich ihre Wirkstoffe patentieren lassen. Dieser Schutz verbietet es Dritten, das Präparat ohne Zustimmung des Pharmaunternehmens herzustellen und zu vertreiben.
Aber: Dieser Patentschutz kann im öffentlichen Interesse aufgehoben werden – unter strengen Bedingungen. Das wird bei Corona-Medikamenten diskutiert.
Ein weiteres Beispiel ist ein Krebsmedikament des Bayer-Konzerns, um das vor einigen Jahren in Indien gestritten wurde: Das indische Patentamt hatte einem heimischen Hersteller für mehrere Jahre eine Lizenz zugesprochen, damit dieser den Bayer-Wirkstoff für den indischen Markt produzieren kann – gegen den Willen von Bayer.
Nach Angaben der Organisation “Ärzte ohne Grenzen” ist der Preis für das Krebsmedikament dadurch um 97 Prozent gesunken.
Handelsbarrieren abbauen
Joseph Stiglitz fordert zudem, Handelsbarrieren wie Zölle abzubauen. Die EU erhebt beispielsweise für viele Entwicklungsländer nur geringere oder keine Einfuhrzölle.
Wenn es um Agrarprodukte geht, bemängelt Stiglitz, hilft das aber nur wenig – schließlich subventioniert die EU weiterhin ihre Landwirte. Auch die Subventionen müssten also abgebaut werden.
Die Dollar-Dominanz überwinden
Einige Schwellenländer – allen voran China – wollen die Dominanz der Leitwährung Dollar überwinden. Die chinesische Regierung schließt daher Handelsabkommen zunehmend in seiner Landeswährung Renminbi ab.
Das tut sie auch, um den Renminbi als neue Weltwährung in Position bringen. Einige Ökonomen befürworten das – sofern es neben dem Renminbi noch weitere Leitwährungen gäbe.
Der deutsche Ökonom Hansjörg Herr sieht aber auch ein Problem: Wenn es verschiedene Leitwährungen gibt, könnten Anleger noch stärker von einer zur nächsten Währung springen – je nachdem, welche Wirtschaftspolitik ihnen gerade besser passt.
Wenn sich vermögende Investoren so verhalten, kann es zu Turbulenzen kommen – unter anderem bei den Wechselkursen. “Dies wäre ein Szenario, in dem kein Land der Welt eine gute international stabile Währung zur Verfügung stellt”, resümiert Herr.
Wie wär’s mit einer Weltwährung?
Joseph Stiglitz ist ein Verfechter einer “Weltwährung”, die von einer internationalen Organisation herausgegeben würde. Diese Kunstwährung wäre kein Spekulationsobjekt und wie ein fester Referenzwert.
Sie könnte damit dabei helfen, unterbewertete Währungen zu identifizieren. Insbesondere den Exportnationen Deutschland und China wird immer wieder der Vorwurf gemacht, ihren Wechselkurs künstlich kleinzuhalten, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
Allerdings müsste man sich politisch auf solch eine Weltwährung einigen. Und eine Menge Regeln aufstellen, wer genau sie wie herausgeben soll.
Narrative ändern
Es gibt auch kritische Stimmen, die anmerken, dass die Diskussion nur innerhalb eines bestimmten Weltbildes geführt wird und daher bestimmte Lösungen von vorne herein ausgeschlossen würden. “Ungleichheit ist keine wirtschaftliche oder technologische, sie ist eine ideologische und politische Ungleichheit”, sagt Thomas Piketty.
Die meisten Gesellschaften würden Ungleichheit damit begründen, dass sie auf unterschiedliche Leistungen zurückzuführen ist. Zudem steht privates Eigentum unter unbedingtem Schutz.
Debatten über Umverteilung würden dagegen abgeschmettert – wenn man einmal damit beginnen würde, fände man kein Ende mehr. Im Zweifel würde dann auf das Scheitern des Kommunismus verwiesen.
Der Westen ist kein Vorbild mehr
US-Ökonom Daron Acemoglu empfiehlt dem Westen vor allem, “auf sich selbst zu schauen”. Denn die Länder seien keine Vorbilder mehr: “Die Globalisierung droht, reiche Länder mit armen Menschen hervorzubringen”, stellt auch Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz fest.
Viele Forscher sind der Ansicht, dass die Ungleichheit in den letzten 20 Jahren zwischen den Ländern abgenommen hat, während sie innerhalb der Industrieländer gestiegen ist. Soziologe Berger gibt allerdings zu bedenken, dass der Effekt schwach ausgeprägt ist – zumal Ungleichheit statistisch schwierig zu erfassen ist.
Die Gefahren von Ungleichheit sind dafür unbestritten: Sie kann die Gesellschaft spalten, für soziale und politische Polarisierung sorgen. “Wir müssen Möglichkeiten für die Verlierer von Globalisierung und Automatisierung schaffen. Das ist fast nirgendwo passiert”, fordert Acemoglu daher.
Umverteilen – aber wie?
Sind Debatten über Umverteilung, wie Piketty sie fordert, also die Lösung? Zumindest fordern viele Ökonomen höhere Steuern, beispielsweise für Reiche oder auf Erbschaften, um innerhalb der Länder umzuverteilen.
Auch globale Finanzregister, damit Geld nicht mehr in Steueroasen geschafft werden kann, sind eine Idee. Andersherum könnten Geringverdiener von Steuerbefreiungen profitieren.
Um innerhalb der EU umzuverteilen, wären Transferzahlungen von den reichen in die ärmeren Länder wünschenswert, meint der deutsche Ökonom Gustav Horn. So, wie es zwischen den deutschen Bundesländern bereits beim Länderfinanzausgleich geschieht. Allerdings scheinen solche Zahlungen politisch nicht durchsetzbar, bedauert der Wirtschaftswissenschaftler.
Das gilt dann wohl auch für Umverteilung auf dem ganzen Globus. Die bräuchte es aber, wenn wir es irgendwann in eine neue Wirtschaftsordnung schaffen sollten, um dem Problem Klimawandel entgegenzuwirken.
Können wir unsere Art zu wirtschaften ändern? Darüber hier mehr.
Autorin: Claudia Wiggenbröker
Was würde passieren, wenn die Arbeiter der Ärmeren Länder plötzlich einen Stundenlohn wie wir haben verlangen? Minenarbeiter, Landwirtschaftsarbeiter, Banenenpflücker, Fischer, Fabrikarbeiter usw. Wenn die Produkte hier dann gleich 30x so Teuer sind?
Es würde das richtige passieren: Der politische Westen würde endlich mal Wohlstand und Einfluss verlieren.
Dann würden wir weniger Geld haben von unseren ganzen Geld. Wir würden nicht mehr so verwöhnt werden… Dafür würde es anderen Leuten auf der welt besser gehen(: