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Neuer Trend
Das bringt Dopamin-Fasten wirklich
Smartphone und Internet haben uns mittlerweile fest im Griff – auch weil sie bei uns Dopamin-Schübe auslösen. Dopamin-Fasten soll uns vor der Reizüberflutung schützen. Klappt das?
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Dopamin-Fasten liegt im Trend
Ziel des Dopamin-Fastens ist es, durch den Reizentzug einer Überstimulation des Gehirns entgegenzusteuern. "Unser Gehirn schüttet Dopamin aus, wenn es sich in einer Erwartungshaltung befindet“, erklärt Martin Korte, Neurobiologe an der TU Braunschweig. "Dopamin ist das Erwartungshormon.“ Wer also beispielsweise ein Foto auf Instagram postet und sich auf die Likes freut, bei dem wird Dopamin ausgeschüttet.
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Dopamin triggert den Belohnungsmechanismus
Wird die Erwartung dann bedient, schüttet der Körper zusätzlich Endorphine und körpereigene Opiate aus. Dopamin triggert also den Belohnungsmechanismus im menschlichen Körper. "Man konditioniert sich schnell selbst dazu“, sagt Korte. Gerade in der heutigen durchdigitalisierten Welt verfällt man überall dem Drang nach Dopamindosen – von Likes bei Facebook oder Instagram bis hin zum Streamen von Serien bei Netflix oder Amazon Prime.
Beim Dopamin-Fasten wird versucht, die eigene Erwartungshaltung zu drosseln, das Belohnungssystem auszubremsen und so die Stimulation zu verhindern. Erfinder ist der Psychologe Cameron Sepah von der University of California in San Francisco. Sepah ist überzeugt, dass sich das Gehirn so erst richtig von den Reizen erholen kann.
Immer stärkere Reize für das gleiche Glücksgefühl
Denn die Jagd nach Dopamin-Ausschüttung ist auch eine Jagd nach Glücksgefühlen. "Diese Glücksgefühle werden immer wieder gesucht“, erklärt Wissenschaftler Korte. "Aber je häufiger das passiert, desto geringer ist die Ausschüttung.“ Die Folge: Es werden immer stärkere Reize benötigt, um das gleiche Glücksgefühl zu empfinden. Darum sollte man beim Dopamin-Fasten nach Einschätzung von Sepah in definierten Zeitabschnitten vollständig auf Angewohnheiten mit hohem Suchtpotenzial verzichten. Das können ein paar Stunden am Tag sein, aber auch ein Wochenende oder eine ganze Woche.
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Darum müssen wir drüber sprechen:
Reizüberflutung ist ein Problem des digitalen Zeitalters
Auch Psychologen empfehlen Strategien gegen die ständigen Stimulationen. "Das Herstellen einer reizarmen Umgebung halte ich in einer stressreichen Welt für sehr sinnvoll“, erklärt Roman Liepelt, Leiter des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie an der Fernuniversität in Hagen. "Wir haben verschiedene Aufmerksamkeitsnetzwerke – eins für die äußere Welt und eins für unsere innere Welt“, erläutert der Psychologe.
Wir können nicht mehr mit Langeweile umgehen
Normalerweise wechseln wir zwischen diesen Netzwerken häufig und schaffen somit einen Ausgleich. "Wenn wir nichts tun, beschäftigen wir uns mit uns selbst und nutzen unser inneres Netzwerk“, so Liepelt. Doch durch die vielen äußeren Reize in der digitalisierten Welt kämen wir viel seltener dazu. Das mache es schwieriger, Erlebtes zu verarbeiten und richtig einzuordnen. Die Folge: Wir können abstumpfen und reagieren nur noch auf äußere Reize, ohne Dinge tatsächlich zu durchdenken. "Viele Menschen können heutzutage nicht gut mit Langeweile umgehen“, sagt auch Suchttherapeut Christian Groß. Damit wir das wieder lernen, sind Pausen von dopaminreichen Phasen wichtig.
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Und jetzt?
Den Lebensstil langfristig verändern
Neurobiologe Korte empfiehlt darum, den eigenen Lebensstil grundsätzlich zu hinterfragen und bei Bedarf zu ändern. Beispielsweise schauten viele von uns zu häufig am Tag aufs Smartphone. Klare Regeln, wann wir auf reizstimulierende Technologien verzichten, können helfen. Beispielsweise beim Essen oder vor dem Schlafengehen.
Dopamin-Fasten besser nicht zu extrem
Suchttherapeut Christian Groß hat die Sorge, dass mit dem Dopamin-Fasten ein neuer Trendbegriff definiert wird, der dann ins andere Extrem führt. "Macht man das zu exzessiv, kann man auch in depressive Episoden abrutschen“, so der Therapeut. Generell sei der Umgang damit aber eine sehr individuelle Sache. "Genau wie bei der Ernährung muss jeder für sich überlegen, welche Form der Lebensgestaltung sinnvoll und gesund ist“, sagt Groß. Dann lässt sich ein Jo-Jo-Effekt, wie beim Nahrungsfasten, verhindern.
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Vielen Dank für diesen informativen Beitrag! Er hat Licht in ein Thema gebracht, das ich nur mit Mühe verstanden habe. Ihr Schreibstil ist fesselnd und die Informationen sind klar dargestellt. Großartige Arbeit!
Besser nicht zu extrem – Wir können uns nicht mehr mit uns selbst beschäftigen. Einfach mal spazieren gehen, sich Abends hinsetzen und für 10 Minuten einfach ruhig sein oder sei es nur auf´s Klo zu gehen und dabei nicht am Handy zu spielen. Exrem wäre es schon für die meisten… Weiterlesen »
Jetzt wo ich diesen Beitrag gelesen habe, stelle ich infrage ob ich es bisher richtig gemacht habe, obwohl es nur richtig sein kann, da ich schon seit meiner damaligen Behandlung keine Symptome mehr von einen Dopamin-Überschuss hatte. Dieser Beitrag kann somit auch irreführend sein, beschäftigt er sich einzig mot den… Weiterlesen »
Der Artikel beschreibt die Tachyphylaxie, keinen Dopaminmangel.