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Corona: Sind Klimaanlagen Virusschleudern?
Können Klimaanlagen gefährlich sein, weil sie die Coronaviren im Raum verbreiten? Bei schlechten Lösungen schon, doch in Deutschland können moderne Anlagen das Infektionsrisiko sogar senken.
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Inhalt
- Verbreiten Klimaanlagen das Coronavirus?
- Worauf sollte man bei Klimaanlagen achten?
- Welche Gefahr geht beim Coronavirus von Aerosolen aus?
- Was tun gegen das Coronavirus in Räumen ohne Klimaanlage?
- Wie gut schützen Klimaanlagen im Flugzeug vor Corona?
- Wie gut schützen Klimaanlagen im Zug vor Corona?
- Corona im Auto: Klimaanlage an oder aus?
- Können Filter in Innenräumen Viren aus der Luft filtern?
- Kann ein HEPA-Filter die Corona-Gefahr komplett bannen?
- Können HEPA-Filter eine Lösung für Klassenräume und Restaurants sein?
- Was bringen CO2-Ampeln in Schulen?
- Verbreiten Klimaanlagen das Coronavirus?
- Worauf sollte man bei Klimaanlagen achten?
- Welche Gefahr geht beim Coronavirus von Aerosolen aus?
- Was tun gegen das Coronavirus in Räumen ohne Klimaanlage?
- Wie gut schützen Klimaanlagen im Flugzeug vor Corona?
- Wie gut schützen Klimaanlagen im Zug vor Corona?
- Corona im Auto: Klimaanlage an oder aus?
- Können Filter in Innenräumen Viren aus der Luft filtern?
- Kann ein HEPA-Filter die Corona-Gefahr komplett bannen?
- Können HEPA-Filter eine Lösung für Klassenräume und Restaurants sein?
- Was bringen CO2-Ampeln in Schulen?
Artikel Abschnitt: Verbreiten Klimaanlagen das Coronavirus?
Verbreiten Klimaanlagen das Coronavirus?
Was ist aber mit Räumen, wo das nicht geht? Etwa in klimatisierten Büroräumen, wo man die Fenster nicht öffnen kann? Oder in Restaurants, in denen eine Klimaanlage läuft? Pusten die Anlagen die Viren vielleicht auch noch durch den ganzen Raum und machen sie besonders gefährlich?
Gute Klimaanlagen verdünnen Corona-Konzentration
Für Anlagen in Deutschland trifft das nicht zu, bestätigen Branchenverbände, das Umweltbundesamt (UBA) und das Robert-Koch-Institut (RKI). Auch Dirk Müller, Professor für Gebäude- und Raumklimatechnik an der RWTH Aachen, hält das Risiko von Klimaanlagen für gering – wenn es sich um professionell installierte und gewartete Anlagen mit Frischluftzufuhr handelt:
"Lüftungs- und Klimaanlagen stellen sicher, dass alle vorliegenden Belastungen in der Raumluft verdünnt werden. Dadurch kann auch die Gefahr einer möglichen Übertragung von Viren durch Aerosole gemindert werden. Ein Abschalten der Anlagen kann hingegen zu einer Erhöhung der Konzentration von Viren in der Atemluft führen“.
Seit die Sommermonate in Deutschland durch den Klimawandel immer wärmer werden, nimmt auch die Zahl der professionell installierten Geräte in privaten und kleinen gewerblichen Betrieben zu. Nach Angaben des "Fachverbands Gebäude-Klima“ jährlich um 10 Prozent auf derzeit 250 000 Geräte pro Jahr.
Schlechte Klimaanlagen: Viren im ganzen Raum verteilt
Klimaanlagen sind aber nicht per se und in allen Ausführungen ungefährlich. Wie Klimaanlagen beim Coronavirus unter Umständen doch zum Problem werden können, haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in China beschrieben. Sie untersuchten, wie in einem Restaurant in der Stadt Guangzhou eine einzelne infizierte Person gleich mehrere andere Menschen anstecken konnte – sogar an den Nachbartischen.
Dabei half vermutlich die dortige Klimaanlage. Ihr Gebläse erzeugte in dem Restaurant einen starken kreisförmigen Luftstrom, der kleine Tröpfchen mit Coronaviren von Tisch zu Tisch transportieren konnte.
Wenn eine solche kräftig blasende Klimaanlage dazu noch keine oder nur eine schwache Frischluftzufuhr hat, strömt die Luft mit den Viren sogar mehrfach an den Gästen vorbei. Und so könnte dann durch die Klimaanlage das Infektionsrisiko steigen. So zumindest das Fazit der chinesischen Wissenschaftler.
Artikel Abschnitt: Worauf sollte man bei Klimaanlagen achten?
Worauf sollte man bei Klimaanlagen achten?
Die Vorteile der in Deutschland üblichen Klimaanlagen moderner Bauart sind:
- Die Luftströmung ist so geplant, dass die ausgeatmete Luft nicht laufend durch den ganzen Raum gewirbelt wird. Sie wird stattdessen möglichst direkt von den Personen weg nach oben (oder je nach System nach unten) den Abluftsystemen zugeführt – durch eine konstante, aber kaum bemerkbare Luftbewegung.
- Die Klimaanlage führt ständig frische Luft zu. So kann sich verbrauchte Luft, die Viren enthalten könnte, nicht anreichern. Denn die Klimaanlage sorgt für einen ständigen Luftaustausch.
Claus Händel, technischer Referent des Fachverbands Gebäude-Klima: "An erster Stelle steht bei Klima- und Lüftungsanlagen in Deutschland die Frischluftversorgung. Besonders in Räumen, in denen man mit vielen Personen rechnen muss, etwa in Büros, Hotels und in der Gastronomie. Mit richtig dimensionierten, professionell errichteten und gewarteten Klima- und Lüftungsanlagen werden eventuell vorhandene Keime sicher und automatisch abgeführt und gefiltert."
Feuchte Luft bremst Virenausbreitung
Ein weiterer Vorteil: In den Wintermonaten sorgt die Klimaanlage dafür, dass die Luft durch die Heizsysteme nicht zu trocken wird. Und feuchtere Luft behindert zusätzlich die Ausbreitung besonders feiner Tröpfchen aus der Atemluft, der sogenannten Aerosole. Diese können die Viren zumindest potenziell mehrere Meter weiter über den üblichen Corona-Sicherheitsabstand von 1,5 bis 2 Meter hinaus transportieren.
Artikel Abschnitt: Welche Gefahr geht beim Coronavirus von Aerosolen aus?
Welche Gefahr geht beim Coronavirus von Aerosolen aus?
Kleinere Tröpfchen, etwa in der Atemluft, werden als Aerosole bezeichnet: Sie sind kleiner als 5 Mikrometer, also kleiner als fünftausendstel Millimeter. Und weil sie besonders leicht sind, können sie prinzipiell über Stunden in der Luft schweben. In Laborversuchen zeigte sich, dass SARS-CoV-2 in Aerosolen bis zu drei Stunden infektiös bleiben können.
Deshalb sehen Virologen in den Aerosolen zumindest theoretisch ein hohes Infektionspotenzial bei Coronaviren. Einzelfallstudien wie in dem Restaurant in China scheinen das zu bestätigen. Auch bei einer Chorprobe in den USA konnte nachgewiesen werden, dass ein einzelner infizierter Sänger in ein paar Stunden viele andere Chormitglieder ansteckte, auch wenn sie nicht in der unmittelbareren Nähe zum Infizierten gestanden hatten.
Aerosole: Weitere Studien fehlen noch
Der deutsche Virologe Christian Drosten hält es sogar für möglich, dass über 40 Prozent der Coronainfektionen auf Aerosole zurückgehen könnten. Doch derzeit fehlt es noch an mehr und umfangreicheren Studien in Alltags-Situationen, die genauer belegen, wie stark und unter welchen Umständen die Aerosole Menschen tatsächlich infizieren. Diese Studien wären aber wichtig für die Überlegungen zu neuen Schutzmaßnahmen – zum Beispiel für Innenräume ohne Klimaanlage.
Artikel Abschnitt: Was tun gegen das Coronavirus in Räumen ohne Klimaanlage?
Was tun gegen das Coronavirus in Räumen ohne Klimaanlage?
Denn frische Luft sorgt bei den Aerosolen für einen Verdünnungseffekt. Und zumindest in den kommenden Sommermonaten ist Lüften durch die Fenster oft eine einfache Lösung.
Ventilatoren: Bei richtigem Einsatz können sie helfen
Ventilatoren sollten dabei aber, wenn überhaupt, nur sehr umsichtig zur Unterstützung der Frischluftzufuhr eingesetzt werden. Und zum Beispiel nicht im Mehrpersonenbüro zur Kühlung als Gebläse direkt am Schreibtisch, sodass auch die Kolleginnen und Kollegen direkt mit angeblasen werden.
Der Virologe Christian Drosten hat stattdessen vorgeschlagen, dass etwa in Kindertagesstätten und Schulen die Pädagogen am geöffneten Fenster einen großen, aber eher schwach eingestellten Ventilator aufstellen und die Türen einen Spalt offen halten.
So könnte ein eher sanfter, aber konstanter Luftaustausch durch die offenen Fenster unterstützt werden. Und das wäre laut Christian Drosten beim Thema Aerosole der entscheidende Vorteil - sogar gegenüber dem möglichen Nachteil einer leichten Zugluft, die ein Ventilator am Fenster erzeugen könnte – und besser als ein geschlossener Klassenraum, in dem sich Aerosole von Schülern und Lehrern immer weiter ansammeln.
Artikel Abschnitt: Wie gut schützen Klimaanlagen im Flugzeug vor Corona?
Wie gut schützen Klimaanlagen im Flugzeug vor Corona?
Und: Die Klimaanlagen in Flugzeugen werden seit Jahrzehnten so konzipiert, dass sie Infektionsgefahren im Passagierraum erfolgreich entgegenwirken können.
Allerdings: Aus Sicht einiger Strömungsforscher und Virologen ist derzeit noch nicht abschließend geklärt, ob die Klimasysteme in Flugzeugen auch im Nahbereich der unmittelbaren Sitznachbarn ausreichend vor Coronaviren schützen.
Nach Auskunft der Flugzeughersteller und Fluggesellschaften ist das Fliegen sicher, selbst bei vollbesetzten Maschinen – besonders wenn die Passagiere Schutzmasken tragen. Und es gibt auch Forschungsarbeiten, die diese Position unterstützen. Trotzdem braucht es hier noch weitere Studien.
Sicherheit nur, wenn die Klimaanlage im Flieger läuft
Einig sind sich alle Flugexperten aber schon jetzt in einem Punkt: Wenn die Klimaanlage im Flugzeug nicht liefe, gäbe es ein massives Problem. Denn dann stiege die Infektionsgefahr garantiert, weil die Viren sich ein einer vollbesetzten Passagierkabine in der Luft ansammeln und überall hin verteilen könnten.
Dies haben frühere Einzelfallstudien bestätigt. Diese haben gezeigt, dass bei Flugzwischenfällen, bei denen die Klimaanlage über Stunden nicht lief, tatsächlich ein erhöhtes Influenza-Infektionsrisiko entstand.
In Flugzeugen ist deshalb eine konstante Lüftung nicht nur zur Sauerstoffzufuhr notwendig, sondern auch, um möglicherweise virenbelastete Luft ständig gegen Frischluft oder gesäuberte Luft auszutauschen.
In heutigen Flugzeugen wird von den Klimaanlagen nicht zu 100 Prozent Frischluft nachgeführt, sondern ein Teil der Luft (variabel, meist um die 40 bis 50 Prozent) wird "rezirkuliert". Das bedeutet: Dieser Luftanteil wird aus der Kabine herausgesogen, dann durch sehr hochwertige Filter (sogenannte HEPA-Filter) gereinigt und danach wieder der Kabine zugeführt. Diese HEPA-Filter sind so konstruiert, dass sie selbst Viren aus der Luft herausfiltern, und damit theoretisch auch Coronaviren.
Laufen die Klimaanlagen im Flugzeug die ganze Zeit?
Aber selbst die beste Klimaanlage kann nur wirken, wenn sie tatsächlich in Betrieb ist. Auch beim Einstieg und Ausstieg der Passagiere oder bei ungeplanten Wartezeiten auf dem Flughafen vor der Startbahn. Und dort darf dann nicht gespart werden: Denn die Frischluftzufuhr wird entweder über die Haupttriebwerke, auf den Flughäfen aber auch über die APUs (Auxiliary Power Units), also die Hilfstriebwerke, betrieben.
Da die Frischluftzufuhr dann auch zum Kerosinverbrauch beiträgt, wurde vor der Coronazeit in Flugzeugen auf dem Flughafen nicht immer durchgängig Frischluftzufuhr betrieben - allerdings auch aus Lärmschutzgründen.
In Coronazeiten gelten nun andere Prioritäten. Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty erklärt: "Die Luftversorgung der Kabine hat in der aktuellen Situation unbedingte Priorität vor der Überlegung, Kerosin zu sparen oder Lärm zu vermeiden.“ Lufthansa betreibt nun nach eigenen Angaben die Frischluftzufuhr durchgehend. Wo auf Flughäfen stehende Flugzeuge die APUs aus Umweltschutzgründen nicht betreiben dürfen, werde die Frischluft "bodenbasiert" über Schläuche zugeführt. Und: Unabhängig davon läuft das Rezirkulierungssystem, also die Umwälzung und Filterung der bestehenden Kabinenluft, konstant durch.
Ob alle Fluggesellschaften diesem Beispiel so konsequent folgen? Das neue EU-Flugsicherheitsprotokoll zu Covid-19 vom Mai 2020 empfiehlt hier nur: Die Fluggesellschaften sollten sicherstellen, dass Passagiere nicht länger als 30 Minuten ohne Frischluftzufuhr in der Kabine sitzen.
Tröpfchen vom Sitznachbarn trotz Klimaanlage?
Es gibt dennoch weiterhin auch warnende Einschätzungen: So verweist der US-Strömungs-Experte Qingyan Chen auf seine Computer-Simulationsstudien, die zeigten, dass auch bei laufender Klimaanlage Tröpfchen eines Passagiers die Nachbarsitze erreichen können.
Aus seiner Sicht vielleicht eine Erklärung für eines der dramatischsten bislang nachgewiesenen Infektionsgeschehen während eines Fluges: die Infizierung von 20 Passagieren mit dem SARS-Virus am 21. Februar 2003 bei einem Flug von Hongkong nach Taipeh durch nur einen einzigen infizierten Mitreisenden.
Und der deutsche Virologe Alexander Kekulé vermutet: "Wenn natürlich jemand vor mir oder hinter mir sitzt, der mir die ganze Zeit in den Nacken hustet, dann kann ich mich anstecken. Das kann ich reduzieren, wenn alle im Flugzeug eine Maske anhaben." Allerdings hat Kekulé keine eigenen Studien zum Infektionsgeschehen in Flugzeugen durchgeführt.
Die Fluggesellschaften weisen in ihren aktuellen Presseerklärungen auch auf die gezielte Luftströmung ihrer Klimaanlagen hin: Die Luft werde dort konstant und sicher von der Decke oben nach unten in den Fußraum transportiert (oder je nach Flugzeugmodell von unten nach oben), sodass es im Flieger nicht zu horizontalen Luftbewegungen über mehrere Passagierreihen hinweg komme.
DLR-Studie zu Klimaanlagen in Flugzeugen
Hinweise, inwieweit dabei tatsächlich auch die unmittelbaren Sitznachbarn vor infizierter Atemluft bewahrt werden, könnte eine neue, aufwendige Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erbringen: In einem realen Flugzeug wird dort bei laufender Klimaanlage simuliert, ob bzw. inwieweit sich Tröpfchen und feine Aerosole beim Atmen und Husten eines "Erkrankten" auf die Nachbarpassagiere verteilen.
Bei dem Erkrankten und den Mitreisenden handelt es sich natürlich um Puppen. Auch der Atem des Erkrankten wird künstlich hergestellt. Die Forscher erwarten, dass sie den Weg der Tröpfchen realitätsgerecht simulieren können. Allerdings werden sie dabei keine Aussagen darüber treffen können, wie infektiös diese Tröpfchen dann im Ernstfall wären. Erste Ergebnisse dieser Studie werden ab Ende 2020 erwartet.
Flugreisende im Sommer 2020 sollten sich aber auf jeden Fall auf das Fliegen mit Mund- und Nasenschutz einstellen – schon im ureigenen Interesse. Und: Ohne Maske wird in diesem Sommer wohl kaum geflogen werden dürfen: Stand Juni ist bei vielen Airlines (nicht nur bei der Lufthansa, auch zum Beispiel bei Ryanair und Easyjet) das Tragen von Masken während des gesamten Fluges Pflicht.
Artikel Abschnitt: Wie gut schützen Klimaanlagen im Zug vor Corona?
Wie gut schützen Klimaanlagen im Zug vor Corona?
Es muss also auch in Zügen unbedingt vermieden werden, dass dort die Luft im Waggon über längere Zeit "steht" und nicht ausgetauscht wird. Bei unserer Recherche konnten wir allerdings keine Studien zu Klimaanlagen von Zügen und Coronaviren unter realen Alltagsbedingungen finden.
Anders als in Flugzeugen setzt die Deutsche Bahn nach eigener Aussage in den Klimaanlagen ihrer Züge keine HEPA-Filter ein, die sogar Viren herausfiltern können, sondern gröbere G4-Filter.
Wie gut sind die Klimaanlagen der Deutschen Bahn?
Die wesentliche Frage ist, inwieweit die Klimaanlagen in den Zügen der Deutschen Bahn konstant Frischluft zuführen. Auf Anfrage teilt die Deutsche Bahn mit:
"Die DB forscht seit vielen Jahren am Thema Klimatisierung von Schienenfahrzeugen. Unsere Techniker haben zusammen mit dem betriebsärztlichen Dienst die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Covid-19-Erreger ausgewertet und die Erkenntnisse zusammen verarbeitet. Die hauptsächliche Übertragung des Virus erfolgt über Tröpfchen, die beim Husten und Niesen entstehen (…). Eine Übertragung solcher Tröpfchen über die Klimaanlagen eines Zuges ist aufgrund der sehr langen Lüftungswege, der Trocknung der Luft und der vorhandenen Filter (Klasse G4) äußerst unwahrscheinlich. Dies wird dadurch verstärkt, dass Schienenfahrzeuge eine hohe Luftwechselrate (vollständiger Luftaustausch in einem ICE ca. alle 7,5 Minuten) aufweisen und damit sehr viel Frischluft zugeführt wird. Zudem verfügen die Züge über eine aktive Luftmengensteuerung, die die Frischluftzufuhr abhängig von der Besetzung der Züge regelt.“
Möglichst auch im Zug weiten Abstand halten
Positiv kommt zumindest bei Fernreisen mit der Deutschen Bahn hinzu, dass die Züge derzeit nicht voll ausgelastet sind. In der DB-Navigator-App gibt es eine Auslastungsanzeige, sodass Bahnkunden vorab prüfen können, ob ihre Züge mehr als 50 Prozent ausgelastet sind und entsprechend weniger ausgelastete Züge wählen können.
Insgesamt bemüht sich die Bahn nach eigenen Angaben zusätzlich, Fahrgäste im Zug bestmöglich zu verteilen, sodass sie mit möglichst großem Abstand zueinander fahren können. Das wäre dann ein potenzieller Vorteil von Bahnfahrten gegenüber dem Fliegen, denn großzügige Passagierabstände sind bei Flugreisen zumindest im Sommer 2020 kaum mehr zu erwarten. Ansonsten: Auch in Zügen gilt die Maskenpflicht.
Das DLR hat aktuell auch für Züge eine aufwendige Studie begonnen. In Computermodellen, aber auch in Experimenten in einem realen Waggon wird simuliert, wie sich die Tröpfchen in einem vollbesetzten Zugabteil verteilen. Als Fahrgäste werden Puppen eingesetzt, der Atem und die Tröpfchen werden künstlich hergestellt. Erste Ergebnisse werden ab Ende 2020 erwartet.
Artikel Abschnitt: Corona im Auto: Klimaanlage an oder aus?
Corona im Auto: Klimaanlage an oder aus?
Auch in Pkws gilt deshalb: Ständige Frischluftzufuhr ist besser, als über längere Strecken immer die gleiche Luft ein- und auszuatmen, in der sich dann gegebenenfalls die Viren immer weiter anreichern und verteilen. Das bedeutet: Lüftungsanlage in niedriger Stufe an, aber unbedingt mit der Einstellung "Frischluftzufuhr". Und keineswegs mit der Einstellung "Innenraumzirkulation", denn dabei würde die gleiche Luft mit den Viren immer wieder durch den gesamten Fahrzeuginnenraum gewirbelt.
Ein oder zwei Fenster (zusätzlich) zur Lüftungsanlage einen Spalt zu öffnen, könnte eine weitere Option für die Frischluftzufuhr sein.
Hygieneregeln fürs Autofahren
Auch zu Autos konnten wir in unserer Recherche keine Studien zur Infektionsgefahr mit Coronaviren unter Alltagsbedingungen finden. Wir haben aber Ernst Tabori, den Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg, gebeten, uns die wichtigsten Hygieneempfehlungen für Fahrten im Pkw zusammenzustellen. Diese sind:
- Wer Symptome bei sich feststellt, soll auf Fahrten in Autos aus Rücksicht und zum Schutz der Mitfahrer auf jeden Fall verzichten.
- Für alle anderen gilt: Im Pkw möglichst weit Abstand halten. Da das Einhalten der Mindestabstände in den gängigen Autos meist nicht wirklich machbar ist: Nicht notwendige Fahrten mit mehreren Personen, die nicht zur eigenen Wohngemeinschaft gehören, vermeiden.
- Bei (beruflich bedingten) Fahrgemeinschaften mit wenigen und möglichst immer mit derselben Person fahren (wichtig auch für die Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten).
- Vor dem Einstieg ins Fahrzeug ist der Mund-Nasen-Schutz anzulegen. Im Fahrzeug sollte die Schutzmaske ununterbrochen korrekt eng anliegend über Mund und Nase getragen werden.
- Vor dem Einstieg ins Fahrzeug sowie am Ende der Fahrt sind die Hände zu waschen bzw. zu desinfizieren.
Auch der ADAC empfiehlt auf seiner Website, "die gemeinsamen Autofahrten mit Personen außerhalb der Familie und des eigenen Hausstands auf das Nötigste zu beschränken und nur mit denjenigen im Auto zu fahren, mit denen man auch den Alltag gemeinsam verbringt. Das Tragen eines Mundschutzes ist bei haushaltsfremden Personen ratsam."
Artikel Abschnitt: Können Filter in Innenräumen Viren aus der Luft filtern?
Können Filter in Innenräumen Viren aus der Luft filtern?
Weitere Angaben zum Artikel:
So funktionieren HEPA-Filter
Drei Effekte greifen bei den Filtern ineinander:
- Einige Teilchen kommen durch die Fasern einfach nicht durch
- Weitere Teilchen werden abgefangen, weil sie – anders als Luft – nicht so gut die Richtung ändern können und in der Filter-Struktur hängenbleiben
- Teilchen bewegen sich eher chaotisch in der Luft und bleiben dann – ähnlich wie eine Flipperkugel – irgendwann im Filtermaterial hängen.
Diese drei Mechanismen machen die Filter so effektiv.
Artikel Abschnitt:
Die Filter können die Viruslast deutlich reduzieren
HEPA-Filter können Pollen, Schimmelsporen oder Luftschadstoffe aus der Luft filtern – und eben auch die Viruslast deutlich reduzieren, sagt Moriske. So scheinen sie Viren mit einer Effektivität von mehr als 99 Prozent aus der Luft filtern zu können.
Auch eine Untersuchung der Universität der Bundeswehr in München bestätigt das. Es sei "mit Luftreinigern möglich, die Aerosolkonzentration in Räumen kleiner und mittlerer Größe problemlos auf einem niedrigen Niveau zu halten."
Aber: Es gibt Einschränkungen
Und jetzt geht’s ins Detail: So effektiv sind nur die Filter der Filterklassen H13 und H14. "Normale Feinfilter, die gehören dann zu den Klassen S7 bis S9, halten zwar durchaus etwa Feinstaub zurück. Aber keine ultrafeinen Partikel – und um genau die geht es, wenn wir Viren aus der Luft filtern wollen", erklärt Prof. Heinz-Jörn Moriske.
Wie gut der Filter funktioniert, hängt auch davon ab, wo im Raum er positioniert ist – konkret: von den Strömungsverhältnissen der Luft vor Ort. In der Studie der Bundeswehr-Hochschule heißt es, die Filter sollten an der längsten Raumseite, möglichst in der Mitte platziert werden. Die Wirksamkeit eines Filters kann beeinflusst werden, wenn viele Möbel und Objekte im Raum stehen.
Außerdem sei es zu empfehlen, die Geräte im Dauerbetrieb zu betreiben, so die Studie der Bundeswehr-Universität – damit sich gar nicht erst eine erhöhte Virenkonzentration im Raum ausbilden kann. Und: Damit Filteranlagen nicht zu Virenschleudern werden, müssen sie regelmäßig gewartet werden – sonst sind sie nur ein Schein-Schutz.
Artikel Abschnitt: Kann ein HEPA-Filter die Corona-Gefahr komplett bannen?
Kann ein HEPA-Filter die Corona-Gefahr komplett bannen?
Wenn also in einem Klassenzimmer oder Restaurant der Sitznachbar infektiös ist und hustet oder niest, dann können auch die Filter vor einer Infektion nicht schützen. Das Umweltbundesamt schreibt dazu: "Mobile Geräte zur Luftreinigung stellen in Innenräumen keinen Ersatz für konsequente Lüftungsmaßnahmen … dar. Sie können jedoch als unterstützende Maßnahme die empfohlenen Maßnahmen ergänzen."
Daher bleibt richtiges Lüften der wichtigste Punkt, um in Innenräumen die Infektionsgefahr einzudämmen. Hinzu kommt das Abstandhalten – wo das nicht möglich ist, ist der Mund-Nasen-Schutz sinnvoll.
Artikel Abschnitt: Können HEPA-Filter also eine Lösung für Klassenräume und Restaurants sein?
Können HEPA-Filter also eine Lösung für Klassenräume und Restaurants sein?
Klingt jetzt wie eine Petitesse angesichts der Optionen, aber: Problematisch könnte vor allem in Klassenräumen der Geräuschpegel sein. Es gibt unterschiedliche Angaben unterschiedlicher Hersteller, vermutlich muss man von einer Lautstärke von etwa 60 Dezibel ausgehen, die die Geräte produzieren. Das entspricht in etwa normaler Gesprächslautstärke und könnte die Konzentration stören.
Artikel Abschnitt: Was bringen CO2-Ampeln in Schulen?
Was bringen CO2-Ampeln in Schulen?
CO2-Ampeln messen das Kohlendioxid in Parts per Million, also ppm. Ab einem Wert von etwa 1 000 ppm, sagt das Bundesumweltamt, sollte man lüften. Dann zeigt die Ampel gelb. Ab 1 500/2 000 ppm schaltet die Ampel dann auf rot.
Dann muss gelüftet werden. Möglichst querlüften oder stoßlüften. Wenn der Wert wieder deutlich unter 1.000 ppm liegt, ist die Luft ausreichend frisch. CO2-Ampeln können also anzeigen, wann ein Luftaustausch spätestens wichtig wäre – ob auch nach dem Lüften noch Aerosole mit Coronaviren in der Luft sind, zeigen sie nicht. Und auch gegen die direkte Infektion durch Niesen und Anhusten können sie nichts tun.
Autoren: Mike Schaefer, Annika Franck
Quellenangaben zum Artikel:
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Artikel Überschrift:
Im Moment steigen Infektionszahlen, meist jungere Leute die zusammenkommen, zum gemeinszames Essen oder in Kneipen. Dann geht es ueberhaupt nicht um direkt Grosstropfen belastungen, die Studenden sind nicht Geistenkrank. Ich glaube Aerosolbelastungen sind wichtig und ich moechte einen Beitrag zum Verstehen einbringen. Doe WHO basiert sich auf eine alte Studie… Weiterlesen »
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Sie erwähnen, daß in größeren Büroräumen Klimaanlagen ohne Frischluftzufuhr in Deutschland verboten sind. Könnten Sie mir bitte die entsprechende Quelle nennen?
Das Umweltbundesamt hat dazu diesen Text herausgegeben https://www.umweltbundesamt.de/coronaviren-umwelt#kann-das-sars-cov-2-auch-uber-zentrale-luftungsanlagen-oder-zentrale-klimaanlagen-ubertragen-werden
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Den Text hatte ich in Ihren Quellen gesehen, zu dem angesprochenen finde ich dort jedoch nichts.
…“zu dem angesprochenen Verbot finde ich nichts“.
Ich lese immer nur „Klimaanlagen“, dabei haben diese verschiedene Funktionen und werden leider alle in einen Topf geworfen. Split-„Klima“-Geräte und Gebläsekonvektoren haben nur die Funktion der Umluftbehandlung (heizen, kühlen) und sind als „Teilklimaanlagen“ mit der Funktion (heizen, kühlen, usw.) zu bezeichnen. Nur sogenannte Vollklimaanlagen haben alle möglichen Funktionen einschließlich der… Weiterlesen »
Spitze dass man bei Quarks Infos über die Luft in den Wagons eines ICE erfährt. Nicht mal die Bahn hat solche Infos auf ihren dedizierten Corona-Webseiten, geschweige denn jemand der Service-Hotline weiß sowas. Danke Quarks-Team!
Es ist doch eigentlich klar, dass Umluftgeräte, Umluftkühlgeräte, Splitgeräte die Gefahr der Ansteckung massiv erhöhen, dazu benötig es auch keine Studien. Diese bringen die Kälte in Gebäude, Produktionshallen, wie Schlachtereien, Apotheken – und wurden aus energetischen Gründen eingeführt, da man nicht den gesamten Aussenluftstrom herunterkühlen muss, da hilft es auch… Weiterlesen »
Man darf auch nicht vergessen das viele Klimaanlagen Jahrzehnte alt sind die Umluft sollte gefildert werden das ist bei vielen Anlagen nicht der Fall .Ich hatte beruflich viel mit Klimaanlagen zu tun die Kontrolle der Anlagen ist oft mangelhaft !Meiner Meinung nach herrscht hier höchste Gefahr !