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Zuckerersatz
Darum ist Agavendicksaft gar nicht so gut
Agavendicksaft ist zwar trendy, aber längst noch kein veganes Zaubermittel. Wie gesund ist der Zuckerersatz?
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Agavendicksaft ist sehr beliebt
In der Küche ist der Dicksaft aus dem mittelamerikanischen Kaktus aktuell auch deshalb so erfolgreich, weil er den Ruf hat, besonders gesund zu sein. Und: Agavendicksaft weist nur einen geringen Eigengeschmack auf. Nur dunkler Agavendicksaft ist etwas kräftiger im Geschmack.
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Agavendicksaft ist weder gesund noch umweltfreundlich
Hoher Fruktoseanteil ist problematisch
Doch es gibt noch ein weiteres Problem: Der Fruktoseanteil von Agavendicksaft ist besonders hoch. Der in Deutschland gehandelte Agavendicksaft hat einen Fruktose-Anteil, der zwischen 70 und 75 Prozent liegt.
Tiermodelle zeigen: Fruktose fördert die Gewichtszunahme und die Bildung einer Fettleber stärker als Glukose. Beobachtungsstudien bei Menschen haben gezeigt, dass zu viel Fruktose ebenfalls zu Entwicklung einer Fettleber, aber auch zu Gicht oder Bluthochdruck führen kann. “Randomisiert-kontrollierte Studien sehen solche Nachteile nur bei hyperkalorischer Ernährung, nicht bei gleichbleibendem Körpergewicht”, ergänzt Forscher Stefan Kabisch. Fest steht: Von Vorteil ist Fruktose ziemlich sicher nicht. “Die beste Alternative zu Zucker ist daher weniger Zucker; auch für Zuckeralkohole und Süßstoffe ist ein klarer Vorteil nicht belegt und bestimmte Risiken sind weiterhin unklar”, so Kabisch.
Hohe Süßkraft lässt Süßpräferenz bei Kindern steigen
Es gibt bei Agavendicksaft noch ein weiteres Problem, und zwar die bereits beschriebene Süßkraft des Sirups. Durch die hohe Süßkraft (1,2- bis 1,5-mal höher als normaler Zucker) kann sich die Süßpräferenz bei Kindern steigen. Davor warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn: “Durch die klebrige Konsistenz ist Agavendicksaft zudem eher zahnschädigend als Zucker.”
Immerhin: Aufgrund des hohen Fruktosegehalts hat Agavendicksaft eine geringe glykämische Last, das heißt, er lässt den Blutzucker langsamer ansteigen als etwa normaler raffinierter Zucker. Im Vergleich zu diesem weist Agavendicksaft – wie alle unraffinierten Zuckersorten – zudem einen höheren Gehalt an beispielsweise Mineralstoffen oder Spurenelementen auf. Um diese Stoffe jedoch tatsächlich in aussagekräftiger Menge zu sich zu nehmen, müsste man mehrere Liter Agavendicksaft trinken.
Werden negative Wirkungen durch Inulin ausgeglichen?
Es gibt außerdem Stimmen, die behaupten, die negativen Wirkungen der Fruktose würden durch die positiven Eigenschaften von Inulin ausgeglichen. Inulin ist ein Mehrfachzucker aus Fruktose. Von Menschen kann Inulin nicht verdaut werden und die Fructose des Inulins wird entsprechend nicht aufgenommen. “Darmbakterien können es aber zersetzen und die so gebildeten kurzkettigen Fettsäuren werden resorbiert und verstoffwechselt”, so Kabisch.
“Kurzkettige Fettsäuren sind für uns Menschen eigentlich ziemlich gut, sie verbessern die Darmschleimhaut und fördern eine gesunde Darmbarriere.” Außerdem verbesserten sie die Insulinsensitivität, erklärt Kabisch. Inulin hat unter anderem aufbauende Eigenschaften in verschiedenen Geweben, beispielsweise Leber, Fettgewebe und Muskulatur. Es bestimmt also, stark vereinfacht gesagt, wo ankommende Kalorien hingehen. Wer also beispielsweise Muskeln aufbauen möchte, der freut sich über eine hohe Insulinsensitivität der Muskulatur.
Allerdings hat Inulin nicht nur Vorteile. Da es eine vermehrte Gasbildung bewirkt, kann es bei größeren Mengen zu Blähungen oder Durchfall kommen. “Daher ist es ratsam, Inulin nur in moderaten Mengen aufzunehmen”, sagt die Münsteraner Ökotrophologin Kraatz. Auch zu der Frage, ob sich Inulin günstig auf die Leber auswirkt, fehlt es aktuell noch an aussagekräftigen Daten. Erste Studien zu dieser Fragestellung laufen aber bereits.
Doch der Anteil von Inulin spielt im Agavendicksaft ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Wenn man bedenkt, dass der Ballaststoffanteil von Agavendicksaft nur mit 0,5 Gramm auf 100 Gramm angegeben wird, wird auch der Inulinanteil gering sein, so Kraatz. “Das heißt, dass der Anteil an Inulin maximal 0,5 Prozent betragen kann”, weil Inulin im Ballaststoffanteil stecken muss. Die positiven Eigenschaften des Inulins spielen im Agavendicksaft also kaum keine Rolle.
Inulin steckt auch in vielen anderen Lebensmitteln
Insgesamt gesehen nützt Inulin trotzdem mehr, als dass es schadet. Jedoch sind wir nicht auf hochkalorischen Sirup angewiesen, um es aufzunehmen. Es kommt auch in anderen Wurzel- und Lauchgemüsen vor, etwa in Artischocken, Chicoree, Lauch, Knoblauch, Zwiebeln oder in Schwarzwurzeln. Und es steckt in Topinambur, Bananen, Weizen oder Roggen.
Auch für die Umwelt sind Agaven eher schädlich
Während es viele inulinhaltige Lebensmittel auch bei uns gibt, kommt der Agavendicksaft oft von weit her. Die hohe Nachfrage hat Agaven-Monokulturen weiter befördert, sagt Andreas Buerkert, Professor für Agrarökosystemforschung in den Tropen und Subtropen an der Universität Kassel.
Agaven-Monokulturen gibt es vor allem in Zentralmexiko. “Wie jede Monokultur ist der Agavenanbau nicht unproblematisch”, erläutert Buerkert. Wird ausschließlich auf die Agave gesetzt, werden andere Pflanzen verdrängt. Zudem seien auf Agavenplantagen auch die Arbeitsbedingungen für die Erntehelfer nicht gut.
Ein weiteres Problem: In Monokulturen verarmen die Böden, weil ihnen die immer gleichen Nährstoffe entzogen werden. Richtig problematisch ist es, wenn für den Agavenanbau Wälder in Mexiko abgehackt werden. Die Folge: Weniger Artenvielfalt, weniger Wälder und noch mehr Monokulturen.
Nach einem Wachstum von etwa acht Jahren wird der süße Saft aus dem Herz der Agave entnommen. Die Erntezeit ist also sehr kurz. Nach diesem einmaligen Aderlass stirbt die Pflanze, so Buerkert. Der Saft wird sehr energieaufwendig eingekocht, bis der Wassergehalt nur noch bei 25 Prozent liegt, so die DGE. “Die meisten der in den Früchten enthaltenen Vitamine gehen dabei verloren.”
Transport produziert viel CO2
Schließlich muss das vegane Süßungsmittel mit großem Energieaufwand von Mexiko nach Europa transportiert werden. Der Saft muss zunächst von den Plantagen zum Hafen transportiert werden, von wo aus die Reise mit dem Schiff zumeist nach Rotterdam beginnt.
Von dort aus geht es dann weiter mit dem Laster in die Verteilerzentren der deutschen Super- und Drogeriemärkte. Auch, wenn sich der CO2-Ausstoß nicht bis ins Detail berechnen lässt, da er von zu vielen Faktoren abhängt, so wird doch einiges an Kohlendioxid für unseren süßen Genuss aus Übersee ausgestoßen.
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Zurückhaltung beim Verzehr
“Es wird empfohlen, nicht mehr als 30 Gramm Fruktose pro Tag aufzunehmen, wobei ein Teil bereits durch den empfohlenen Verzehr von zwei Portionen Obst pro Tag gedeckt wird und daher für Süßungsmittel wie dem Agavendicksaft nur noch ein geringer Anteil übrig bleibt”, sagt Alwine Kraatz, Ernährungswissenschaftlerin an der FH Münster. Es werde deshalb dazu geraten, nicht mehr als 1-2 Esslöffel Agavendicksaft pro Tag zu verwenden.
Agavendicksaft durch regionale Produkte ersetzen
Anstatt Dicksaft aus Agaven sollte man außerdem lieber auf Dicksäfte aus heimischen Früchten setzen, etwa aus Birnen oder Äpfeln. Auch Rübenkraut wäre eine Alternative aus Deutschland. Noch besser ist aber, die Süße in Desserts, Kuchen oder Joghurts generell zu reduzieren, darin sind sich Ernährungswissenschaftler:innen und Forschende einig.
Hinweis: Dieser Artikel wurde am 17. September 2021 umfassend aktualisiert, um die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Entwicklungen zu berücksichtigen. User:innen-Kommentare bis zu diesem Datum können sich daher auf ältere Informationen aus der vorherigen Version beziehen.
Ursprünglich veröffentlicht: 02. November 2018
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Die Agave americana ist keine Kaktee, wie es im Bericht heißt.
So ein Blödsinn. Erstmal ist der glykämische Index irrelevant, weil Diabetes und Prädiabetes von fettreichen Ernährungen kommen. Nur für Menschen die bereits durch Fett (intramyocellular lipids) eine Insulinresistenz haben müssen auf den glykämischen Index achten um die Symptome gering zu halten. Um die Ursache zu lösen müssen sie aber das… Weiterlesen »
Mich würden Quellen zu ihren Aussagen interessieren. Könnten Sie diese bitte angeben?
Hab hier ein Text reingeschickt, alles wissenschaftlich korrekt, aber gefällt dem karnistischen Quarks natürlich nicht wenn man die Wahrheit erklärt, weil die selber keine Ahnung haben und nur ihre voreingenommenen Sichtweisen toleriert werden, deswegen löschen die es. Da kann man nichts machen. Karnismus halt. Völlig unbewusste Menschen. Kann ich gern… Weiterlesen »
Diese Antwort allein wäre schon wert, gelöscht zu werden.
Im Original: Habe Quellen und Studien.
In der Antwort: Sage aber nicht, welche.
Und als Reaktion auf die Frage danach: Beleidigung und Rechtfertigung.
Klassiker.
Was ich gemeint habe ist, dass mein Kommentar mit den Studien gelöscht wurde. Es ist schwer hier irgendwelche Quellen zu zeigen, wenn diese gelöscht werden. Ich musste den Text sogar mehrere Male bearbeiten und verkürzen, damit es hier überhaupt zugelassen wurde. Also hier nochmal meine Hauptpunkte, die nach wie vor… Weiterlesen »
In dem Satz mit den abgehackten Mexikanischen Wäldern fehlt das Wort „werden“.
Danke für den Hinweis. Wir haben das korrigiert.
Tomaten aus Spanien, Ananas aus Thailand, Sojaplantagen für Tierfutter, Kaffee, Kakao, Maisfelder, Palmöl, alles in Monokultur von weit her. Selbst Honig im Handel kommt überwiegend aus dem Ausland und Zuckerrohr ist auch nichts einheimisches. Wer sucht wird für nahezu jedes Lebensmittel etwas oder mehreres negatives finden. Vorteile von Agavensirup wie… Weiterlesen »
Ist die Nennung von Insulin und Inulin in diesem Artikel so korrekt *?
Danke für den Hinweis, schauen wir uns an.