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Geburt
Wie sicher ist eine Hausgeburt?
Einige Schwangere möchten ihr Kind nicht in der Klinik, sondern zu Hause zur Welt bringen. Was aus wissenschaftlicher Sicht dafür und was dagegen spricht.
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Inhalt
- Wie häufig sind Hausgeburten?
- Was sind die Gründe für eine Hausgeburt?
- Für wen kommt eine Hausgeburt infrage?
- Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
- Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
- Wann müssen Hebammen eine Hausgeburt in eine Klinik verlegen?
- Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
- Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
- Welche Empfehlung geben ärztliche Fachverbände?
- Wie häufig sind Hausgeburten?
- Was sind die Gründe für eine Hausgeburt?
- Für wen kommt eine Hausgeburt infrage?
- Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
- Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
- Wann müssen Hebammen eine Hausgeburt in eine Klinik verlegen?
- Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
- Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
- Welche Empfehlung geben ärztliche Fachverbände?
Artikel Abschnitt: Wie häufig sind Hausgeburten?
Wie häufig sind Hausgeburten?
Die Anzahl an Hausgeburten wird gemeinsam mit Geburten in Geburtshäusern und Hebammenpraxen erfasst. Diese bezeichnen Fachleute als "außerklinische Geburten". 2023 haben 16.477 Frauen die Geburt ihres Kindes außerklinisch begonnen.
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Artikel Abschnitt:
Artikel Abschnitt: Was sind die Gründe für eine Hausgeburt?
Was sind die Gründe für eine Hausgeburt?
Hebammen-Kreißsäle als Betreuungskonzept
Darüber hinaus gibt es auch noch die sogenannten Hebammen-Kreißsäle. Das sind keine örtlich getrennten Räume in der Klinik, sondern es ist ein Betreuungskonzept. Dabei leiten die Hebammen die Geburt und ziehen erst eine Ärztin oder einen Arzt hinzu, wenn es medizinisch notwendig ist. In Deutschland gibt es derzeit aber noch wenige solcher Kreißsäle.
Es gibt auch nicht genügend Hebammen, die Hausgeburten oder Geburten im Geburtshaus anbieten. Deswegen müssen sich Schwangere schon bei positivem Test auf die Suche begeben und dann auch das Glück haben, eine Hebamme zu finden.
Furcht vor Gewalterfahrungen
Manche Frauen wählen eine Geburt zu Hause, weil sie Gewalterfahrungen in der Klinik befürchten oder schon erfahren haben. Es gibt zwar keine verlässlichen Zahlen dazu, wie viele Frauen in Deutschland Gewalt unter der Geburt erfahren. Bei Erfahrungsberichten sind es aber fast immer Geburten in der Klinik, bei denen verbale Aggressionen und Androhungen, aber auch physische Gewalt in Form von Festhalten, Fixieren der Beine oder Durchführen nicht notwendiger Interventionen erfolgt sind. Dies liegt nicht zuletzt an den strukturellen Bedingungen in einer Klinik wie Zeitdruck oder Personalmangel.
Durch die 1:1-Betreuung bei der Hausgeburt ist die Hebamme nur für die eine Gebärende zuständig. Dadurch könnte es zu weniger Zeitdruck und damit weniger psychischer und physischer Gewalt kommen.
Artikel Abschnitt: Für wen kommt eine Hausgeburt infrage?
Für wen kommt eine Hausgeburt infrage?
Eine Hausgeburt ist für alle Schwangeren eine Option, solange sie gesund sind und keine besonderen Risiken oder Vorerkrankungen haben. Vor der Entscheidung schätzen Hebamme und Frauenärztin oder -arzt das individuelle Risiko ein, das sich auch im Laufe der Schwangerschaft nochmal ändern kann.
Artikel Abschnitt: Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
Risikofaktor: besonders kleine und große Kinder
Besonders kleine und besonders große Kinder sind nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und des Berufsverbandes der Frauenärztinnen und -ärzte ein Risikofaktor, ebenso eine Beckenend- oder Querlage.
Auffällige Herztöne des ungeborenen Kindes sprechen gegen eine Hausgeburt, ebenso wie eine Plazenta, die vor dem Muttermund liegt, und eine Nabelschnur, die sich laut Ultraschall um den Hals des Babys geschlungen hat.
Artikel Abschnitt: Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
Klinik im besten Fall in der Nähe
Viele Frauenärztinnen und -ärzte finden es wichtig, dass die Hausgeburt in der Nähe einer Klinik stattfindet, damit die Gebärende im Notfall schnell verlegt werden kann.
Im Jahr 2023 war die nächste Klinik bei knapp 60 Prozent der Hausgeburten weniger als 10 Kilometer entfernt. Bei weiteren 27 Prozent waren es weniger als 20 Kilometer.
Artikel Abschnitt: Wann müssen Hebammen eine Hausgeburt in eine Klinik verlegen?
Wann müssen Hebammen eine Hausgeburt in eine Klinik verlegen?
Wenn Gefahr für die Gesundheit und das Leben von Mutter und/oder Kind besteht oder absehbar ist, müssen Hebammen die Gebärende in eine Klinik verlegen. Konkret kann das heißen: wenn etwa die Geburt nicht mehr vorangeht, die Mutter zu erschöpft ist oder das Baby eine Fehlstellung hat und dadurch die Verletzungsgefahr steigt.
Außerdem muss die Herzfrequenz des Kindes beobachtet werden. Bei Veränderungen kann es zu einem Sauerstoffmangel kommen, der das Gehirn lebenslang schädigen kann. Auch Blutungen, Fieber oder steigender Blutdruck der Mutter können Gründe für eine Verlegung sein.
Artikel Abschnitt: Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
Die untersuchten Frauen hatten alle eine Schwangerschaft mit niedrigem Risiko. Dabei kam raus: Eine Hausgeburt ist genau so sicher wie eine Geburt im Krankenhaus – vorausgesetzt, die Hebammen sind gut geschult und im Ernstfall kann eine Verlegung in die Klinik schnell erfolgen.
Nur ein Prozent als Notfall in die Klinik
2023 endeten in Deutschland 17,3 Prozent der Geburten, die außerklinisch begonnen hatten, in einer Klinik. Bei nur knapp 1 Prozent der Schwangeren geschah diese Verlegung in Eile, also als Notfall. Der häufigste Grund dafür war, dass sich die Herztöne des Babys verschlechterten. Die restlichen Verlegungen verliefen in Ruhe. Die Gründe dafür waren zum Beispiel, dass die Geburt in der Eröffnungsperiode nicht wie geplant voranging oder weil sich die werdende Mutter Mittel gegen Schmerzen, zum Beispiel eine Periduralanästhesie (PDA), wünschte.
Wichtig ist der Unterschied zwischen Erstgebärenden und Frauen, die bereits ein oder mehrere Kinder zur Welt gebracht haben. Von den Erstgebärenden mussten 35,3 Prozent in eine Klinik verlegt werden. Bei den Zweitgebärenden waren es nur 7,7 Prozent und bei den Dritt- oder Mehrgebärenden 4,4 Prozent.
Bei außerklinisch begonnenen Geburten wird vergleichsweise wenig interveniert – allerdings nicht zuletzt deshalb, weil viele der Interventionen, wie zum Beispiel ein Wehentropf oder eine Saugglocke, nur in einer Klinik zur Verfügung stehen.
Kein einfacher Vergleich zwischen Klinik- und Hausgeburt
Auch das Beispiel der Kaiserschnittrate zeigt, wie schlecht sich außerklinische und klinische Geburten vergleichen lassen. Bei außerklinisch begonnenen Geburten liegt sie mit 5,7 Prozent deutlich unter der klinischen Kaiserschnittrate von 32,6 Prozent. In der Klinik gibt es aber auch mehr Schwangerschaften mit hohem Risiko.
Den meisten Babys geht es nach einer Hausgeburt gut. Nur etwa 0,2 Prozent zeigen beim Apgar-Test schlechte Werte, also bei der Beurteilung von Herzschlag, Atmung, Hautfarbe, Reflexen und Muskelspannung.
Niedrige Gesamtsterblichkeit bei außerklinischen Geburten
Die Gesamtsterblichkeit der Neugeborenen bei außerklinisch begonnenen Geburten in Deutschland liegt bei 0,12 Prozent, wobei hier auch Babys mit eingeschlossen sind, bei denen bereits vor der Geburt festgestellt wurde, dass sie nicht lebensfähig sind. Zum Vergleich: Die Säuglingssterblichkeit innerhalb der ersten sieben Tage liegt in Deutschland insgesamt bei 0,19 Prozent.
Laut einer kanadischen Studie ist die Wahrscheinlichkeit für das Sterberisiko für Neugeborene bei Frauen mit niedrigem Risiko und geplanter, professionell betreuter Hausgeburt ähnlich niedrig wie im Krankenhaus. Im Krankenhaus entbinden allerdings mehr Frauen mit Risikoschwangerschaften.
2023 hatten in Deutschland 90,4 Prozent aller Mütter direkt nach einer außerklinischen Geburt keine Auffälligkeiten. Zu Auffälligkeiten zählen zum Beispiel starke Blutungen, ein instabiler Kreislauf oder komplizierte Geburtsverletzungen.
Die Rate der Dammrisse, also im Bereich zwischen Vulva und Anus, ist bei den außerklinischen Geburten etwas niedriger als in der Klinik. Allerdings ist auch hier die Vergleichbarkeit schwierig, weil in der Klinik tendenziell größere Kinder sowie Kinder in Beckenendlage geboren werden, bei denen ein Dammriss wahrscheinlicher ist.
Insgesamt gibt es noch keine Zahlen, mit denen sich die Sicherheit von Hausgeburten und Klinikgeburten gut vergleichen lassen. Momentan werden aber statistische Verfahren entwickelt, um die Vergleichbarkeit zu verbessern.
Artikel Abschnitt: Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
Die Ärztin oder der Arzt in der Klinik sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass bei einer Entbindung eine Hebamme hinzugezogen wird. Die Hebamme muss haftpflichtversichert sein.
Artikel Abschnitt: Welche Empfehlung geben Fachleute?
Welche Empfehlung geben Fachleute?
Der Berufsverband der Frauenärztinnen und -ärzte empfiehlt "immer" eine Entbindung in einer Klinik, "gegebenenfalls in einem Hebammen-geleiteten Kreißsaal in unmittelbarer Nähe zu einer voll ausgestatteten Geburtsklinik". Wenn keine Geburtsrisiken auftreten, werden Gebärende in Hebammen-geleiteten Kreißsälen ausschließlich von Hebammen begleitet. Wenn es zu Problemen kommt oder mehr medizinische Hilfe nötig ist, kann die Klinik die nötige Versorgung bieten.
Uneinigkeit über ein generelles Risiko bei Hausgeburten
In Krankenhäusern gelten spezielle Qualitätsindikatoren. Anhand wissenschaftlicher Daten wurden Kriterien bestimmt, die eingehalten werden müssen. Dazu zählt bei einem Notkaiserschnitt die zulässige Zeitspanne, die in einer Notlage zwischen der Indikation und der Geburt des Kindes vergehen darf – nämlich maximal 20 Minuten, die sogenannte Entscheidungs-Entbindungszeit (E-E-Zeit). Da das bei außerklinischen Geburten nicht gewährleistet ist, hält die DGGG diese für nicht sicher.
Der Deutsche Hebammen-Verband (DHV) hält dagegen: Er kritisiert, dass außerklinischen Geburten per se ein Risiko zugeschrieben wird. Er wünscht sich mehr Vertrauen und Akzeptanz in der Gesellschaft und dass Frauen mehr Unterstützung bei der Wahl ihres Geburtsortes erhalten. Die Untersuchung der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe attestiere eine hohe Versorgungssicherheit und hohe Qualitätsstandards. Geburten im außerklinischen Setting per se den Stempel "Risiko" zu verpassen, ist aus Sicht des DHV unbegründet.
Fazit: Es gibt nicht den einen richtigen Geburtsort
Für gesunde Schwangere, die viel Wert auf eine selbstbestimmte Geburt legen, kann eine Hausgeburt eine gute Option sein. Wer ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat und eventuelle Risiken um jeden Preis minimieren will, entscheidet sich eher für die Klinik. Beide Entscheidungen sind völlig okay, weil jede Frau ihren Geburtsort frei bestimmen kann.
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mir grauste es immer vor Schwangerschaft,Wehen ,Geburt o.k. nie Kinderwunsch und seit drei Jahren Tubencut.
Vorweg: Ich bin Ärztin, habe in der Gyn/Geb gearbeitet und bin Mutter von vier Kindern. Ein paar Anmerkungen: – Der „Tipp“ am Ende ist an Naivität nicht zu überbieten. – Die außerklinische Geburtshilfe in den USA mit der in Deutschland vergleichen? Ernsthaft? Je nach Bundesstast besteht die Ausbildung eine Hebamme,… Weiterlesen »
Krasse Kommentare. Ich gehöre zu den Frauen, bei der während der Hausgeburt ein Notfall aufgetreten ist. Folge: Kind tot aufgrund von Sauerstoffmangel. (Notfallkaiserschnitt im Krankenhaus war schon zu spät)… Ich weiß das auch Kinder im Krankenhaus sterben. Aber nach 12 Jahren kotzt es mich immer noch an, das anstatt zu… Weiterlesen »
Leider bin ich nicht ganz konform mit einigen Absätzen des Artikels. Es wird zwar eine bedeutsame Quelle zu Ende des Artikels genannt, jedoch geht diese im Text unter. Die Quag, Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.v legt gute und belegt Zahlen vor. Bitte benennen Sie diese auch entsprechend… Weiterlesen »
Liebe Frau Kulla, vielen Dank für Ihre Hinweise. Wir haben die Stellen angepasst.
Natürlich empfehlen Ärzte ihre Kliniken. Weil sie bei der Hausgeburt ja nichts abrechnen können, weil sie nicht dabei sind. Wäre ja schön blöd, die Kundschaft woanders hin zu empfehlen. Ich hatte selber zwei Geburten im Geburtshaus und es hätte nicht besser laufen können. Beide Kinder direkt APGAR 10. Total schöne… Weiterlesen »