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So beeinflusst deine Geburt deine Gesundheit
Kaiserschnitt, Zangengeburt oder Vakuumextraktion? Wie du auf die Welt gekommen bist, beeinflusst dein Mikrobiom und auch dein Risiko für verschiedene Erkrankungen.
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Kaiserschnitt-Kinder können Nachteile haben
Wer den harten Weg durch den Geburtskanal nimmt ist laut internationalen Studien in der Regel gesünder als Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Ob eine Zange oder eine Saugglocke benutzt wurde, um den Säugling aus dem Geburtskanal zu ziehen, spielt für die spätere Gesundheit keine Rolle. Kaiserschnitte dagegen schon.
Erste Unterschiede zeigen sich bereits in den ersten Stunden des Lebens. "Bei Kaiserschnitten haben die Kinder zum Beispiel häufiger Atemprobleme direkt nach der Geburt, weil ihre Lungen mehr Fruchtwasser enthalten", berichtet Prof. Jörg Dötsch, Direktor der Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln. Als behandelnder Kinderarzt spürt er den Unterschied auch im späteren Verlauf des Lebens. "Kaiserschnitt-Kinder neigen häufiger zu Adipositas", sagt Dötsch. "Und das kann im schlimmsten Fall zu Kettenreaktionen führen. Denn wie wir wissen, begünstigt Übergewicht zahlreiche andere Erkrankungen."
Seine Beobachtungen und Prognosen decken sich mit dem Ergebnis internationaler Studien. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2015 belegt den Zusammenhang von Adipositas und Kaiserschnitten.
Auch ein Report der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2019 fasst übersichtlich zusammen, welche Erkrankungen häufig in Verbindung mit Kaiserschnitten auftreten. Darunter zum Beispiel: Anämien, emotionale Störungen, chronische Bronchitis oder Magen-Darm-Erkrankungen.
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Darum müssen wir darüber sprechen:
Die Anzahl der Kaiserschnitte steigt
Eine Review des Cochrane Instituts hat gezeigt, dass Frauen, die kontinuierlich betreut werden, ihre Kinder viel seltener per Kaiserschnitt zur Welt bringen. Wissenschaftler mutmaßen, dass die mangelnde Betreuung in Kliniken deshalb ein wichtiger Grund für die Entwicklung ist.
Für Kliniken hat ein Kaiserschnitt klare Vorteile: Sie sind planbarer, besser bezahlt, nehmen weniger Zeit in Anspruch und haben für den behandelnden Arzt auch ein geringeres Risiko Fehler zu machen und im schlimmsten Fall verklagt zu werden.
In einem Punkt sind sich Wissenschaftler aber einig: Die Anzahl der Kaiserschnitte ist viel zu hoch. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte sie nicht höher als 15 Prozent liegen. "Wir müssen die Anzahl der nicht medizinisch indizierten Kaiserschnitte unbedingt reduzieren. Die WHO sagt sogar, dass nicht medizinisch indizierte Kaiserschnitte unethisch sind", sagt Prof. Frank Louwen, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
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Viele Theorien, keine kausalen Zusammenhänge
Eine aktuelle britische Studie hat zum Beispiel gezeigt, dass die Mikroorganismen des Körpers (Mikrobiom) von Kaiserschnitt-Säuglingen anders zusammengesetzt sind. In Stuhlproben von Kaiserschnitt-Säuglingen konnten sie messen, dass wichtige Bakterien fehlen und fanden dafür mehr bösartige Erreger. Die Studie ist ein Teil des großen Mosaiks der Kaiserschnittforschung.
"Während der natürlichen Geburt gibt die Mutter dem Kind irgendwas mit, was es für das spätere Leben wappnet", erklärt Prof. Louwen. Die Mechanismen haben Wissenschaftler bisher noch nicht verstanden. "Ich hoffe, dass wir irgendwann genau sagen können, welche Faktoren für das erhöhte Krankheitsrisiko bei Kaiserschnitten verantwortlich sind", sagt Louwen. "Denn dann können wir bei medizinisch indizierten Kaiserschnitten entsprechende Maßnahmen treffen, um die Risiken zu verringern."
Eine in Fachkreisen höchst umstrittene Methode ist das sogenannte "Vaginal Seeding". Dabei werden die Kinder nach einem Kaiserschnitt mit dem Vaginalsekret der Mutter eingerieben, um ihr Mikrobiom anzureichern und das Immunsystem zu stärken. Dieses Prinzip wurde in einer Studie im Fachmagazin Nature veröffentlicht – viele Wissenschaftler raten allerdings davon ab.
"Da es sich um Darmkeime handelt und hier noch zu wenig über die weitere Zusammensetzung und die Folgen für die Gesundheit der Neugeborenen bekannt ist, kann des 'Vaginal Seeding' daher meines Erachtens nicht empfohlen werden", sagt Prof. Hortense Slevogt, Leiterin der Forschergruppe Host Septomics für Infektions- und Mikrobiomforschung und Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Universitätsklinikum Jena.
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Natürliche Geburten sind gut aber nicht maßgeblich
Wenn sich die Nabelschnur ungünstig um das Kind wickelt oder die Wehen zu lange dauern, kann beispielsweise ein Sauerstoffmangel entstehen. Kaiserschnitte werden auch bei Müttern mit schweren Infektionen empfohlen, damit möglichst wenig an das Kind übertragen wird, vor allem aber bei erwarteten Geburtskomplikationen. "Wenn ein Arzt während der Geburt zu einem Kaiserschnitt rät, sollte man unbedingt darauf hören", empfiehlt Dötsch.
"Mütter, die per Kaiserschnitt entbinden, sollten sich auch kein schlechtes Gewissen machen", betont Dötsch. Viel wichtiger sei, wie sich die Mutter während und nach der Schwangerschaft verhält. "Die Mutter ist die Umwelt des Kindes. Wenn sie sich gesund ernährt, auf Alkohol und Zigaretten verzichtet und auch in der Erziehung auf eine gesunde Lebensweise achtet, kann das den Risiken entgegen wirken", sagt Prof. Louwen.
Das habe einen viel größeren Einfluss auf die Gesundheit des Kindes als die Geburt. "Auch aus Kindern, die per Kaiserschnitt und ohne Stillen auf die Welt kommen, wird meist etwas. Wenn man sie liebevoll erzieht, fördert und richtig ernährt", sagt Dötsch.
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Die WHO (besetzt mit wie viel % Frauen?) und den Herrn Louwen empfinde ich als grob übergreifend und unethisch in die Entscheidung der werdenden Mütter eingreifend. Diese wissen am Besten was sie sich zutrauen können und unter welchen Gesichtspunkten sie ein Kind bekommen möchten/ können. Bei den „internationalen Studien“ würde… Weiterlesen »
Fakt ist: die vaginale Geburt kann zu schwersten Beckenbodenschäden führen. Dann kommt eine Frau aus der vaginalen Geburt, und ihr hängt die Gebärmutter unten raus. oder die Blase. Darüber spricht aber niemand. Kaiserschnitte schützen vor so etwas, und man kann es wohl keiner Frau verübeln, wenn sie deshalb für diesen… Weiterlesen »
Fakt ist, dass tatsächlich nur 10 – 15% der KS tatsächlich notwendig sind (lt WHO). Trotzdem kommt jedes 3. Baby per KS zur Welt. Und dabei geht es nicht um Wunsch-KS, sondern darum, dass Frauen Angst gemacht wird, unnötig in den Geburtsablauf eingegriffen wird (Interventionen), der natürliche Geburtsablauf des Körpers… Weiterlesen »
Dieser Artikel macht aus meiner Sicht den gleichen Fehler wie viele andere. Er redet von den kleinen Problemen, die man mit dem Kaiserschnitt hat, also vielleicht das mit den Bakterien im Darm oder eine allfällige Neigung, dick zu werden – alles, was man im übrigen dann sehr im Leben beeinflussen… Weiterlesen »
Ein geplanter KS ist sicherer fürs Kind! Geh mal auf Facebook und lese: die Risiken der vaginalen Geburt. Du glaubst gar nicht, wie viele Frauen durch die vaginale Geburt massiv geschädigt werden. Darüber redet aber niemand.
Ihr habt oben im Titel auch Zangengeburten angeführt, aber im Beitrag taucht das Thema nicht wieder auf. Schade, gerade dazu hätte ich gerne mehr erfahren.
Frauen und Männern kann man es nie allen recht machen.
Wichtig ist mal das Wichtigste für Alle und das wird hier wiedergegeben.
Super Artikel.
Lieber Thomas. Bei der Zangengeburt kann der Levator Ani abgerissen werden, also der Beckenbodenmuskel vom Becken. Zangengeburten sollten deshalb vermieden werden. Reisst der Beckenboden ab, dann besteht ein sehr hohes Risiko, dass sich Blase und Gebärmutter absenken und die Lebensqualität dann komplett mies ist. Ein wichtiger Fakt, über den niemand… Weiterlesen »