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Schwangerschaft
Darum ist die Betreuung durch die Hebamme so wichtig
Die meisten Schwangeren gehen für alle Vorsorgeuntersuchungen zum Frauenarzt. Dabei zeigen Studien, dass sie bei Hebammen in besseren Händen sind. Vor, während und nach der Geburt.
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Hebammen betreuen Schwangere besser als Ärzte
Darin haben Versorgungsforscher Modelle der kontinuierlichen Hebammenbetreuung untersucht. Das bedeutet, eine Hebamme oder ein Hebammenteam begleitet die Frau während der gesamten Schwangerschaft und bei der Geburt. Solche Modelle gibt es in Australien, Neuseeland, den Niederlanden, Großbritannien und Irland.
Die Forscher haben außerdem die kontinuierliche Hebammenbetreuung mit anderen Versorgungsmodellen verglichen. Die kontinuierliche Hebammenbetreuung schnitt am besten ab. Immer, wenn Schwangere Hebammen als die leitende professionelle Ansprechpartnerinnen hatten, waren die Frauen und Kinder insgesamt gesünder und brauchten weniger medizinische Eingriffe.
Unterschiedliche Modelle
Wie eine Frau während der Schwangerschaft versorgt wird, hängt vor allem davon ab, in welchem Land sie lebt. Während in einigen Ländern, etwa den USA, die meisten Frauen keine Hebamme haben, weil sie von Fachärzten betreut werden, kümmern sich in anderen Ländern Hebammenteams um Schwangere. Das deutsche Modell wird von Versorgungsforschern als geteilte Versorgung bezeichnet, weil der Frauenarzt die Schwangeren in der Regel zur Geburt in ein Krankenhaus überweist.
Frühgeburten können vermieden werden
Eine andere internationale Metastudie hat Versorgungsmodelle aus Australien, Kanada, Irland und dem Vereinigten Königreich miteinander verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass Schwangere, die von ausgebildeten Hebammen vor, während und nach der Geburt betreut werden, seltener schmerzlindernde oder schmerzbetäubende Behandlungen brauchen und bei ihnen weniger Dammschnitte, Zangen- oder Saugglockengeburten vorgenommen wurden. Auch das Risiko für Früh- und Fehlgeburten sank. Eine Erklärung dafür ist, dass Frauen durch die Hebammenbetreuung die Person, die sie in den Wehen unterstützt, schon kennen und die Hebammen Untersuchungsergebnisse aus der Schwangerschaft zur Hand haben.
Darüber hinaus zeigen Erhebungen in den USA, dass es bei natürlichen Geburten, die allein von Hebammen betreut werden, seltener zu Komplikationen kommt, als bei Geburten, die nur von Ärzten begleitet werden.
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Frühgeburten können vermieden werden
In Deutschland kommt das Prinzip der Beleghebamme der kontinuierlichen Hebammenbetreuung am nächsten. Die Frauen lernen ihre Hebamme dabei schon früh in der Schwangerschaft kennen und treffen sie dann später als Beleghebamme in einem Krankenhaus wieder. Einige Beleghebammen bieten auch Vorsorgeuntersuchungen an. Auch das wird von den Krankenkassen bezahlt.
Oft finden Schwangere keine Hebamme, die neben der Vorsorge und Nachsorge auch Geburtsbegleitung anbietet. Dieses Angebot machen viel zu wenige der Freiberuflerinnen. Aktuell stehen insgesamt nur 1.848 Beleghebammen in Deutschland zur Verfügung. Viele von ihnen arbeiten zudem im Schichtdienst in Krankenhäusern und nur wenige als sogenannte Begleit-Beleghebamme, die die Frauen schon in der Schwangerschaft kennenlernen.
In den vergangenen Jahren haben sich viele freiberuflich arbeitende Hebammen wegen der enorm gestiegenen Prämien für ihre Berufshaftpflichtversicherung aus der Geburtshilfe zurückgezogen. Seit dem 1. Juli 2019 kostet diese 8.664 Euro jährlich. 2009 lag sie noch bei 2370 Euro, im Jahr 1998 sogar nur bei 393 Euro.
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Auch Ärzte können Schwangere kontinuierlich betreuen
Wichtig ist laut Schäfers eine bessere Kommunikation zwischen Ärzten, Hebammen und anderen Experten bei der Betreuung von Schwangeren und Babys. Ein Beispiel dafür ist Schweden. Dort gibt es Mütterzentren, in denen Frauenärzte, Hebammen und auch Kinderärzte und Sozialarbeiter Hand in Hand arbeiten.
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Mehr Hebammen ausbilden
In der Praxis zeigt sich der Mangel jedoch schon: In einigen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen sind keine Beleggeburten mehr möglich, weil es keine Hebammen gibt, die diese Leistung anbieten. Anders sieht es in Bayern aus, wo zumindest noch etwa fünf Prozent aller Geburten von Beleghebammen betreut werden. Ein Grund für die regionalen Unterschiede ist, dass sich der Staat nicht um die wohnortnahe Versorgung durch Hebammen kümmert. Während Ärzte nur dann Geld aus den Krankenkassen bekommen, wenn sie ihre Praxis je nach Bedarf in einem bestimmten Gebiet eröffnen, gibt es ein vergleichbares Modell bei Hebammen nicht. Elternverbände fordern vom Staat, überall eine wohnortnahe Versorgung mit Hebammenleistungen sicherzustellen. Und: Politiker wollen den Hebammen-Beruf attraktiver machen, zum Beispiel durch ein Studium.
Autorin: Anja Wollschlaeger
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