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Schwangerschaft
Das passiert bei einer Leihmutterschaft
Immer wieder wird in Deutschland über Leihmutterschaften debattiert. Doch was genau ist eine Leihmutterschaft, wie läuft sie ab und warum ist sie verboten?
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Artikel Abschnitt: Was ist eine Leihmutterschaft?
Was ist eine Leihmutterschaft?
Verschiedene Formen der Leihmutterschaft
Bei einer sogenannten Gestationsleihmutterschaft ist das Wunschkind auch das genetische Kind des Paars. Die zukünftige Mutter lässt sich eine Eizelle entnehmen, diese wird im Labor von ihrem Partner befruchtet und dann in die Gebärmutter der Leihmutter eingesetzt. Das Kind ist somit nicht mit der Frau, die es zur Welt bringt, verwandt. Doch es gibt auch eine andere Form der Leihmutterschaft: Kann die künftige Mutter keine Eizelle beisteuern, spendet zumeist die Leihmutter selbst eine Eizelle, die mit dem Sperma des künftigen Vaters oder seltener auch eines Fremden befruchtet wird. In diesem Fall ist sie selbst die leibliche Mutter, gibt das Kind jedoch an seinen Vater und dessen Partnerin ab.
Altruistisch oder kommerziell
Leihmutterschaften werden weltweit unterschiedlich gehandhabt. In einigen Ländern, wie Deutschland, ist eine Leihmutterschaft rechtlich nicht erlaubt. In anderen Ländern, wie beispielsweise in Großbritannien, ist sie hingegen rechtlich gestattet. Allerdings nur, wenn die Leihmutter für ihre Dienste nicht bezahlt wird. Eine solche Leihmutterschaft wird als altruistische Leihmutterschaft bezeichnet. Die Leihmutter bietet ihren Körper freiwillig und aus selbstlosen Motiven an. In der Ukraine, in einigen US-Staaten sowie in weiteren Ländern ist nicht nur die altruistische, sondern auch die kommerzielle Leihmutterschaft erlaubt. Bei dieser wird die Leihmutter finanziell für ihre Schwangerschaft entlohnt.
Artikel Abschnitt: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Anforderungen an die Leihmutter
Im Internet wird damit geworben, dass die zur Verfügung stehenden Frauen einen gesunden Lebensstil pflegen, physisch und psychisch gesund und zwischen 18 und 35 Jahre alt sind. Eine weitere Voraussetzung ist, dass jede Leihmutter schon mindestens ein eigenes, gesundes Kind zur Welt gebracht hat. Während der Schwangerschaft dürfen die Frauen nicht rauchen und keinen Alkohol trinken und werden laut den Agenturen medizinisch engmaschig betreut.
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Wie läuft eine Leihmutterschaft ab?
Beratung und hormonelle Behandlung
Dann folgen Beratungsgespräche, meist auch mit Rechtsberatung und medizinischen Voruntersuchungen. Erst dann werden mithilfe von Hormonen die Zyklen der Eizellenspenderin und der Leihmutter synchronisiert. Bei der Leihmutter wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut mit Östrogenpräparaten vorbereitet. Die Eierstöcke der Eizellenspenderin werden dazu angeregt, mehrere Eibläschen parallel reifen zu lassen, sodass möglichst viele befruchtungsfähige Eizellen entnommen werden können. Diese werden im Labor mit frischem oder aufgetautem Sperma befruchtet.
Das Einsetzen des Embryos
Wenn sich im Brutkasten erfolgreich Embryonen gebildet haben, wird meist einer ausgewählt (je nach Anbieter und gewähltem Paket mit oder ohne Geschlechtsauswahl), während die restlichen, falls gewünscht, eingefroren werden (Kryokonservierung). Die Auswahl der Embryonen kann mittels Präimplantationsdiagnostik erfolgen. Dabei werden die Embryonen auf Genschäden untersucht. Mit einem Schlauch wird der ausgewählte Embryo in die Gebärmutter der Leihmutter gesetzt. Zwei Wochen später zeigt ein Schwangerschaftstest, ob die Einnistung erfolgreich war. Wenn nicht, wird der nächste Embryo aufgetaut und eingesetzt. Die Geburtenrate nach einer künstlichen Befruchtung liegt bei 15 bis 20 Prozent pro Behandlungszyklus. Alle Untersuchungsbefunde und Ultraschallbilder werden während der Schwangerschaft mit den baldigen Eltern geteilt. Vertraglich wird die Leihmutter dazu verpflichtet, das Kind nach der Geburt den neuen Eltern zu überlassen.
Die Anerkennung der Elternschaft
Auch Paare in Deutschland können eine Leihmutterschaft im Ausland durchführen lassen. Doch damit die Einreise des Babys und die Anerkennung der Elternschaft in Deutschland klappen, müssen sich die Paare rechtlich umfassend beraten lassen. Nur weil die Agenturen damit werben, dass alles reibungslos funktioniert, muss das noch lange nicht der Fall sein. Im Gegenteil. So schreiben die deutschen Vertretungen in Indien zum Thema Leihmutterschaft: “Günstigstenfalls muss mit mehrjährigen Bearbeitungszeiten gerechnet werden, die vergehen, bis eine rechtliche Grundlage und die erforderlichen Zustimmungen zum Nachzug des Kindes im Rahmen eines Pflegeverhältnisses (ggf. mit dem Ziel einer späteren Adoption) vorliegen.”
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Warum ist die Leihmutterschaft in Deutschland nicht erlaubt?
Adoption ist auch keine Lösung
Könnte die Leihmutter das Baby nicht einfach gezielt adoptieren lassen? Nein, denn das Adoptionsvermittlungsgesetz untersagt die Ersatzmuttervermittlung. Eine Leihmutterschaft ist somit, auch wenn sie nicht explizit verboten ist, in Deutschland praktisch ausgeschlossen. Doch warum? Der Gesetzgeber führt als Begründung hauptsächlich den Schutz des Kindeswohls an. Die betroffenen Kinder könnten unter seelischen Konflikten sowie Identitätsproblemen leiden, wenn sie erfahren, dass sie zwei Mütter haben, eine, die sie zur Welt gebracht hat, und eine genetische.
Auch die postnatale Trennung könne sowohl für das Kind als auch die Leihmutter traumatisch sein. Studien zeigen jedoch, dass die Kinder in der Regel nicht darunter leiden, dass sie von einer anderen Frau ausgetragen wurden. Allerdings sind die Fallzahlen der bisherigen Studien zu gering, um repräsentative Ergebnisse zu liefern.
Artikel Abschnitt: Wie geht es den Leihmüttern?
Wie geht es den Leihmüttern?
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Die Diskussion um die Leihmutterschaft
Das Konzept der Leihmutterschaft verspricht den auftraggebenden Eltern den Traum vom eigenen Kind. Die Agenturen, die Leihmütter vermitteln, lassen sich diesen Traum bezahlen. Bis zu 100.000 Euro geben künftige Eltern für ein All-inclusive-Paket aus. Und die Leihmütter? Agieren aus unterschiedlichen Beweggründen: altruistischen und finanziellen. Ob sie selbstbestimmte Schwangere oder ausgebeutete Schwangere sind – beim Thema Leihmutterschaft verschwimmen schnell die Grenzen.
Die Gesellschaft muss Antworten finden
Die Diskussion über Leihmutterschaften wird weltweit geführt und ist eng verbunden mit den zentralen Fragen des Lebens: Gibt es ein Recht auf Kinder? Ab wann beginnt Leben? Wann ist eine Frau rechtlich oder sozial eine Mutter? Kann man einer Frau zumuten, ein Kind für eine andere Frau auszutragen? Fragen, auf die unsere Gesellschaft noch keine klaren Antworten gefunden hat. Nicht zuletzt auch, weil das Thema Leihmutterschaft in Deutschland noch ein Tabu ist.
Autorin: Verena Mengel
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Danke für den Hinweis in den Kommentaren. Natürlich muss es altruistisch heißen. Wir haben es korrigiert.
“Alturistisch”? Oder vielleicht doch “altruistisch”?
Alturistisch? Es muss wohl altruistisch heißen.
Meinten Sie “altRUistisch” mit dem von Ihnen verwandten Wort “altURistisch”?
Der Artikel an sich ist wirklich gut. Müsste es aber nicht “altruistisch” heißen (sieh Duden)
Alturistisch?