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SIDS
Plötzlicher Kindstod: Was man weiß – und was nicht
Grauenhafte Vorstellung: Ein Baby hört im Schlaf einfach auf zu atmen – plötzlicher Kindstod. Nun soll eine neue Studie einen Erklärungsansatz bieten.
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Artikel Abschnitt: Die Ursachen für SIDS waren lange völlig unklar
Die Ursachen für SIDS waren lange völlig unklar
Lange war unklar, weshalb immer wieder Kinder auf diese Weise versterben. Doch jetzt gibt es einen neuen Hinweis: Australische Forscher:innen haben Blutproben von frisch geborenen Babys gesammelt und untersucht, wie sich das Blut von Säuglingen, die später an SIDS verstarben, von dem Blut gesunder Babys unterscheidet. Das Ergebnis: Die Aktivität des Enzyms Butyrylcholinesterase (BChE) war bei Säuglingen, die am plötzlichen Kindstod verstarben, signifikant geringer als bei den gesunden Babys. Bei der Studie handelt es sich allerdings um eine Preprint-Studie. Die Ergebnisse müssen noch validiert werden.
Das Enzym BChE könnte daher künftig ein möglicher Biomarker für den plötzlichen Kindstod sein. Das Forschungsteam vermutet, dass eine zu geringe Menge des Enzyms den Erregungsweg zwischen Atmung und Schlaf beeinflussen könnte. Bei Erwachsenen kann ein BChE-Mangel bei bestimmten Narkosemitteln dazu führen, dass sie nach einer OP länger als normal bewusstlos bleiben.
Seit Jahren empfehlen Ärzt:innen Eltern verschiedene Maßnahmen, um das Risiko für den plötzlichen Kindstod zu senken. Wie fundiert sind diese Ratschläge?
Artikel Abschnitt: Der erste Ratschlag führte zu mehr Todesfällen
Der erste Ratschlag führte zu mehr Todesfällen
Fatal: Die Gegenstimmen wurden erst später gehört
Einzelne Fachleute stellten in wissenschaftlichen Artikeln immer wieder fest, dass die Bauchlage das Risiko für SIDS erhöhte – aber sie wurden lange nicht beachtet: 1944 warnte der amerikanischer Arzt Harald Abramson, 1973 ein deutscher Kriminalkommissar und 1985 wurden sogar entsprechende Zahlen vorgelegt. Trotzdem rieten Ärzt:innen jungen Eltern noch mehrere Jahre lang, ihr Baby auf dem Bauch zum Schlafen zu legen. Erst Anfang der 1990er-Jahre änderte man die Empfehlung in der Bundesrepublik Deutschland. In der DDR hatte man immerhin schon 1972 von der Bauchlage abgeraten, nachdem dort sieben Säuglinge an SIDS gestorben waren.
Heute guckt man auf die Zahlen
Die aktuellen Empfehlungen, um das Risiko für den plötzlichen Kindstod zu senken, beruhen nicht nur auf Ideen, sondern auf Daten, die sorgfältig ausgewertet wurden. Dazu vergleichen Wissenschaftler möglichst viele Fälle von SIDS: Sie analysieren, welche Umstände in diesen Fällen gleich waren, etwa ob in der Wohnung geraucht wurde, ob das Baby eine Erkältung hatte und in welcher Position es wo geschlafen hatte.
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Artikel Abschnitt: Empfehlungen mit deutlicher Evidenz
Empfehlungen mit deutlicher Evidenz
- Das Baby sollte auf dem Rücken schlafen, nicht auf dem Bauch und nicht auf der Seite. Die Matratze sollte fest sein, nicht zu weich und mit einem passenden Laken überzogen sein, das keine Falten wirft. Es sollten keine Kuscheltiere, Kissen oder Felle bei dem Baby liegen.
- Dem Baby sollte nicht zu warm werden. Keine Heizkissen oder Wärmflaschen ins Bett legen, lieber einen Schlafsack als eine Decke verwenden und keine Mütze beim Schlafen in der Wohnung anziehen.
- Wird in der Wohnung geraucht, erhöht sich das Risiko für SIDS deutlich. Auch wenn die Mutter während der Schwangerschaft oder der Stillzeit raucht, steigt das Risiko. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass auch E-Zigaretten, bei denen Nikotin verdampft wird, für das Baby schlecht sind.
- Studien zeigen: Eltern, die größere Mengen an Alkohol konsumieren, gefährden damit ihr Kind – etwa wenn sie dann zusammen mit dem Kind auf dem Sofa oder im gemeinsamen Bett einschlafen.
- Gestillte Säuglinge sterben seltener an SIDS als ungestillte.
- Säuglinge sollten im Schlafzimmer der Eltern schlafen, aber nicht im gleichen Bett.
- Impfen senkt das Risiko für SIDS.
- Babys, die mit einem Schnuller einschlafen, haben ein geringeres Risiko für SIDS.
Artikel Abschnitt: Manche Faktoren kann man nicht beeinflussen
Manche Faktoren kann man nicht beeinflussen
Das niedrige BChE-Level, das nun bei Babys, die durch SIDS verstarben, entdeckt wurde, liefert ein weiteres Puzzleteil. Möglicherweise können die aktuellen Forschungsergebnisse eines Tages dazu führen, dass Babys mit erhöhten SIDS-Risiko frühzeitig durch einen Screeningtest identifiziert werden.
Autorinnen: Christina Sartori / Verena Böttcher
Quellenangaben zum Artikel:
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Es wäre schon sehr interessant, genau erklärt zu bekommen, wodurch eine Impfung(anscheinend beliebiger Art), das SIDS-Risiko verringert
Wie kann Impfen helfen, wenn im Beipackzettel von Infanrix Hexameter (6fach Impfstoff) als Nebenwirkungen Apnoe (Atemstillstand, Atempause) steht? Diese Impfung wird schon ab der 8 Lebenswoche gegeben. Vielleicht ist ja da ein Zusammenhang mit SIDS?
Haben Sie auch geschaut, wie häufig diese Nebenwirkung vorkommt?
Ich habe dies nicht gelesen, aber wenn diese Nbenwirkung aufgeführt ist, kann man eine Impfung doch nicht in seriöser Weise empfehlen.. Das ist schon eine eigenartige Empfehlung.
Es sterben ja auch nicht alle Kinder, die auf dem Bauch schlafen an SIDS.
Mit dem Argument darfst eigentlich auch keine Medikamente nehmen, weil sie Nebenwirkungen auslösen könnten. Es geht ja bei Impfungen darum, schwere Krankheiten zu vermeiden — einmal bei sich selbst und einmal in der Gesamtbevölkerung.
Naja, wir wollen uns ja nicht schachmatt diskutieren, sondern vielleicht auch ein bisschen nachdenken. Sie schreiben es ja auch nicht als Maßnahmen auf, sondern als Empfehlungen. Ich bin halt verwundert, dass impfen hier als mögliche vorbeugende Maßnahme aufgeführt wird. Aber ok. kann sich ja jeder selbst ein Bild machen und… Weiterlesen »
Dann hoffe ich, dass Sie, ToB, sonst keine Medikamente nehmen. Wenn man sich da mal die Beipackzettel durchließt, man oh man.. nicht, dass Sie noch wegen Ibuprofen einen anaphylaktischen Schock bekommen und bei der nächsten Aspirin innere Blutungen 😉
Das bezieht sich aber auf Frühgeborene: „Das potentielle Risiko von Apnoen und die Notwendigkeit einer Überwachung der Atmung über 48 bis 72 Stunden sollte im Rahmen der Grundimmunisierung von sehr frühgeborenen Säuglingen (geboren vor der vollendeten 28. Schwangerschaftswoche) in Betracht gezogen werden. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die in der… Weiterlesen »
Interessante Diskussion, also ich verzichte Grundsätzlich auf Pharmazeutika es sei denn ich bräuchte unbedingt Schmerzmittel, Antibiotika oder eine Narkose für eine OP. Wenn man die Geschichte dahinter kennt sollte die Frage nicht nur lauten warum Ärzte die Medizin studiert haben sich von Pharma Händlern und Kaufleuten vorschreiben lassen wie und… Weiterlesen »